Griechische Schränke & Stalkende Polizisten
Triumphierend lächelte Al auf seine Schönheit hinab. „Das bedeutet wohl, dass Sie mir eine Frage beantworten müssen."
Völlig ungeniert streckte Ria ihm ihren Mittelfinger entgegen. „Träum weiter." Ihr Blick suchte Dimitrios, den zuständigen Kampfsportlehrer. Der Grieche war ein wahrer Hüne. Niemand stellte sich ihm oder seinem Bruder Demostenes in den Weg. Wer es doch tat, konnte im Nachhinein von den städtischen Pathologen vom Asphalt gekratzt werden. Hier in der Schule aber waren die beiden völlig entspannt. Die Unterrichtsräume waren ihr unumstrittenes Revier. Je häufiger Ria gebeten wurde auszuhelfen, desto mehr lernte sie die beiden Persönlichkeiten zu schätzen. Die Brüder hatten ein komödiantisches Talent, das ihre Unterrichtsstunden nicht nur lehrreich, sondern auch lustig gestaltete.
Besorgt kniete Dimitrios sich neben sie. „Alles okay? Der Boss reißt mir den Kopf ab, wenn du auch nur einen Kratzer bekommst."
Ria schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. „Mir geht es gut, Dimi. Ich wollte mir nur nicht von dem da aufhelfen lassen."
Grinsend zog er Ria auf die Beine. „Süße, du kannst alleine aufstehen. Du brauchst uns beiden keinen Herzinfarkt einzujagen, nur weil du dir nicht aufhelfen lassen willst."
Das wusste Ria natürlich nur allzu gut. Dennoch war sie heute nicht ganz so in der Lage ihre Muskeln komplett zu beherrschen, wie sonst. Blake hatte sie sich gestern Abend noch einmal vorgeknöpft. Mit jedem Mal wurde sein Training schonungsloser. Und dabei hatte sie eigentlich gedacht, ausgelernt zu haben. Außerdem war das eine gute Gelegenheit dem Typen zu zeigen, dass er sich keine Hoffnungen zu machen brauchte.
„Die Freundin vom Boss also", feixte Al. Er hoffte, dass sie darauf einsteigen und sich somit auch auf ihn einlassen würde.
Ria bedachte ihn mit einem kalten Lächeln. „Dimi, Schätzchen, was dagegen, wenn ich die komplette Kombination an meinem Partner demonstriere? Ich glaube, er braucht eine Abreibung."
Dimitrios grinste begeistert, sagte jedoch: „Du bist nicht hier, um den Leuten in den Arsch zu treten, sondern dir in deinen süßen Hintern treten zu lassen. Alles andere muss bis nach der Stunde warten." Er blickte in die Runde und rief seine Schüler wieder zur Ordnung.
„Süße? Nennt dich hier jeder so? Flirtest ja ziemlich viel herum."
Ria verdrehte die Augen. Mit Dimi und Demo zu flirten war, als flirte sie mit ihren Brüdern. „Du wolltest wissen, was ich mache. Ich bin ein Schatten, nichts weiter."
Al runzelte die Stirn. Ein Schatten? Von einem solchen Beruf hatte er noch nichts gehört. „Eine Antwort", erinnerte sie ihn und zog ihren obligatorischen Zopf ein wenig fester. „Und da die Stunde gleich vorbei ist, bezweifle ich, dass Sie mich noch einmal auf die Matte gelegt bekommen."
Seinerseits siegessicher lächelnd nahm Alwin die in Rias Worten versteckte Herausforderung an. Er zog sämtliche Register, doch als es fünf Minuten später hieß, die Stunde wäre vorbei, lag sie noch immer nicht auf dem Boden. Irgendwie schaffte sie es immer wieder, ihm rechtzeitig auszuweichen.
„Vielleicht können Sie am Ende des Kurses gegen mich bestehen." Selbstbewusst lächelnd machte Ria auf dem Absatz kehrt. Wenn dieser Kerl nicht aufpasste, würde Blake ihn umlegen.
Eine Hand fasste nach ihrer Schulter. Ria reagierte instinktiv. Sie drückte den Akupressurpunkt auf der Pulsschlagader und verdrehte das Handgelenk so, dass es kurz vorm Brechen war.
„Christos, Ria!" Kreidebleich und mit vor Schreck aufgerissenen Augen starrte Demo sie an.
Schockiert ließ sie seine Hand sofort los. „Demo, Demo es tut mir so leid, das war keine Absicht."
„Doch, das war es." Blake lehnte an der Tür und beobachtete die Szene mäßig interessiert. „Sie hat genug geholfen."
Noch immer schuldbewusst drein blickend trottete Ria unter Blakes strengen Blick in die an die Hallen angrenzende Wohnung. „Meinst du, Demo wird das verkraften?" Besorgt kaute sie auf ihrer Unterlippe herum.
Blake lachte bellend. „Natürlich. Seine Schuld, wenn er dich ohne Vorwarnung an der Schulter packen will."
Zornig funkelte sie ihn an. „Das ist alles deine Schuld."
Zweifelnd hob er eine Augenbraue. „Nein, ist es nicht." Seine überhebliche Art ging ihr gewaltig auf die Nerven. Sie stürzte sich auf ihn. Ein kleines Handgemenge folgte, an dessen Ende Ria gegen die Wand flog. Wehrlos sackte sie zu Boden und kauerte sich dort zusammen. Ihr ganzer Körper schmerzte noch vom Training und ihr Kopf tat es ihm gleich , weil sie damit ungebremst gegen das Mauerwerk geknallt war. Mit ungerührter Miene kniete er sich vor sie und nahm ihr Kinn in seine Hand. „Warum bist du nur so weich geworden, Ria? Das sieht dir gar nicht ähnlich." Er beugte sich vor und bedeckte ihren Hals mit leichten Küssen. „Andererseits gefällt es mir, wenn du dich nicht wehren kannst. Bald wirst du aus freien Stücken zu mir ins Bett kommen, meine Süße. Du wirst dich nach mir verzehren."
Ria versuchte gegen seine Berührungen anzukämpfen, musste aber feststellen, dass sie noch immer zu schwach war. Kurz bevor sie zum Club aufbrechen musste, hatte er mir ihr geschlafen. Seitdem hatte er sich lediglich darauf beschränkt, sie zu reizen. Es schien ihm Freude zu bereiten, ihr zu zeigen, dass er sie körperlich voll und ganz besitzen konnte. „Bald", flüsterte er ihr leise ins Ohr, dann war er verschwunden.
Zitternd stand sie auf. Blakes Verhalten verwirrte sie. Um ihren Kopf frei zu bekommen, schnappte sie sich ihren Mantel und rannte nach draußen. Laufen tat gut – es befreite. Erst im zwei Kilometer entfernten Park kam sie einigermaßen zu Ruhe. Dort ließ sie sich auf die Parkbank sinken und betrachtete gedankenversunken ein paar nach Nahrung suchende Enten.
„Dein Name ist also Ria. Ziemlich beeindruckend, was du da vorhin angestellt hast."
Erschrocken fuhr sie zusammen. Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie ihn nicht bemerkt hatte. Ein fataler Fehler. „Vor Ihnen habe ich auch gar keine Ruhe." Stalkte er sie am Ende sogar? Hoffentlich war er klug genug, sich außerhalb der Trainingsstunden von ihr fern zu halten.
Ein wenig gequält lächelte Al sie an. „Ich dachte nicht, dich einmal außerhalb der Halle anzutreffen."
Sie zog eine Grimasse. „Normalerweise gehe ich nicht raus, solange es hell ist."
Unaufgefordert setzte der Mann sich neben sie auf die Bank. „Willst du denn gar nicht wissen, wie ich heiße?"
Sie musste sich auf die Lippe beißen. Beinahe hätte sie ihm gesagt, dass es besser wäre, sie wüsste nicht wie Blakes nächstes Opfer hieß. „Wissen Sie, ich bin sehr vorsichtig, was Namen angeht."
Ein Standpunkt, den er nicht wirklich nachvollziehen konnte. „Was hast du damit gemeint, als du sagtest, du wärst ein Schatten?" Verärgert stellte er fest, dass sie wieder nur kryptisch lächelte.
„Was wollen Sie wirklich von mir?"
Seufzend verschränkte er die Hände ineinander. Dieses Mädchen entpuppte sich als unerwartet harte Nuss. „Ich arbeite für die Polizei." Gerade noch rechtzeitig konnte Ria sich davon abhalten aufzuspringen und wegzurennen.
„Die Polizei? Und was machen Sie dann im Anfängerkurs für Kampfsportarten?"
Unwillkürlich lächelte Al. Sie war also doch neugierig. „Mich weiterbilden. Gerade in den Kampfkünsten kann man sich nie gut genug auskennen."
Schwach zuckten ihre Mundwinkel. „Die bringen Ihnen aber auch nicht viel, wenn auf Sie geschossen wird."
Al nickte ernst. „Ja, da hast du recht. Ich hätte da eine Frage an dich." Sofort war Ria wieder auf der Hut. Er konnte es ihr ansehen. Al vermutete stark, dass es etwas mit ihrem Freund zu tun hatte, der sie zu unterdrücken schien. „Vor drei Tagen gab es einen richtig blutigen Massenmord, nicht weit von hier entfernt. Hast du vielleicht etwas darüber gehört?"
Ria dachte eine Weile darüber nach. Hatte sie von einem Massaker gehört? „Nein", sagte sie schließlich. Blake hatte es mit keinem Wort erwähnt. „Ich besitze weder Telefon noch Fernsehen", erklärte sie mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen. „Und Zeitung habe ich seit Tagen schon nicht mehr gelesen." Dafür war Blake ja jetzt zuständig. Blake. Wie sehr sie sich doch auf ihn verließ. Sich auf ihn zu verlassen...
Abrupt stand sie auf. „Entschuldigen Sie mich bitte." Al wollte noch ein paar weitere Fragen an sie stellen, doch sie war schneller verschwunden, als er es für möglich gehalten hatte. Vielleicht hatte er die Kleine doch ein wenig unterschätzt. Frustriert wählte er Dunns Nummer. „Sie sagt, sie weiß nichts."
„Aber du denkst, sie könnte etwas wissen?"
„Sie verheimlicht auf jeden Fall etwas."
„Erwarte nicht, dass dir jeder Mensch seine Geheimnisse offenbart. Du musst ein Gespür dafür entwickeln, wer relevante Dinge verschweigt." Reece war gereizt. Es regte ihn verständlicherweise auf, dass er noch immer keine verwertbaren Spuren gefunden hatte. Und das, wo sie aufgrund des Personalmangels schon mehr Fälle als üblich zu bearbeiten hatten.
„Ich bin der Meinung, du solltest sie dir einmal ansehen, Dunn. Sie weiß ganz bestimmt etwas." Al fragte sich selbst, warum er so darauf beharrte, dass die Kleine ihnen nützlich sein könnte.
„Dann bring sie her."
Er zögerte. „Ich glaube nicht, dass sie uns einfach so begleitet. Du wirst sie schon vorladen müssen."
Ein Seufzen. „Finde ihren Namen und ihre Adresse heraus. Das darf doch nicht wahr sein", fluchte er, als Alwin ihm mitteilte, dass er diese Dinge auch nicht wusste. „Wenn ich Zeit habe, werde ich sie befragen."
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So, hallöchen :) An dieser Stelle kommt jetzt mal wieder dieses nervige Autorengerede. Keine Angst, ich werde mich kurz fassen. Danke, dass ihr euch her verirrt habt :) Ich hoffe, dass Rias Welt euch gefällt. Das nächste Kapitel wird wieder eine Rückblende werden, wie das erste.
Liebe Grüße und viel Spaß, Ama :3
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