Coldness

6. Kapitel

Nachdem ich meine Haare gerichtet hatte, kam auch schon ein Page. Dieser nahm, ohne auf meine Widerworte einzugehen, meinen Koffer. Er ignorierte mich einfach knallhart.

Dann war er auch schon verschwunden.

Ich sah ein letztes Mal zu meinem Spiegelbild. Nickend wendete ich anschließend meinen Blick wieder ab und schnappte mir meinen Rucksack, den ich mir sofort über die Schulter warf.

Danach verließ ich still die Wohnung. Bis Morgen!

...wenn ich bis dahin noch leben werde.

Mit schnellen Schritten durchquerte ich die Flure. Meine Gefühle waren gemischt.

Ich wollte einfach nicht mit Harvey diese Reise besteigen, aber ich wollte unbedingt nach Manchester. Doch das Schlimmste an alldem war es, dass ich den Leuten etwas vorspielen musste, was ich nicht fühlte. Ich wurde hineingezwungen und hatte keinen wirklichen Nutzen an dieser Sache. Es ging immer nur um meine Mutter. Mein ganzes Leben wurde von ihre gesteuert und noch konnte ich nicht wirklich etwas dagegen tun.

In der Eingangshalle wurde ich bereits von einem Diener erwartet. In seiner Hand hielt er eine Karte. „Ms Fryer, würden sie mich bitte begleiteten?", fragte er mit gefühlsloser Stimme.

„Natürlich", antwortete ich lächelnd, doch ich bekam kein Lächeln zurück, weshalb ich die Fröhlichkeit wieder von meinem Gesicht verbannte.

Plötzlich drückte er mir die Karte, die er kürzlich noch in der Hand gehalten hatte, in die Hand.

„Vom Prinzen", meinte er beiläufig. Irritiert öffnete ich die Karte langsam. Kein Glitzer oder etwas ähnliches, was heraus flog. Es waren nur wenige Worte, die auf dem weißen Papier standen.

»Ich erwarte dich im Flugzeug. Harvey «, hatte er in den Brief geschrieben, aber das konnte ich mir schon denken. Neben seinen Namen hatte er ein kleines Herz gemalt. Warum das zu stande kam, konnte ich mir nicht ganz erklären. Hatte er mal wieder eine seine guten Phasen, die nur wirklich SEHR selten auftraten? Womöglich hatte auch seine Mutter oder ein Angestellter diese Karte geschrieben. Ich kannte seine Handschrift ja nicht.

Vor der Tür wartete ein schwarzer Jaguar. Der Diener hielt mir die Tür auf und ich setzte mich hinein. Der hintere Teil wurde vom vorderen abgeteilt.

Nachdem ich mich angeschnallt hatte, fuhr das Auto schon los. Als der Jaguar das Gelände verließ, sah ich gespannt nach draußen. Ich verließ das Gelände immer nur für den Schulbesuch.

Es war ungewohnt draußen zu sein. Dennoch liebte ich es. Es musste schön sein frei draußen herum laufen zu können.

Der Jaguar fuhr nicht lange. Der Flughafen war auch nicht allzu weit entfernt. Doch er fuhr direkt zum Flugzeug. Vor einem Flugzeug hielt der Wagen an und mir wurde sogleich die Tür geöffnet.

Ein roter Teppich wurde bis zur Treppe in das Flugzeug ausgerollt. Daran musste man sich erst einmal gewöhnen. Etwas zögerlich stieg ich aus dem Auto aus. Ein Mann hielt mir seine Hand hin.

„Das geht schon", meinte ich mit einem ehrlichen Lächeln. Er lächelte zurück.

Schließlich stieg ich aus dem Wagen. Der Rucksack war noch immer auf meinem Rücken. Schnell richtete ich mir die Haare etwas und folgte dem Teppich zur Treppe. Langsam legte ich die Hand auf das Gelände der Treppe und nahm nun jeder Stufe nach der anderen.

Als ich dann im Inneren des Flugzeuges ankam, war ich wirklich erstaunt.
Dieses kleine Flugzeug war größer, als es von außen aussah. Außerdem war es wirklich luxuriös.

Harvey saß bereits angeschnallt auf einem der gemütlich aussehenden Ledersitze und tippte auf seinem Handy herum. Ein paar braune Haarsträhnen fielen ihm leicht ins Gesicht. Sein Gesichtsausdruck war neutral. Einfach nicht voraussehend. Er war wie ein Rätsel. Ein besonders Schwieriges, dass sich andauernd veränderte.

Plötzlich wanderten seine grünen Augen zu mir. Ich fühlte mich sogleich ertappt.

Er erwiderte jedoch nichts und nickte nur stumm. Dann wandte er seinen Blick zurück auf sein Handy. Nun war ich die Jenige, die stumm für sich her nickte. Unsicher setzte ich mich schließlich auf den Platz neben ihm am anderen Fenster. Schnell schnallte ich mich an und zog den Gurt so fest, wie es nur ging. Dann sah ich nach draußen. Ein paar Privat-Jets hier und da.

Sonst sah man eigentlich nichts Besonderes.

Den ganzen folgenden Flug sprachen wir kein Wort miteinander. Hasste er mich? Ich konnte für diese Situation ja wohl noch weniger, als er selbst. Allerdings schwieg ja auch. Vielleicht dachte er ja, dass ich ihn mochte. Okay, das stimmte ja mehr oder weniger. Ich kannte nur diese Seite von ihm, die kälter als die Suppe meiner Großmutter war.

In Manchester wurden wir von einem silber Mercedes empfingen. Die Türen wurden schnell geöffnet und die Angestellten lächelten freundlich. Dachten die ganzen Menschen eigentlich, dass ich die zukünftige Königin sein würde? Ich fragte nicht echt, welche Gedanken sich in den Köpfen der Menschen abspielten. Vielleicht wollte ich diese auch gar nicht kennen.

Im Auto sagte er erneut kein Wort. Ich hätte wenigstens erwartet, dass er etwas sagt.

Bis jetzt hatte er kein einziges Mal mit mir gesprochen. Also schwieg auch ich. In solchen Sachen war ich sehr stur.

Das Hotel, mit vielen Sternen, war nur 5 Minuten Autofahrt entfernt. So konnte ich das Auto recht schnell verlassen. Ich hasste es auf solch engen Raum mit ihm gefangen zu sein.

Vor dem Hotel wurden wir ebenfalls bereits erwartet. Harvey stieg mit cooler Miene aus dem Auto, doch als er sich umdrehte, lag ein Lächeln auf seinen Lippen, welches mein Herz erwärmte. Auch wenn dieses Lächeln nicht echt war. Auf meine Lippen legte sich ebenfalls ein falsches Lächeln.

Er streckte mir seine Hand hin, welche ich nahm. Vorsichtig zog er mich aus dem Auto, doch er zog zu stark, so dass ich gegen seine Brust stolperte. Ich kicherte leise, wobei ich nicht sagen konnte, ob dieses Kichern echt war.

Harvey griff nach meiner Hand und zog mich näher zu sich. Wir liefen los. Die Türen zum Hotel wurden uns aufgehalten. Die Angestellten verbeugten sich alle und sahen uns eingeschüchtert an. Harvey hatte eine sehr einschüchternde Aura, während meine wahrscheinlich zum Auslachen war.

Ein Hotelangestellter in roter Uniform brachte uns dann auf unsere Suite im höchsten Stockwerk.

Nun bemerkte ich plötzlich auch die Bodyguards, die uns anscheinend die ganze Zeit gefolgt waren. Die Beiden sahen irgendwie gruselig aus.

„Dann wünsche ich Ihnen einen angenehmen Aufenthalt. Sollten sie Wünsche haben, können sie uns jederzeit erreichen, wenn sie diesen Knopf hier drücken", verabschiedete sich der junge Mann freundlich und zeigte auf den blauen Knopf neben der Tür.

„Vielen Dank", bedankte sich Harvey kalt. Der Angestellte verließ das Zimmer.

Nun beschloss ich mir dieses anzuschauen. Mein Koffer stand bereits am Bett bereit. In diesem Raum gab es ein Doppelbett, sowie eine Minibar und weitere Kleinigkeiten. Für eine Suite war dieser Raum ziemlich klein.

„Verdammt", ich riss die Augen auf. „Wo ist das andere Bett?", fragte ich ihn unsicher.

„Denkst du wirklich diese Beziehung soll auffallen?", fragte er mich und ich fühlte mich direkt dumm. Wie konnte er nur so mit Worten umgehen?

„Ja, aber...", fing ich an nervös zu stottern. „Wir werden in einem Bett schlafen", meinte er locker.

„Ich schlafe sicherlich nicht mit dir in einem Bett", sagte ich nun mutig.

„Dir wird nichts anderes übrig bleiben", er grinste schadenfroh.

„Dann schlafe ich eben auf dem Boden", sagte ich noch dazu und wendete mich stur ab.

Es würde nur eine Nacht werden. Die würde ich schon auf dem Boden überleben.

„Okay", antwortete er dazu. Und sowas nannte man heutzutage Gentleman.

„Wann muss ich fertig sein?", fragte ich ihn schließlich kalt.

„Du hast 2 Stunden", antwortete er ebenso kalt.

Ich nickte und lief zu meinem Koffer. Aus diesem holte mein rotes Kleid und meinen Kulturbeutel heraus. Mit den Sachen in der Hand lief ins Badezimmer. Im Augenwinkel nahm ich Harvey's Blicke deutlich war.

Im Badezimmer angekommen, sah ich diese göttliche Badewanne. Sie war rundlich und stand in der Mitte des Raumes. Doch jetzt war keine Zeit zum Baden (Heute Abend allerdings schon).

Schnell holte ich meine Shampoos und das ganze andere Zeug heraus und stellte es in die große Dusche. Danach streifte ich mir die Klamotten vom Leib und sprang unter die Dusche.
Das warme Wasche plätscherte hinunter.

Relativ schnell wusch ich mir die Haare und verließ die Dusche. Nun roch das ganze Badezimmer nach Apfelkuchen. Ich wickelte mich in ein Handtuch und ging zum Waschbecken. Bei diesem putzte ich mir noch einmal die Zähne, bevor ich mir das Gesicht mit Peeling voll schmierte und anschließend wieder abwusch. Meine Haare wickelte ich in ein anderes Handtuch, während ich nach einem Föhn suchte. Zu meinem Glück fand ich tatsächlich einen unter dem Waschbecken.

Ich schaltete ihn an und föhnte mir die Haare trocken.

Danach zog ich mir meine Unterwäsche an und schlüpfte in mein rotes Kleid. Es ging mir bis zu den Knien, war eng und hatten einen Carmen Ausschnitt. Die Ärmel gingen mir bis zu den Ellenbogen. Also im Gesamten liebte ich dieses Kleid.

(Orientierung)


Als ich schließlich fertig war, tapste ich auf Zehenspitzen wieder zu meinem Koffer, um mir meine Ballerinas rauszuholen. Doch als ich gerade Halt suchen wollte, fand ich diesen nicht. Verzweifelt suchte ich nach Halt, doch ich knallte mit voller Wucht mit der Wange gegen die spitze Kante des Bettes. Ich schlitterte richtig entlang.

„Ah fuck", schrie ich schmerzvoll auf. Stöhnend hielt ich mir die Wange und spürte schon das Blut herunter laufen. Harvey kam geschockt zu mir und sah mich mit großen Augen an.

„Was ist passiert?", fragte er geschockt, als ich aufstand und ins Badezimmer rannte. Er rannte mir hinter her. „Frag lieber nicht", meinte ich seufzend. Als ich am Spiegel über dem Waschbecken ankam, löste ich meine Hand vorsichtig von meiner Wange. Ein ungefähr 5 cm langer blutiger Kratzer zog sich dort nun entlang. Ich sah echt... heiß aus.

„Du siehst aus, als hättest du in irgendeinem Action-Streifen die Hauptrolle ergattert", lachte mich Harvey nun aus. Ich fand das nicht so lustig, weshalb ich ihm mit der Faust gegen die Brust schlug. Anschließend suchte ich nach einem Pflaster, was ich nicht fand.
„Du hast nicht zufällig Pflaster dabei?", fragte ich ihn leicht grinsend.

„Tut mir Leid, nein", oh Mr Prinz von Großbritannien entschuldigte sich. Was ein Weltwunder!

„Es wird Zeit für den blauen Knopf", meinte ich grinsend. Harvey rieb sich die Handflächen aneinander und grinste nun ebenfalls.

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Heyy,

Danke für mittlerweile 150 Reads. :) Dankeschön 

Liebe Grüße von Jenny


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