Kapitel 31
Kunst war für mich schon immer mein Ausweg aus der Realität gewesen. Meine kleine eigene Welt, in welche ich alles packen konnte, was mich gerade beschäftigte. Es hatte angefangen mit einem einfachen Hobby und jetzt stand ich hier.
In einer bisher leeren Galerie und lief noch einmal prüfend durch den Raum. Der Boden der Galerie war mit dunklen Fliesen bedeckt, in welchen sich die Deckenbeleuchtung spiegelte. Die Wände waren in einem einfachen weiß gestrichen, sodass die Bilder an den Wänden betont wurden. Meine Bilder.
,,Ein tolles Gefühl oder?", hinterfragte Theo, welcher hinter mich getreten war und ich nickte. ,,Ich kann es immer noch nicht fassen, dass hier meine Bilder hängen", erklärte ich und drehte mich langsam auf der Stelle, so als erwartete ich, dass sich bei dem nächsten Perspektivenwechsel alles in Luft auflöste.
Eine offene schwarze Treppe führte in eine weitere Etage, welche offen war, sodass man von unten hinein blicken konnte. Dort oben baute gerade Theos DJ sein Pult auf und machte die ersten Soundchecks.
,,Und ich kann es nicht fassen, dass du nicht schon viel früher her gekommen bist. Die Bilder sind voller Potenzial", meinte Theo, was mich schmunzeln ließ. Sofort spürte ich, wie Hitze in meine Wangen stieg.
Irgendwie waren diese Bilder mehr als nur Kunst...sie spiegelten meine Seele wieder, weswegen es immer noch ungewohnt war, dass sie jemand genau betrachtete.
Die letzten zwei Wochen hatten wir so viel Zeit hier herein gesteckt, dass ich fast schon behaupten würde, dass ich hier drin wohnen würde. Letzte Nacht erst haben wir die ganzen Bilder nochmals umgehängt, da Theo und ich der Meinung war, dass seinige Bilder nebeneinander nicht harmonierten. Fynn hätte uns am liebsten verflucht.
,,Du bist ein alter Schleimer", kommentierte Fynn die Worte seines Freundes und legte ihm einen Arm auf die Schulter. Die letzten tage hatte ich Fynn in einem ganz anderen Licht kennengelernt, abseits von der Arbeit, die ebenfalls nicht weniger wurde, da schließlich morgen das Event mit den Washington Commanders anstand.
Theo verdrehte die Augen und schubste Fynns Arm weg. ,,Im Gegensatz zu dir, kann ich durch aus nett sein", sagte er, bevor er die Treppe hoch ging, um nach dem DJ zu sehen. Ich sah ihm kurz hinterher, bevor ich mich wieder zu Fynn wendete.
Er trug eine dunkelblaue Hose, die mit dünnen Fäden durchzogen war, sodass der Stoff ein kariertes Muster bekam. Darüber trug er einen weißen Rollkragenpullover, den er in die Hose gesteckt hatte. Eine Mischung aus leger und schick, so war der dresscode, den wir auch hundert Mal verworfen hatten.
,,Wie aufgeregt bist du, Prinzessin?", fragte er leise und sah mir direkt in die Augen. Bei dem Namen schluckte ich. So hatte er mich das erste und letzte Mal genannt, als er mich betrunken, durch die Villa geschleppt hatte. Sofort kamen unangenehme Erinnerungen hoch, welche ich herunterschluckte.
,,Wenn ich dir sage, dass ich innerlich explodiere, würdest du mich auslachen oder?", stellte ich eine Gegenfrage und strich mir mit meinen Fingern durch mein Blondes Haar, was mir in Wellen über den Rücken fiel.
,,Heute würde ich es mir ausnahmsweise verkneifen", antwortete er mir mit einem Lächeln, was ansteckend war. Gott, wie hatte ich so einen Menschen in meinem Leben verdient?
Fynn war die letzten Tage so aufopfernd gewesen...vermutlich könnte er sich mit den ganzen Überstunden mehrere Wochen frei nehmen.
,,Wie großzügig du doch sein kannst", entgegnete ich und ließ meine Hände in die Taschen meiner mintgrünen Stoffhose gleiten. Dazu trug ich den passenden Blazer und darunter ein bauchfreies, weißes Tanktop.
,,Das müsstest du spätestens seit zwei Wochen wissen", sein Lächeln wurde breiter, während meins in eine unangenehme Grimasse verfloss.
,,Wenn du jetzt genauso wie Ethan damit anfängst, mich damit aufzuziehen, dann...", begann ich, wobei Fynn einen Schritt auf mich zutrat, sodass mir sein Parfüm in die Nase stieg. Dies brachte mich kurz aus dem Konzept.
,,Ja, was dann, Prinzessin?", fragte er und ich schluckte, bevor ich mich wieder fing. Ich sah zu ihm hoch und lächelte unschuldig.
,,Dann muss ich sie leider wegen Belästigung am Arbeitsplatz feuern", konterte ich zuckersüß, was Fynn kurz ein Lachen einbrachte.
,,Nehmt euch ein Zimmer", rief uns Theo aus dem zweiten Stock zu, während er mit seinen Augenbrauen wackelte. Wahrscheinlich war das an Fynn gerichtet, welcher nur tief seufzte, bevor er seinem besten Freund seinen Mittelfinger zeigte. ,,Hattest du nicht irgendetwas zu tun?", hinterfragte Fynn, während Theo langsam die Treppe herunterschlenderte.
,,Ja Anstandsdame spielen für euch beide", konterte Theo und schenkte uns beiden ein Lächeln. Langsam verstand ich wirklich gut, wieso Theo Fynns bester Freund war, schließlich wünscht sich doch jeder solche einen Freund, oder?
***
,,Meine kleine Schwester wird erwachsen", sagte Silas, während er sich imaginäre Tränen aus den Augenwinkel tupfte. ,,Ach jetzt stell dich nicht so an. Phia ist erwachsener, als du es je sein wirst"; warf Olivia ein, als beide zusammen die Galerie betraten und mich begrüßten.
,,Ich bin so verdammt stolz auf dich!", Olivia schloss mich in ihre Arme, bevor sie mir zu flüsterte: ,,Wobei ich schon etwas sauer bin, dass du mich nicht mit einbezogen hast, bei der Planung."
,,Tut mir leid, aber das war alles so spontan...und ich hatte gute Hilfe", erklärte ich und warf kurz einen Blick über die Schulter zu Fynn, der gerade dem Catering erklärte, wo sie die Speisen hinbringen sollen.
,,So schnell wird man also ersetzt, schon klar", scherzte Olivia und lächelte mich an.
,,Ich mache trotzdem ein paar Fotos für deinen Instagramaccount und werde sie die Tage über posten, deine Follower freuen sich sicherlich über ein bisschen mehr Phia hinter dem ganzen Royal Industrie", erklärte sie, während sie demonstrativ mit ihrem Handy wedelte, bevor sie durch die Galerie ging, um sich alles genau anzusehen.
,,Sie wäre eine wirklich gute Paparazzi geworden", meinte Silas, als er ihr hinterher sah und dabei schmunzeln musste. ,,Die Stars hätten mir wirklich leid getan", erwiderte ich und wendete mich wieder meinem Bruder zu.
,,Wo sind die anderen? Wollte Ethan nicht mir dir kommen?", hinterfragte ich, wobei Silas die Schultern zuckte. ,,Eth, wollte später kommen. Er kommt heute in Begleitung", Silas zwinkerte mir kurz zu, bevor er mich einfach so mit diesen Worten alleine ließ. Na danke.
Die nächste Stunde verbrachte ich damit Gäste zu begrüßen und für ihr Kommen zu danken. Die Zeit verflog so schnell, während ich Dinge zu meinem Bildern erklärte oder einfach nur Smalltalk führte. Und es fühlte sich so unglaublich gut an.
Gerade als ich mir einen Schluck Wasser gönnte, betrat Ethan die Galerie gefolgt von einem jungen Mann. Er war ein kleines Stück größer als Ethan, aber dafür deutlich breiter gebaut.
Ich lief die Treppe herunter und begrüßte die Beiden. ,,Ich hatte schon fast Angst, du lässt mich im Stich", sagte ich als ich meinen Bruder umarmte. ,,Keine Sorge, ich hätte viel zu viel Angst, dass du mich Nachts dafür mit einem Kissen erstickst", entgegnete er mir, woraufhin er einen Schlag gegen die Schulter von mir kassierte.
,,Und das ist Josh. Er ist der Kapitän der Washington Commanders und da er eh in der Stadt war, dachte ich mir ich bringe ihn mit", stellte mir Ethan seine Begleitung vor, wobei ein breites Lächeln auf seinen Lippen lag.
,,Hey, freut mich, dich kennenzulernen Josh. Ich bin Phia", erklärte ich als wir uns die Hand gaben. Josh lächelte mich freundlich an. ,,Freut mich auch. Ethan hat schon ein paar Mal von dir gesprochen", meinte Josh und ich warf Ethan einen fragenden Blick zu. ,
,Ach wirklich?", hinterfragte ich, wobei Ethan ein teuflisches Grinsen bildete. ,,Ja besonders ausführlich von deinem Absturz", er zwinkerte mir zu und ich holte erschrocken Luft. Auch wenn er es vermutlich nur als Spaß meinte,traute ich meinem Bruder alles zu. Und einem Geschäftspartner pikante Details zu erzählen, wäre eine ganz neue Stufe davon.
,,Jetzt atme wieder aus, Schwesterchen...sowas würde ich doch nie machen", sagte Ethan, bevor er sich umdrehte und die Galerie betrachtete. ,,Wie wär's, Josh? Wir besorgen uns erstmal was zu trinken?", schlug er daraufhin vor, bevor er noch einmal kurz zu mir kam.
,,Du machst das toll, Phia", raunte er mir zu, bevor er mir einen Kuss auf den Haaransatz drückte.
Wenn ich in diesem Moment gewusst hätte, wie kostbar solche Dinge in nächster Zeit werden, hätte ich ihn festgehalten.
Diesen kleinen Funken Glückseligkeit.
Vegiss das ☆ nicht, wenn es dir gefallen hat.
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