22. Zweiundzwanzig

Grayson

Der Spiegel in meinem Zimmer verzog meine Gestalt in die Länge, sodass ich nur noch größer und schlanker wirkte. Dabei legte sich mein Anzug beinahe perfekt um meinen Körper.
Liliana redete die letzte Nacht nur darüber wie gut er doch an mir aussah und was es doch für ein hochwertiger Stoff gewesen sei. Sie redete irgendwas von Schurwolle, Futterstoff aus Seide und warf danach nur noch mit mehr Fachausdrücken um sich. Also blieb mir nur noch übrig sie auf irgendeine Art zu stoppen.

Sie wusste jedoch nicht, dass es unsere letzte Nacht gemeinsam gewesen war.
Das letzte Mal, dass ich ihre unkomplizierte Art genießen konnte und an etwas anderes dachte als die Prinzessin. Und obwohl ich sie verlassen musste, versetzte es meinem Herzen nicht einmal einen winzigen Stich.

Erst nach Quinn lernte ich so gefühllos zu sein wie es mir nur möglich war. Nach ihrem Tod sah ich die meiste Zeit über nur schwarz. Ich glich einem wild gewordenen Stier, schlug wahllos auf Wände ein, manchmal traf es auch meinen Bruder.
Aber Reed half mir aus meinem Rauschzustand. Er lehrte mir immer mehr wie ich damit umgehen konnte, dass ich der Liebe meines Lebens eine Kugel in den Kopf gejagt hatte, auch wenn mich das Bild jetzt noch in meinen Träumen verfolgte.

Was mir in diesem Moment jedoch mehr Sorgen bereitete war, wie viel ich über die Prinzessin nachdachte.

Sie sollte mir egal sein.
Immerhin würde sie nach dem Tod ihres Bruders den schönsten Job haben.
Es gab genug Bodyguards, die auf sie aufpassen würden, vielleicht niemanden der ihr so nahe stand und sie vor ihrem zukünftigen Ehemann beschützte, aber ich konnte nicht ewig auf sie aufpassen. Und auch wenn sich bei dem Gedanken an Kaia und Matthew meine Kehle zuschnürte, wusste ich, dass es keine andere Wahl für mich gab. Es war an der Zeit meinen Auftrag zu beenden und dem Rest seinem Schicksal zu überlassen.

„Was genau hast du denn heute Abend vor?“, fragte Reed, als ich mir meine Krawatte richtete. Er schlich sich immer wieder ins Schloss, wenn er gerade nichts zu tun hatte. Sein Körper war an den hölzernen Schreibtisch gelehnt und im Gegensatz zu mir trug er ein einfaches Hemd und eine dunkle Jeans.
Sein Job war eindeutig nicht so formell wie meiner.

„Vergiften, Matthew unterjubeln und abhauen“, schilderte ich meinen Plan in Kurzfassung. Matthew das kleine Fläschchen unterzujubeln würde ein Kinderspiel werden. Dabei dachte ich nicht, dass meine Rache an dem Prinzen so einfach ausfallen würde. Auch wenn ich ihn nicht umlegen würde, konnte es eine Genugtuung sein zu wissen, dass es sein Todesurteil sein wird und sich wenigsten dicke Gitterstäbe zwischen ihm und der Prinzessin befinden werden.

„Schade, und ich dachte, du stehst auf ein bisschen Action“, grinste mein Bruder vergnügt und erst jetzt merkte ich, wie untypisch mein Plan wirklich für mich war, vor allem da Matthew mit im Spiel war. Früher dachte ich nicht einmal daran unauffällig zu sein. Natürlich achtete ich stehts darauf nicht erkannt zu werden, aber ich sträubte mich nicht vor lauten Waffen.

Mein Hintergedanke dabei war aber, dass Kaia es mit Ansehen musste und ich wollte auf garkeinen Fall, dass sie sich die Schuld für den Tod ihres Bruders gab, da sie zuließ, dass ich wegen ihr länger im Schloss blieb. Ich würde danach einfach unauffällig verschwinden. Immerhin wäre ein so ungeschulter Bodyguard keine Option für eine Königin, schon gar nicht, weil wir uns viel zu nahekommen würden. Es musste nach einer gewissen Zeit einfach der Moment kommen, an dem die Vernunft verlor und die Lust siegte.

„Oh… verstehe. Du willst deiner süßen Prinzessin den Anblick ersparen“, warf Reed wieder ein, als ich mehrere Minuten nichts antwortete. Ich zog meinen Gürtel mit der Waffenhalterung durch die Gürtelschlaufen und murmelte nur ein verbissenen „Halt den Mund“ als Antwort. Mein großer Bruder grinste mich wieder nur wissend an und konnte es sich auf keinen Fall sparen eine weitere Bemerkung zu lassen.
„Mein kleiner Bruder wird wohl gleich zwei Frauen an einem Abend das Herz brechen. Wow, als du noch klein warst und dein Geschäft in deinen Windeln erledigt hast, dachte ich nie, dass ich so etwas Mal sagen dürfte.“

Ich zog mein Sakko an, richtete meine Ärmel und warf ihm nur einen genervten Blick zu, was ihm jedoch nur die Gelegenheit gab, sich noch mehr über mich lustig zu machen. Bevor er jedoch die Möglichkeit hatte mich mit irgendwelchen Geschichten aus meiner Kindheit zu ärgern unterbrach ich ihn: „Kaia hat kein Interesse an mir.“

Als mein Bruder plötzlich auflachte, merkte ich, was für ein schlechter Lügner ich in seiner Gegenwart war, da er wahrscheinlich eine Fähigkeit besaß meine Gedanken zu lesen.

„Ja klar, genauso wenig wie du auf sie stehst.“

„Ich steh nicht auf sie.“

„Oh ja, tut mir leid. Du liebst sie“, antwortete er schnell und warf mir einen vorwurfsvollen Blick zu bevor er noch einen kurzen Satz hinzufügt, der mir tatsächlich einen Stich versetzte.

„Pass bloß auf, dass du dir selbst nicht das Herz brichst. Du weißt was ich dir gesagt habe.“

Viel zu oft erinnerte er mich daran, was er mir immer wieder eingetrichtert hatte, wärend ich einen meiner tausenden Nervenzusammenbrüche bekam, als ich nicht mehr klarsehen konnte, dank den vielen Tränen in meinen Augen. Er wollte mir immer wieder beibringen, was Liebe das nächste Mal mit mir tun würde.

Das nächste Mal würde sie mich zerstören.

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written by artisticwinchestxr

Uhh der Ball steht kurz bevor und Grayson plant was großes..
Hoffentlich gelangt das Gift nicht in das falsche Getränk....

Wird Grayson seinen Plan durchziehen?

Wie wird es nach dem Ball Abend weiter gehen?

Was wird am Frühlingsball alles passieren?

Meinungen zum Kapitel?

Kritik und andere Anmerkungen sind immer erwünscht!

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