Kapitel 2

"In welche Richtung ist euer Pferd davon gelaufen?" fragte ich und sah den jungen Prinzen vor mir an. Ich hatte schon viele Geschichten über die Bradfort Familie gehört aber sie noch nie persönlich gesehen. Meine Schwester und mein Bruder dürften die Königsfamilie bereits kennengelernt haben, immerhin traf man sich auf Feiern, Bällen oder Veranstaltungen. Ich blieb meist im Anwesen, auf Wunsch meiner Mutter, was natürlich meiner Tante überhaupt nicht gefiel aber es war einfach für jeden das Besten, wenn ich nicht dabei war. Nach meiner Mutter und meiner Schwester war ich eine Schande für unsere Familie, da ich, wie sie behaupteten, unfreundlich war und einfach kein damenhaftes Benehmen hatte.

Meine Mutter liebte mich, jedoch liebte sie meine Schwester mehr, da sie eine wahre Dame sei. Natürlich und ich war ein männliches Wesen oder wie durfte ich meine Familie verstehen?

Meine Schwester, sie hieß Emilia und war zwei einhalb Jahre älter als ich und noch immer nicht verheiratet. Mein Bruder William war bereits mit einer adeligen Schönheit aus Frankreich verlobt und überglücklich darüber. Über was sprach der Prinz gerade mit mir, einer einfachen adeligen Lady?

Ach.. sein Pferd...

Natürlich... er sprach über sein Pferd, welches weglief. "Ich helfe gerne, wenn es euch nicht stört von einer wie mir Hilfe anzunehmen."

"Was heißt hier, 'von einer wie mir'? Du solltest nicht so von dir denken, du bist wunderschön und dein Herz genauso schön!" Der Prinz war an mich ran gekommen und stand nun so dicht vor mir, dass ich seinen Atem auf meiner Nasenspitze spürte. Ich musste bereits so rot wie eine überreife Tomate aussehen, so heiß wie mir nun war. "Ihr solltet..."

"Was ich sollte und was nicht, das entscheide noch lange ich oder etwa nicht, meine Schöne? Jetzt sieh mich doch bitte an, wenn ich mit dir spreche"

Stumm nickte ich und sah zögernd zu ihm hoch, in seine saphirblauen Augen. Überrascht weiteten sie sich, als er in die Meine sah. "Das..." jammernd unterbrach ich den jungen Mann vor mir. "Hässlich, Abstoßend, Furchteinflößend? Ich weiß! Am liebsten würde ich..." er packte meine Arme und zwang mich ihn wieder anzusehen. "Rede nicht so einen Unsinn. Ich habe zwar schon von soetwas gehört aber noch nie in echt gesehen. Ich war lediglich überrascht aber sie sind schön und faszinierend zugleich" ungläubig starrte ich ihn an und etwas in mir Freude sich über seine Worte. Er war die erste Person, die so über meine ungewöhnlichen Augen sprach. Lediglich meinem Vater und Bruder störten sie nicht.

Meine Schwester hasste sie und steckte meine Mutter damit an. Anfangs fand sie sie gewöhnungsbedürftig und ignorierte sie nach einer Zeit, als meine Schwester sich über mich und mein Aussehen zu beschweren, hielt meine Mutter zu ihrer ältesten Tochter. "Wir sollten euer Pferd suchen, bevor es dunkel wird" lächelte ich ihn fröhlich an.

Der Prinz hatte meine Laune drastisch gehoben und nichts konnte sie noch drüben. Das dachte ich in diesem Moment jedenfalls, dabei hatte ich vergessen was mir mein Vater gesagt hatte. Vor Sonnenuntergang daheim zu sein, dass würde wohl nicht mehr möglich sein. In diesem Moment wäre es mir wohl sowieso egal gewesen, egal ob ich daran gedacht hätte oder eben nicht. "Wir sollten uns aufteilen und mit den Pferden suchen, so sind wir jedenfalls schneller. Vielleicht sollten wir uns dann nochmal hier treffen, egal mit oder ohne euer Pferd." schlug ich vor und sah den Prinzen und seine Begleitung fragend an. "Vermutlich hast du Recht und höre doch bitte auf mich so respektvoll anzusprechen. Ich bin Miro, nenn mich einfach Miro, wenigstens so lange, wie wir allein sind"

"Mein Prinz!"

"Stewart reite zurück und erkläre meine Abwesenheit. Sie sollen sich keine Sorgen machen und wissen das ich in Gesellschaft einer reizenden jungen Lady bin" befahl der Prinz dem Mann, dieser nickte seufzend und stieg auf sein Pferd. "Gebt Acht, mein Prinz." mit diesen Worten ritt der Mann davon.

Reizenden jungen Lady? Meinte er mich etwa damit?

Vlinder! Du dummes kleines Ding, natürlich meinte er mich damit!

"Vielleicht sollten wir doch gemeinsam suchen, hübsche Vlinder" grinste mich der Junge Prinz unschuldig an und fuhr durch sein pechschwarzes Haar. Seine saphirblauen Augen funkelten mich regelrecht begeistet an und ließen mich seufzend nicken. "Wie ih... natürlich M...Miro" stotterte ich leicht unbeholfen und lächelte ihn leicht an. Er machte mich auf eine seltsame Art nervös, doch irgendwie fand ich es sogar Recht schön in seiner Gegenwart und das obwohl wir uns erst seid einpaar Minuten kannten.

"Lässt sie andere, außer dich, auf sich reiten?" fragte Miro und beobachtete meine Polly genau, als er ihr näher kam. "Das weiß ich leider nicht...  niemand hatte es versucht, da sie als gefährlich erachtet wurde. Niemand traute sich in ihre Nähe, außer mir und einem Stalljungen." erklärte ich etwas zaghaft und sah leicht amüsiert zu meiner Stute. Es war damals ein lustiger Anblick, wie meine Schwester versucht hatte in ihre Nähe zu kommen, immerhin war sie eine prachtvolle und wunderschöne Stute. Zu Ende jedoch wollte meine Mutter sie verkaufen und nur mit sehr viel Protest und Überzeugungskraft meinerseits... also der Protest und die ganze Jammerei und Schreierei war von mir und mein Bruder hatte sie überzeugt. Wer denn sonst, auf mich hatte sie seitdem nie wieder gehört und hielt zu meiner Schwester.

Verwundert blickte ich zu ihm und meiner Schimmelstute, sie ließ sich einfach von ihm anfassen. "Das hätte ich wirklich nicht erwartet" lachte ich überrascht und blickte ihn begeistert an. Er war wirklich bemerkenswert, dieser Prinz.

"Also mag sie mich?" fragte er grinsend stieg auf und hielt mir grinsend seine Hand entgegen. "Ab... Das geht doch ni..." stotterte ich und sah mich unbewusst um. Er war immernoch ein Prinz und ich? Ich war eine einfache Lady, die nicht einmal von ihrer Familie akzeptiert wurde. "Komm nun, süße Vlinder. Wenn es sein muss Befehle ich es dir!" grinste er siegessicher und ließ ich schmollend zu ihm aufblicken. "Das kannst du doch nicht machen! Polly ist meine Stute und du hast doch gesagt...." sein amüsiertes Lachen ließ mich verstummen und ihn wieder schmollend anblicken.

"Du bist gemein!" jammerte ich wie ein kleines Kind und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Tja... da kann man wohl leider nichts machen, Vlinder aber ich muss zugeben... du bist interessant... ich mag dich!"

"W-Was?" piepte ich und Hitze stieg mir in die Wangen. "Komm jetzt. Die Sonne geht bereits unter" grinste er und packte plötzlich meine Hand und zog mich mit leichtigkeit zu sich aufs Pferd hoch. "Ich werde jetzt die Zügel nehmen und um dich greifen. Verzeih wenn ich dich berühre, ich habe nichts schlechtes im Sinn" sagte er ruhig und griff um mich. Sein Atem streifte meinen Hals und ließ angespannt ausatmen. Es war ungewohnt, noch nie war mir ein Mann so nah und es fühlte sich nicht falsch an.

"Wie..." ich räusperte mich leise und fing noch einmal an zu sprechen, ich war nervös, sehr sogar. "Wie ist er davon gelaufen?" fragte ich um die Stille zu durchbrechen. Es war mir viel zu still und wir ritten in einem gemächlichen Tempo um sein Pferd nicht zu verpassen oder zu erschrecken.

"Er hat sich vor einem Hund erschrocken und ist davon gerannt als wir eine Pause gemacht haben" erklärte er mir und ließ mich zögernd nicken. "Vielleicht ist er ja auf der Blumenweide hinter dem Wald..." nuschelte ich leise vor mich hin und drehte mich etwas zudem Prinzen zurück, wobei ich mich an seinem Arm festhielt.

"Euer... dein Pferd könnte auf der Blumenweide hinter diesem Wald sein... dort war Polly, wenn sie früher davon gelaufen war" teilte ich ihm meine Vermutung mit, worauf er kurz zu überlegen schien und nickte. "Ein Versuch ist es Wert" lächelte er und so machten wir uns auf den Weg zu der Wiese.

"Er ist ja wirklich hier" murrte der Prinz hinter mir und seufzte genervt. Miro stieg mit Leichtigkeit von meiner Stute und half mir abzusteigen. "Nächstes Mal zieh ein etwas weniger reizvolles Kleid an. Nicht das es jemand falsches sieht" grinste er anzüglich und strich mich sanft über meine Schulter hinab zu meiner Hüfte.

"Mi-Miro was soll...! Ah.." kraftvoll zog er mich zu sich heran, sodass nichts sich zwischen uns drängen konnte und legte seine Lippen auf die Meine.

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