Shooting Star

49. Kapitel

Sterne fand ich schon immer faszinierend. Ich stellte mir immer vor, wie verstorbene Liebende von den Sternen auf die Erde blickten. Dabei lächelten sie immer so breit, dass ihr Lächeln so hell strahlte, dass man es von der Erde aus sehen konnte. So viel zu meiner kreativen Kindheit.

Meinen Vater stellte ich mir auch immer als Stern vor. Ein Stern wie ein Schutzengel. Doch nun war er plötzlich endlich da. Ich werde ihn kennenlernen. Eine unglaubliche Freude machte sich in mir breit.

Ich hatte mich unzählige Male bei Prudence bedankt für alles, denn sie hatte mir noch die genaue Adresse und die Telefonnummer gegeben. Also könnte ich ihn jeder Zeit anrufen. Allerdings wollte ich ihn nicht direkt anrufen, denn eine Angst machte sich in mir breit. Vielleicht wollte er mich doch nicht sehen, denn er musste doch den ganzen Medienrummel mitbekommen haben. Schließlich befand ich mich mit Harvey in den Hauptartikeln jeder Zeitung. Oder er hatte mich nicht erkannt? Der Name müsste jedoch eindeutig sein. Vielleicht hatte er auch einfach die Hoffnung verloren.

Fragen über Fragen, die ich mir nicht beantworten konnte, ohne ihn anzurufen.

Doch war ich schon bereit mich dieser Herausforderung zu wagen?

Unglaublich Angst hatte sich im Laufe der Jahre in meinem Inneren angestaut. Es war schwer diese Angst auf einmal loszuwerden.

Meine Gedanken bereite sich wie eine Flut aus. Wenn sie einmal begann, dauerte es lange, bis sie endete.

Nach langem Nachdenken klopfte es an die Tür. Seufzend öffnete ich sie und wurde sofort mehr als stürmisch begrüßt. Es war Harvey, der mir entgegen gestürmt kam. Mit seinen Händen umschlang er mein Gesicht. Er blickte mich nachdenklich aus seinen grünen Augen an, die mich sofort in ihren Bann zogen. So wie immer. Einige Sekunden standen wir einfach da und sahen uns in die Augen. Es fühlte sich an, als würde alles um uns verschwimmen. Als wäre Harvey mein rettender Felsen in der Flut.

„Grace", wisperte er, wobei sein Blick von meinen Augen über mein Gesicht strich, sanft wie eine Feder. Es fühlte sich an, als wären da mehr als Blicke. Ich fühlte mich warm und geborgen in diesem Moment. Als könnte mir nichts auf der Welt Schaden zu fügen. Als wäre das hier mein sicherer Ort.

„Ich habe nachgedacht", murmelte er ungewohnt nachdenklich. Seine gesamte Coolness schien verschwunden zu sein. Als würde sein wahres Ich nun zum Vorschein kommen.

Ich hingegen antwortete nicht auf seine Worte. Mein Hals fühlte sich trockener an als die heißeste Wüste.

„Es ist okay, wenn du nichts für mich übrig hast", Harvey seufzte laut auf. Wann hatte ich ihn je so unsicher gesehen? Lag das wirklich an mir?! Ich verstand nicht, warum das alles geschah. Es fühlte sich an, als würde alles an mir vorbei rasen. Noch nie zuvor hatte ich solche Gefühle gestanden bekommen. Es fühlte sich einfach seltsam an.

Plötzlich nahm er etwas Abstand auf und blickte mich ein letztes Mal mit einem Lächeln an.

„Wir sehen uns", wisperte er und verschwand auch schon auf dem Flur. Die Konversation fühlte sich nicht beendet an.

Einige Sekunden stand ich einfach noch dort und blickte die Wand gegenüber von mir an.

Mein Atem ging stoßhaft. Das alles kam mir so surreal vor. Warum sollte mir auch so etwas passieren? Schließlich war ich am Ende doch nur Grace Thalia Fryer und nicht Angelina Jolie oder sonst wer.

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, rutschte ich diese mit großen Augen hinunter und atmete in mich hinein. Es war unglaublich.

Am folgenden Tag saß ich an meinem Computer. Ich war nicht dabei Harvey ein Liebesgeständnis zu machen, indem ich ihm Blumen bestellte. Das wäre vielleicht auch etwas seltsam. Nein, ich tat etwas vollkommen anderes. Vor mir befand sich die Website einer französischen Airline. Der Cursor befand sich bereits auf dem blauen Feld mit der Aufschrift „Buchen". Doch ich zögerte für einen Moment. Nach langer Recherche hatte ich einen Flug gefunden, den ich mit meinem zusammen gekratzten Budget noch bezahlen konnte. Knappe 550 Pfund würde mich der Flug kosten. Entweder würde mein Leben nach dem Trip vorbei sein oder es würde erst richtig beginnen. London, Paris, Kapstadt stand in dicken Buchstaben auf der Website und dann ertönte das bekannte Klicken und der Flug war gebucht. Ich werde wirklich zu meinem Vater fliegen. Endlich werde ich die ganze Wahrheit erfahren.

Der Flug war für den nächsten Morgen angesetzt. Ich würde also noch genügend Zeit haben, um meine Sachen zu packen. Auf den Weg müsste ich mich allerdings erst machen, sobald meine Mutter ihren Dienst antrat. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde sie also nichts mitbekommen. Dennoch würde ich Pru auf meine Mutter ansetzten, damit sie auch wirklich nichts mitbekam.

Meine beste Freundin füllte die Rolle des verwirrten Pizzalieferanten gut aus, also würde es auch glaubwürdig rüber kommen und sie würde keinen Verdacht schöpfen.

Vorher wollte ich nur noch einmal mit Harvey reden, um Dinge klar zu stellen, die wahrscheinlich unklar waren. Ein paar Mal tippen und der Text war abgesendet. Schnell schnappte ich mir meinen Schlüssel und machte mich auf den Weg zum Schlossteich. Dort müssten wir erst einmal ungestört sein.

Rasch hastete ich über den frisch gemähten Rasen. Das Ergebnis dieser Tortur waren „grüne" Schuhe, denn meine weißen Schuhe waren bedeckt vom Rasen. Kopfschüttelnd begann ich das Gras wegzustreichen. Dann warf ich einen Blick auf mein Handy. Es war gerade mal eine Minute vergangen, seitdem ich die Nachricht an Harvey verschickt hatte. Inzwischen hatte ich auch eine Nachricht von ihm erhalten. „Ok", schrieb er mir. Zwei Buchstaben, aber so war er nun mal. Minimalistisch.

Nun musste ich also noch ganze 14 Minuten warten. Seufzend legte ich meine Arme auf dem Geländer des Steges ab. Danach stützte ich mein Kinn auf meinen Händen und blickte das Schilf und die Seerosen des kleinen Teichs an. Ein paar wenige Fische zogen ihre Runde durch das grüne Paradies, während es sich am anderen Ende ein Schwan gemütlich gemacht hatte.

Leise plätschere das Wasser des Teiches.

Wenige Sekunden später ließ mich ein Windzug erzittern und ich schlang die Arme um mich. Der Herbst ließ anscheinend nicht auf sich warten.

Dann vernahm ich auch schon die harten Schritte, auf die ich sehnlichst gewartet hatte.

Ich nahm noch einen Atemzug und drehte mich dann um, um geradewegs in die grünen Augen von Harvey zu blicken.

Heyy,

Was wird Grace Harvey wohl mitteilen wollen? ;)

ich hoffe, euch hat dieses Kapitel gefallen. Das letzte Update ist wirklich lange her, doch mir ist das Leben in die Quere gekommen und ich habe keine Zeit zum Schreiben gefunden. Ich hoffe, ihr seid nicht allzu enttäuscht.

Nun muss ich mich allerdings für unglaubliche 87k Reads bedanken. Das ist einfach unglaublich! Vielen vielen Dank! <3 Ich weiß diese Unterstützung wirklich zu schätzen. (:

Bis zum 50. Kapitel! ^^

Liebe Grüße

Jenny

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