Strange Request
47. Kapitel
„Äh... danke", meinte ich lächelnd und fuhr mir mit den Fingern durch die offenen Haare. Ich war mir wirklich unsicher, was ich mich dazu äußern sollte. Fühlte ich dasselbe? Es gab da schon etwas, doch wollte ich das wahrhaben?
„Danke?", verwirrt sah er mich an und legte den schönen Kopf schief, was er immer tat, wenn er verwirrt war. Ich beobachtete ihn eindeutig zu oft.
„Ja! Danke, dass du den Mut aufgebracht hast mir das mitzuteilen. Das schafft nicht jeder", ich sah ihn grinsend an und spielte mit dem Gedanken ihm auf die Schulter zu klopfen. Nun sah er mich vollkommen entgeistert an, denn ich redete wirklich Scheiße. Also konnte ich seine Reaktion sogar verstehen, denn ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich kannte so etwas schließlich nicht.
Er mochte mich also. Doch mochte er mich mehr als das freundschaftliche Mögen oder war es doch so weniger? Es war definitiv zu kompliziert ein Mädchen zu sein oder Jungs waren die Jenigen, die kompliziert sind. Ich tippte mal auf letzteres. Wahrscheinlich war ich einfach das Komplizierte, denn ich machte mir zu viele Gedanken um alles und jeden.
Harvey sah mich verwirrt an und nickte dann langsam, ehe er sich konzentriert dem Fluss zu wandte. Wahrscheinlich hatte er erwartet, dass ich ihm direkt in die Arme sprang, doch ich musste das erst einmal Verarbeiten. Das Leben war kein Roman von Nicholas Sparks. So verbrachten wir knapp eine Stunde damit schweigend auf den Fluss zu schauen. Einige Boote mit Passagieren, welche uns zu wanken, schwammen vorbei. Schließlich entschlossen wir uns später wieder wegzufahren.
Im Wagen herrschte Stille. Allerdings konnte ich diese Stille nicht einordnen. War sie peinlich oder doch angenehm? Ich war momentan absolut nicht zurechnungsfähig. Das alles war einfach zu viel für mich.
Mein ganzes Leben hatte ich so gut wie keine Zuneigung spüren können. Wie sollte ich das hier also einordnen?
Sobald wir wieder im Schloss waren, verabschiedeten wir uns wieder mit kurzen Blicken voneinander und ich setzte meinen Weg zu meinem Zuhause fort. Gesprochen hatten wir nicht mehr. Ich öffnete nach meinem mehr oder weniger kurzen Fußweg die Tür der kleinen Wohnungen, die sich mein Zuhause nannte und wollte eigentlich für einen Moment durchatmen, jedoch war es meine Mutter, die mich in einem schlangen grünem Kleid und dem dazu passendem Gesichtsausdruck empfing. Was war nun schon wieder passiert? Scheinbar hatte es ja mit mir zu tun.
„Wo warst du?", fragte sie spitz und zog eine ihrer perfekt gezupften Augenbrauen in die Höhe.
„Der Prinz hat nach mir verlangt", antwortete ich sachlich und senkte meinen Blick dieses Mal nicht. Ich hatte eindeutig an Selbstvertrauen und Stärke gewonnen, wenn es um meine Mutter ging. Woher dieses Selbstvertrauen stammte, konnte ich mir jedoch selbst nicht erklären.
„Die Königin erwartet dich in ihrem Büro", erzählte sie mir mit ernster Stimme. Eine andere Stimmlage kannte man auch nicht von der stolz wirkenden Frau, die sich meine Mutter nannte. So war sie schon immer.
„Jetzt?", fragte ich mit großen Augen. Was wollte die Königin von mir? Wollte sie die falsche Beziehung zwischen Harvey und mir beenden? Würde ich nun eine Nachfolgerin bekommen? Das wäre ziemlich bitter. Ich stellte mir noch unzählige weitere Fragen, doch auf eine Antwort kam ich nicht.
„Ja, jetzt! Kämm dir die Haare und beeil dich!", befahl sie mir nun und klatschte hektisch in die Hände.
Rasch rannte ich in mein Zimmer, schnappte mir den Kamm von der Kommode und strich mir eilig damit über die Haare, bis sie wieder ordentlich an Ort und Stelle saßen. Mein Outfit blieb gleich, jedoch tauschte ich Sneaker durch Ballerina. Dann lief ich auch schon ohne ein weiteres Wort an meine Mutter in Richtung der Königin.
Das Büro war etwas entfernt, weswegen ich mich noch zusätzlich beeilte. Die Königin wartete nicht gerne und ich wollte in keine Schwierigkeiten geraten. Sobald ich vor der großen Tür, welche in das Büro der womöglich mächtigsten Frau des Planeten führte, stand, strich ich mir noch einmal die Kleidung glatt und richtete meine Haare, ehe ich nach meinem Klopfen in das eindrucksvolle Büro eintrat.
„Grace, wie schön dich zu sehen", die Königin lächelte und ich bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich hoffte, dass es sich hiermit um nichts allzu Schlimmes handelte, doch die Königin handelte selten zu meinem Vorteil. Also war ich mental bereits auf das Schlimmste eingestellt.
Sie machte eine einladende Geste und deutete auf den Stuhl vor ihr. Unsicher lief ich auf diesen zu und setzte mich, um der Queen anschließend verwirrt in die Augen zu sehen.
Was wollte sie von mir?
„Du hast es bestimmt schon bemerkt", begann sie die Konversation und direkt ihr erster Satz ließ mich in Verwirrung treiben. Was sollte ich bemerkt haben? Den neuen Anstrich, der sich stetig änderte? Der neue Teppich, der nun zu den langen Gardinen an den Fenstern passte? Oder war es doch die neue Kaffeemaschine in der Ecke des Raumes, die sie meinte? Aber warum sollte sie mich darauf ansprechen?
„Ich habe eine Bitte an dich oder soll ich es doch Forderung nennen?", sie lachte künstlich auf und ich setzte ebenfalls mein falsches Lächeln auf.
„Erzählen Sie", meinte ich lächelnd, doch dieses Lächeln war ebenso echt, wie das meiner Mutter.
„Ich möchte, dass du an der Seite von meinem Sohn stehst beim jährlichen Gartenfest", stellte sie nun klar und ich war sogleich verwundert, denn anscheinend schien die Forderung keine allzu schlechte zu sein. Also nickte ich verständnisvoll. Ich hatte definitiv mit schlimmeren gerechnet.
„Außerdem möchte ich, dass du, nachdem Harvey seine Rede gehalten hat, ein paar Worte sagst. Am besten zu deiner Liebe meinem Sohn gegenüber und dein Stolz ein Teil der royalen Familie zu sein", sagte sie locker, saß dabei jedoch kerzengerade mit angespannter Hand um die Teetasse.
Wie gerne ich Gedanken lesen könnte, denn sie schien irgendetwas auszuhecken.
„Ich hoffe, dass du dem nachgehen kannst", erneut blickte mich die Königin von oben an, als würde sie sich besser fühlen als die Allgemeinheit. Ich hasste solche Menschen.
„Selbstverständlich", antwortete ich mit knirschenden Zähnen. Was zum Teufel sollte ich den sagen? Ich wollte keine Lügen mehr erzählen.
„Dann darfst du mein Büro verlassen", sie klatschte in die Hände und erhob sich von ihrem gemütlich aussehenden Sessel. Wie gerne ich diesen Sessel stehlen würde...
Mit schnellen Schritten entfernte ich mich von ihr, verabschiedete mich mit kurzen Worten und lief dann aus dem Büro hinaus. Nun nahm ich einen tiefen Atemzug, schloss die Augen für einen Moment und lief nun los. Dabei überblendeten meine Gedanken meine Sicht, sodass direkt in jemanden rein prasselte. Warum musste ich mich immer in solch peinliche Situationen reiten?
Heyy,
ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat. ^^
In wen ist Grace nun schon wieder reingerannt? haha
Bis zum nächsten Kapitel! :) Übrigens danke für unglaubliche 69k Reads (fast 70k). Danke <3 Außerdem vielen Dank für 134 Follower :) Ich freue mich echt über jeden Read, Vote, Kommi und Follower. Danke für eure Unterstützung <3
Liebe Grüße
Jenny
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top