Kapitel (02)



; "Mit Bedacht versuche ich lediglich nur die Befehle meines Herrn so gewissenhaft auszuführen, wie ich kann."

04. Februar, 1862

"Mein Herr, bitte stehen Sie auf!" Verzweifelt versuchte ich den Prinzen in einer möglichst höflichen Art zu wecken, wobei er jedoch total abblockte.

"Ich möchte aber nicht", quengelte soeben Genannter und drehte sich im nächsten Moment gähnend zur anderen Seite.

"Ihr Vater wünscht Sie zu sehen.", versuchte ich es noch einmal.

"Du bist mein Butler, regle das!"

"Aber Mylord-"

"Nicht's da! Richte ihm aus, dass Ihre Majestät den Schönheitsschlaf braucht."

Seufzend zupfte ich meinen Anzug zurecht und schenkte dem Prinzen eine letzte Verbeugung. Wie konnte man auch nur so stur sein?

"Wie Sie wünschen."

"Ach ja und Jimin - noch etwas."

Möglichst interessiert wirkend wandte ich mich zu Yoongi. "Was benötigen Sie, mein Herr?"

"Ich möchte mein Frühstück ans Bett geliefert bekommen."

Frühstück im Bett? Der Ältere hatte aber vielleicht absurde Ideen. Doch wie könnte ich jemals seine Befehle abschlagen, wenn er schließlich die Ursache für mein Wohl war. Zähneknirschend willigte ich ein, ehe ich wieder den Küchenmägden einen Besuch abstattete. Nach wenigen Minuten erhielt ich auch schon das Tablet und stolzierte sofort wieder in das heilige Zimmer des Prinzen.

"Eure Hoheit, Ihr Essen ist fertig."

Murmelnd rieb sich der Schwarzhaarige die Augen und setzte sich langsam auf. Dabei strak er sich und ließ seltsame Töne aus seinem Mund entfliehen, die mich zum Schmunzeln brachten. Daraufhin sah er mich verstört an.

"Was ist, Butler?"

"Nichts, Mylord."

Ich übergab ihm das Essen und legte es auf seine dünnen Oberschenkel ab. "Guten Appetit, mein Herr." Wie immer zeigte ich meinen Respekt durch eine Verbeugung. Doch bei meinem zugegebenermaßen sehr eleganten Abgang vernahm ich plötzlich einen leisen Schlag, gefolgt von einem schwachen Ziehen in meinem hinteren Bereich.

Er hatte mir nicht gerade ernsthaft einen Klaps auf den Hintern gegeben?

"Danke, Chim Chim."

Der Ältere grinste mich schief an, ehe er auch schon began zu essen. Mir stieg sofort die Röte ins Gesicht. Zum ersten Mal hatte ich ihn Grinsen gesehen und dies erniedrigte mich auf eine bestimmte Art und Weise.

"I-immer wieder gerne."

Ich beobachte den Schwarzhaarigen beim Essen. Konnte man dies als unhöflich bezeichnen? Vermutlich nicht. Ich musste mich ja vergewissern, dass mein Herr nicht erstickte oder sein Essen in übernatürlichen Größen zunahm. Die Arbeit eines Butlers erforderte durch aus mehr als nur Kontrollfähigkeit, sowie Schnelligkeit.

Es herrschte eiserne Stille. Nur das Klimpern des Besteckes war zu hören. Eine sehr seltsame Atmosphäre, meiner Meinung nach.

Nachdem Yoongi das Frühstück beendet hatte, übergab er mir freundlicherweise das Geschirr.

"Ich werde das Besteck geschwind zum Abwasch bringen. Wenn ich wiederkomme, möchte ich Sie angezogen in ihrem Zimmer vorfinden. Ihr Vater wartet auf Sie."

"Seit wann bist du derjenige, der mir Befehle zuteilt?"

"Seitdem mir klar wurde, dass ich nicht allein in eurer Macht stehe", erklärte ich ruhig. "Mag ja sein, dass sie mein Herr sind, dennoch bin ich ein Butler der Familie Min, weshalb ich für das Wohl aller Familienangehörige sorgen muss. Wenn ihr Vater Sie erwünscht, ist es meine Pflicht diesem Befehl zu folgen."

Der Betroffene erhob nur prüfend seine Augenbrauen, bevor sich direkt ein elendes Grinsen in seinem Gesicht bildete. "Seit wann so mutig, mein lieber Butler? Dein Temperament gefällt mir."

Temperament? Ging ich zu weit? Keinesfalls, ich hatte lediglich nur meine Meinung in einem deutlichen, angenehmem Ton geäußert, dies war überhaupt nicht falsch.

"Schinden Sie keine Zeit, Mylord."

Sanft überbrückte ich den letzten Meter zum Türgriffel und verschwand somit auch schon an meinen nächsten Zielort. Um dem Prinzen die vollste Zeit, die er benötigte zu schenken, spazierte ich noch eine extra Runde um den Block.

Ja, ich war ein wenig gutmütig, vor allem mit Yoongi, aber mittlerweile wusste ich nur zu gut, was für ein Morgenmuffel der Ältere war.

Als ich auch dies über mich ergehen ließ, kehrte ich mit einem Klopfen in das Gemach zurück. "Mein Herr, sind Sie fertig?" Keine Antwort. "Mylord?", wiederholte ich.

Sofort stürmte ich in das Zimmer des Prinzen, nur um einen halbnackten Yoongi vorzufinden. Stotternd entschuldigte ich mich, denn beabsichtigt meinen Herren in eine solch' peinliche Lage zu bringen hatte ich keineswegs.

"Das tut mir unendlich Leid, bitte vergebt mir, Eure Hoheit!"

Meine Verbeugung war tiefer denn je und eine Sache, die mir Jungkook gelehrt hatte, schwirrte mir Sekunden lang im Kopf herum.

Wenn du einen Fehler begangen hast, musst du deinen Respekt zeigen und darfst nicht aufsehen, ehe es dir dein Herr erlaubt.

"Hilf mir beim Anziehen und ich sehe vielleicht über die Sache hinweg."

Mir wurde mulmig zumute, doch wenn Yoongi das so wollte, würde ich es tun. "Jawohl, Eure Majestät." Ich ekelte mich keinesfalls vor dem Schwarzhaarigen, es war nur so, dass ich noch nie in körperlichem Kontakt zuvor mit jemandem so nahe stand.

Und dann sollte ich diese erste Erfahrung an Min Yoongi ausleben dürfen?

Das schien mir nicht gerecht.

"Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", erkundigte ich mich und versuchte dabei möglichst gelassen zu wirken.

"Stülp' mir mein Hemd über."

"Sehr wohl, mein Herr." Ich ergriff also den weißen Stoff, strich über ihn um sämtliche Falten zu beseitigen und legte ihn nun vorsichtig an den Adligen.

Die Art wie er sich bewegt wirkte faszinierend auf mich. Jede Bewegung rief etwas in mir hervor, dass mich nervös werden ließ. Wieder einmal wurde mir bewusst: Min Yoongi ist eine wahre Schönheit.

"Und nun knöpfst du mir das Hemd zu."

"Wie Sie wünschen." Schluckend blickte ich zu dem Saum des samtweichen Material und ertastete mit meinen Händen Stück für Stück die einzelnen Knöpfe, welche ich geschickt zuknöpfte.

An der ungefähren Mitte angelangt, konnte ich den Blick des Älteren auf mir spüren. Er stand mir so nah, sodass ich seinen Atem an meiner Haut spüren konnte. Meine Finger streiften bei jedem Knopf seine Brust, weshalb mich eine Gänsehaut durchfuhr. Was war dieses unbekannte Gefühl?

"Bist du nervös?", flüsterte er.

"Nein."

"Sicher?"

Ehe er auch nur eine Antwort von mir erwarten konnte, beendete ich den letzten Schliff an seinem Hemd. "Fertig, Eure Majestät!"

Mit diesem Satz wanderte ich einen kräftigen Schritt nach hinten und sah ihn stolz an. Der Prinz jedoch schnappte sich nur unbeeindruckt seine Jacke und zog sie sich über. Da war wieder der normale Yoongi. Kalt und emotionslos.

"Jimin, geh' schon mal vor. Ich werde schnellstmöglich erscheinen."

"Oh nein, ich werde Sie schön begleiten!", protestierte ich.

"Ich würde mir gerne eine andere Hose anziehen, oder möchtest du mich dabei etwa auch bespannen, lieber Butler?" Mit der sicheren Kenntnis, dass er gewonnen hatte, schaute er mich durchdringend an, woraufhin ich mich geschlagen gegeben musste und die Flucht ergriff.

Ich wollte auf gar keinen Fall, unter gar keinen Umständen schon in meinen ersten Tagen negativ auffallen. Erst Recht nicht als perverser Spanner.

"Glaub mir, Jimin. Ich werde schon noch einen Weg finden dich alleine dominieren zu können."

Ohne auf die letzten Worte zu achten, schloss ich die Tür und wartete auf der gegenüberliegenden Seite des Flures auf meinen sicherlich schon bald fertig angezogenen Herren.


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