Savage
29. Kapitel
Ich hielt den Schläger fest umschlossen. Mein Herz schlug schnell. Einzelne Schweißperlen flossen meine Stirn hinunter. Der Wind pfiff in meinen Ohren. Einen Atemzug später kam auch schon der nächste Ball auf mich zu geflogen. Meine Muskeln spannten sich an. Ich holte aus und traf den Ball. Er flog über das Netz und landete direkt neben Harvey, der sich gegen die Maschine, die mir die Bälle zu schleuderte, lehnte.
„Das reicht! Du bist eingespielt", meinte er nickend und schaltete die Maschine aus.
Mit schnellen Schritten lief ich zu meiner Trinkflasche, hob sie vom Boden auf und trank einen großen Schluck daraus.
„Sie hat nahe zu keine Chance gegen dich", Harvey lachte, während er sich die Hände an seinem grauen T-Shirt abwischte.
„Wieso bist du dir da so sicher?", fragte ich ihn, während ich ihn verwirrt ansah.
„Das wirst du noch früh genug erfahren", antwortete er zwinkernd und fuhr sich durch die braunen Haare.
Anschließend setzte ich mich auf den Boden und lehnte mich gegen den Zaun, welcher das Tennisfeld umschloss. Meine Augen hatte ich inzwischen geschlossen. Vögel zwitscherten.
Ich wollte gerade etwas erwidern, als sich jemand durch das Quietschten der Tür bemerkbar machte. Gezwungenermaßen öffnete ich die Augen. Natürlich war es Josephine Yorkshire, die wackelnd das Feld betrat.
„Bist du bereit zu verlieren?", fragte sie spöttisch.
Ich zog die Augenbraue hoch und sah sie grinsend an.
„Die Frage solltest du dir stellen, Josephine", antwortete ich und betonte besonders ihren Namen.
Josephine wendete sich von mir ab und ging in die Hocke, wobei sie ihr Hinterteil besonders präsentieren musste. Sie öffnete die Tasche, die ihr eben noch über die Schulter hing und holte tatsächlich einen rosa Tennisschläger heraus. Ich mochte diese Farbe zwar, aber das war dann auch schon etwas zu viel des Guten.
Josephine hatte ihre rötlichen Haare in einen hohen Zopf gebunden und trug ein rosa Top und eine enge, kurze Sporthose. Erneut wackelnd, kam sie auf mich zu gelaufen.
„Bereit?", angriffslustig sah sie mich an. Doch ich ließ mich nicht provozieren.
„Jeder Zeit", antwortete ich grinsend.
Sie lief auf die andere Seite des Feldes und machte nicht einmal die Andeutung auf eine Dehnung. Auf das Einspielen verzichtete sie ebenfalls, was mich stark verwunderte.
Josephine hielt bereits den Ball in der Hand. Anscheinend wollte sie mit dem Anschlag beginnen.
Ohne Widerworte machte ich mich bereit.
Mein Blick blieb stets auf dem gelben Ball.
Dann schlug sie auch schon.
Mit leichter Kunst schlug ich zurück und der Ball flog in ihr Feld.
Das große Mädchen schlug zurück. Doch man sah, dass sie sich bereits anstrengte.
Schnell tippelte ich in den vorderen Bereich und schlug zurück.
Bevor der Ball ansatzweise in ihre Nähe kam, fiel sie dramatisch zu Boden.
Besonders komisch sah das Ganze aus, da sie aus dem Stand plötzlich zur Seite fiel.
Der Schläger befand sich noch immer in ihren Händen.
Meinte sie das Ganze wirklich ernst?
Ich lief also zu ihr. Sie hielt sich den Finger, was mich noch mehr verwirrte.
Mein Blick fiel zu Harvey, welcher sich neben mich gesellt hatte. Er schien bereits zu ahnen, was vor sich ging, denn er nickte mir zu.
„Was ist passiert?", fragte ich sie vorsichtig.
„M-Mein", begann sie zu stottern und hielt sich noch immer den Finger.
„Mein Fingernagel ist eingerissen", meinte sie dramatisch und öffnete ihre geschlossene Hand.
Behutsam nahm ich ihren Finger, jedoch schüttelte sie diesen von mir ab.
„Harvey, guck du doch bitte", fehlend sah sie ihn an.
Er verdrehte darauf hin die Augen und schüttelte den Kopf. Sie hielt ihm nun ihren Finger hin.
„Da ist kein Riss", meinte ich, nachdem ich ihren Finger genauestens inspiziert hatte.
„Doch da ist einer! Harvey, guck du!", forderte sie.
„Josephine, da ist kein Riss", gab er nun auch dazu bei.
„Doch Harvey", antwortete sie mit aufgerissenen Augen. „Harvey", wiederholte sie nun etwas leiser.
Bevor wir etwas sagen konnten, stand sie auf und entfernte sich wackelnd vom Feld weg.
Wir sahen ihr noch nach, bis sie vollkommen verschwand.
Zweifelnd sah ich Harvey an.
„Deshalb", antwortete er lachend.
„Ich hätte nicht erwartet, dass sie wirklich eine so große Drama Queen ist", sagte ich ehrlich und zuckte belanglos mit den Schultern.
Sogar ihr rosa Schläger lag noch immer auf dem Boden.
Kopfschüttelnd schnappte ich mir meinen eigenen Schläger und lief anschließend vom Tennisplatz hinunter.
Im Zimmer angekommen sprang ich sogleich unter die Dusche. Natürlich konnte ich es nicht verhindern lautstark Lieder vor mich hin zu singen. Die Falsche des Shampoos missbrauchte ich dabei als Mikrofon.
Nachdem ich wenig später mit dem Duschen fertig war, sprang ich auf das Bett.
Die Fernbedingung des Fernsehers war schnell gefunden. Als ich entdeckte, dass der Fernseher mit dem Internet verbunden war, musste ich mich natürlich auf der Stelle, auf Netflix einloggen.
Mit dem Drücken auf den 'Ok-Button' startete ich anschließend meine aktuelle Lieblingsserie »Riverdale«.
Nach zwei Stunden öffnete sich die Tür des Apartments und ein verschwitzter Harvey trat ein.
Schweißperlen flossen ihm über die Stirn.
„Hast du so lange Basketball gespielt?", fragte ich ihn verwundert.
„Ja, ich habe einfach zu lange nicht mehr trainiert und hatte Lust mich mal wieder zu bewegen", antwortete er schulterzuckend. Er fügte noch ein „Ich geh duschen" an seine Worte und verschwand im Badezimmer.
Sofort machte ich mich daran meine Lieblingsserie weiter zu schauen. Doch sobald ich die Dusche hören konnte, fiel es mir schwer mich noch auf das Geschehen der Serie konzentrieren zu können. Deshalb schaltete ich den Fernseher aus und stand vom Bett auf.
Mit kleinen Schritten tapste ich in Richtung des Fensters.
Mühevoll schob ich die schweren Vorhänge zu Seite. Im gesamten Raum war es dunkel, weswegen ich die perfekte Sicht nach draußen hatte.
Die Sterne glitzerten und funkelten nur so am Himmel.
Jeder einzelne von ihnen ist vollkommen einzigartig. Vergleichbar ist das Ganze mit der Menschheit. Von außen sehen wir vielleicht recht ähnlich aus, doch im Inneren sind wir alle unterschiedlich. Doch die Wenigsten interessieren sich für die inneren Werte.
In der heutigen Gesellschaft zählen nur noch schöne Selfies und die Anzahl der Abonnenten auf Instagram. Der Rest ist vollkommen irrelevant. In Wirklichkeit ist es doch der Charakter, welcher wirklich wichtig ist und zählt.
Wie wohl das Innere meines Vaters ausschaut? Ist er ein liebenswerter Mensch? Ist er der witzige Vater, der mich mit seiner Art das ein oder andere Mal bloß stellen würde, aber dem man alles verzeihen würde? Oder ist er der Vater, der mich in seine Arme schließen würde und mich nie wieder los lassen wollen würde?
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Hey und hello :)
vielen vielen lieben Dank für unglaublich 20k Reads. Das bedeutet mir wirklich unglaublich viel. Danke! <3 In einem ungefähr Monat hat sich die Anzahl der Reads verdoppelt. Das kann ich gar nicht fassen. O_O Danke! <3
Ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat und ihr noch mitfiebert.
Wer guckt auch Riverdale?
Wenn ja, wen shipt ihr? #Bughead? oder #Varchie?
Liebe Grüße
Jenny
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