Angla und Fisher
Der Fisher: kurze Mütze und kurze Haare
und kurze Abenteuer - Motor voll auffahren
er ist ein frisher Fisher, fisht shmerzlos und shnell
Shamlos mit Shleppnetz - fast industriell
Er will Meerjungfraun, Nymphn und Nixn
dafür tut er auch mal schwindln und trixn
klar ist er vegan, und klar ist er aware
und hasst alle dies nicht sind - ist ja nicht schwer!
Daneben steht ein alta Angla mit Hut
Alle sind bessa - er ist nur gut
die andern sind imma voll up to Date
und er ist zu spät und noch nicht mal too late
nicht Angel- aber Sächsisch: checkt keine Anglizismen
Ostdeutsch markiert, und peilt keine -ismen
erst recht keine *Sternchen und auch keine _Gaps
Zuerst fällt er aufs Gleis,
Und dann durchs soziale Netz
:-(
das hier braucht echt ne ausführliche Erklärung, Haha:
Also: mit den Kids mit der Fischermütze meine ich manche heutige linke junge Cis-Männer (natürlich nicht alle, nur eine Facette davon!). Und zwar die, die sich vielleicht aber auch bisschen zu geil fühlen und dann vielleicht nicht wissen wie man offene Beziehungen führt und richtig kommuniziert ohne zu verletzen usw. usw. Solche, die sagen sie sind Feministen und dich als weiblich gelesene Person dann trotzdem nicht beim Pöbeln oder Möbeltragen dabei haben wollen. Außerdem sind sie ziemlich von sich und ihrer politischen Einstellung überzeugt und finden am Ende aber auch Marken oder Geldausgeben geil und brauchen das irgendwie, während sie über den Kapitalismus schimpfen. Zudem brauchen sie ihren Standpunkt für ihr Ego und nutzen die politischen Fehltritte anderer nicht als Problem, sondern als Alibi, jemanden mal so richtig schon runterzumachen oder Gewaltpotential aufzubauen. Das alles konnte man so jetzt nicht rauslesen, aber das ist das was hinter dem Inhalt steht sozusagen
Und der Angler beschreibt den "Hutbürger", den Ostdeutschen Typus vom politischen und modischem Looser. Ich hab mich in letzter Zeit viel mit Ost-West und Wende auseinandergesetzt, um mich selbst, meine Eltern und die Leute denen ich auf Demos gegenüberstehe besser zu verstehen. Und ja, ich habe irgendwie Empathie entwickelt. Empathie mit dem "ungebildeten", "zurückgebliebenen", "engstirnigen" ..."Jammer-Ossi". Es sind Erklärungen, keine Entschuldigungen, aber es ist eben irgendwie nachvollziehbar. Ich will jetzt hier nicht den Rahmen sprengen, aber werde versuchen es in kommende Kapitel in anderen meiner Bücher einzubauen. (Vllt. in Radical Leography oder Ernst und Anders oder so).
Zudem hatte ich letztens mit jemandem eine Diskussion, ob sich Linke nicht mehr mit Neoliberalen umgeben und mit diesen nicht mehr so auf gegenseitiger Ablehnung stehen sollten. Wobei ich eh finde, dass heutzutage auch viele Neoliberale sich für Linke halten (wollen) bzw. die Grenzen da immer mehr verschwimmen. Würde mich selbst jetzt auch nicht als ultra sparsam und selbstlos bezeichnen. Dann machte ich in meiner Diskussion aber irgendwann einen Punkt und meinte: "Also, klar möchte ich jeden als Einzelperson erstmal respektieren und mit ihr gut diskutieren können. Aber wenn es darum geht mich gerne mit den Leuten zu umgeben oder in jeden SUV reinzulächeln denke ich mir: nö. Ich muss diese Menschen schon hinnehmen, aber ich will das in der Masse* akzeptieren und tolerieren. Und sie werden schon genug anerkannt, ja sogar geschätzt und bewundert: da finde ich es das mindeste, dass ein kleiner Teil sie mal kritisch anschaut und ihnen die Stirn bietet. Und wenn du sagst, man soll mit Reichen in einer Yuppie-Bar chillen, dann sollte man ja genauso viel mit den rechten Rentnern und migrantischen Kids vom Block beim Döner chillen."
(*Mit Masse meine ich: ich will keine Individuen gleichmachen, sondern nur einen in der Gruppe vorkommenden Habitus kritisieren.)
Und dann meinte die Person (sie ist westdeutsch) zu mir (ostdeutsch): "Ja, die Kids vom Block sind dir ja auch ähnlicher als die BWLer im Hipster Café."
Boah, da musste ich schon schlucken. Nicht nur weil ich mich - zugegebenermaßen - angegriffen fühlte, sondern weil die Person mich so gesehen hat. Denn von meinen Privilegien und meiner Klasse her bin ich den Yuppies schon näher als den Kids vom Block. Und von den Ansichten her ist es sehr individuell, wem von "beiden" ich nun ähnlicher wäre oder nicht.
Dann bin ich innerlich schon wütend geworden, aber ich hab gesagt: "Du, weißt du, wem ich ähnlicher bin oder wem du ähnlicher bist, darüber will ich jetzt echt nicht mit dir streiten, weil ich dich mag und nicht will, dass es persönlich wird. Aber ganz ehrlich: wenn eine arme Person volle Kanne rechts und konsumgeil ist, ist sie mir immer noch sympathischer als eine reiche Person die auch nur halb so rechts und profitgeil ist. Denn die wirtschaftlich schlechter gestellte Person hat Gründe, warum sie so eine egoistische Einstellung hat. Die wohlhabende Person aber nicht, sie hat sogar Ressourcen, um etwas Gutes zu bewegen. Und wenn sie das Gegenteil oder nichts davon tut, dann hat sie meinen Respekt verloren. Denn wer viel Geld hat, hat viel Verantwortung."
Und darum soll das eine eine kleine "Verteidigung" für und eine kleine "Erinnerung" an den alten männlichen Ostdeutschen mit dem Anglerhut sein, der genausogut ein junger Ostdeutscher mit einem Anglerhut sein kann, der mit seinen Freunden am Baggersee chillt und vielleicht einfach ein bisschen anders über Dinge denkt - und trotzdem voll der korrekte Typ ist, mit dem man gut reden kann. Wenn man es will. Gleichzeitig reproduzieren und zeigt der Text die Vorurteile und das Schubladendenken gegenüber diesem vermeintlichen Typus. Und am Ende - dramatisch - dann eben den worst case. Dabei würde ich das Gleis auch als "Abstellgleis" und das Soziale Netz auch als social Network (im Sinne von Kontakten) betrachten. Also dass diese Menschen nicht nur vom Staat, sondern auch von ihren Mitmenschen vergessen werden können. So wie fast jeder es bestimmt kennt, keinen Bock zu haben mit konservativeren Teilen der Familie zu chillen und man sie sozusagen schon "aufgegeben" hat. Das finde ich bei manchen Leuten auch legitim, jedoch würde ich bei meinem Onkel der die AfD wählt immer ein Auge auf meine Cousine haben und ob es ihr (und ihren Ansichten und Meinungsbildungsprozessen) gut geht.
So. Puh das ist jetzt mehr geworden als ich dachte :D
Danke für dein (politisches und soziales) Interesse falls du bis hier hier gelesen hast! <3 Ich bin auch offen für Diskussionen in den Kommentaren! Wie immer. LieGrü, Wilma
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