Kapitel (26)


; "Er könnte mich in den hintersten Winkel der Hölle schicken und ich würde ihm stets dienen. Er könnte mich mit jeglichem Willen verstoßen und ich würde ihn immer noch ehren. Er könnte mir sagen er würde mich hassen und ich würde ihn trotzdem lieben."

14. Februar, 1862

Mitternacht. Die volle Stunde hatte geschlagen.

Schluckend betrachtete ich den Sekundenzeiger meiner Taschenuhr in der Hand, noch immer unschlüssig darüber, ob ich das Zimmer überhaupt betreten sollte. Vor einigen Stunden mochte ich noch sehr überzeugt und selbstbewusst wirken, aber dies war schon längst nicht mehr der Fall.

"Verdammt, Jimin!", fluchte ich und lief dabei hin und her, während ich über meine eigene Nervosität jammerte. Yoongi unter besonderen Umständen in der Nacht zu treffen, konnte einen doch nicht so sehr aus der Bahn werfen, oder etwa doch?

Ich nahm all meinen Mut zusammen und hämmerte mit zugekniffen Augen gegen die Tür, was ich nur kurze Zeit später sofort wieder bereute. Jetzt gab es kein zurück mehr.

"Herein", rief Yoongi und somit betrat ich nun mit gesenktem Blick das Gemach. Jedoch hielt dies nicht lange an, als mein Sichtfeld plötzlich auf den Schwarzhaarigen fiel, welcher bereits oberkörperfrei mit verschränkten Armen hinter seinem Kopf auf dem Bett ausgebreitet war.

Bei diesem Anblick weiteten sich meine Augen. Nicht nur das, meine Kinnlade drohte nahezu abzufallen. Ich betrachtete seine blasse, makellose Haut, seinen gutgebauten Körper, sowie seine überaus attraktiven Gesichtszüge, die einen um den Verstand brachten. Dieser Mann wusste wie man sich in Szene setzte.

"Du starrst", merkte der Ältere an. "Hat man dir nicht beigebracht, dass das sehr unhöflich ist?"

"Ich bitte um Verzeihung", murmelte ich. Im Gegenzug dazu hätte ich ihn fragen sollen, ob man ihm nicht beigebracht hatte, dass es umso unhöflicher ist sich nackt vor anderen Leuten zu präsentieren. Menschen könnten sterben.

"Wie auch immer, hast du mal auf die Uhr geschaut?"

Wissend, dass der Prinz außerordentlich auf Pünktlichkeit achtete, versuchte ich die Zeit spielerisch in den Hintergrund zu drängen, denn eigentlich war ich ja so gesehen gar nicht spät - ich verbrachte meine Zeit nur mit mir selbst redend vor der Tür.

"Es ist 12:04 Uhr. Kurz nach Mitternacht.", gab ich schüchtern bekannt.

"Ganz genau. Und wann hatten wir einen Treffpunkt ausgemacht?"

"Um zwölf", versicherte ich ihm. "Punkt zwölf."

"So sieht's aus." Der Ältere richtete sich auf und lief grinsend auf mich zu. Ich trat einige Schritte zurück, da ich von seinem Anblick noch immer zu überwältigt war. Er wirkte eindeutig zu majestätisch und den Anschein, dass so eine Perfektion nur wenige Zentimeter vor mir stehen könnte, bereitete mir Angst.

"Wovor fürchtest du dich?", wisperte der Prinz mit einem leichten, nicht deutenden Lächeln, während er einen Arm um meine Hüfte legte, sodass er mich näher an sich ziehen konnte.

"N-nichts." Ich fuchtelte mit meinen Armen vor der Brust rum und ging etwas auf Abstand, doch die gewaltige Kraft des Adligen erlaubte mir dies teilweise gar nicht.

"Du wirkst auf einmal so anders in meiner Gegenwart."

"Das müssen Sie sich einbilden", lachte ich nervös, was wohl eher lächerlich klang. "Sie können mir vertrauen, ich habe wirklich keine Angst vor Ihnen."

"Vertrauen, hm.", nuschelte der Größere wohl eher sich selbst fragend, ehe er mir in einem Takt wieder seine volle Aufmerksamkeit schenkte.

"Du wirst alles für mich tun, richtig?"

Eigentlich nicht, aber daraus bestand nunmal meine Aufgabe, weshalb ich einfach energisch nickte. Ich wusste ganz genau worum es hier ging, doch was ich allerdings nicht wusste, war wie weit der Herr mit mir gehen würde. Und diese Ungewissheit bereitete mir unangenehme Sorgen.

Vielleicht wollte er mich nicht einmal in der Art, wie ich ihn wollte? Betrug ist kein seltener Fall, mich würde es auch nicht wundern, wenn der Ältere sich insgeheim nur einen Scherz erlaubt hatte. Unterhaltung ist das einzige was den Noblen in dieser Welt Freude bereitete, das hatte ich mittlerweile gelernt.

"Dann hör mir gut zu", flüsterte der Schwarzhaarige, während er seine Finger unter meinem Kinn platzierte und mir intensiv in die Augen starrte.

"Du gehst jetzt raus und wirst mir ein schwarzes, langes Tuch, eine Platte mit Obst, den besten Sekt, ein Messer und ein Seil besorgen."

Das klang nach einem geplanten Mord, dennoch wollte ich versuchen mich nicht einschüchtern zu lassen. Ich riss mich also aus seinem Armen, verbeugte mich und sprach: "Selbstverständlich. Ich werde in Kürze hier sein."

Mit hochrotem Kopf rannte ich die Gänge entlang, vergaß dabei völlig meine eigentliche Absicht. Er benötigte ein schwarzes Tuch, doch warum gerade ein schwarzes?

Diese Frage würde ich ihm später definitiv stellen.

Ich wusste ja nicht mal woher man so etwas bekommen würde. Also startete ich meine Suche in einem Raum, welcher in der abgelegensten Ecke des Schlosses lag. In diesem bewahrte man Kleidungsstoffe auf, die vernäht werden können. Wenn ich hier nichts finden würde, wusste ich ehrlich gesagt auch nicht weiter.

Doch tatsächlich fand ich nach längerem Suchen in einem Haufen das gewünschte Material. "Hab ich dich!" Zufrieden seufzte ich auf und spazierte pfeifend aus dem stickigen Raum.

Das nächste war eine Platte mit Obst, sowie der beste Sekt des gesamten Schlosses. Ich musste nicht lange überlegen, bis ich wusste, wo ich mich melden musste. Die Küche war mein Ziel.

Ich hatte nicht erwartet jemanden hier vorzufinden, doch es brannte Licht. Zwei Küchenmägde waren immer noch am Arbeiten, selbst so spät in der Nacht. Auch wenn ich sie ungerne zur Zubereitung verdonnert hätte, musste ich dem nachgehen. Bei den Küchenmägden angekommen bestellte ich sofort das bestimmte Gericht auf Wunsch des Prinzen. Glücklicherweise nahmen diese es mir auch nicht übel oder stellten irgendwelche weiteren Fragen, sondern versprachen mir höchstpersönlich sie würden es angemessen vor das Zimmer platzieren. Dies erleichterte mich und ersparte mir einiges besonders.

Die vierte Besorgung: ein Messer.

Als ich mir sicher sein konnte, dass die Köchinnen sich dem Obst widmeten, griff ich unangekündigt und möglichst lautlos in ein Fach um ein Messer hervorschieben zu können. Dies gelang mir.

Ich rannte um mein Leben, denn niemand sollte mich in dieser Verfassung auffinden können. Ich sah aus wie ein Serienmörder.

Eventuell kam ich zu einem Halt, wobei ich mich mit meiner Hand an der Wand abstützen musste um meinen Atem wieder regulär stillen zu können.

In diesem Moment ging eine Tür auf und ein kleiner Kopf blickte aus dem Spalt hervor. "Jimin?" Ich sah auf, nur um einen Butler in meinem ungefähren Alter vorzufinden. Wohl eher in Jungkooks Alter, vermutete ich bei genauerer Betrachtung. Sein Name lautete Jaehyun meines Wissens nach. "Ist alles in Ordnung?", fragte er besorgt.

"Es könnte nicht besser sein", behauptete ich hechelnd. "Geh' bitte wieder schlafen, es tut mir Leid, falls ich dich geweckt habe."

"Warum hast du ein Messer bei dir?"

Schweißperlen flossen meine Stirn entlang. Genau diese Situation wollte ich umgehen.

"Es ist alles okay, bitte geh' wieder in dein Zimmer", bat ich und versuchte mein charmantestes Lächeln aufzusetzten, doch der Braunhaarige betrachtete mich weiterhin skeptisch.

"Du wirst nichts Böses tun, oder? Was hast du damit vor?"

"N-natürlich nicht", meinte ich, während ich ihm immer näher kam. "Na gut, ich verrate es dir, aber du darfst es niemanden erzählen, okay?"

Der mir gegenüberstehende Junge nickte wie in Trance. Ich blickte nach links und nach rechts, sodass es wie ein ultimatives Geheimnis wirkte. Ja, wohlmöglich war ich ein kleines Schauspieltalent.

"In meinem Zimmer ist eine Fee gefangen. Sie hat sich in den Kordeln meiner Vorhänge verheddert, deshalb muss ich ihr nun mit diesem Messer wieder raushelfen.", flüsterte ich bedrohlich.

Der Mund des Jüngeren verformte sich direkt in ein "o". Er schaute ebenfalls in beide Richtungen und legte schließlich seine Hand auf meiner Schulter ab. "Keine Sorge. Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Nun geh' und hilf schnell dieser Fee!"

Ich ging auf dieses Schauspiel ein und versicherte ihm ich würde mein Bestens geben um diesem Geschöpf wieder in die Freiheit zu verhelfen. Mir fiel keine sonderlich gute Ausrede ein, doch dass er mir diese Aussage ohne Zweifel direkt abkaufte, überraschte mich.

Wo würde ich letztendlich ein Seil finden? Diese Frage beschäftigte mich eine Weile, doch egal in welchen Räumen ich suchte, ich würde es nicht finden. Nach 20 Minuten gab ich schließlich auf, ich wollte meinen Herrn keinesfalls länger warten lassen.

Vermutlich war er bereits sauer auf mich. Ich hoffte nur, dass er es mir nicht übel nahm.

Ohne Eilmeldung betrat ich also das Zimmer, die jeweiligen Materialen in meinen Händen oder auf meinem Arm balanciert. Sofort erhielt ich dabei die Aufmerksamkeit des Älteren.

"Hast du alles?", fragte er mich mit seiner unglaublichen Tiefen Stimme.

"Ja, aber-"

"Gut", unterbrach mich Yoongi mit einem Wort, während er gelassen auf mich zu spazierte.





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Ich glaube ich hab euch nie ein frohes neues Jahr gewünscht, also Happy New Year ihr Cuties! 😂🎉

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