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Ich war nie ein Fan davon Häuser leer zuräumen. Es gab dort immer viel zutun und wenn man es alleine macht ist es ziemlich anstrengend gewesen. Da mein guter Freund sein Haus nicht mehr bezahlen konnte und urplötzlich in einer Klinik eingewiesen wurde, versprach ihm, dass ich ihm das Haus aufräumen würde, damit es verkauft werden konnte. Im Großen und Ganzen nichts Besonderes. Es hatte ein wenig gedauert aber nach ein paar Stunden war, bis auf den Dachboden, das ganze Haus leer. Dort. Unter einem Berg von alten Klamotten und etwas Sperrmüll war ein Karton mit meinem Namen drauf, den ich nicht zuordnen konnte. Da ich die großen Möbel loswerden wollte geriet der Karton vorerst in Vergessenheit.

Als ich am Abend ziemlich erschöpft war viel mir der Karton wieder ins Auge. Sollte ich ihn wirklich mitnehmen? Sollte ich es lassen? Nach reichlicher Überlegung entschied ich mich, dass ich ihn mitnehme. Als ich das Klebeband am Deckel löste und ihn öffnete staunte ich nicht schlecht. Es war eine große Zahl an Briefen. Ich atmete erleichtert auf. Als ich ihn verschloss und in mein Auto packte, war auch das letzte Bisschen des Hauses sauber.

Zuhause fing ich dann also an den obersten Brief zu lesen. Es war anscheinend der Erste. Ungewöhnlich. So etwas ist doch sonst nicht üblich. Nach einigen anderen Fragen, die sich mir stellten ging es nun also los. Antworten werden sicher noch klar werden, warum es so geordnet ist und wieso manche rote Flecken haben.

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14.02.2020

Hey. Wie geht es dir?

15.02.

Wer bist du? Und wie kommt dein Brief in meine Werkstatt?

17.2.

Du hast letztens das Garagentor aus versehen offen gelassen. Da hab ich mich ein wenig umgesehen. Bist du mir böse?

18.02.

Man geht doch nicht einfach in fremde Garagen. Aber du scheinst ja nichts geklaut zu haben, also Schwamm drüber. Du hättest mich doch auch einfach mal ansprechen können. Wieso also die Briefe?

18.02.

Ich traue mich nicht wirklich Leute einfach anzusprechen. Außerdem, waren sie nicht weit entfernt, weshalb ich schnell weiter musste. Mein Kopf tut weh.

19.2.

Wer war nicht weit entfernt? Geht es dir gut? Warum tut dein Kopf weh? Sprich mich nächstes Mal ruhig an. Ich beiße nicht.

23.2

Wieso lässt du deine Garage offen? Hast du keine Angst, dass dir jemand was klaut, oder bist du wirklich vergesslich? Weißt du noch, als du damals ohne Haustürschlüssel los bist? Du musstest dann warten, bis deine Mutter abends nachhause kam.

23.2.

Woher weißt du denn davon? Das war damals in der Grundschule, oder? Man, die anderen Kinder haben vielleicht gelacht, als ich das am nächsten Tag als Erklärung dafür genommen hatte, dass ich keine Hausaufgaben hatte. Warst du damals auch in der 4b? Und bezüglich deiner Frage, ich lasse sie offen, damit du an meine Briefe kommst und auch selbst welche dort deponieren kannst. Ich hab ja deine Adresse nicht.

27.2

Warum meldest du dich nicht? Ich sehe doch, dass mein letzter Brief weg ist. Ist alles okay bei dir? Gibt es Probleme? Bitte melde dich. Ich mache mir Sorgen.

27.2

Entschuldige. Ich kann nicht so einfach nach draußen. Immer, wenn ich nach draußen gehe, kommen sie. Mir ist so schwindelig. Hey, was ist eigentlich deine Lieblingsfarbe? Meine ist rot. Wobei das auch kein Wunder ist, schließlich sehe ich auch nichts anderes mehr.

28.2

Ich kann rot nicht sehen. Bei dieser Farbe dreht sich mir der Magen um. Wer sind sie? Wirst du verfolgt? Brauchst du Hilfe? Wurdest du verprügelt?

01.03.

Mach dir keine Sorgen. Es geht mir gut. Wie wäre es, wenn du versuchst ein wenig den Kopf frei zu kriegen? Eine Runde auf deinem Motorrad bewirkt sicher Wunder.

02.03.

Ich fahre kein Motorrad mehr. Ich glaube auch nicht, dass diese Schrottkiste noch fahren kann.

05.03.

Wieso? Du hast es doch bereits repariert und mehrfach überprüft.

05.03.

Woher? Ach, ich frage besser nicht ... Es springt aber nicht an.

06.03.

Jetzt müsste es anspringen. Probier es doch mal aus.

06.03.

Tatsächlich. Es läuft, aber warum? Ich habe nichts daran verändert. Warst du das etwa?

11.03.

Was ist los? Ist wirklich alles gut? Du hast den letzten Brief nicht beantwortet und nicht gelesen.

13.03.

Bitte. Melde dich. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich.

14.03.

Sie haben mir aufgelauert. Sie haben mir weh getan. Ich habe vor rot nichts sehen können.

14.03.

Wer sind sie? Sag es mir. Ich will dir wirklich helfen. Meine Sorge um dich wächst von Minute zu Minute.

14.03.

Wieso sorgst du dich um mich?

15.03.

Ich habe das Gefühl, dass ich dich schon sehr lange kenne. Bitte, verrate mir deinen Namen.

15.03.

Mir ist schwindelig. Es dreht sich alles.

15.03.

Sag mir, wie und wo kann ich dich finden? Ich will dir helfen.

15.03.

Du kannst mich nicht treffen.

15.03.

Wieso? Es gibt sicher eine Möglichkeit.

16.03.

Alles ist rot. Mir ist schwindelig und der Wind bläst mir stark ins Gesicht.

16.03.

Welcher Wind? Draußen weht kaum ein Lüftchen. Was ist los bei dir? Bitte, sag es mir.

16.03.2020

Ein Wind aus längst vergangenen Tagen. Es breitet sich aus. Alles wird rot.

16.03.

Was willst du mir damit sagen? Bitte sprich mit mir. Ich weiß sonst nicht mehr weiter.

16.03.

Du kennst mich doch gar nicht. Wieso machst du dir solche Sorgen um mich?

16.03.

Ich habe das Gefühl, dass ich dich schon ewig kenne. Was du schreibst. Wie du schreibst. Es wirkt alles so vertraut.

16.03.

Weil wir uns schon seit vielen Jahren kannten.

17.03.

Was willst du damit sagen?

17.03.

Ich will dich sehen. Verrate mir, wo ich dich treffen kann.

17.03.

Das kannst du nicht. Das kann niemand. Ich würde dich auch gerne sehen, aber es geht nicht.

18.03.2020

Warum?

18.03.

Dann triff mich später in der Werkstatt. Ich werde warten.

18.03.

Ich danke dir. Ich freue mich sehr.

18.03.

Es wird aber anders, als du es dir vorstellen wirst.

3

Bin hier

Wieso reagierst du nicht auf mein Rufen? Wo genau bist du?

Es hat keinen Sinn nach mir zu rufen. Ich bin nicht da.

Was meinst du? Und wie kommt dein Brief in meine Hand? Und wo ist meiner hin? Ich sehe dich doch nirgends. Warum zeigst du dich mir nicht?

Tut mir leid, ich kann leider nicht direkt bei dir sein. Darum kannst du mich auch nicht sehen.

Ich verstehe nicht...

Darf ich dich um einen Gefallen bitten?

Natürlich. Was kann ich für dich tun?

Schließ deine Augen und zähle bis drei. Wenn ich dann nicht vor dir stehe, geh und vergiss mich.

Ich wurde überfahren, Ju. Bei unserem Motorradunfall vor vier Jahren. Bitte leb dein Leben weiter und vergiss mich endlich...