Kapitel 19

Meine Finger umschlossen zitternd das kalten Porzellan, während ich versuchte gleichmäßig zu atmen und den nächsten Schub zurück zu drängen, der mein Inneres einmal auf Links drehen würde.

In meinen Augenwinkeln hatten sich Tränen gebildet und kalter Schweiß lief mir über dir Stirn, bevor ich gezwungen wurde mich nach vorn zu beugen und mich erneut zu erbrechen.

Hatte ich mir irgendwo ein Margendarminfekt geholt? Verflucht. Das durfte nicht sein. Nicht heute. Ich schaute auf meine Handy, welches mir erklärte, dass es kurz nach vier Uhr morgens war. Und da ich schon seit zwei Stunden hier kauerte, konnte ich mir die Beerdigung abschminken. So konnte ich dort nicht erscheinen.

Ich wählte die Nummer von Ethan, in der Hoffnung, dass er mir irgendwo Tabletten auftreiben konnte. Zwar war der Boden meines Bades durch die Fußbodenheizung angenehm warm, jedoch übermannte mich gleich meine Müdigkeit, wenn nicht andauernd dieser Würgreflex kommen würde.

Ethan lehnte den Anruf ab und sofort rief ich ihn wieder an.

,,Phia, es ist grade ganz schlecht", keuchte er in das Micro, während ich meine Augen schloss und meinen Kopf in den Nacken legte. ,,Du auch?", hinterfragte ich kraftlos und die Liste wurde kürzer von den Personen, die mir beziehungsweise gerade helfen konnten.

***

,,Das kann doch nicht sein", meinte Silas, den ich via Face-Time anrief. Ich lag bei Ethan im Bett bewaffnet mit einem Eimer, während dieser wieder ins Bad gerannt war.

Silas sein Gesicht hatte die Farbe einer Kalkwand. ,,Mach dich endlich nachhause", hörte ich die Stimme von Landon leise, der seine Kamera aus geschaltet hatte, um ebenfalls ins Bad zu eilen.

Silas war wirklich noch heute früh an die Arbeit gefahren, da er dachte, dass er einfach nur eine leichte Magenverstimmung hätte. Was ein Idiot.

,,Wir sollten dringend einen Arzt dazu ziehen, wenn wir wirklich alle flach liegen, dann kann das nur am Essen von gestern liegen", schaltete sich Gideon vernünftig ein, der es heute ebenfalls nicht aus seinem Apartment geschafft hatte.

,,Meinst du wirklich, dass wir eine Lebensmittelvergiftung von Golden Garden haben? Das ist eins der angesehensten Restaurants in der Stadt, wenn nicht sogar in ganz Virginia", warf Silas ein, bevor er eine Hand vor seinen Mund hielt, um einen weiteren Würgreflex zu unterdrücken.

,,Das liegt leider im Bereich des Möglichen", sagte Gideon und zuckte nur mit seinen Schultern, bevor es an seiner Tür klingelte. ,,So der Arzt ist da, und euch empfehle ich das Selbe zutun. Falls es wirklich von Golden Garden kommt...", begann er, bevor er von seinem Sofa aufstand und Richtung Haustür lief. Dann war er weg.

Die ganze Familie Royal war flach gelegt und das mit einem Essen. Niemand war in der Firma. Niemand war auf der Beerdigung. Hätte ich nicht am selben Abend noch die Laborbefunde in meinen Mails, hätte ich stark an diesem Zufall gezweifelt.

,,Wir sehen es positiv. Jetzt können wir wenigstens einen Familienabend machen...also einen halben", verkündete Ethan, während sein Blick über mich und Landon schweifte, wie wir in Wolldecken gehüllt auf dem Sofa lagen.

Der Arzt hatte und Tabletten verschrieben, die gegen die Übelkeit halfen, jedoch auch total schläfrig machten. Ich fühlte mich wie ausgebremst.

,,Wuhu. Genau das brauche ich heute", entgegnete Landon seinem Bruder sarkastisch, während einen Streaming Dienst startete.

,,So die nächste Ladung Tee", trällerte Lou, welche mit einem Tablett voller dampfenden Tassen Tee in das große Wohnzimmer trat. Als sie gehört hatte, dass wir alle flach lagen und es keine ansteckende Krankheit war, war sie ohne zu zögern in ihr Auto gestiegen.

Sie drückte jedem von uns eine Tasse in die Hand und lächelte breit. ,,Wenn ihr jetzt noch dehydriert, könnt ihr gleich das Royal Imperium an den Nagel hängen", fügte sie hinzu, als Ethan genervt brummte.

,,Morgen früh bekommt ihr erstmal eine kräftige Suppe...ihr müsst schließlich ganz schnell wieder auf die Beine", sagte sie ohne Widerrede zu erlauben und kuschelte sich an Landons Seite, während Ethan einen Film startete, den ich nur mit halb geöffneten Augen verfolgte.

Was war das für ein Desaster gewesen? Schon morgen würde ich eine Pressemitteilung rausgeben, dass wir aus krankheitlichen Gründen verhindert waren und somit leider auch Golden Garden ans Messer liefern, innerlich hoffte ich zwar immer noch, dass es nicht an diesem guten Essen gelegen hatte...aber die Laborberichte versicherten es, dass wir alle fünf eine leichte Lebensmittelvergiftung hatten.

Aber das waren alles Sorge von morgen. Genauso wie der Termin mit McAllen.

***

Ich schlich mich aus dem Haus und versuchte so wenig Aufmerksamkeit zu erregen wie möglich, da ich weder meinen Brüdern erklären wollte, wo ich hinwollte, noch dass ich in meinem Zustand sicherlich niemanden außerhalb treffen sollte.

Meine Finger gaben die Adresse in das Navi ein, bevor ich mir kurz die Zeitungsberichte durchlas, die mir Mr Montgomery zu sendete. Ich hatte ihn angewiesen die Pressemitteilung zu versenden, sowie mich auf den Laufenden zu halten, was es über die Beerdigung zu berichten gab.

Zum Glück zerriss sich keine Zeitung das Maul darüber, dass wir nicht anwesend gewesen waren...aber im Kontext der Beerdigung kamen auch Bilder von meinem Vater hoch, der als Mörder hingestellt wurde. Sofort schloss ich die Artikel und fuhr los. Das konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen.

,,Miss Royal, schön sie trotz ihrer Gesundheit hier zu sehen", begrüßte mich Mr McAllen, als ich sein kleines und unscheinbares Büro betrat. Wenn man nicht wusste wer er war, könnte man auch meinen er sei ein einfacher Anwalt.

Mr McAllen war ein kleiner, breit gebauter Mann, der vermutlich in der Masse einfach unterging. Ideal für seinen Job. Er trug einen einfachen dunkelblauen Anzug, der etwas über seinen Rücken spannte.

,,Mr McAllen, verzeihen sie mir deswegen, dass ich diesen Termin nicht sonderlich in die Länge ziehen möchte", entgegnete ich freundlich und schüttelte seine Hand.

,,Natürlich. Setzen sie sich doch", er bot mir einen Stuhl vor seinem Schreibtisch an, auf welchen eine unscheinbare Akte lag.

,,Ihr Vater hat mich vor über zwei Monaten kontaktiert und mich beauftragt eine Dame Namens Astoria McKeanzie zu überprüfen. Ich sollte überprüfen wohin sie ging und wen sie traf", erklärte mir McAllen sachlich und legte seine Finger auf die Akte vor ihm.

,,Sagt ihnen dieser Name etwas?", hinterfragte er und ich schüttelte nachdenklich den Kopf. ,,Also natürlich habe ich ihn im Rahmen ihres verstorbenen Mannes gehört...aber ich kenne diese Frau nicht", antwortete ich und ein schmales Lächeln schlich sich auf die Lippen des Mannes.

Er zog aus der Akte ein Bild von der Frau heraus und legte es mir vor. Ein kalter Schauer lief mir über den Rück und als würden sich zwei Puzzleteile in meinen Kopf laut verbinden, blieb mir kurz der Atem weg.

Diese blonde Frau auf dem Bild hatte ich schonmal gesehen. Und genau dieses verwegene Lächeln hatte sie mir schon einmal zugeworfen...oder eher gesagt nicht mir, sondern Gideon.

Mir wurde übel, als ich begriff, dass diese Frau, nicht nur die Frau von Callum McKeanzie war, sondern auch die Affäre meines Bruders...die in unserer Firma anscheinend ein und aus ging. Und Dad hatte davon gewusst. Deswegen hatte er Gideon nicht vertraut, deswegen waren die Hinweise auf mich gezielt. Shit.

,,Ich habe diese Frau beschattet, bin ihr gefolgt für einen Monat. Eine Woche bevor euer Vater verhaftet wurde, hab ich ihm diese Bilder gezeigt", erklärte McAllen und zog noch weitere Bilder aus der Mappe. Bilder von Astoria, wie sie mit Sonnenbrille und Shoppingtüten durch die Straßen lief...oder sich in Cafés mit meinem ältesten Bruder traf...Händchen halten.

,,K-Kann ich Kopien dieser Bilder haben?", fragte ich und unterdrückte das Zittern in meiner Stimme, da nicht nur diese Erkenntnis in meine Gedanken kommen, sondern auch ganz viele was wäre wenn 's, die ich nicht auszusprechen vermag.

,,Zudem hat euer Vater mich darum gebeten, herauszufinden, ob diese Frau in jeglicher Verbindung mit einem Frederik Geller stand...oder dieser Name bei ihren Telefonaten oder Gesprächen fiel. Aber vergeblich", fuhr er fort, während er aufstand und die Bilder anfing zu kopieren.

Das gab alles so wenig Sinn und doch machte es mir Angst den Sinn hinter dieser Sache heraus zu finden.

Was denkt ihr über Gideon und Astoria?

Vergesst das ☆ nicht, wenn es eich gefallen hat.

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