„Ich hab ihn!", brüllt Wolf von draußen und Rosie riskiert einen Blick aus dem Fenster. Das hätte ich mir denken können! Natürlich musste David hier rumballern ... Was für ein Idiot! Jetzt haben sie ihn auch gleich noch erwischt.

Als sie sich abwendet, bleibt ihr Blick an Irmgard Große hängen. Die alte Dame war so nett zu ihr und nun ... Sie wird nie wieder jemandem vertrauen können, schießt es Rosie durch den Kopf. Und alles nur wegen dieser bescheuerten Rotkäppchen-Masche, die sich David ausgedacht hat.

Und da kommt der Idiot auch schon. Wolf schleift den bewusstlosen Hacker hinter sich her und schnappt sich die Handschellen von seiner Kollegin. Dann drückt er dem männlichen Polizisten den noch immer schlaffen David in die Arme und gibt die Anweisung, ihn ins Auto zu verfrachten. Hmm. Und warum bin ich noch hier?, fragt sich Rosie unwillkürlich. Die Antwort bekommt sie im nächsten Moment.

„So. Jetzt zu dir Rotkäppchen", meint er mit grimmiger Miene. „Willst du der alten Dame nicht noch was sagen, bevor wir dich wegbringen?" Der strenge Unterton macht deutlich, dass er eine Entschuldigung erwartet. Aber sie hat keine. Irgendwie ist Rosie in dieses ganze Theater hineingeraten und hat sich bis heute nie Gedanken um ihre Opfer gemacht. Wenn die den Betrug realisiert haben, war sie sonst immer schon längst über alle Berge. So einen Zusammenbruch wie heute hat sie noch nie miterlebt. Aber Irmgard Große so fertig und ... zerstört zu sehen, nagt ganz schön an ihr.

„Ich ... ähm." Rosie räuspert sich. „Ich wollte Ihnen nicht wehtun, Frau Große", sagt sie dann.

„Ach nein?", schluchzt die alte Dame und sieht unter Tränen zu ihrer vermeintlichen Enkeltochter auf. „Und warum hast du das dann getan? Warum hast du mich angelogen und betrogen?"

Ihre Verzweiflung tut Rosie in der Seele weh. Vielleicht ist es doch ganz gut, dass mich der Wolf gefasst hat. So kann ich wenigstens niemandem mehr Leid zufügen ... Doch diese Erkenntnis kommt zu spät. Jetzt muss sich Rosie Käppler – Rotkäppchen – für ihre Taten verantworten.