Kapitel 14

Okay, ich hatte fünfzehn Minuten Zeit. Nicht viel für das, was ich vor hatte...aber damit musste ich jetzt erstmal klar kommen.

Meine Augen scannten das Büro meines Vaters ab, wo fange ich am besten an?

Hier könnte über all etwas zu finden sein, oder rein gar nichts. Der Raum war ähnlich aufgebaut wie meiner, paar Etagen weiter unten.

Eine riesige Fensterfront hinter dem Schreibtisch durchflutete den ganzen Raum mit der Mittagssonne. Der dunkle Schreibtisch bildete das Herz des Raums, vor ihm waren zwei Stühle positioniert. Ich atmete nochmal tief ein.

Okay, Dad, wo würdest du etwas über Frederik Geller verstecken?

Ich lief zum Schreibtisch und nahm alles aus den Schubladen heraus, in der Hoffnung noch einen zweiten Boden zu finden, so wie in dem Schreibtisch, der in dem privaten Arbeitszimmer bei uns in der Villa stand. Fehlanzeige.

Ich seufzte auf und räumte die Papiere und Stifte wieder feinsäuberlich ein.

,,Miss Royal, in zehn Minuten müssen sie da raus sein", raunte mir Fynn zu, den ich vor das Büro positioniert hatte.

Ich wollte weder von Gideon erwischt werden, noch ihm erklären, was ich wusste. Dad hat diese Information nur mir hinterlassen...vielleicht hat er Gideon selbst nicht getraut.

Nun wendete ich mich den zwei Regalen zu, die aus dem gleichen Holz wie der Schreibtisch gemacht waren. Auf den Regalböden waren Modellflugzeuge, Bücher und Bilder von unserer Familie verteilt, nichts auffälliges...zumindest für jemanden, der nicht wusste, nach was er suchen sollte.

Ich fuhr mit meinen Finger die Buchrücken entlang und hoffte, dass ich irgendetwas merkwürdiges fand. Fehlanzeige. Zumindest, bei den Büchern, die ich im stehen erreichte.

,,Fünf Minuten", hörte ich es vom Flur und seufzte.

Ich schlüpfte aus meinen hohen Schuhen und kletterte auf das zweite Regalbrett, damit ich an das oberste dran kam, manchmal war ich echt sauer, dass der liebe Gott - wenn es ihn denn gab - mir die Größe meiner Brüder nicht vererbte.

Ich lugte auf das Regalbrett, was etwas eingestaubt war und erkannte ein ziemlich altes Bild, was ich zu vor noch nie gesehen hatte. Dort waren drei Männer abgebildet, die breit in die Kamera lächelten.

Ich hatte keine Zeit, um es mir genauer anzusehen, weshalb ich mir das Bild schnappte und mit herunter nahm.

Ich hörte plötzlich den Klang von hohen Schuhen auf dem Flur, weshalb ich schnell in meine Schuhe schlüpfte und den Rahmen in meine Tasche verschwinden ließ.

,,Miss Royal"; zischte Fynn nun etwas nervös und ich trat aus dem Büro, nur um dann auf niemand Geringeren als die Frau zu treffen, die letztens die Zunge in den Hals meines Bruders versenkt hat.

,,Anscheinend ist mein Bruder nicht hier, wir sollten später vorbeischauen", sagte ich extra laut zu Fynn, welcher die Frau etwas perplex musterte. Kannten sie sich?

Die blonde Frau stemmte ihre Hände in die Hüfte und musterte uns abschätzend.

,,Was wollten sie von Gideon?", fragte sie, wobei ihre Oberlippe zuckte, als wölle sie angewidert ihr Gesicht verziehen.

,,Ich glaube das geht sie nichts an, was ich von meinem Bruder möchte", entgegnete ich kühl und nickte Fynn zu, damit er mir folgte. Wir liefen an der Frau vorbei, jedoch wollte sie nicht locker lassen.

,,Und du bist ihr neuer Schoßhund oder was?", kläffte sie und Fynn verspannte sich, jedoch blieb er nicht mal stehen oder würdigte sie eines Blickes.

Als sich die Aufzugstüren schlossen, musterte ich Fynn auffordernd.

,,Kanntet ihr sie?", fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Fynn erwiderte meinen Blick nicht, als wäre er selbst viel zu sehr in Gedanken.

,,Nur flüchtig, Miss. Sie hat ihren Bruder beim Namen genannt, stehen sie sich nahe?", hinterfragte er und sah mich an. Irgendwie war die Leichtigkeit, die sonst seine Züge umspielten, gänzlich verschwunden und er wirkte nachdenklich. Man konnte förmlich die Zahnräder rattern hören.

,,Ich weiß nicht wie nahe, aber so nahe, dass sie sich gegenseitig die Zunge in den Hals stecken", meinte ich knapp und Fynn verzog angewidert das Gesicht. Da konnte ich ihn leider nur voll zustimmen.

In meinem Büro angekommen, entließ ich Fynn in seine mehr als verdiente Mittagspause, während ich mich an meinem Schreibtisch setze und den Bilderrahmen wieder herausholte.

Die Farben auf dem Bild waren schon verblasst, jedoch konnte man die Männer darauf noch sehr gut erkennen. Mein Vater stand rechts und hatte einen Arm, um einen mir unbekannten jungen Mann gelegt. Alle drei wirkten auf den Bild noch sehr jung. Vielleicht Ende zwanzig, wenn überhaupt. Der linke Mann kam mir auch bekannt vor...ich beugte mich etwas näher an das Bild und da viel es mir wie Schuppen von den Augen.

Das musste Callum McKeanzie sein...in seinen guten Jahren. Die Frage ist, wer ist nun der Mann in der Mitte. Ich kannte ihn nicht. Aber ich hatte eine leise Ahnung wer es sein konnte.

Im Hintergrund des Bildes konnte man schwach ein Flugzeuglandeplatz erkennen und ein Flugzeug, was im Hintergrund stand, jedoch sagte mir das Modell nichts.

Da müsste ich Ethan fragen, er kannte sich mich damit viel besser aus als ich. Ich nahm das Bild aus dem Rahmen, in der Hoffnung auf ein Datum zu treffen, oder wenigstens eine Jahreszahl. 1997. Also war das Bild schon 26 Jahre alt.

Frederik Geller, wer bist du? Stellte ich dem Bild die Frage, auch wenn ich wusste, dass es nicht antworten würde.

Auch das Internet gab mir keine Informationen über ihn, so als hätte er nie gelebt. Ich wusste, dass er gelebt hat und zumindest bis zum 29ten Lebensjahr meines Vaters auch eine Rolle in seinem Leben gespielt hat...aber was war auch ihm geworden?

Vielleicht sollte ich tiefer forschen, nämlich in einem Archiv, wo ich vielleicht mehr darüber finden kann, wobei ich aber bezweifle noch mehr in der Firma über ihn zu finden. Schließlich wurde die Firma erst sechs Jahre nach diesem Bild gegründet.

Mein Blick fiel auf das jüngere Abbild meines Vaters, der mich anlächelte. Wieso ich? Wieso vertraut er mir diesen Namen an und niemanden sonst von meinen Brüdern?

Vielleicht kam ich langsam wirklich nicht mehr drumherum ihn im Gefängnis zu besuchen, auch wenn ich mich davor weigerte, ich brauchte Antworten...aber würde er sie mir in einem bewachten Raum geben, wenn hinter diesem Mann mehr steckte als nur ein alter Kumpel?

Ich stöhnte auf und raufte mir meine blonden Haare. Das hier war doch alles total chaotisch.

Aber das musste ich nach hinten verschieben, schließlich musste ich Olivias Interview vorbereiten und durchgehen, welches am Montag aufgezeichnet werden soll. Die Liste an To-Dos wurde nicht kürzer, besonders im Anbetracht dessen, dass ich neuerdings auch noch Hobby Detektivin spielte.

Ich öffnete den Kalender, nur um einen kleinen Blick darauf zu werfen, was heute noch anstand, jedoch fiel mein Blick auf nächste Woche Donnerstag. Die Beerdigung.

Verdammt, das hatte ich so nach hinten verdrängt, dass ich ganz vergessen hatte, dass die nächste Woche anstand. Ich atmete tief durch, bevor ich mir einen weiteren Schlachtplan überlegte. 

Würdet ihr auf die Beerdigung von dem Mann gehen, welcher das Opfer eueres Vater sein soll? Für den guten Ruf?
Oder sieht es schuldig aus, wenn sie hingehen würden?

Vergiss das ☆ nicht, wenn dir das Kapitel gefallen hat.

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