2.Kapitel
~Ein Monat später
Ich hatte immer noch nicht den Mut gehabt, es Carlos zu sagen, jedoch wären wir schon fast aufgeflogen, da Doug den Test gefunden hatte. Zuerst hatte er geglaubt, Evie wäre schwanger, die konnte ihm aber davon überzeugen, dass der Test Fake war und nur für einen Aprilscherz gedacht war. Evie und Jay sagten mir immer wieder, dass ich mit Carlos reden musste, drängten mich aber nicht. Carlos wurde schon langsam misstrauisch, da ich so distanziert war, fragte mich aber noch nicht. Zum Glück, da ich nicht wusste, wie ich reagieren würde, wenn er es täte.
Mal und Ben waren gestern aus ihren Flitterwochen zurückgekehrt und Ben hatte uns Bescheid gegeben, dass wir uns nach dem Frühstück unten bei der Limo trafen. Keiner wusste wieso, aber dennoch standen wir alle pünktlich draußen beim Auto. Ich redete gerade mit Uma und wartete auf Ben und Mal. Ich hörte ein Klatschen hinter mir und drehte mich zu meinem Bruder und meiner neuen Königin um.
„Es freut mich, dass ihr alle hier seid, ich..." „Ben, lass die Reden! Die konntest du noch nie gut", lachte ich und stellte mich mit den anderen zu ihm. Er seufzte und fing wieder von vorne an: „Ok. Ich dachte mir, wir machen einmal alle gemeinsam einen Ausflug. Einfach um mal abzuschalten. Was haltet ihr davon?", fragte er nervös.
Alle grinsten glücklich und Gil fragte: „Was machen wir denn?" „Bogenschießen!", grinste Ben und warf Jay die Schlüssel zu. Der fing sie auf und setzte sich ans Steuer. Lonnie setzte sich neben ihn und wir anderen setzten uns nach hinten. Es war zwar eine Limousine, jedoch war es trotzdem verdammt eng, da Mal, Ben, Evie und Doug auf der kurzen Sitzbank saßen. Und Alex, Harry, Gil, Uma, Carlos, Dude und ich auf der langen Sitzbank. Ich saß am Fenster, weswegen ich nur Carlos neben mir hatte. Ich lehnte meinen Kopf ans Fenster und starrte hinaus. Ich spürte, wie etwas meinen Arm anstieß und als ich hinunterschaute, konnte ich erkennen, dass Dude versuchte, sich unter meinem Arm durchzuquetschen.
Ich hob meinen Arm und Dude legte sich sofort auf meinen Schoß. Dies tat er schon die letzten Wochen und als Carlos ihn einmal gefragt hatte, wieso er das tat, hatte der Hund nur geantwortet, dass er mich beschützen müsse. Ich fing an, durch sein Fell zu kraulen und lächelte leicht.
Im Moment bekam Dude alle meine aufkommenden Muttergefühle ab, was ihn aber nicht zu stören schien. Ja! Ich freute mich auf das Baby. Sehr sogar. Ich liebte es jetzt schon und die Gefühle, die ich verspürte, waren überwältigend. Ich hatte den unheimlichen drang, mein Baby um jeden Preis zu beschützen. Nur wenn es darum ging, Carlos die Wahrheit zu sagen, versagte ich.
Meine Angst, Carlos zu verlieren, war einfach zu groß. Ich stoppte in meiner Bewegung und legte meine Hand einfach leicht auf Dudes Rücken. Carlos fasste meine Hand und drückte sie leicht. Mein Blick wanderte zu ihm und ich lächelte leicht. Er erwiderte das Lächeln und ich legte meinen Kopf auf seine Schulter.
Ich schaute zu Evie, die mich intensiv anstarrte. Ich wandte meinen Blick ab und schaute wieder aus dem Fenster. Ich erkannte, dass wir in einem Wald waren und gerade eine Bergstraße hinauffuhren. Als wir hielten, waren wir mitten im Wald und Ben und Mal, waren die Ersten, die ausstiegen.
Carlos und ich waren die Letzten und stellten uns dann zu den anderen. Ben erklärte gerade, dass wir uns alle einen Bogen holen sollten und wir dann mit einem Parcours anfangen würden. Wir gingen zu dem Bogenverleih, als Evie mich wegzog. „Trix! Du musst es ihm sagen", drängte sie. „Ich kann nicht, E", zischte ich.
„Wovor hast du Angst? Er hat dir schon vor einem Jahr gesagt, dass er mit dir Kinder haben will", fragte sie. „Weil es dennoch zu früh ist! Und ich kann ihn nicht verlieren!", wimmerte ich. „Wo ist die taffe Trix hin?", fragte Evie ernst. „Gestorben, E! Ein Teil ist gestorben, als ich Carlos das Messer reingerammt habe, ein anderer Teil, als er gestorben wäre, wenn Harry ihn nicht gerettet hätte und noch etwas mehr, als ich diesen Test angestarrt habe!", giftete ich und ging davon.
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Evies Sicht:
Geschockt schaute ich meiner Freundin hinterher. Ich wusste nicht, wie es in ihr aussah. Ich dachte immer, dass sie mit allem klarkam. Ich seufzte und folgte ihr. Auch ich nahm mir einen Bogen, folgte der Erklärung aber nur halbherzig. Ich beobachtete Trix und jetzt bemerkte ich es. Ihre gehetzten Blicke, ihre leicht zitternde Hand, verdammt!
Allein wie sie stand! Als würde sie gleich angegriffen werden. Und der einzige Grund, weswegen Carlos nicht misstrauisch wurde war, dass es schon die ganze Zeit so war. Seit ihre Mutter aufgetaucht war. Ich ging mit Doug zu den ersten Hindernissen und beobachtete nebenbei Trix und Carlos.
Ich war recht gut in Bogenschießen, aber wir alle von der Insel konnten es. Etwas, das wir uns gegenseitig beigebracht hatten. Lonnie konnte es auch noch etwas, aber Ben, Doug und Trix trafen nichts. Als wir zum nächsten Ziel kamen, stellte Trix sich hin und zielte. Sie schoss und verfehlte um einen Meter. Sie seufzte und spannte den nächsten Pfeil ein. Sie zielte wieder, aber Carlos unterbrach sie. Er drückte den Bogen etwas höher und legte seine Hände auf ihre Hüften. Wie konnte sie nur denken, sie würde ihn verlieren? Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, das keiner hören konnte und korrigierte ihre Standposition. Er winkelte ihren Ellenbogen mehr und sie schoss.
Sie traf fast das Auge und starrte geschockt aufs Ziel. Carlos grinste und als Trix sich zu ihm umdrehte, lächelte sie. Es war das echteste Lächeln, das ich seit langem bei ihr gesehen hatte. Sie küsste ihn und warf sich in seine Arme. Die beiden gingen weg und ließen die Nächsten schießen.
Ich kannte Carlos, er war im Grunde mein kleiner Bruder. Ich wusste genau, dass er sich so freuen würde, wenn er die Wahrheit erfahren würde. Doug kam zu mir und fragte, was los sei. Ich winkte ab und beschloss, mich endlich meinem Verlobten zu widmen und Trix einfach Zeit zu geben. Ich schoss einmal und traf ins Auge. Danach drehte ich mich um und klatschte mit Mal ab.
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Trix' Sicht:
Durch Carlos' Hilfe traf ich jedes Ziel und es lenkte mich sogar wirklich ab. Etwas enttäuscht gab ich meinen Bogen ab und stieg wieder in die Limousine. Ben und Mal hatten ein gemeinsames Abendessen geplant und Lonnie hatte vorgeschlagen, Mal da die Wahrheit über unseren Häuserplan zu sagen. Wir waren alle etwas nervös, jedoch gingen wir mit einem Grinsen ins Speisezimmer des Schlosses. Glücklich aßen und redeten wir, doch als Evie das Gespräch umlenkte, verschwand die heitere Stimmung.
„Mal. Wir müssen dir was sagen", fing Evie ruhig an. Misstrauisch zog Mal ihre Augenbrauen zusammen und murmelte: „Ok? Was denn?" „Wir alle haben etwas geplant", fing Jay an. „Um gemeinsam, aber doch allein, miteinander zu leben", führte Carlos weiter. „Ein paar Häuser zu bauen", erklärte Alex. „Wie ein kleines Dorf", meinte jetzt Uma. „In einem Wald", lächelte Doug. „In der Nähe des Schlosses", sprach Harry ruhig. „So, dass wir nie weit weg von euch sind", beendete ich die gemeinsame Erklärung. Mals Blick war düster. „Ihr geht?" Es klang mehr wie eine Feststellung als wie eine Frage.
„Mal...", fing Evie an, wurde aber von besagter Person unterbrochen. „Wann?", knurrte sie. „Die Baubestätigung haben wir schon", sagte Jay leise. „Ich fass es nicht!", schrie Mal, sprang auf und rannte aus dem Raum. „Ich rede mit ihr!", sagte ich schnell, bevor Evie oder Ben was sagen konnten. Ich sprang auf und folgte Mal aus der Tür. Schnell rannte ich zu Mals und Bens Schlafzimmer und klopfte an der Tür.
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Mals Sicht:
Wütend knallte ich die Tür hinter mir zu und tigerte im Zimmer auf und ab. Wie konnten sie mich einfach so belügen? Vermutlich planten sie dies schon eine halbe Ewigkeit und erst jetzt kamen sie auf die Idee, mich einzuweihen? Ein Klopfen riss mich aus meinen Gedanken. Vermutlich stand Ben oder Evie vor der Tür. Ich stampfte zur Türklinke und öffnete schwungvoll die Tür. Jedoch erwartete ich nicht, Trix vor der Tür stehen zu sehen. „Können wir reden?", fragte sie ruhig. Ich nickte nur und ließ sie rein. Sie ging an mir vorbei und setzte sich aufs Sofa. Ich setzte mich ihr gegenüber und starrte sie auffordernd an.
„Ich verstehe, dass du sauer bist und du hattest es auf jeden Fall verdient, es schon früher zu erfahren. Die Wahrheit ist, wir hatten Angst! Angst davor, wie du reagieren würdest. Ich weiß, es war falsch von uns, aber bitte versuche uns zu verstehen. Wir wollen nicht im Schloss wohnen. Wir wollen unseren eigenen Besitz haben. Uns ein eigenes Leben aufbauen. Die Lichtung, ist fünf Minuten vom Schloss entfernt. Wir wohnen dann praktisch um die Ecke", erklärte sie. Langsam nickte ich. Trix stand auf und setzte sich neben mich. Danach umarmte sie mich und ich lehnte mich an sie.
„Keine Sorge, ich lass dich mit Ben nicht allein", schmunzelte sie und legte ihren Kopf auf meine Schulter. „Ich will euch einfach nicht verlieren", nuschelte ich leise. „Wirst du nicht! Wir werden immer alles gemeinsam durchstehen!", sprach Trix entschlossen und grinste mich an. Aber irgendwie erreichte das Lächeln ihre Augen nicht. Verwirrt musterte ich sie. „Geht es dir gut?", fragte ich vorsichtig. Trix versteifte sich sofort und starrte mich an. „Klar, alles bestens! Komm, gehen wir zurück zu den anderen", sprach sie gehetzt und stand auf. Ich folgte ihr und gemeinsam gingen wir zurück.
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