No intention
55. Kapitel
Ein paar Tage später hatte ich eine Entscheidung getroffen, die mich nun endgültig befreien würde. Mehr oder weniger. Es hatte lange gedauert, bis ich mich dazu entschieden hatte, diese kleine Notiz zu verfassen. Doch diese Entscheidung fühlte sich eindeutig richtig an.
Diesen Kommentar hatte ich mehr oder weniger verkauft, dennoch entsprach er der Wahrheit. Ich bekam mehr als eine halbe Million US-Dollar von einer amerikanischen Zeitung dafür, dass ich den Schwindel der royalen Familie aufdeckte. Allein das Geld konnte ich gut gebrauchen, doch die Wahrheit war mir noch um einiges wichtiger, als die kleinen bunten Scheine.
Der Kommentar beschäftigte sich hauptsächlich mit der Queen und ihrem falschen Verhalten, doch auch Harvey erhielt Aufmerksamkeit, genauso wie meine Mutter.
An diesem Abend würde ich die Reaktion auf die Wahrheit von der royalen Familie erhalten. Wahrscheinlich werde ich als Lügnerin abgestempelt werden und ich werde schnell in Vergessenheit geraten, was mich nicht sonderlich störte. Ich kannte die Wahrheit und die Menschen sollten glauben, was sie glauben wollten. England war nicht mehr meine Baustelle und ich wollte auch nie in den Fokus der Bevölkerung geraten.
An diesem Abend würde die jährliche Gartenparty der Königsfamilie starten. Harvey und die Queen werden wahrscheinlich gewisse Schwierigkeiten bekommen, doch das war mir gerade recht. Das Karma kehrt immer zurück. Ich strebte nach keiner großen Rache, jedoch wollte ich, dass die Wahrheit verkündet werden würde. Der Rest war mir eigentlich recht unwichtig. Es zählte nur die Wahrheit.
Mein Blick fiel auf die Savanne vor mir. Das Gras strahlte gelb durch die Sonne. Die grünen Bäume hingegen stellten einen einzigartigen Kontrast da. Weiter hinten konnte man in den Wolken vereinzelt Berge entdecken.
Plötzlich raschelte etwas hinter mir. Sofort drehte ich mich erschrocken um und entdeckte meinen Vater, welcher auf mich zu gelaufen kam. Auf seinen Lippen trag er das bekannte fröhliche Grinsen. In seinen Händen hielt er zwei Flaschen Cola. Sobald er bei mir ankam, setzte er sich neben mich und reichte mir eine der Flaschen. Sofort setzte ich meine Lippen an das Getränk und nahm einen großen Schluck zu mir.
„Hast du es abgeschickt?", fragte mich Dad interessiert und nahm ebenfalls einen Schluck von seiner Cola.
Es fiel mir nicht schwer ihn Dad zu nennen. Mehr oder weniger fühlte es sich so an, als würde ich ihn bereits mein gesamtes Leben kennen. Er stellte mir viele Fragen und war sehr interessiert an meinem Leben, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte. Oft war das seltsam für mich, denn mir war selten so viel Interessiere entgegengebracht worden.
„Ja, ich denke, das war die richtige Entscheidung", murmelte ich vor mich hin und schloss die Augen, um die Sonne zu genießen, welche geradewegs in mein Gesicht schien und mich erwärmte.
„Ich bin mir, du hast die richtige Entscheidung getroffen", hörte ich nun meinen Vater sagen, worauf sich ein Lächeln auf meine Lippen schlich und mir unmittelbar warm ums Herz wurde.
„Hast du Lust in die Stadt zu fahren?", fragte er mich nun. Interessiert öffnete ich die Augen und sah ihn an. Die letzten Tage hatten wir das Grundstück nicht verlassen.
„Das wäre echt toll!", meinte ich begeistert und grinste ihn an.
Schließlich stand er auch schon auf. „Dann los", meinte er lachend und hielt mir seine offene Hand hin. Ich ergriff diese und ließ mich nach oben ziehen. „Dann los uns, uns auf den Weg machen", sagte er. Wir liefen ins Haus. Schnell griff ich nach meiner Jeansjacke, da es abends frisch werden konnte und wir liefen zu seinem Auto - ein alter, roter Pickup. Er besaß zwar noch ein neueres Ford Modell, dennoch bevorzugte er es mit seinem sogenannten „Rennwagen" durch die Welt zu fahren. Ich schmiss mich auf den Beifahrersitz und hatte meine Finger direkt am Radio.
Dad startete den Motor und fuhr los, während ich nach einem passenden Radiosender suchte. Schnell war einer gefunden und wir begannen munter zu dem schnellen Lied mitzusingen. Naja, wir lachten mehr, als wir sangen.
Die Fahrt in die Stadt dauerte fünfzehn Minuten. Er parkte den Pickup in einer Nebengasse und schon stiegen wir aus und machten uns auf den Weg zum Markt. Tänzelnd hüpfte ich über den Bürgersteig. Ich fühlte mich, wie in einer völlig anderen Welt.
Der Markt bestand aus unzähligen Ständen. Es wurden Früchte, Gemüse, Lebensmittel und andere exotische Nahrungsmittel verkauft. Viele sprachen ihr eigenes niederländisch miteinander und kein englisch. Interessiert lauschte ich dieser Sprache, den sie klang so anders und besonders. Verstehen tat ich rein gar nichts. Kein Wort konnte ich mir in irgendeiner Weise vom Englischen ableiten. Mein Vater sprach diese Sprache ebenfalls, was ich beeindruckt beobachtete.
Schließlich kauften wir hauptsächlich Gemüse und etwas Obst, bis wir mit zwei Tüten den Markt verließen. Diese brachten wir noch zum Auto, bevor wir uns dazu entschlossen, die Straßen noch etwas entlang zu schlendern. Ein Blick auf die Uhr ließ mich dann wissen, dass die Gartenparty nun begonnen haben musste. Wahrscheinlich suchte die Königin bereits nach ihrem nächsten Opfer.
Beim Durchqueren der Stadt fielen mir immer wieder Kunstwerke auf. Viele Häuser waren von Graffitis verziert oder in den schönsten Farben gestrichen worden. Es verging viel Zeit, bis wir beschlossen wieder den Rückweg anzutreten. Die gute Laune ließ nicht nach. Munter lachten wir uns die Seele aus dem Leib vor Freude.
Doch dann gab es etwas, was meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Wir liefen gerade an einem Elektronikladen vorbei. Es befanden sich unzählige Fernseher am Schaufenster. Die Nachrichten wurden gezeigt und es waren diese, die meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
Auf dem Fernseher wurden Bilder von der royalen Gartenparty gezeigt, doch es wurde nicht wie erwartet die Queen bei einer ihrer Reden gezeigt. Das Bild zeigte die Verwüstung der Gartenparty. Blut befand sich auf dem Boden an einigen Stellen. An anderen Stellen lagen Verletzte auf dem Boden. Die Überschrift der Nachricht brachte mich ins Schwanken. „Anschlag auf das britische Königshaus", stand dort in dicken, roten Lettern. Der Report informierte noch darüber, dass es noch nicht klar, wie viele Opfer es gab und dass es sich bei den Tätern vermutlich um Gegner der Monarchie handelte. Dann wurde der Bildschirm schwarz und ich entdeckte mein Spiegelbild.
Augenblicklich wusste ich nicht mehr, wo ich mich befand. Ich wiederholte die selben Worte immer wieder in meinem Kopf, doch ich war unzurechnungsfähig. Es gab einen Anschlag. Die Königsfamilie wurde angegriffen und es war vermutlich allein meine Schuld.
Ich hatte womöglich jemanden mit meinen Worten getötet. Was hatte ich nur getan? Hätte ich den Kommentar nur nicht abgeschickt und meine Klappe gehalten. Scheiße, was habe ich nur getan. Das wollte ich doch nicht erreichen. Ich wollte nicht, dass jemand zu Schaden kommt. Das Einzige, was ich wollte, war es die Wahrheit zu verkünden. Was habe ich nur getan?
Was sagt ihr?
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