Undercover

„Erinnerst du dich daran, gedroht zu haben jeden umzubringen, der mich anmacht?" Ria lehnte an der Wohnungstür, mit vor der Brust verschränkten Armen und dem Schwert in der Hand. „Er ist Polizist. Nach der Geschichte heute, würde man dich sofort verdächtigen."

Ungerührt zog Blake sie in seine Arme. „Nun, dann werde ich mir wohl etwas anderes einfallen lassen müssen. Wie zum Beispiel meiner Frau zeigen, wer hier das Sagen hat."

Ausweichend lehnte sie sich nach hinten. Sie wollte ihm gerade mitteilen, dass er ihr den Buckel runter rutschen konnte, da brach draußen ein Tumult aus. In Rekordzeit waren die beiden am Tatort.

Verblüfft starrte Reece Rias Rücken an. Er hatte ja geahnt, dass sie gut war, aber dass sie es schaffte, abgefeuerte Kugeln durchzuschneiden, grenzte an ein Ding der Unmöglichkeit. Gerade noch rechtzeitig hatte sie ihn zur Seite gestoßen.

Jetzt drehte sie sich mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen zu ihm um. „Sie scheinen ein paar Feinde zu haben, Herr Hauptkommissar."

Reece rappelte sich auf. „Sieht ganz danach aus. Sagen Sie, waren Sie jemals im Dancehall?"

Sie erstarrte. „Warum wollen Sie das wissen?"

Er konnte es selbst nicht so genau sagen, warum er sie das fragte. „Kennen Sie sich mit Bondage aus?"

Jetzt wurde Ria wütend. „Soll das etwa ein Angebot sein?" Sie steckte das Schwert zwar wieder in die Scheide, doch Reece hatte nicht dein Eindruck, dass sie dadurch weniger gefährlich war. Zuerst hatte er sie für ein hilfloses Mädchen gehalten, das von ihrem sie unterdrückenden Freund nicht loskam. Jetzt gewann er immer mehr den Eindruck, dass sie eines der berühmten stillen Wasser war.

Abwehrend hob er die Hände. Jetzt war er sicher, dass sich unter der ruhigen Oberfläche ein temperamentvolles Wesen verbarg. „Ich hatte den Eindruck, Sie seien erfahren, was Kampfstile angeht. Ich habe in letzter Zeit einige Fälle bekommen, bei denen mir fachspezifische Kenntnisse fehlen."

Ria gab ihre angespannte Haltung auf. „Warum sagen Sie das nicht gleich? Ich müsste Rücksprache halten, ob das geht. Und nein, noch hat mein Mann mich nicht gefesselt. Guten Tag, die Herren."

Mit wild klopfendem Herzen warf Ria sich in Blakes Arme. Er mochte zwar ein Blödmann sein, aber er war der einzige, den sie in solch verwirrenden Situationen um Rat fragen konnte. „Sie wollen, dass ich als Sachverständige bei Morden aushelfe. Bei meinen Aufträgen!"

Beruhigend strich er ihr übers Haar. „Das scheint mir sicherer zu sein als dich in einen  Hinterhalt laufen zu lassen", antwortete er schließlich und wandte sich an seinen Angestellten, der die ganze Szene aus dem Hintergrund verfolgt hatte. „Dimitrios, bring unsere Gäste noch einmal herein."

Dieses Mal kam Reece alleine. So wie Al sich aufführte, würde es kein gutes Ende nehmen, wenn er erneut auf den Freund des Mädchens traf.

Die beiden erwarteten ihn nebeneinander in einer an die Kampfschule angeschlossenen Wohnung, auf einem großen weißen Ledersofa sitzend. Offenbar hatte der Mann Geld. „Ria wird Ihnen helfen, so gut sie kann. Sie wird allerdings nicht Ihr Wachhündchen spielen. Das eben war eine Ausnahme."

Bestimmt zog Blake Ria auf seinen Schoß, was Reece dazu veranlasste, seinen Eindruck von vorhin zu revidieren. Irgendwie hatte der Mann das Mädchen sehr wohl unter Kontrolle. Vielleicht lag Al ja richtig, wenn er annahm, sie würde eigentlich fliehen wollen.

„Dann kommen Sie morgen bitte in mein Büro. Ich werde einen Vertrag vorbereiten, der die Entlohnung für Ihre Hilfsdienste regelt." Reece legte eine Karte auf den Tisch und verschwand mit einem knappen Kopfnicken in ihre Richtung aus der Wohnung.

Die Tür fiel ins Schloss und Ria sank an Blakes Brust zusammen. „Es wird nicht besser werden, oder?"

Seine eiskalten Hände legten sich auf ihren warmen Rücken. „Nein, du kannst nur stärker werden. Das ist keine gnädige oder harmonische Welt. Ich habe gehört, wie der Ruhige dich nach Bondage gefragt hat."

Ria wurde ganz ruhig. „Keine Angst, Süße. Ich habe die Fotos der Leiche gesehen. Niemand würde eine Verbindung herstellen zwischen diesem Mord und den anderen. Was mich viel mehr interessiert ist deine Antwort. Ich habe dich also noch nicht gefesselt."

Schockiert sprang sie auf. „Nein, Blake. Ich kann immer noch nicht wieder richtig laufen, weil du der Meinung bist, mir alle Kamasutra-Stellungen mehr als einmal zu zeigen. Da brauchst du nicht noch damit anzufangen."

Seine hochgezogene Augenbraue sagte ganz eindeutig: das werden wir sehen. 


Als Ria am nächsten Nachmittag ins Büro des Hauptkommissars trat, wurde sie vom Team ein wenig schockiert angestarrt. Die drei Kommissare und der Hauptkommissar starren mit großen Augen auf die roten Striemen an ihrem Handgelenk.

Mit hochrotem Kopf zog sie ihre Stulpe wieder richtig. Vielleicht hätte sie doch ihre Handschuhe nehmen sollen. „Noch nie was von Fesseln gehört?", frage sie betont fröhlich und selbstbewusst.

„Aber ...", begann eine freundlich wirkende, leicht mollige Frau mit hellbraunen Locken und großen braunen Augen. Mit einem Kopfschütteln unterbrach Reece seine Kommissarin. „Jetzt verstehe ich, warum Sie gestern von ‚noch nicht' gesprochen haben."

Ria schenkte ihm einen Eisblick. Sie war drauf und dran ihm zu sagen, dass er dafür verantwortlich war. Allerdings wäre das nicht unblutig ausgegangen – und in einem Polizeirevier Amok zu laufen, erschien ihr nicht gerade als ... ratsam. „Dürfte ich die Bilder vom Tatort bitte sehen? Ich denke, ich bin hier, um zu helfen und nicht um angegafft zu werden."

Die Mundwinkel des braunhaarigen Hauptkommissars zuckten. „Natürlich. Wir arbeiten zurzeit an mehreren ungeklärten Morden gleichzeitig." Er drückte ihr einen Stapel Bilder in die Hand. „Lassen Sie sie uns gemeinsam durchgehen. Ich wollte Sie nur mit dem Team bekanntmachen." Der Reihe nach deutete er auf seine Leute. „Kommissar Müller haben Sie ja schon kennengelernt." Er deutete auf den Blonden mit den buschigen Augenbrauen. Danach deutete er auf eine Frau mit blauen Kulleraugen, Himmelfahrtsnase und blondiertem schulterlangem Haar. Bemerkenswert waren vor allem ihre vollen Lippen und die beachtliche Oberweite. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich fragte, ob derartige Ausmaße überhaupt noch gesund waren. „Das sind Kommissarin Rita Wegner und Kommissarin Lea Lensing." Zum Schluss deutete er auf eine mollige Frau mit einfühlsamem Blick.

Ria nickte den beiden Frauen zu und setzte sich auf den freien Stuhl vor dem Schreibtisch. Ohne Umschweife widmete sie sich dem Papierstapel, den der Hauptkommissar ihr zugewiesen hatte. Die tote Straßengang. „Erstochen und erschlagen, wenn ich raten müsste. Wenn der Täter keine Spuren hinterlassen hat, werden Sie die gesuchte Person nie finden." Sie legte die Akte beiseite.

Das nächste Bild war eine wahre Abscheulichkeit. „Wie viele Leichen sind das?", fragte sie fassungslos.

„Sieben", antwortete Reece knapp.

Das musste das Blutbad sein, von dem immerzu die Rede war. „Ein bisschen übertrieben es als Massaker zu bezeichnen, wenn nur sieben Personen starben", murmelte sie mürrisch.

Überrascht musterte Reece sie. Es interessierte ihn brennend, woher ein so junges Mädchen wie sie wusste, wie Mörder vorgingen. Sie kam doch ganz bestimmt nie aus der Wohnung heraus. Aber genauso wenig, wie sie erklärt hatte, wie sie zu ihren roten Handgelenken gekommen war, würde sie ihm ihr Geheimnis anvertrauen.

„Die Leichen sind zu zerstückelt, um mit Gewissheit sagen zu können, woran sie starben. Was ich auf jeden Fall sagen kann ist, dass dies das Werk eines Amateurs ist. Kein Profikiller würde die Leichen auf solch stümperhafte Weise herrichten. Das ist abscheulich. Vielleicht sollten Sie größenwahnsinnig als mögliche Charaktereigenschaft des Täters auf ihre Liste schreiben. Ich nehme an, die Leichen sind schon freigegeben worden? Vielleicht könnte ich an ihnen selbst einiges feststellen."

Sie legte die Bilder auf einen anderen Stapel. Als nächsten blickte der gefesselte Kerl mit dem hüpfenden Wanst zu ihr auf. Ihre Lippen zuckten. „Deshalb haben Sie mich nach Bondage gefragt?" Sie besah sich das Foto genauer. „Ich kann weder einen Einstich, noch eine Einschussstelle sehen. Wie starb er?"

 „Ein Tritt in die Eingeweide."

Leber und Milz, korrigierte sie ihn im Kopf. „Schon einmal darüber nachgedacht, dass er in diesem Raum ein Mädchen vergewaltigen wollte und ihr Freund oder Vater das bemerkt und ihn deshalb so zugerichtet hat? Sieht nach einer Menge Grausamkeit aus, die der Täter mit sich herumträgt." Sie legte die Akte zu dem der Straßengang. „Wenn Ihr Bösewicht keine Spuren hinterlassen hat, kommt er oder sie wohl ungeschoren davon. Vielleicht sollten Sie sich bei Ihren Zeugen noch einmal nach einem hilflos wirkenden oder weinenden Mädchen umhören."

Als nächstes fand sie ein Bild des Geköpften. Ob Harriot den Ring wohl noch hatte? „Deshalb waren Sie also bei mir. Nun ja, das muss ein Profi gewesen sein." Ihr Blick fiel auf das Datum. „Sollten Sie mich verdächtigen, werden meine Katze und mein Lieblingsbuch Ihnen mein Alibi bestätigen", bemerkte sie trocken.

„Wohnen Sie nicht bei Ihrem Freund?", fragte Reece überrascht nach.

Ria lächelte ihn scheu an. „Bitte, nennen Sie mich Ria. Das macht jeder. Und um Ihre Frage zu beantworten: ja, das tue ich. Allerdings erst seit Kurzem." Sie deutete wieder auf das Bild. Genauer gesagt, auf eine unscheinbar wirkende Vase im Hintergrund. „Ich denke nicht, dass Sie sich die Mühe machen und alle Kampfschulen der Gegend absuchen müssen. Es gibt einen großen illegalen Ring, was diese Gegenstände angeht. Ich an Ihrer Stelle würde mich in seinem Umfeld umhören. Er schien diese Antiquitäten zu lieben. Ich habe meinen Freund einmal auf eine Auktion begleitet. Da ging es zwar um andere Artikel, aber die Luft dort hat vor Anspannung nur so geknistert. Vielleicht irgendein verschmähter Konkurrent."

„Woher wissen Sie das alles?" Reece konnte seine Neugier nicht mehr im Zaun halten.

Sofort war sie wieder auf der Hut. „Nun ja, ich habe meine Geschichte und Sie die Ihre. Und was die Antiquitäten angeht, muss man nur einen Blick auf das Foto werfen. Vorausgesetzt natürlich, die Stücke sind echt."

Ungerührt legte sie das Bild beiseite und öffnete den letzten Umschlag. „Kit!" Schockiert schlug sie ihre Hände vor dem Mund zusammen. Das Foto segelte zu Boden.

Reece bückte sich, um das Foto aufzuheben. Auch wenn es sie schockierte, so war er doch erleichtet, dass sie überhaupt so etwas wie Emotionen beim Anblick der Gräueltaten zu empfinden schien. Dass sie die vorherigen Bilder so ungerührt kommentiert hatte, war ihm schon eigenartig vorgekommen. Wie alt war die Kleine? Achtzehn? Sollte sie da nicht eher von Party zu Party denken? „Sie kannten das Opfer?"

Ein schwaches Nicken. „Ja, eine recht flüchtige Bekanntschaft, wie es aussieht. Dabei war er gar kein so schlechter Kerl." Das stimmte zwar nicht ganz, aber egal. Sein Fehler war es gewesen, Blake zu hinterfragen. Auch ohne das Foto zu betrachten hätte sie sagen können, dass er gefoltert worden war.

Sie griff nach dem Bild und strich andächtig darüber. „Er konnte nur seinen Mund nicht halten. Als ich ihn kennenlernte manövrierte er sich dadurch in eine ziemlich üble Schlägerei." Es tat ihr weh, all die Misshandlungsspuren zu sehen, die Blake ihm zugefügt haben musste. Niemand wiedersetzte sich ihm. Vielleicht war das der Grund, weshalb er sie nach Brüssel geschickt hatte. Das Todesdatum deckte sich jedenfalls mit dem ihres Auftrags. „Folter", stellte sie so nüchtern wie nur irgend möglich fest. „So, wie die Leiche aussieht nehme ich an, dass der Tote erschlagen wurde."

„Nicht ganz." Reece holte ein weiteres Foto aus dem Umschlag. „Jemand hat sein Hirn filetiert."

Ihr wurde schlecht.  Schnell legte sie die Akte beiseite und wandte sich vom grausigen Anblick ab.

Besorgt bot Reece ihr etwas Kaltes zu trinken an. Zuerst gar keine Reaktion und jetzt gleich zwei so heftige? Irgendetwas stimmte nicht. „Geht es Ihnen wieder besser? Was wissen Sie über den Mord, Ria?" 

Sie gab ein schwaches Nicken von sich. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass jeder von uns seine Geschichte hat, oder?" Ein nachdenkliches Nicken seinerseits. „Ich erinnere mich nicht an viel, aber mein Vater war damals ein gesuchter Mörder. Durchsuchen Sie Ihre Archive. Ich bin mir sicher, Sie werden ähnliche Vorfälle finden." Zumindest war es das, was Blake und ihr Ziehvater Kemal ihr erklärt hatten. Sie selbst erinnerte sich vage an etwas anderes. Aber das tat hier nichts zur Sache. Schließlich war sie nicht hier, um ihre Lebensgeschichte vor ihm auszubreiten.

„Wissen Sie, wo sich Ihr Vater zurzeit befindet?", hakte der Kriminalbeamte scharf nach.

Mit geschlossenen Augen schüttelte sie ihren Kopf. „Nein. Ich dachte eigentlich, er sei tot."

Reece nahm sich vor, nachher einmal Juan zu fragen. Noch nie hatte er von einem solch grausamen Fall gehört. Aber wenn die Verbrechen außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs stattgefunden hatten, war es nur verständlich. Vorsichtig entzog er das Foto ihrer erstarrten Hand. „Geh nach Hause, Ria. Heute kannst du nichts mehr für uns tun."

Ria war weder von der Brutalität erschüttert, noch von der Tatsache, dass Blake Kit umgebracht hatte. Was sie beschäftigte war die Frage, warum Blake einen Zusammenhang zwischen Kits Ermordung und ihrem Vater hergestellt hatte.

Vor der Tür musste sie feststellen, dass es fast schon dunkel war. Ideale Bedingungen, um sich ein wenig Bewegung zu verschaffen.

Durch das Fenster seiner Büros beobachtete Reece, wie sie in der Nacht verschwand. Ein merkwürdiges Mädchen. Da er sie schon bei ihrer Ankunft beobachtet hatte wusste er, dass ihr Freund es nicht wünschte, sie alleine nach Hause irren zu lassen. Immerhin hatte er sie hierher eskortieren lassen. Anscheinend setzte sie sich liebend gern darüber hinweg. Ihr Verhalten und ihre Beziehung gaben ihm Rätsel auf. Einerseits schien sie sich damit zu arrangieren, andererseits rebellierte sie gegen das, was ihr auferlegt wurde. Doch darauf sollte er sich eigentlich gar nicht konzentrieren. Seine Aufgabe war es denjenigen zu finden, der dieses Blutbad angerichtet hatte. Und natürlich noch die zwanzigtausend anderen ungelösten Fälle aufzuklären. Er nahm die Bilder in die Hand, die Ria als unlösbar aussortiert hatte. Das Mädchen hatte recht – hier war mit einer gründlichen Präzision vorgegangen worden. Wenn die Spurensicherung nichts Verwertbares gefunden hatte, würden die Bilder nicht plötzlich anfangen den Namen des Mörders anzuzeigen, nur weil er sie anstarrte.

Nachdenklich fischte er nach seinem Telefon. Teresa antwortete mit ihrer glockenhellen Stimme. „Reece, Juan kann gerade nicht sprechen, aber ich übernehme das gerne. Wie kann ich dir helfen?"

„Stell auf mithören." Ein leises Klacken. „Hallo, Juan. Ich habe eine Frage an dich. Vor einigen Jahren muss es einen ziemlich üblen Mörder gegeben haben. Er hat die Gehirne seiner Opfer filetiert."

Am anderen Ende der Leitung schnappte Juan nach Luft. „Madre de dios." Er griff nach dem Hörer. „Wie kommst du darauf? Seine Taten wurden alle unter den Teppich gekehrt. Das war vor deiner Zeit beim Landeskriminalamt. Teresa, sei so gut und hol mir was zu trinken." Nachdem eine Tür hörbar ins Schloss gefallen war, fuhr Juan fort. „Dieser Mann war einer von uns Reece. Deshalb findest du keine Informationen. Von wem hast du die Informationen? Was ist vorgefallen?"

Reece überlegte kurz, ob er Juan von Ria erzählen sollte.  „Ich habe eine externe Sachverständige angeheuert. Sie hat das Foto meines neuesten Opfers gesehen und erinnerte sich an einen ähnlichen Fall."

„Die Jäger haben ihn erledigt, bevor wir es konnten. Wer immer deine Sachverständige ist, Reece, du musst zusehen, dass du sie vor den Jägern versteckst. Wenn sie bereit ist, bring sie her." 

Reece seufzte schwer. „Das Mädchen wird schlimmer bewacht als der Präsident der Vereinigten Staaten." Und selbst wenn, er war Juan gegenüber zu nichts verpflichtet. Davon abgesehen ging ihm dessen Arroganz langsam tierisch auf die Nerven.

Juan dachte einen Augenblick lang nach. „Dann sorge dafür, dass sie wenigstens eine gewisse Zeit mit dir verbringt. Versuch herauszufinden, in welcher Verbindung sie zu unserem Mann stand."

Der Hauptkommissar zögerte einen Moment. Bislang hatte er schweigend geduldet, wie der andere sich ihm gegenüber aufführte. In diesem Punkt konnte er jedoch nicht zulassen, dass er ihm Informationen vorenthielt. „Juan, du sagst, ich sei dein Nachfolger. Dann klär mich gefälligst darüber auf, was vor Jahren geschehen ist." Wenn er noch einmal dazu gezwungen war, derartige Worte auszusprechen, musste er seine Selbstachtung im Keller suchen gehen.

„Vielleicht ist es nur ein Nachahmer. Solange es nicht gewiss ist, halte ich es für übertrieben, streng geheime Sachen auszuplaudern." Im Hintergrund ertönte das Geräusch einer sich öffnenden und wieder schließenden Tür. Teresa war wieder da. „Hat mich gefreut von dir zu hören."

Frustriert warf Reece sein Telefon auf den Stuhl. Das konnte doch nicht wahr sein. Also musste er darauf vertrauen, dass Ria etwas ausplauderte, was sie zurückgehalten hatte oder sich an noch etwas erinnerte. Aber das konnte bis morgen warten. Lustlos schnappte er sich seinen Mantel und sah auf dem Weg nach draußen noch kurz in den Büros seiner Mitarbeiter vorbei, um sie nach Hause zu schicken, sollten sie mal wieder Überstunden schieben.

An der frischen Nachtluft fasste er einen Entschluss. Kurzzeitig intensivierte sich die blaue Farbe seiner Augen, dann verschwand er lautlos in der Schwärze der Nacht. 

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So, ein neues Kapitelchen :) Hoffe, ihr hattet euren Spaß damit.

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