2. Eure Majestät - Elijah POV
„Mama, kannst du mich bitte fahren? Ich bin so spät dran."
„Elijah, ich muss selbst gleich arbeiten."
„Verdammt."
Ich bin so spät dran und werde vermutlich meine Bahn verpassen. Dann muss ich fast eine halbe Stunde warten und würde viel zu spät kommen.
Und das am ersten Schultag nach den Ferien. Heute steht ein kleines Programm auf dem Plan, natürlich für Blaine.
Ich darf also nicht zu spät sein, sonst sind meine Lehrer sauer. Ich als Schülersprecher, muss da sein.
Wobei „Alibi-Schülersprecher" wohl besser passt.
Ich nehme mir meine Jacke und meinen Rucksack und sprinte los, wenn ich mich beeile, dann schaff ich die Bahn vielleicht doch noch.
Die Straßen sind nass und matschig, der Schnee fängt allmählich an zu tauen, denn die Temperaturen sind nicht mehr im Minusbereich.
Trotzdem ist es noch total kalt und ungemütlich.
Trotz meinen Bemühungen, schaffe ich die Bahn nicht und muss jetzt also warten.
Ich mach meine Jacke ein wenig weiter zu und ziehe meine Mütze tiefer in mein Gesicht. Ich will die halbe Stunde echt nicht erfrieren.
„Och ne", fluche ich, als ich an mir herunter schaue. Durch das Rennen, durch den nassen Schnee, habe ich nasse Schuhe und ein paar Spritzer auf meinen Hosenbeinen.
Wenn ich jetzt nochmal nach Hause laufe, dann verpasse ich auch noch die nächste Bahn.
Also muss ich einfach darauf hoffen, dass es schnell trocknet.
Während ich auf die Bahn warte, durchstöbere ich Instagram. So früh am Morgen, gibt es allerdings noch nichts weiter zu sehen.
Trotzdem kann ich mir einigermaßen die Zeit vertreiben und meine Bahn kommt endlich.
Hier drinnen ist es immerhin angenehm war, vor allem weil ich an der Heizung sitze. So kann meine Hose noch etwas trocknen.
Meine Schuhe werden wohl den Tag über nass bleiben müssen, aber was soll's.
Immerhin bekomme ich den Anschlussbus und muss nicht nochmal in der Kälte warten.
Der Bus ist sogar richtig leer, denn alle die sonst mit ihm fahren, sind ja schon eine halbe Stunde früher dran.
Sobald ich aus dem Bus raus bin, schau ich nach oben zu meiner Schule. Und fuck, Blaine kommt gerade an der Schule an.
Ich bin viel zu spät dran.
Wieder fang ich an zu sprinten, nehme dieses Mal gleich den Berg und verzichte auf den Weg.
Was eine absolut schlechte Entscheidung ist! Denn im nächsten Moment rutsche ich aus und lande geradewegs auf dem Bauch im Matsch.
Wie viel Pech kann ein einzelner Mensch haben?
Fluchend stehe ich auf und schaue an mir herunter. Meine Jacke ist vollkommen durchnässt und dreckig.
Wie soll ich denn so zur Schule gehen?
Das ist der Punkt, an dem ich am liebsten wirklich nach Hause gehen würde.
Doch ich kann nicht unentschuldigt fehlen.
Scheiß drauf. Ich atme tief durch und lauf weiter. Ich schaff das schon.
Schon von weitem sehe ich, dass Blaine mit seinem Vater und zwei mir unbekannten Leuten, vor der Schule steht.
Ich kann sie nicht einfach ignorieren. Blaine ist der König von England.
Was soll ich sagen? Soll ich überhaupt etwas sagen?
Darf man reden, ohne vom König angesprochen zu werden?
Ich nehme all meinen Mut zusammen und laufe geradewegs auf sie zu.
Einer der Männer, schaut mich an, als sei ich verrückt. Er sagt irgendwas zu den anderen und alle drehen sich zu mir um. Na ganz toll.
Auch Blaine schaut mich an. Seine Augen weiten sich und er kommt ein paar Schritte auf mich zu.
„Elijah", sagt er. „Hey!"
Ich bleibe stehen und überlege. Ich verbeuge mich vor ihm und erwidere sein „hey."
„Eure Majestät", füge ich schnell noch hinzu.
„Was... was ist denn passiert?", fragt er und deutet auf meine Jacke.
„Beschissener Tag... ich bin gestolpert und habe meine Bahn verpasst."
Ohne zu überlegen, zieht er seine Jacke aus. Zum Vorschein kommt ein eleganter, dunkelblauer Anzug.
Er reicht mir seine Jacke und schaut mich auffordernd an.
„Ich... äh", murmel ich und nehme seine Jacke entgegen.
„Godric", sagt er an einen der älteren Männer gerichtet. „Bitte begleiten sie Herrn Walsh nach drinnen und geben Sie ihm eine frische Schuluniform."
„Ja, Eure Majestät."
Der Mann nickt mir zu und winkt mich zu sich.
Ich folge ihm in die Schule und bemerke die Blicke der anderen Schüler. Sie tuscheln viel zu offensichtlich und geben sich nicht einmal Mühe, es zu verstecken.
„Welche Größe benötigen Sie?"
„Größe S", sage ich knapp.
„Warten Sie hier."
Er verschwindet in einem der vielen Büros und kommt kurze Zeit später mit einer neuen Schuluniform zurück.
„Danke", sage ich leise und mache mich mit schnellen Schritten auf den Weg zu den Umkleidekabinen.
Anschließend verstaue ich mein Zeug im Spind und begebe mich zurück zum Eingang der Schule.
Gerade noch rechtzeitig, stelle ich mich an den Rand und empfange, gemeinsam mit den anderen, den König und seine Begleiter.
Wir folgen ihnen in den großen Gemeinschaftsraum. Hier ist schon alles vorbereitet, Stühle für alle Schüler stehen bereit und vor allen anderen, auch welche für Blaine und seinen Vater.
Nachdem sich Blaine gesetzt hatte, taten wir ihm gleich. Sein Blick ist auf uns gerichtet und er räuspert sich kurz.
Ich bemerke, wie er tief durchatmet und dann wieder aufsteht.
„Guten Morgen", sagt er. „Ich freue mich wirklich, wieder zurück an der Carymount zu sein. Trotz der jüngsten Ereignisse, werde ich meinen Abschluss hier machen. Wir alle kennen uns nun schon fast 9 Monate persönlich. Wir hatten eine angenehme Zeit zusammen und ich wünsche mir, dass es auch zukünftig so bleibt. Bitte behandelt mich nicht anders, als vorher. Für den ein oder anderen wird das vermutlich nicht ganz so leicht sein und das verstehe ich. Aber bitte lasst euch eins sagen; ich bin immer noch der Blaine, der ich von Anfang an schon war."
Sein letzter Satz ist eine Lüge. Er ist ein anderer Blaine als vorher.
Aber darum geht es nicht.
Ich sehe ihm an, dass diese Sache irgendwas mit ihm gemacht hat. Er wirkt leer und verletzlich.
Und wieder frage ich mich, wieso es niemand sieht, außer ich?
Ich drehe mich um und halte nach meinen Freunden Ausschau. Sie sitzen ein paar Reihen hinter mir und nicken mir lächelnd zu.
Gott sei Dank sind die beiden da. Ich habe schon gedacht, sie sind krank oder schwänzen.
„Ich will euch noch mitteilen, dass die Sicherheitsvorkehrungen nicht schlimmer geworden sind. Im Gegenteil. Es gibt keine Kameras mehr auf den Gängen, nur noch in den Eingangsbereichen der Schule."
Er hat die Kameras abmontieren lassen?
„Leibwächter und Security stehen vereinzelt in den Gebäuden herum und können in Notfällen eingreifen. Mehr gibt es eigentlich auch gar nicht zu sagen. Danke, dass ihr euch alle die Zeit genommen habt."
Alle fangen an zu klatschen, also schließe ich mich ihnen an.
Blaine setzt sich neben seinen Vater und richtet seinen Anzug.
Miss Smith, unsere Direktorin, geht nach vorn und verbeugt sich vor dem König.
„Ich freue mich wirklich sehr, Eure Majestät wieder hier begrüßen zu dürfen. Selbstverständlich ist uns bewusst, dass Sie hin und wieder zu Terminen müssen."
Blaine schüttelt den Kopf. „So lange ich noch in der Schule bin, wird das alles so gering wie möglich gehalten und nur, wenn es wirklich notwendig ist, werde ich vom Unterricht fern bleiben."
„Ich bin fasziniert von dieser Entscheidung", sagt sie vollkommen überzogen.
Natürlich, jetzt machen alle was er will.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top