Vergebung? - Blaine POV

Ich sitze im Badezimmer auf dem Boden, als Elijah wieder zu mir zurück kommt.

„Was machst du da?", fragt er mich verwirrt.

„Hab mich übergeben."

„Du hast viel zu viel getrunken", sagt er und gibt mir meine Wasserflasche vom Schreibtisch.

Ich schüttle energisch den Kopf. „Ich muss mich ständig übergeben, jeden Tag."

„Und wieso?"

„Weil...", was soll ich sagen? Wenn ich jetzt weiterreden würde, würde ich anfangen zu weinen. Schon wieder. Ich weine in letzter Zeit viel zu oft.

„Weil?", fragt er mit sanfter Stimme und setzt sich neben mich auf den Boden.

Ich schaue ihn an und versuche meine Tränen wegzublinzeln.
„Du bist so wunderschön", flüstere ich leise und greife mit meiner Hand nach seinem Gesicht.

Er nimmt meine Hand von seinem Gesicht und hält sie fest.
„Weswegen musst du dich übergeben, Blaine?"

„Ich will nicht weinen", sage ich mit zittriger Stimme.

Er schließt seine Augen für einen kurzen Moment, legt seinen Kopf in den Nacken und atmet tief durch.
Als er sie wieder öffnet, schaut er mich mit einem sanften Blick an. Er legt seine Arme um mich und zieht mich ein bisschen zu sich heran.

„Kannst du aber", flüstert er leise.

Und das muss er mir tatsächlich nicht zwei mal sagen, es ist wie ein Stichwort für mich. Sofort fange ich an, in seinen Armen zu weinen.

Es fühlt sich ein wenig so an, als würde die ganze Last von den letzten Wochen und Monaten von mir abfallen.

Der Alkohol ist, durch das Übergeben, zum größten Teil raus aus meinem Körper. Ich kann also wieder klarer denken und die Probleme sind wieder im Vordergrund.

Elijahs Arme um meinem Körper fühlen sich an, als würde er alles das was kaputt gegangen ist, irgendwie wieder reparieren und zusammenhalten.

Alles ist plötzlich nicht mehr so aussichtslos. Alles ist plötzlich nicht mehr so schmerzhaft.

Ich weiß nicht wie lange wir einfach nur so da sitzen, es können auch Stunden sein. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Irgendwann kann ich mich auf jeden Fall ein wenig beruhigen und fühle mich ein wenig besser.

Ich hebe meinen Kopf und schaue in Elijahs Gesicht. Er schenkt mir ein leichtes Lächeln, bevor er mir die Tränen aus meinem Gesicht wischt.

Für einen Moment schauen wir uns einfach nur an und sagen nichts. Er legt seine Hand an meine Wange und streicht mir sanft über die Haut. Das hier ist alles, was ich mir die letzten Wochen gewünscht habe.

Alles andere ist gerade egal. Es ist egal das wir im Badezimmer auf dem Boden sitzen, das es nach Erbrochenem riecht und das es eigentlich extrem kalt ist.

„Ich bringe dich ins Bett", sagt er jedoch leise und steht auf.

Eigentlich will ich protestieren, doch vermutlich ist es wirklich besser, hier aufzustehen und ins Bett zu gehen.

Etwas unbeholfen, schlüpfe ich aus meinen Schuhen und aus meiner Hose und lege mich in mein Bett.
„Komm her", sage ich und hebe die Decke ein Stück nach oben.

Elijah zögert einen Moment. Ich sehe, dass er nachdenkt und mich sich selbst ringt. Dann tut er mir allerdings gleich und legt sich mit unter meine Decke.

Er kuschelt sich an mich heran und drückt sich fest an mich. Jetzt spüre ich, dass er mich ebenfalls sehr vermisst haben muss.

„Ich liebe dich", flüstert er leise.
Habe ich mir das gerade nur eingebildet? Immerhin war er doch eben noch mit Theo auf der Party. Bin ich doch noch betrunken und halluziniere? Das muss es sein, oder nicht?

Diese Wort lösen so unglaublich viel in mir aus. Sie lassen mein Herz höher schlagen und geben mir so viel Mut und Hoffnung zurück. Vorausgesetzt, sie sind ernst gemeint und keine Einbildung.

Aber das sind sie nicht, ich glaube fest daran. Alles hat plötzlich wieder einen Sinn. Alles.

Ist ihm bewusst, dass er mir gerade mein Leben gerettet hat?


Als ich am nächsten Morgen aufwache, liegt Elijah immer noch in meinem Arm und schläft. Mittlerweile ist es schon hell und die Sonne scheint durch die Vorhänge.

Habe ich wirklich mal wieder eine ganze Nacht geschlafen? Verwirrt schaue ich auf mein Handy, es ist 8 Uhr. Ich habe eine ganze Nacht geschlafen.

„Wieso bist du denn so unruhig? Ich will schlafen", nörgelt Elijah und schaut mich mit kleinen Augen an.

Ich grinse ihn zufrieden an und gebe ihm einen Kuss auf die Wange.

„Ich habe geschlafen", sage ich fröhlich.

„Es geht dir nicht gut, habe ich recht?"

Ich schaue ihn an und schüttel den Kopf. „Nicht wirklich." Eigentlich möchte ich gerade nur den Moment genießen und nicht über so etwas sprechen.

„Das sieht man dir an", sagt er und dreht sich auf den Rücken. „Weißt du noch, was du gestern gemacht hast?"

„Ja, weiß ich noch", sage ich. Irgendwie ist es mir im Nachhinein jetzt etwas unangenehm, weil es vermutlich ziemlich peinlich ist. Trotzdem stehe ich ich zu meinen Worten.

„Wieso hast du das gemacht?"

„Weil es nun mal die Wahrheit ist. Und weil ich mit dir zusammen sein will, so richtig."

„Du willst mit mir zusammen sein?", fragt er perplex.

Ich nicke. „Ja", sage ich knapp.

„Aber...", sagt er verwirrt. „Wie soll das gehen?"

„Ich weiß, dass du kein Geheimnis sein willst. Ich will das auch nicht mehr geheim halten. Aber ich muss diese ganze Sache irgendwie klug angehen. Stacy hat mir geraten, dass ich erstmal mit einer Person darüber sprechen soll. Vielleicht mit Godric oder so."

„Ist Godric nicht dieser komische Mann, der immer mit hier ist?"

Bei seiner Aussage muss ich schmunzeln. „Genau, der. Aber er macht sowieso alles was ich will. Ich will schauen wie der reagiert und dann... dann will ich mit ihm reden wie wir das am besten machen können."
Im Nachhinein betrachtet klingt diese Aussage ziemlich arrogant, aber so meinte ich es gar nicht.

Elijah schaut mich mit großen Augen an.
„Das heißt, wir müssen das nicht mehr so lange geheim halten?"

„Nein", sage ich grinsend. „Nicht mehr so lange."

Elijah erwidert mein Grinsen und zieht mich zu sich herunter. Er legt seine Lippen auf meine und fängt an mich zu küssen.

Wie sehr ich das vermisst habe. Ich kann mein Glück gerade kaum fassen.

„Übrigens... du musst deine Worte von gestern Abend noch einlösen", sagt er grinsend. „Er kommt, aber nicht nach Hause."

„Oh", sage ich. Habe ich wirklich so etwas gesagt? Wie unangenehm. Das passt irgendwie gar nicht zu mir.

Ich grinse ihn einfach nur an und fange dann wieder an, ihn zu küssen. Doch im nächsten Moment, muss ich an diesen Theo denken. Er schleicht sich einfach so in meinen Kopf, ohne das ich etwas dafür kann.

Ich unterbreche unseren Kuss und setze mich auf.

„Was ist denn los?", fragt Elijah besorgt.

„Theo...", sage ich. „Er... und du... hattet ihr Sex?"

„Ernsthaft?", fragt er schockiert und setzt sich ebenfalls auf. „Was ist das denn für ein mieses Timing?"

Ich schaue ihn fragend an. Ich muss das wissen. Warum weiß ich selbst nicht so genau. Irgendwie ist das ein wenig kindisch.
„Hattet ihr?"

„Nein", sagt er knapp. „Wieso ist das so wichtig?"

„Weil ich nicht weiß, was er dir bedeutet", sage ich.

„Wenn ich mit ihm geschlafen hätte, würde das denn irgendwas daran ändern? Aber nein, wir haben uns nur geküsst. Theo ist... beziehungsweise war eigentlich nur eine Art Ablenkung", sagt er etwas traurig. „Eigentlich würde ich niemals jemanden ausnutzen."

„Empfindest du was für ihn?"

„Nein!", sagt er. „Und jetzt hör auf von ihm zu sprechen."

„Eure Majestät?", höre ich Godric von draußen rufen. „Es ist schon sehr spät, Ihr Vater erwartet Sie in einer halben Stunde und vorher müssen Sie noch ausgemessen werden."

Seufzend lege ich meinen Kopf in den Nacken. „Ich bin gleich da", rufe ich.

„Wieso haben heute alle so ein scheiß Timing?", fragt mich Elijah und rutscht etwas beiseite.

„Ich weiß es nicht", sage ich genervt und stehe auf. „Geh du doch einfach Frühstücken, ich beeil mich."

„Hier im Internat?"

Ich zucke mit den Schultern. „Klar."

„Als Externer geht das nicht."

„Elijah", sage ich grinsend. „Vergiss nicht, wer in diesem Land das Sagen hat."

„Entschuldigen Sie, Eure Majestät", sagt er grinsend.



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Also ich kann mir nicht helfen, aber irgendwie ist Blaine manchmal ziemlich unbeholfen und benimmt sich ziemlich seltsam. Er hat bestimmt seine Gründe😂

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