Happy Birthday
41. Kapitel
Grace,
Als ich das Schloss vor einiger Zeit mit dem Wissen, dass ich nun eine lange Zeit hier verbringen müsste, dachte ich, diese Zeit würde schrecklich werden. Du kennst ja inzwischen meine Einstellung zu meiner Tante. Ich wusste echt nicht, wie ich diese Zeit überleben sollte und hatte mir bereits Fluchtpläne im Gedanken ausgemalt. Doch plötzlich warst du da – das tollpatschigste Mädchen, welches ich je getroffen habe. Zudem definitiv das positivste.
Alles schien plötzlich wieder gut zu sein. Wir lernten einander jeden Tag besser kennen. In den ersten Tagen hatte ich Angst Kontakt mit dir zu knüpfen, den du schienst so perfekt und ich wollte keine Fehler machen. Also ging ich erst einmal auf Abstand. Als du dann am folgenden Tag mir praktisch in die Arme fielst, da du mal wieder über deine eigenen Füße gestolpert warst, wusste ich sofort, dass wir eine lange Freundschaft vor uns hatten.
Wir taten die verrücktesten Dinge gemeinsam. Wir spielten Köchin Tanya Streiche und trieben die arme Frau fast in den Wahnsinn oder liefen, wie Bekloppte durch den Zoo.
Ich will keinen dieser Momente missen, denn jeder ist auf seine Weise einzigartig.
Grace Thalia Fryer, du weißt, dass ich kein Mensch der großen Worte bin. Sorry dafür.
Dennoch möchte ich einfach danke sagen. Danke für alles. Danke, dass du ein so toller Mensch bist. Danke für die Freundschaft.
Ich glaube an dich, beste Freundin.
In Liebe
Prudence Victory Leighton
(Ja, das musste sein)
Unter ihrem Geschriebenen befand sich noch das Siegel der königlichen Familie, was mich zum Lachen brachte. Prudence musste sich auch immer etwas Unvergessliches einfallen lassen.
Behutsam faltete ich den Brief zusammen und steckte ihn in ein Buch hinein, so dass er nicht verloren ging.
Und so vergingen die Tage. Pru und ich skypten jeden Tag. Sie erzählte mir von Schottland und der Tatsache, dass sie den Akzent dort seltsam fand. Außerdem zeigte sie mir ihr Haus, welches etwas abgelegen auf einer großen, grünen Wiese lag. Doch jeden Tag fühlte ich mich ein Stück mehr einsam. Es fehlte einfach etwas im Schloss und das war Pru. Alles fühlte sich anders an. Jeden Tag verbrachte ich damit viel zu lernen und Tennis zu spielen. Vorher lief ich zum Aufwärmen immer eine Stunde durch den Schlossgarten, um mir die Einsamkeit zu vertreiben. Harvey suchte in diesen Tagen immer wieder meinen Kontakt, zwar blockte ich immer ab, da ich einfach Zeit mit mir selbst verbringen wollte, jedoch gab er nicht auf. Mindestens zwei Mal an einem Tag versuchte er es.
Heute war es schließlich soweit. An diesem Tag öffnete ich meine Augen mit den Gedanken, dass ich nun endlich mein 18. Lebensjahr erreicht hatte. Nun wurde mir die endgültige Freiheit geschenkt und ich müsste mir nur noch ein Plan ausdenken, um aus diesem Loch hinauszukommen. Das stand auf Punkt 1 meiner imaginären To-Do-Liste.
Relativ schnell sprang ich auch schon aus meinem Bett und entschied mich heute Mal etwas anderes, als meinen Standardlook anzuziehen, welcher aus Jeans und weißen T-Shirt bestand.
Dennoch entschied ich mich heute für ein schlichtes, schwarzes Kleid, welches mir bis kurz über die Knie ging.
Anschließend fuhr ich mir mit der Bürste noch durch die Haare und trug noch etwas Parfüm auf, ehe ich aus meinem Zimmer lief. Natürlich empfing mich meine Mutter nicht, denn das hatte sie noch nie gemacht. Doch an diesem Geburtstag war etwas anders. Eine kleine Torte stand auf dem Tisch. Sie war mit Kit-Kit's, Oreos und weiteren Schokoriegeln verziert worden. Aufgeregt lief ich zu der Torte. War die wirklich für mich? Neben der Torte lag eine kleine Karte.
»Happy Birthday, Grace«, stand in dieser geschrieben. Da diese drei Wörter nicht per Hand, sondern mit dem Computer geschrieben worden waren, konnte ich leider auch nicht erraten, wer mir diese lecker aussehende Torte vorbeigebracht hatte und an meinen Geburtstag gedacht hatte.
Schließlich nahm ich mir einen Teller aus dem Schrank und schnitt den Kuchen vorsichtig an. Ich konnte es einfach nicht lassen, schließlich sah diese zum Anbeißen gut aus. Ich durfte keine Minute vergehen lassen. Sobald das Stück auch schon auf meinem Teller lag, verschlang ich es auch schon recht schnell und eine reine Geschmacksexplosion herrschte in meinem Mund.
Nachdem ich die Torte in den Kühlschrank gestellt hatte, entschied ich mich dafür meine Lieblingsserie weiter zu schauen. Schnell startete ich »Riverdale« mit wenigen Tastendrücken und lehnte mich im Sofa zurück. Es wartete niemand auf mich mit dem ich meinen Geburtstag verbringen würde. Warum sollte ich mir dann also nicht einen schönen Tag mit mir allein machen?
Nachdem ich bereits einige Folgen dieser Serie hinter mir gelassen hatte, entschloss ich mich, mir etwas zu essen zu zaubern. Inzwischen erhielt ich weder einen Anruf, noch meldete sich jemand an der Tür und gratulierte mir zum Geburtstag. Inzwischen war ich das ja gewöhnt. Nur mein letzter Geburtstag, welchen ich mit Pru verbracht hatte, war anders und wunderschön.
Mit wenigen Griffen holte ich den Sandwichmaker aus dem Küchenschrank. Schnell schmierte ich Tomatensoße auf die Toasts und streute etwas Mozzarella drauf. Anschließend legte ich die fertigen Toasts in den Sandwichmaker und wartete ungeduldig auf mein Essen.
Wenige Minuten später saß ich auch schon am Tisch und aß mein Essen, während ich auf den Stuhl gegenüber von mir starrte. Wie es wohl wäre, wenn ich normal und nicht in diesem Schloss aufgewachsen wäre? Würde ich dann jetzt gemeinsam mit Freunden feiern? Würden wir witzige Fotos schießen und durchgehend lachen? Hätte ich dann Freude an meinem Geburtstag?
Ich musste mich zusammen reißen. Selbstmitleid brachte mich einfach nicht weiter. Es half einfach nicht. Also seufzte ich laut und stellte mein Geschirr in die Spülmaschine. Anschließend aß ich noch ein Stück der Torte und fragte mich weiterhin, von wem diese stammte.
Bevor ich darüber noch mehr nachdenken konnte, klopfte es an der Tür. Ich hoffte echt, dass es sich nicht, um meine Mutter handelte. Rasch öffnete ich die Tür und ich hätte absolut nicht erwartet, dass Harvey der Jenige ist.
„Hi", begrüßte ich ihn locker.
„Hey", er grinste breit.
„Was willst du?", fragte ich möglichst nett, doch es hörte sich nicht nett an.
„Zieh dir deine Schuhe an und komm mit", meinte er und verschränkte die Arme.
„Wohin soll ich kommen?", ich sah ihn verwirrt an.
„Ach ja und zieh dir irgendetwas anderes an. Auf jeden Fall etwas Lockeres", er zwinkerte mir zu.
„Wozu?", ich schüttelte sichtlich verwirrt den Kopf.
„Überraschung und jetzt mach schon", sagte er ungeduldig.
Ohne ein weiteres Wort lief ich in mein Zimmer, schnappte mir meine schwarze Sportleggings, einen Sport-BH und ein längeres Top. Er hatte gesagt, es soll gemütlich sein.
Schnell schmiss ich mir die Sachen über den Kopf und trat dann wieder hinaus zu Harvey. Nachdem ich in meine Schuhe geschlüpft war, folgte ich dem Jungen quer durch das Schloss.
Plötzlich befanden wir uns im Schlossgarten und liefen durch diesen, als ich dann sah, wohin er mich geführt hatte, wurden meine Augen riesig. Ich konnte es einfach nicht glauben und musste fröhlich lächeln vor Freude.
--
Wat hat Harvey wohl geplant? Was ist das wohl im Garten? Hmmm... ^^
Ich hoffe, dass euch dieses Kapitel gefallen hat. Über Kommis und Votes würde ich mich sehr freuen. :D
Wer ist eure Lieblingsperson in diesem Buch?
Habt ihr schon mein neues Buch "Shooting Star" entdeckt? ;)
Danke für 93 Follower <3
Liebe Grüße
Jenny
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