Farewell!

35. Kapitel

Das Auto blieb stehen und dieses Mal war keine Ampel der Grund dafür. Ich begann stark zu zittern und sah Harvey ängstlich an. Ich war nur noch wenige Schritte von meiner Großmutter entfernt. Von nun an könnte sich mein Leben vollkommen verändern. Alles könnte sich verändern.

„Ich werde in nächster Nähe auf dich warten. Viel Glück und du schaffst das", aufmunternd sah mich Harvey an und entblößte seine weißen und geraden Zähne.

„Ich schaffe das", ich sprach mir erneut Mut zu und nahm noch einen tiefen Atemzug, bevor ich die Tür des Wagens öffnete und hinaus sprang.

Hinter mir schlug ich die Tür noch sanft zu, bevor ich die wenigen Schritte bis ins kleine und gemütliche Café überwand. Ich öffnete die Tür und sofort empfing mich ein herrlicher Geruch nach Kaffee, den ich sofort in mich einsog. Obwohl ich keinen Kaffee trank, fühlte ich mich sofort wohl bei diesem Geruch.

Das Café war gemütlich eingerichtet und strahlte eine unglaubliche Wärme aus.

Ich traute mich allerdings gar nicht mich um zu sehen. Als ich es dann wagte, entdeckte ich sofort die ältere Dame in der Ecke des Cafés an einem der wenigen Tische sitzen. Auf dem Tisch lag eine weiße Rose, die sie ausgiebig studierte. Das war das Erkennungsmerkmal.

Mit wackligen Schritten lief nun auf sie zu. Alles schien langsam zu vergehen. Mein Blick fuhr über ihr Gesicht. Sie hatte die selbe Augenfarbe, wie ich. Auch ihre Lachfalten waren nicht zu übersehen. Sie machten sie noch viel sympathischer.

Dann fiel ihr Blick auf mich. Ihre Augen vergrößerten sich und sie stand auf.

„Grace", sie sah mich strahlend an und eine Träne lief ihr die Wange hinunter.

Nun war die Angst gebrochen und ich stolperte auf sie zu.

Sie schloss mich direkt in ihre zerbrechlich wirkenden Arme und ich fühlte mich zu Hause.

„Granny", nun liefen auch mir Tränen über die Wangen.

Ihre Stimme war mir so vertraut, genauso wie ihr Geruch.

Endlich ergab alles wieder einen Sinn.

Wir setzten uns an den Tisch und begannen die unterschiedlichsten Gespräche zu führen.

Natürlich kamen wir recht schnell auf das Thema meines Vaters. Meine Finger krallten sich in das Sitzpolster des Stuhls, auf dem ich saß, als ich die Frage aller Fragen fragte.

„Wo finde ich meinen Vater?", fragte ich also und stammelte etwas vor Nervosität.

Nun seufzte die ältere Dame vor mir auf und ihre Lippen formten sich zu einem Strich.

„Ich habe deinen Vater schon lange nicht mehr gesehen", ihr Blick ging zu Boden-

„Wie lange?", fragte ich zitternd.

„Ziemlich genau 12 Jahre", antwortete sie und sah mich mit einer Spur von Mitleid an.

„Warum ist er nicht mit nach England gekommen?", stellte ich meine nächste Frage flüsternd und meine Mundwinkel gingen nach unten.

„Dein Vater wäre mitgekommen. Weißt du, es war an einem Donnerstag vor 16 Jahren. Ich erinnere mich noch genau daran, als wäre es erst gestern gewesen", sie seufzte erneut leicht auf und griff vorsichtig nach einer Hand. Sanft strich sie mit ihren Daumen über meine Hände.

„Dein Vater kam nach Hause. Er hatte einen anstrengenden Tag hinter sich, denn auf der Arbeit gab es mal wieder Schwierigkeiten, weswegen er länger arbeiten mussten. Nachdem er dann das Haus, indem ihr früher gewohnt hattet, betrat, fiel ihm direkt die Leere auf. Es war bereits spät in der Nacht, also lief er zuerst in dein Kinderzimmer. Doch du lagst dort nicht. Also suchte er weiter und ging in das Schlafzimmer. Doch da war niemand", sie biss die Zähne zusammen, als würde es ihr unglaublich schwer fallen davon zu erzählen.

„Und dann?", ich sah ihr traurig in die Augen.

„Er hat jeden Raum abgesucht, aber er fand euch nicht. Daraufhin rief er mich an. Du hattest zu dieser Zeit oft bei mir übernachtet. Dein Vater wollte dich keiner Nanny in die Arme drücken. Er wollte, dass du in deiner Familie aufwächst und bei keinem Fremden. Deswegen ging er davon aus, dass deine Mutter dich möglicherweise zu mir gebracht hatte, um selbst bei ihrer Arbeit kurzfristig einzuspringen", erzählte sie weiter und ihr Gesichtsausdruck wurde immer gequälter und trauriger.

„Allerdings habe ich zu dieser Uhrzeit schon geschlafen, weswegen ich nicht an das Telefon ging. Er versuchte erst deine Mutter zu erreichen, bevor er dann zu mir fuhr. Dein Vater hatte ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache und klingelte Sturm bei mir. Ich schreckte also aus meinem Bett aus und dachte die Sondereinheit des FBI wollte zu mir bei dem Klingeln. Dein Vater stand vollkommen unter Schock, als ich ihn rein ließ. Er fragte sofort nach dir, aber du warst ja nicht bei mir", nun bannte sich eine Träne einen Weg über ihre Wange.

„Nicht weinen", ich drückte ihre Hand und sah sie mit einem kleinen Lächeln an.

„Dann fuhren wir erst zu der Arbeit deiner Mutter und erfuhren, dass sie gekündigt hatte. Noch am selben Tag. Nachdem wir selbst die Krankenhäuser abgefahren hatten und erneut unzählige Male deine Mutter versucht hatten zu kontaktieren, fuhren wir schließlich ins Haus deines Vaters. Dort fanden wir dann das Handy deiner Mutter und ein Abschiedsbrief. Na ja, es war nicht wirklich ein Abschiedsbrief. Es standen lediglich zwei Worte auf dem Papier. Lebe wohl", sie seufzte und sah mich erschüttert an.

Sie musste die Geschichte schon mehrmals erzählt haben. Ich konnte mich in das Geschehen unglaublich gut hinein versetzten und war umso mehr schockiert von dem Handeln meiner Mutter.

„Hat mein Vater nicht weiter gesucht?", fragte ich hoffnungsvoll.

„Doch, er hat gefühlt jeden Stein umgedreht und hat eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Ungefähr einen Monat später bekam er dann eine Nachricht von der Polizei. Die Polizei berichtete, dass es dir gut ginge und sie nicht von mehr berichten durften, da deine Mutter jetzt unter diplomatischer Immunität stand, weswegen dein Vater keine Chance mehr hatte dich zu finden. Er war so verzweifelt", sie schüttelte traurig den Kopf, während ich meinen nach unten senkte.

„Und warum ist er dann nicht mehr hier?", fragte ich verwirrt, „Es hätte ja sein können, dass meine Mutter zurück kehrt."

„Er konnte es womöglich nicht mehr ertragen durch die selben Straßen zu laufen, indessen er mit dir früher gelaufen war", antwortete sie und zuckte unschlüssig mit den Schultern.

„Aber hat er dir keinen Abschiedsbrief oder etwas hinterlassen, in denen er Hinweise darauf gegeben hat, wo er hin will?", fragte ich sie verzweifelt.

„Er hat mir einen Abschiedsbrief hinterlassen", sie holte ein Stück Papier aus ihrer Tasche und schob es zu mir rüber.

Mit zitternden Händen öffnete ich das Papier. Ich nahm einen tiefen Atemzug und las mir den Brief durch. Der Brief bedeutete mir so viel. Es schien, als würde ein Teil von meinem Dad bei mir sein, obwohl er sich wahrscheinlich weit entfernt von mir befand.

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Hey,

ich hoffe, dass euch dieses emotionale Kapitel gefallen hat.

Wann lest ihr dieses Kapitel? Bei mir ist es 22.06 Uhr am 5. Juni 2017. Der Jenige, der an einem 23. Oktober hier kommentiert, bekommt einen Keks. Also merkt es euch. :D

Was wird nun wohl im Brief von Grace's Dad stehen? Was waren die Gründe von Grace's Mum ihren Dad zu verlassen? Wo befindet sich wohl Grace's Dad? Fragen über Fragen... Seid gespannt! :)

Liebe Grüße

Jenny

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