dreiunddreißigstes Kapitel: Eifersuchtsdramen
"Mein lieber zukünftiger Ehemann,
Lieber Unbekannter,
ich kann es nicht fassen! Wie kann er sich nur so benehmen! Er ist ein ungehobelter, unflätiger Idiot! Jetzt werde ich mit Sicherheit heiraten!
Wunder Dich nicht, wieso ich damit den Brief angefangen habe, aber ich bin schlichtweg wütend! Immer spielt James den wunderbaren, charmanten jungen Mann, welcher er aber nicht ist. Nein, er trifft sich mit jungen Damen aus Nachbarorten und lädt sie zum Essen ein! Und das schon drei Mal diese Woche!
James ist ein echter Casanova. Und er redet davon, dass sich Mister Cavendish nicht so benehmen sollte... Unmöglich! Allein sein dämliches Lachen sollte alle abschrecken, doch nein, das tut es nicht. Selbst Miss Foster trifft sich mit ihm! Auch wenn sie seltsamerweise weniger zu ihm als zu mir auf der anderen Straßenseite geschaut hat. Offenbar will sie mir den Triumpf nicht gönnen, mich in die reichste Familie der Gegend eingeschleust zu haben.
Aber was finden all diese Damen nur an ihm? Ich meine, hässlich ist er zwar nicht gerade, doch sein Benehmen ist abscheulich! Und erst dieses seltsame Zwinkern und die Angewohnheit, dass er jemanden über den Tisch an der Hand festhält, ist grausam!
Ich muss dringend alle vor ihm warnen! Doch wer würde mir schon glauben? Aber es kann einfach nicht wahr sein, dass er eine Dame nach der anderen in das Restaurant gegenüber von seinem Zuhause ausführt! Und Miss Foster nutzt diese Chance auch noch...
Er soll sich aber nicht wundern, wenn wegen ihm unser Geschäft abends fluoriert. Ich habe schon einmal fünf Stühle aufgestellt, um dieses alberne Schauspiel als "Theaterstück" zu verkaufen. Eine Stunde für einen Einkauf von mindestens zwei Dollar. Und bald ist es soweit, dass ich zehn Stühle aufstellen muss, da ich heute sogar stehen musste.
Der Klatsch in Rose Village verbreitet sich schnell und so ein Gespräch vor der Klasse über einen Casanova im der Stadt ist natürlich aufregend. Nicht, dass ich sie absichtlich darauf hingewiesen hätte... James Ruf zu ruinieren wäre schließlich das Letzte, was ich jemals gewollt hätte. Es geschieht ihm aber recht, man darf Damen schließlich nicht so behandeln.
Ich und meine Klasse hingegen kommen langsam gut aus. Solange sie sich benehmen, gibt es keinen Ärger und noch nebenbei den gesamten Katsch. Nur Theodor kann kommen, wann er möchte. Er steht sowieso nur in der Ecke herum und für die Prüfungen werde ich ihn mit Sicherheit nicht zulassen.
Etwas nervig ist nur, dass ich parallel zur Hochzeit meine Klasse leiten, das große Fest vorbereiten, eine Zeitungsredaktion leiten, die Fosters mir vom Leibe halten und nun auch James Ruf ruinieren muss. Alles auf einmal. Doch das schaffe ich schon. Denn bis auf bei dem Letzteren kann ich auf Lucys Unterstützung hoffen.
Jetzt erst begreife ich, was James Affären wirklich bewirken können. Es mag vielleicht intrigant und selbstsüchtig klingen, doch wenn er heiratet, was zwar unwahrscheinlich ist, aber möglich, dann wird er Aldens Merchantile erben. Und wenn er Aldens Merchantile erbt, dann... dann ist alles zuende! Es wird keine egoistische und gemeine Familie Alden mehr geben, Lucy und ich dürfen nicht mehr herumkommandieren und... das ist schon schrecklich genug! Außerdem würde er dann der Chef der Familie werden! Unmöglich...
Ich muss dafür sorgen, dass niemand mehr mit James ausgeht! Die Frage ist nur, wie...
In Liebe
Deine
Elisabeth"
Elisabeth klappte den Brief zusammen. Die materiellen Folgen seines Handelns würden sie schon sehr treffen, doch etwas ließ sie außer Acht. Sie selbst verletzte es sehr, dass er sich nicht als das entpuppte, was sie sich erhofft hatte. Er ignorierte sie, nein, er gab anderen sogar den Vorzug. Doch weshalb? Das interessiert Elisabeth nicht. Hauptsache, sie würde gewinnen. Selbst wenn sie dadurch jegliche Freundschaft zu ihm zerstören konnte.
Manchmal scheint es nur eine Lösung zu geben, doch genau diese kann alles aufs Spiel setzen---
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