Carousel of Emotions

57. Kapitel

Nervös. Dieses Wort beschrieb mich so ziemlich in diesem Moment.

Das Taxi benötigte nur noch wenige Minuten bis zum St Mary's Hospital. Dort würde ich dann entweder zu Harvey gelassen oder ich wusste auch nicht weiter. Grace Thalia Fryer besaß rein gar keinen Plan B. Mein Leben war schon ein Plan B.

Wenige Minuten später hielt das Taxi also eine Straße vom Hospital entfernt. Meine Knie schlotterten. Ich gab dem Fahrer hastig das Geld und stieg dann mit meinem Gepäck aus dem kleinen Taxi aus. Die Luft hier war völlig anders als in Afrika. Sie fühlte sich frischer an.

Mit langsamen Schritten machte ich mich also auf den Weg zum Krankenhaus. Ich lief so langsam wie möglich, damit ich das Ganze noch hinauszögern konnte. Doch lange war das auch nicht möglich, denn dann stand ich auch schon vor dem großen Hospital.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte mir vor Nervosität kaum noch unter Kontrolle.

Vor dem Hospital standen zwei Wachen der royalen Familie, was auf den Aufenthalt hindeutete.

Sobald ich einige Schritte auf die Wachen hinausging, setzte sich der Erste in Bewegung.

„Grace Thalia Fryer", sagte er zu mir ohne ein anderes Wort hinzuzufügen, wie eine Begrüßung aus reiner Höflichkeit.

„Ja, die bin ich", antwortete ich etwas verwirrt. Würde er mir jetzt sagen, dass ich dieses Gebäude nicht betreten darf.

„Folgen Sie mir bitte", meinte er nun und nickte mir aufmerksam zu. Seine Augen bohrten sich in meine. Doch er redete voller Kälte, sodass es mir den Nacken hinunterlief.

Schließlich nickte ich allerdings und folgte ihm. Die andere Wache öffnete die Tür und wir spazierten geradewegs in das Gebäude hinein. Die Wache sagte nichts zu mir. Kein Wort fiel. Vielleicht war es ihm nicht erlaubt Konversationen zu führen. Genau sagen konnte ich das nämlich nicht.

Wir durchquerten das gesamte Gebäude und liefen mindestens zehn Minuten bis er vor einem Zimmer mit blauer Tür stehen blieb. Zaghaft klopfte er mit seiner geschlossenen Faust gegen die Tür. Es kamen keine Worte zurück, dennoch öffnete er die Tür.

„Eure Hoheit, sie haben Besuch", die Wache verbeugte sich. Die Worte von Harvey konnte ich nicht verstehen. Doch plötzlich kam die Wache aus dem Zimmer, nickte mir zu und ließ mich ins Zimmer passieren.

In drückte meine Hände in Fäuste und lief unsicher in das Zimmer. Als ich Harvey erblickte, schlug ich schockiert meine Hand vor den Mund und riss meine Augen auf.

„Harvey", murmelte ich geschockt vor mich hin und schüttelte den Kopf langsam.

In seinem Gesicht klebten mehrere Pflaster, welche auf Wunden hindeuteten. Außerdem war sein Fuß eingegipst.

„Ist nicht so wild", meinte er und zuckte mit den Schultern.

„Was ist mit deinem Fuß passiert?", fragte ich und lief einige Schritte näher an sein Krankenbett.

„Als ich in das Schloss geflüchtet bin, bin ich auf einer Treppe ins Schwanken geraten. Dann bin ich umgeknickt und die Treppe hinuntergefallen", er erzählte dies, als wäre das Ergebnis des Ganzen nur eine kleine Schürfwunde.

„Ist er gebrochen?", fragte ich vorsichtig.

„Nur angebrochen, dennoch wurde ich zu diesem Teil hier gezwungen", er schüttelte seinen Kopf genervt.

Eine kurze Weile wurden es dann still und schwiegen uns an, während wir uns in die Augen sahen.

„Du kannst dich neben mich setzen. In diesem Bett ist genug Platz für eine Großfamilie", meinte er grinsend, doch seine Augen strahlten etwas anderes als Freude aus. Ich war kein Psychologe, weswegen ich dies nicht genau einordnen konnte. Dennoch war ich ein Mensch und konnte sagen, dass diese Freude nicht echt war.

„Was ist los?", fragte ich ihn und ließ die Bombe mehr oder weniger platzen.

„Es tut mir leid", betroffen sah er zum Boden.

„Was tut dir leid?", schief sah ich ihn an. Ich kannte die Antwort, doch ich wollte und musste sie einfach aus seinem Mund hören.

„Ich war ein Arschloch. Ich war so ein verdammtes Arschloch", begann er. Er schien Wut auf sich selbst zu verspüren. Das war klar deutlich an der Ader an seinem Hals, die fast schon heraussprang.

„Harvey, beruhig dich", sagte ich sanft und legte meine Hand auf seiner Schulter ab.

Sein Blick fiel sofort auf mich.

„Das mit der Presse stimmt nicht. Ich... Ich hatte Angst. Ich habe geglaubt, dass du mir nicht die Wahrheit erzählst. Ich wollte, dass du mir nicht die Wahrheit erzählst, damit ich dich abstoßen kann und auf mich alleine gestellt bin", seine Augen waren voller Reue, als er mich mit ihnen anblickte.

„Grace, du bist der tollste Mensch, dem ich je begegnet bin. Dein Charakter gleicht einem Engel. Du bist so gütig, aber auch voller Humor. Gleichzeitig kennst du die Momente, in denen du Ernsthaftigkeit zeigen sollst. Grace, du bist einzigartig. Ich kenne niemanden, der dir auch nur ansatzweise gleicht. Du bist so besonders. Wie ein Schatz, den man um jeden Preis hüten muss. Ich weiß, dass dir meine Worte wehgetan habe. Sie haben dir verdammt wehgetan. Doch ich hoffe, dass du mir irgendwie verzeihen kannst und mir eine zweite Chance gibst. Es tut mir leid", er sprach voller Emotionen und sah mich durch dringend an. Ich konnte nicht beschreiben, was gerade in meinem Inneren ablief.

Doch als die erste Träne aus meinem Auge lief, folgten immer mehr, bis sich ein ganzes Meer aus Tränen auf meinem Gesicht ergoß. Ohne irgendetwas zu sagen, drückte ich mich fest an ihn. Ich versteckte meinen Kopf an seiner Brust und sog seinen Duft ein. Der Duft, der mich an zu Hause erinnerte und nur so von Wärme.

Harvey drückte mich eng an sich und legte seinen Kopf auf meinem ab.

„Bitte hör auf zu weinen", flüsterte er mir leise entgegen.


„Ich ertrage das nicht", fügte er hinzu und strich mir meine Haare weg.

„Harvey", wisperte ich nun leise.

„Ja?", fragte er gleich zurück.

„Kannst du mir etwas versprechen?", fragte ich ihn leise und hielt meine Augen noch immer geschlossen.

„Immer", antwortete er mit rauer Stimme, woraufhin ich zusammen zuckte. Er hatte eine Wirkung auf mich, die sich in keinem Wort beschreiben ließ. Unglaublich kam dem Ganzen aber schon wahnsinnig nahe.

„Bitte sag so etwas nie wieder. Bitte", flüsterte ich ihm entgegen und seufzte auf.

„Nie wieder. Ich verspreche es dir, Grace. Nie wieder", daraufhin drückte er mich noch näher an sich.

Schließlich löste ich mich etwas von ihm, um ihm in die Augen zu schauen. Seine grünen Augen glänzten verräterisch.

„Danke, Grace", er sah mich mit einem Lächeln an. Sofort breitete sich die Wärme in mir aus.

„Danke, Harvey", flüsterte ich und lächelte ihn nun ebenfalls voller Wärme an. Er legte seine Finger auf meinem Gesicht ab und blickte mich voller Intensität an.

„Danke, Grace", wisperte er noch, bevor er seine Lippen auf meine legte und das Karussell voller Emotionen begann sich mit lauter Musik und bunten Lichtern zu drehen. Es hörte nie auf sich zu drehen. Das tat es nie wieder.

Ich hoffe, dass Euch das letzte Kapitel von Royal Fake gefallen hat. <3

Jenny

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