Kapitel 17

"Aufjedenfall können wir sie, nicht einfach, in den Palast bringen und sagen 'Wir haben eure Verlobte gefunden'. Das wird uns nicht einmal eine verstorbene Seele abkaufen" ein mir unbekannter älterer Mann mit einem leichten Bart am Kinn sagte diese Worte und lehnte sich genervt zurück. Sein Blick war kaum zu deuten und dabei blickte er kein einziges Mal zu mir. Bereits seit einer, mir gefühlten, Ewigkeit, diskutierten einige Männer, unter ihnen war auch Mika mit dabei. Ich durfte hierbei kein Wort dazu verlieren, dass hatte mir Mika sehr deutlich erklärt. Obwohl ich nur allzu gerne, etwas dazu geäußert hätte, immerhin hatte ich eine Idee, mich zum Prinzen zu bringen, ohne das Mika und die Anderen Ärger bekommen würden. Nichts würde auf eine Entführung hindeuten, dachte ich jedenfalls.

"Weiber machen einem immer nur Probleme!" knurrte ein anderer Mann und sah mich verächtlich an. "Wie bitte! Ihr habt mich doch entführt! Ich habe nicht darum gebeten, von irgendwelchen dahergelaufenen hirnlosen Vollidioten verschleppt zu werden und nun hier sitzen zu müssen und mir euer Gejammer anzuhören. Wenn ihr euer nicht vorhandenes Gehirn anstrengen würdet, würdet ihr mich in ein Dorf bringen und euch eure Belohnung einheimsen!" keifte ich und ging wütend aus dem Haus, weg von diesen unverschämten Pack und anscheinend lohnte sich mein Wutausbruch, denn sie ließen mich ohne Probleme zumachen hinaus.

Jedoch kam ich nicht weit, den vor einem großen Holztor wurde ich von zwei ineinander gekreutzten Schwerter vor meiner Brust aufgehalten. Die zwei Männer sahen ganz und gar nicht begeistert aus mich hier zu sehen und schickten mich zurück, von dem Ort wo ich herkam. Mika wartete bereits mit dem verächtlich dreinschauenden Idioten.

"Mensch Vlinder, mach nicht noch mehr Pro..."

Mein Blick ließ ihn seltsamerweise verstummen und ein tiefes Seufzen entkam seinem Mund. "Komm mit. Ich bring dich weg von hier."

Arrogant grinste ich den Idioten neben Mika an und folgte ihm, der Mann folgte uns oder eher Mika. Mich würdigte er keines Blickes, vor ich mehr als nur dankbar war, denn sein Gesicht hatte ich wirklich satt. Ohne Pferd kam man nicht sehr schnell von dem Versteck weg, vorallem nicht wenn man nichts sah. Grob hatte der Mann meine Augen verbunden und schubste mich, immer wenn ich kurz stehen blieb, weiter. Selbst nach Beschwerden meinerseits an den Mann oder Mika ließ er mich nicht in Frieden und stieß mich nur noch fester vor sich her.

"Du kannst gehen, ich kümmere mich um den Rest hier." ertönte Mikas Stimme, nach einer gefühlten Ewigkeit vor mir, woraufhin der andere genervt stöhnte. "Warum? Ich kann den Rest erledigen und du verschwindest!" murrte er plötzlich und mir lief ein kalter Schauer über den Rücken, während seine Hand meine Schulter berührte. "Schon vergessen wer hier das Sagen hat! Verschwinde sonst kannst du was erleben, William!" Er klang wütend und so bedrohlich und angsteinflössend hatte ich ihn, bis eben noch nicht erlebt. Naja, immerhin kannte ich ihn gerade mal einige Tage. Ein verächtliches "Tzt" kam über seine Lippen und dieser William marschierte hinter mir davon. "Komm bitte nicht auf blöde Gedanken, sonst wird das nicht mehr so gut für dich Enden, wie geplant" erklärte er mir, während er die Fesseln von meinen Händen löste und auch das Seil um meine Füße nahm er. Dieser William hatte sie mir fest gebunden, damit ich ja auf keine dummen Gedanken kommen würde und da wir noch in deren Dorf waren, sagte Mika bestimmt nichts dazu.

Ich nickte brav und er nahm mir noch das Stück Stoff von meinen Augen.

Die Sonne war bereits unter gegangen und die ersten Sterne sammelten sich bereits am Himmel und leuchteten einen Weg in die Berge. "Wo sind wir und was hast du jetzt vor mit mir?" stellte ich meine Fragen und sah ihn nun direkt an. Er stand mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck vor mir und sah in den Himmel. "Na was wohl, Prinzesschen? Du darfst gehen und zu deinem Prinzen zurückkehren. Es wird nur etwas dauern... wir sind in einem kleinen Dorf abseits des Blauen Königreiches, in Iniay."

Was? Iniay?

"Das ist doch wohl ein schlechter Scherz, Mika. Iniay ist wörtlich am Ende der Welt! Wie um Gotteswillen soll ich hier fort kommen, ohne Pferd ohne Geld oder Proviant? Dann hättet ihr mich doch sofort hängen sollen. Es gleicht einem Selbstmorf hier zu sein!" rief ich entsetzt, doch er lächelte mich nur traurig an. "Es tut mir leid Vlinder aber das war nun mal die einzige Möglichkeit dich von William fort zu bringen, du kannst dir gar nicht vorstellen was er mit dir angestellt hätte, wenn ich euch gemeinsam hier gelassen hätte oder bei uns im Dorf. Halte dich einfach fern vom Dorf und meide die offenen Wege, folge den Bergen und du wirst es schaffen." Ein letztes schönes Lächeln zierte seine Lippen und bevor ich noch etwas sagen konnte war er bereits im Dickicht des Waldes verschwunden. Ich war allein, in einem fremden Teil des Königreiches und ich glaubte nicht mehr daran zu überleben.

Das würde ich dann doch nicht schaffen. Meine Hoffnung auf Freiheit und ein Leben ohne Probleme rückte wieder in die Ferne  und etwas in mir wünschte sich sogar, nachhause zurück, zurück zu meinen Eltern, meiner fürchterlichen Tante und Schwster. Ich wusste einfach nicht mehr weiter und die Dunkelheit um mich verbreitete sich unaufhaltsam.

Was sollte ich jetzt noch tun?
Ich kämpfte gegen die aufkommenden Tränen an und wischte mir grob über mein bereits dreckiges Gesicht. Egal, ich musste es zumindestens versuchen hier irgendwie hinaus zukommen.

Also riss ich den untersten Saum meines Kleides ab und machte mich auf den Weg, durch das dicke Gestrüpp zu kommen, dabei schnitten mir die Dornen und einzelne Äste die Arme und das Gesicht auf.

Es war seltsam, doch ich hatte nur eine Person vor mir und das war nicht der Prinz oder meine Familie. Ich dachte unentwegt an Mika aber weshalb nur an ihn? Den Mann der mich hier abgesetzt hatte und der zu meinen Entführern gehörte.

Zuerst sollte ich mir einen sicheren Schlafplatz suchen, bevor ich mir weiter meinen Kopf über ihn zerbrach.

Mika...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top