Kapitel 22
Leise seufzend sah ich Rayan an, der während unserer Reise in sein Königreich erschöpft und völlig ausgelaugt eingeschlafen war. Ich hatte geahnt das seine Eltern uns in nächster Zeit nur Probleme bereiten würden und siehe was wohl in den letzten Tagen geschehen war. Acht seiner Pferde sind aus den Stallungen verschwunden und derzeit konnten nur vier von ihnen wieder eingefangen werden.
Mein Pferd wurde auf der Koppel von einem Stalljungen gefunden. Sie hatte gelieden und man musste ihr eine schnelle Erlösung geben. Ich möchte nicht einmal mehr daran erinnert werden was man mit ihr gemacht hatte. Diese Tat war grausam und sollte genauso bestraft werden wie sie gelitten hatte. Der alte König war seelisch komplett wirr und krank, er veranstaltete ein reines Theater als er wieder zurück zum Anwesen kam. Er hatte gesagt er würde unser, nein... mein Leben komplett zur Hölle machen bis ich endlich verschwand und Rayan wieder zu Verstand kam und Prinzessin Lilnes ehelichte.
Genauso wie es Rayans Vater versprochen hatte, wurde mein Leben zur Hölle. Zuerst wurde ich gedemütigt und beleidigt, dann meine liebste Stute, sie wurde schlimm zugerichtet und dann fühlte ich mich rund um die Uhr beobachtet. Einmal wurde ich sogar knapp von einem Pfeil verfehlt.
Rayan fand es am Besten, wir würden ins Schloss, in seine wahre Heimat zurückkehren und dem Volk mich vorstellen bevor es noch Missstände unter ihnen auftauchten. Vielleicht war sogar sein Vater schon dort gewesen und hatte ihnen Lügen über mich erzählt, damit ich gehasst und verachtet wurde. Niemals hätte ich gedacht das mein Leben noch schlimmer, als es schön war, wurde.
Jetzt saß ich hier, in der Kutsche, in Richtung meiner neuen Heimat und hoffentlich kehrte so wieder Ruhe in mein Leben ein.
Müde lehnte ich mich an Rayan und schloss für einige Sekunden meine müden Augen. In den letzten Tagen fand ich keine Ruhe, durch Rayans Vater, mehr. Aus Angst, er könne in einer Ecke uns, nein mir, auflauern und entführen oder gar schlimmeres machen. "Du solltest dich ausruhen" tonlos sagte er das zu mir und sah weiterhin aus dem kleinen Fenster, der Kutsche. Verletzt öffnete ich wieder meine Augen und lehnte mich auf die andere Seite an die Kutschwand, welche aus dunkel rotem Samt bestand. "Ja" murmelte ich leise und musste an unsere ersten Begegnungen denken.
Er war damals genauso kalt und gefühllos wie heute. Schon seit Tagen war er so... so anders, seitdem seine Eltern bei uns waren. Nachdem hatte er sich nach und nach verändert und sah mich kaum noch an. Als hätten die Worte seines Vaters und seiner Mutter einen Hebel bei ihm umgeschaltet. Als würde er unsere Heirat bereuen und anzweifeln.
Ich hatte Angst, furchtbare Angst das ich ohne ihn weiter Leben müsste und wenn ich ihn dann mit einer anderen Frau sehen würde, würde mein Leben komplett in sich zusammen fallen. Leise, in meinen trübsinnigen und angsteinflößenden Gedanken versunken, summte ich ein altes Märchenlied, welches ich noch von früher kannte, vor mich hin. Es hatte etwas trauriges an sich und doch munterte es mich etwas auf. Ich konnte mich nicht mehr erinnern von wo ich es kannte, noch wer es mir vielleicht vorgesungen hatte aber ich wusste zu mindestens das diese Person dieses Lied genauso sehr liebte wie ich es nun tat. "Was ist das für eine Melodie?" fragend sah er mich an und ließ mich leicht aus meinen Gedanken schrecken. "Es... Es ist ein altes Märchenlied, welches ich noch von früher kenne" erklärte ich ihm leise und sah auf meine gefalteten Hände hinab, welche auf meinen Schoß lagen.
"Wirklich? Erzählst du mir dieses Märchen?" er klang betrügt und wahrscheinlich wollte er, das ich ihm von diesem Märchen erzählte, damit er endlich auf andere Gedanken kam. Stumm nickte ich und fing nach einer kleinen zögernden Pause an zu sprechen.
Vor langer langer Zeit, in einer weit entfernten Gegend lebte ein junges Mädchen mit blauen Haaren, so Blau wie das Meer selbst und man vermutete das ihr Haar das Meer selbst sei. Ihre Augen hatten die Farbe des Feuers, so rot glühten ihre Augen und ihr Blick brannte sich in einen hinein. Man sagte sie sei ein Geschöpf der Götter, hinab auf die Erde geschickt um diese zu vernichten und so brannte sich die Furcht in die Menschen und ließen diese Furcht zu Hass werden.
Doch das Mädchen sprach nur ruhig "Seit euch bewusst, ich bin ein Geschöpf der Götter genauso wie ihr es seit. Nur ich habe die Farbe des Meeres und die Farbe des Feuers auf mir. Die Macht des Wassers und des Feuers. Ich könnte euch in einen tiefen Sturm aus Feuer und Wasser reißen und doch habe ich es nicht getan. Denkt über eure Worte nach und sieht hin. Seht genau hin!" So verschwand sie aus dem Dorf in dem sie Jahre lang gelebt hatte. Sie reiste um die ganze Welt und sang ihr Lied. So heißt es. So erzählten es die Reisenden die sie sahen.
Sie sang leise vor sich hin und warnte die Menschen.
"Sieht genau hin, ihr alle werdet es nur sehen wenn ihr genau hinsieht"
*Hoch, hoch hinauf! Am Himmel, der Mond und die Sonne des dritten Tages, die Nacht bricht herein und sehet selbst! Die Sonne des Feuers und der Mond des Wassers, das Mädchen der Götter. Lebt und sieht, sieht und liebt. Nur die reinen unter euch werdet es sein.
Zwei Liebende, hoch hinauf, hoch in den Himmel es sei die Farbe der Welt. Er, der Mann verlor sie, seine Frau. Er suchte vergebens und fand sie in der Sonne, er selbst war es... Er selbst sperrte sie ein, der Mond und Sterne vereinet euch sein. Die Sonne umfing der Zorn, sie erlischt in der Finsternis der Nacht voller Kummer und Leid und trauert um sein. Ihre Liebe zu ihm, dem Mond der Nacht ließ nie los und so sah sie ihn gefangen der Nacht, der funkelnd brennenden Sterne entgegen.
Er hatte Hoffnung und gab nicht auf, vier der Jahre kamen hinein. Drei Sonnen gingen auf und drei Monde gingen hinab, bis sie entkam und er sie fand.
Sie waren vereint die Finsternis der Nächte und das Strahlende der Tage.
"Was ist das für eine Geschichte?"
"So genau weiß ich es selbst nicht... aber was ich weiß ist, dass dieses Märchen die Legende der Sonnenprinessin und des Mondprinzen erzählt."
"Und diese Melodie die du gesummt hast... Sie gehört zu diesem Märchen?"
"Ja"
"Singst du mir dieses Lied vor?" er legte seinen Kopf auf meine Schulter und schloss seine Augen. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
"Für dich... immer!"
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