Kapitel 7
Ich ließ die alte Phia hinter mir, um das Richtige für die Firma und für die Familie zu machen.
Die Phia, die Kunst studierte und dem Traum nachjagte eine Künstlerin zu werden und ein einfach Leben, ohne Drama und Skandale zu leben, drängte ich zu Seite. Wie lange?
Das wusste ich nicht. Aber es musste sein. Noch mehr Schläge konnte und wollte ich nicht mehr einstecken müssen.
Ich wollte endlich zurück schlagen. Genau dorthin wo es unseren Feinden weh tat.
,,Du hast mich nach mir geschickt?", fragte Olivia etwas irritiert und betrat mein Büro.
Ich saß an meinen gläsernen Schreibtisch und schloss mein MacBook, während ich mir die Worte, die ich mir überlegt habe zurecht legte, wie Akten eines Auftrages.
,,Setz dich doch bitte", ich lächelte meine langjährige Assistentin an und deutete auf die zwei Stühle vor meinem Schreibtisch.
Sie zog ihre schwarzen Augenbrauen hoch, bevor sie sich setzte und mich durch ihre braunen Augen musterte, als versuchte sie abzuschätzen, was ich von ihr wollte, besonders da sie gerade erst gekommen war und nicht mal Zeit hatte, um ihre E-Mails zu checken.
,,Machen wir es kurz und schmerzlos. Ich befördere dich zu meiner Pressesprecherin. Du assistierst mir schon seitdem ich hier in der Firma angefangen habe, du kennst dich genauso gut mit der Presse aus wie ich und dazu kommt, dass du mich kennst...als Freundin. Ich brauch dich an meiner Seite", erklärte ich und und verschränkte meiner Hände auf dem Schreibtisch, bevor ich den überraschten Gesichtsausdruck von Olivia in mein einzog.
Normalerweise vertrat ich mich selbst vor der Presse, jedoch hatte ich dazu weder den Nerv noch die Zeit. Ich brauchte jemanden, dem ich vertrauen konnte und wer konnte mir besser helfen, als meine Assistentin und engste Vertraute?
,,I-Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll", stammelte sie und ich lächelte.
,,Du wirst mich hassen, und dafür entschuldige ich mich jetzt schon. Du kennst meine Termine besser als ich. Also bitte ich dich, diese Beförderung anzunehmen und nicht zu Ethan zu rennen, dass du kündigen möchtest", erwiderte ich und nun musste auch Olivia schmunzeln.
,,Und wer bekommt nun die Aufgabe, von dir herumkommandiert zu werden?", scherzte sie und ich sah sie spielerisch empört an.
,,SO eine schlimme Chefin bin ich nicht", ich fasste mir ans Herz, bevor ich lachen musste. Vielleicht würde ich das Angebot auch zurücknehmen, wenn ich sie zu sehr vermisste.
,,Ich habe Ethan schon getextet, dass er mir jemand Vernünftigen suchen, aber ich glaube niemand kann dich ersetzen", gestand ich und genau in diesem Moment wurde die Tür meines Büros aufgerissen.
,,Du wirst Olivia ganz sicher nicht feuern!", rief er mir aufgebracht zu und zeigte mit seinem Zeigefinger auf mich.
Oh stimmt, den Grund habe ich ihm gar nicht genannt.
Ich lehnte mich amüsiert in meinem Schreibtischstuhl zurück und musste mir ein Lächeln verkneifen. Ethans blaue Augen wanderten von mir zu Olivia, was ihn nur noch mehr verwirrte.
,,Ich feuere Olivia nicht. Also beruhig dich, Bruderherz. Ich hab sie zu meiner Pressesprecherin gemacht", erklärte ich ruhig.
Ethan machte die Tür hinter sich zu, bevor er sich wie selbst verständlich auf das elfenbeinfarbene Sofa an der rechten Wand fallen ließ. Dann atmete er tief durch und strich sich durch seine blonden Haare.
,,Ich hatte schon Angst. Weißt du wie viele Stellen in der Firma frei geworden sind durch Kündigungen? Da dürfen wir nicht auch noch Olivia verlieren", jammerte er und schenkte sich ganz selbst verständlich ein Glas Wasser ein.
,,Oh, bin ich dir so ans Herz gewachsen?", seufzte Olivia und wischte sich eine imaginäre Träne von der Wange, was mich lächeln ließ.
Sie ist die beste Wahl für die Stelle.
Das nächste To-Do auf der Liste war etwas schwieriger zu erledigen. Normalerweise hätte ich Olivia beauftragt das zu erledigen, aber da ich erstens keine Assistentin mehr hatte und zweitens war er immer noch mein Bruder, also musste ich es gezwungener Maßen selbst in die Hand nehmen.
Ich atmete noch einmal tief durch und strich mir über meinen blauen Hosenanzug, bevor ich an der Tür klopfte, hinter der sich früher mein Vater befand. Innerlich hoffte ich sogar seine Stimme zu Hören, aber das war nicht so.
,,Herein", hörte ich die Stimme meines ältesten Bruder und drücke die Türklinke herunter.
,,Phia. Mit dir hab ich gar nicht gerechnet", sagte Gideon erstaunt und musterte mich.
Seit Freitag bin ich ihm aus dem Weg gegangen, so wie auch der Rest meiner Brüder.
Vier Tage waren nun vergangen und es fühlte sich immer noch an als sei es gestern gewesen, als er uns verraten hat und damit das Kartenhaus mit einem kräftigen Schups zusammenriss.
Und trotzdem stand ich hier. Ich schloss die Tür hinter mir und trat etwas näher an den dunklen Schreibtisch meines Vaters.
Gideon hier sitzen zu sehen, fühlte sich falsch an. So falsch, dass ich am liebsten das Büro wieder verlassen hätte.
,,Wie geht es dir?", fragte ich und ließ mich in einen der blauen Sessel vor dem Schreibtisch sinken.
Gideon entspannte sich merklich, jedoch traute er dieser Situation trotzdem nicht. Verständlich. Eigentlich sollte ich ihn genauso Ohrfeigen wie es Silas getan hat. Gideons Nase war leicht geschwollen und hier und da war sie blau-violett.
,,Wie soll es mir gehen als Geächteter der Familie?", fragte er und versuchte damit die Situation etwas zu entschärfen, was ihm jedoch nicht gelang.
Ich nickte kurz und vermied Augenkontakt mit ihm. Die Antworten, weswegen ich hier her kam, würden unangenehm werden und weh tun. Aber um ehrlich zu sein, konnte mich jetzt nichts mehr aus dem Konzept bringen, das Schiff war eh am sinken.
,,Wieso? Wieso hast du das getan?", hauchte ich und sah ihm in seine dunkelblauen Augen.
Die gleiche Frage wie am Freitag, wobei ich mich diesmal nicht abwimmeln lassen wollte.
,,Weil Dad nicht unschuldig ist, du warst an dem Tag nicht zuhause. Es war Montag vor einer Woche", er lehnte sich etwas vor und ich schluckte.
An dem Tag war ich erst in der Uni und dann bei Elijah, was wir gemacht hatten, ließ ich jetzt im Raum stehen.
,,Ich war zuhause, weil ich in den alten Büchern etwas über einen Kunden nachschlagen wollte und mir gesagt wurde, dass Dad diese mit ins Anwesen genommen hatte. Deswegen war ich dort und Dad wusste anscheinend nichts davon, dass ich im Raum neben seinem Arbeitszimmer auf dem Boden saß und in den Akten las. Er kam ins Zimmer gefolgt von Callum. Sie hatten einen heftigen Streit, um alles mögliche. Callum forderte mehr Anteile an ihrem neusten Projekt, die Dad ihm aber nicht geben wollten, daraufhin drohte Callum ihm damit, dass wenn er das nicht tat, dass er endlich zu der Polizei gehen würde, was er schon seit zwanzig Jahren hätte tuen sollen", erzählte mir Gideon und machte eine kurze Pause. Dad hatte ein Motiv.
,,Und mit was wollte Callum zur Polizei gehen?", hinterfragte ich und jeder Muskel meines Körpers war angespannt.
,,Das hat er nicht gesagt. Auf alle Fälle hat... hatte er irgendetwas gegen Dad in der Hand. Und als ich damit Dad konfrontieren wollte, hat er mich abgewimmelt. Drei Tage später war Callum tot", beendete Gideon und jegliche Farbe war auch meinem Gesicht gewichen.
,,Ich hätte das mit euch besprechen sollen, ich weiß. Aber anders herum hättet ihr sicherlich auch wieder auf Dad eingeredet. Allein Silas hätte nicht locker gelassen und diese ganze Sache nur verschlimmert. Ich musste Dad anzeigen, falls er wirklich der Mörder ist, hätten wir ihn aus Sicht der Justiz gedeckt...ich will nicht, dass die ganze Familie hängt, wenn er solch einen Fehler gemacht hat. Ich wollte die Familie beschützen", fügte er hinzu und es bildete sich ein riesiger Klos in meinem Hals.
Ich verurteile das Verhalten von Gideon, aber vielleicht war es lediglich falsch, dass er uns nicht aufgeklärt hat darüber...vielleicht hat er uns damit vor schlimmeren Konsequenzen bewahrt....
Dad hatte ein verfluchtes Motiv, was mich langsam aber sicher auch an seiner Unschuld zweifeln ließ, was ist wenn er doch nicht unschuldig war?
Was haltet ihr von Gideons Verhalten? Könnt ihr es mit dieser Begründung verzeihen?
Hättet ihr auch so gehandelt, um die Familie zu beschützen?
Vergiss das ☆ nicht, wenn dir das Kapitel gefallen hat^^
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