6 - gone

Etwas ängstlich schaute ich zu meinem Vater hinauf, der seine Stirn in tiefe Falten gelegt hatte. ,,Was machen wir nur mit dir?" Fragte er kopfschüttelnd, hielt seine Arme hinter dem Rücken. Er lief zu einem der großen Fenster, welches wie die anderen den Saal mit Licht fluteten. Es war wirklich wunderschön im Schloss, alles mit Mühe eingerichtet und hell, sowie einladend gestaltet. Nur das, was es mit einigen Menschen machte, die nur hinter der Macht her waren, das machte mich krank. Ein weiterer Grund, weshalb es auf mich meist einengend und abstoßend wirkte.

,,Was ist denn so falsch mit mir Vater?" Fragte ich nach. Dieser lachte auf und drehte sich wieder zu mir um, blickte mit seinem leeren Blick in meine Augen. ,,Ich hab deine Mutter schon mit achtzehn kennengelernt und ein Jahr später geheiratet. Du bist mittlerweile dreiundzwanzig und hast dich noch nicht einmal darum gekümmert, eine Frau an deine Seite zu holen." ,,Und was ist mit Lottie? Sie ist fünfundzwanzig und heiratet auch erst jetzt." Gab ich siegessicher zurück. ,,Sie ist nicht der zukünftige Thronfolger, das bist du."

,,Was ist, wenn ich das nicht sein möchte?" Sagte ich lauter als gewollt, mein Vater schaute mich geschockt an. Mit großen Schritten kam er auf mich zu und packte mich bei den Schultern. Ängstlich schloss ich die Augen und atmete tief durch, bevor ich sie wieder öffnete. ,,Mein Junge, wer soll denn sonst König werden? Daniel trägt nicht unser Blut in sich, er ist dafür nicht geeignet. Es ist vorherbestimmt, dass immer der erstgeborene Junge der Nachfolger des Königs wird."

,,Was wäre so schlimm, diese Regel zu ändern? Dann trägt halt nicht der König, sondern die Königin unser blaues Blut in sich. Könnte es nicht sogar König und König geben?" Mein Vater schüttelte aufgebracht den Kopf. ,,Über sowas wie zwei Könige müssen wir doch gar nicht nachdenken, wir werden dir schon eine tolle Prinzessin suchen, in die du dich verliebst." ,,Wow, dass du dabei noch an Liebe denkst", gab ich sarkastisch zurück, rollte mit den Augen. ,,Das will ich überhört haben. Und jetzt setz dich Louis, ich möchte dir die Prinzessinen nennen, die uns in zwei Wochen die Ehre erweisen werden."

Mein Vater schob sich seinen Stuhl zurück und ich setzte mich neben ihn. Dann holte er ein Blatt aus seinem Jackett, welches er auffaltete und sich noch einmal durchlas. ,,Also wir erwarten Prinzessinen aus Dänemark, Belgien, der Niederlande, Marokko, Norwegen, Schweden, Spanien und Monaco. Zudem habe ich mir überlegt, dass die Töchter der Vertreter für unsere Überssegebiete zum Ball geladen sind. Meist haben sie auch Adelstitel oder eben die nötige Macht als Bürgerliche." ,,Okay ist noch was? Sonst würde ich mich jetzt gerne für das Abendessen etwas frisch machen." Sagte ich und wollte schon aufstehen, doch mein Vater hielt mich am Handgelenk zurück.

,,Ich hoffe du weißt, dass der Ball ziemlich wichtig ist. Nicht nur für dich, sondern für uns alle. Wie soll es für das Volk aussehen, wenn der Prinz sich nicht binden kann?" Sagte der ältere Mann ernst und schaute mich streng an. ,,Vielleicht merken sie, dass ich nach der wahren Liebe suche." ,,Deine Mutter hat dir zu viele Märchen vorgelesen, dass war mir schon immer klar. Du gibst nächste Woche bei dem Benefizfußballspiel ein Interview und wirst gefälligst davon reden, wie sehr du dich auf den Ball freust und hoffst, deine zukünftige Frau dort zu finden."

,,Ich will nicht zu diesem Fußballspiel. Es depremiert mich, wenn ich nur zugucken und nicht spielen darf, weil ich mir ja den Knöchel verstauchen oder in den Dreck fallen könnte. Und diese dummen Klatschblätter schreiben doch ohnehin was sie wollen, egal ob ich ein Interview gebe oder nicht." Beschwerte ich mich, wissend, dass ich meinen Vater damit zur Weißglut brachte. ,,Du wirst da hingehen, ob du willst oder nicht. Und jetzt geh mir aus den Augen!" ,,Tu ich gerne", erwiderte ich bissig, sprang auf, sodass der Stuhl nach hinten umkippte und rannte schleunigst raus aus dem Saal, hinein in mein Zimmer.

Zayn wartete, frisch geduscht, was man daran merkte, dass seine Haare noch nass waren, auf meinem Bett und öffnete seine Arme, sobald ich zur Tür eintrat. Sofort warf ich mich in diese und drückte mich an ihn. ,,Er benutzt mich, als wäre ich seine Marionette. Lottie kann währenddessen machen was sie will, dass ist doch unfair", nuschelte ich. ,,War das Leben jemals fair?" Stellte Zayn die rethorische Frage, womit er absolut recht hatte.

Sanft streichelte er durch meine Haare, während ich mich immer mehr fallen ließ. ,,Danke, dass wenigstens du da bist." Raunte ich in Zayns Halsbeuge. ,,Dafür musst du dich nicht bedanken. Ich werde immer für dich da sein." Gab Zayn zurück, drückte mich dann etwas von sich, um mich schief grinsend anzusehen. ,,Jetzt geh lieber mal duschen, bevor dein Vater sauer wird, dass wir uns zum Abendessen verspäten. Du hast eine Stunde, also hopp hopp." Zayn klatschte in die Hände und schubste mich aus meinem eigenen Bett.

,,Derweil werd ich sehen, was du heute Nacht für Harry anziehen kannst." ,,Es soll was ganz normales sein, nichts aufdringliches oder so. Ich will, dass er mich für ganz normal hält." Bat ich, doch Zayn grinste. ,,Lass das mal meine Sorge sein." Damit scheuchte er mich aus meinem Zimmer rüber ins Bad, wo ich eine lange ausgiebige und vorallem kalte Dusche nahm, um den Kopf freizukriegen. Das ließ mich tief durchatmen und den Stress vergessen, der die nächsten Wochen anstehen würde. Hätte mein Vater das heute mit dem Benefizspiel nicht erwähnt, hätte ich das total vergessen. Schließlich hatte ich das abgeschrieben mit dem Gedanken, nicht hinzugehen.

Seufzend drehte ich nach einer guten halben Stunde das Wasser ab und machte mich nur mit einem Handtuch um die Hüften gewickelt auf zurück in mein Zimmer. Zayn reichte mir zunächst die Boxershorts, dann eine schwarze Skinny Jeans und einen schwarzen Pullover, mit dem Adidas Aufdruck in rot. Ich stellte mich vor den Spiegel und musterte alles haarscharf. ,,Ich denke, so kann ich gehen, danke."

Als das Abendessen endlich hinter mich gebracht war und ich noch zwei weitere Stunden gewartet hatte, in welchen Zayn sich 'verabschiedet' hatte, war es endlich Zeit loszugehen. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, bei dem Gedanken daran, Harry wiederzusehen. Es gab so viel, was ich über ihn erfahren wollte, so viele Fragen. Wie die letzte Nacht kletterte ich aus dem Fenster, über den Stall ins Heu. Als ich dann vor dem Buckingham Palace stand, mitten auf dem großen Platz der um diese Uhrzeit so gut wie leergefegt war, fuhr auch schon Zayn mit seinem Auto vor.

,,Einmal zur Westminster Brücke, bitte", gab ich von mir, nachdem ich eingestiegen war, brachte uns damit beide zum Lachen. ,,Kommt sofort, ihre Majestät." Erwiderte Zayn, ließ die Kupplung kommen und trat dann aufs Gas. Es war eine kurze Strecke, die wir fahren mussten, waren deshalb auch schon nach wenigen Minuten da. ,,Soll ich hier warten, oder meinst du, es dauert etwas länger?" ,,Du kannst ruhig nach Hause fahren, ich denke ich gehe dann noch mit zu Harry. Danke fürs hinbringen." ,,Kein Problem, viel Glück Kleiner."

Zayns letzten Kommentar überhörte ich geschickt, verließ dann das Auto um auf die Brücke zu gehen. In der Mitte etwa hielt ich an, wo Harry und ich uns gestern zum ersten Mal getroffen hatten. Er war noch nicht hier, dennoch verließ mich nicht mein Mut, dass er bald kommen würde. Doch darauf sollte ich lange warten.

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Das Kapitel ist etwas länger geworden, aber ich hab so viel Spaß hieran zu schreiben und kann kaum aufhören. Dennoch wollte ich dann nun hier den Cut setzen, weil er so schön passt.

Dieses Kapitel widme ich larryarethehome, you are beautiful even if you don't always see it.

Was denkt ihr passiert nun?
Bin auf eure Erwartungen & Feedback gespannt.

All the love xx

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