6 • 24th June, 2020
Sardinien (Italien)
Ein breites Grinsen umspielte meine Lippen, als ich Carlos dabei beobachtete, wie er langsam aus dem Wasser auf mich zukam. Dabei schüttelte er sich ein paar Wassertropfen aus den Haaren und fuhr sich dann durch selbige. Insgesamt war es ein verdammt heißer Anblick für mich, sodass ich es mir einfach nicht verkneifen konnte, ein paar Fotos von ihm zu machen.
Als er dann auch noch an seiner Badehose zupfte, weil sie etwas verrutscht war, konnte ich es mir einfach nicht verkneifen, einmal anerkennend zu pfeifen. Sofort bildete sich auch auf seinem Gesicht ein Lächeln und er schüttelte etwas den Kopf.
„Du bist blöd", lachte mein Freund, als er endlich bei mir ankam.
„Ich kann nichts dafür, dass du so heiß bist", gab ich extra unschuldig zurück und sperrte mein Handy, um es gleich darauf zur Seite zu legen. Carlos ließ sich derweil neben mir auf der Decke nieder. Während ich entspannt auf dem Rücken lag, stützte er sich mit seinen Unterarmen ab und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen.
„Morgen hast du einen Sonnenbrand, wenn du dich nicht eincremst", tadelte ich und erntete dafür ein belustigtes Schnauben von ihm.
„Ich bin Spanier, ich creme mich nicht ein", entgegnete er, bevor er den Kopf zu mir drehte. „Aber ich weiß es sehr zu schätzen, dass du dich so um mich sorgst." Er lächelte mich sanft an und rutschte näher an mich heran, bis er sich seitlich an mich herankuschelte. Sein Kopf fand wie von alleine den Weg auf meine Brust, woraufhin ich meine Arme locker um seinen Nacken legte.
„Du, Lando?", murmelte Carlos nach einer Weile leise, während er gedankenverloren mit dem Zeigefinger wirre Muster auf meinen Bauch zeichnete.
„Hm?" Zufrieden vergrub ich mein Gesicht in seinen Haaren und drückte ihm dann einen Kuss darauf. Es war definitiv die richtige Entscheidung gewesen, unsere zwei Wochen Urlaub auf Sardinien zu verbringen. Ich war so entspannt und glücklich wie noch nie zuvor und auch Carlos wirkte total losgelöst.
Jetzt gerade in diesem Moment wirkte es jedoch so, als würde ihn etwas belasten, denn er hatte immer noch nicht weiter geredet. Daher ließ ich meine Hände zu seinen Wangen rutschen, damit er mich anschaute, und fuhr mit meinem rechten Daumen liebevoll über seine Haut.
„Was ist los, Babe?", hakte ich besorgt nach. Behutsam zog ich sein Gesicht näher zu mir und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen.
„Ich..." Carlos stockte nach diesem Wort schon wieder und schien über die darauffolgenden nachdenken zu müssen. Schließlich holte er tief Luft und meinte: „Ich bin wirklich froh, mit dir hier zu sein."
Perplex runzelte ich bei dieser Aussage die Stirn, da das nicht so ganz das war, was ich erwartet hatte. Und es schien auch nicht so, als wäre es das, was er hatte sagen wollen. „Okay...", antwortete ich skeptisch. „Ich bin auch froh, dass wir zusammen Urlaub machen, aber was wolltest du wirklich sagen?"
Ertappt wich der Ältere meinem Blick aus, was mich zunehmend verunsicherte. Hatte ich etwas getan, was ihn verärgert hatte? „Carlos, was ist denn los? Rede bitte mit mir", flehte ich ihn fast schon an. Die bedrückte Art passte gar nicht zu meinem sonst so selbstbewussten Freund.
„Ist nicht so wichtig", winkte er ab, setzte ein Lächeln auf und küsste mich schnell, als würden so meine Zweifel einfach verschwinden. Aber das taten sie nicht, was ich ihm auch gleich deutlich machte.
„Dann kannst du es mir ja auch sagen", konterte ich und zog auffordernd meine Augenbrauen hoch.
„Ich habe nur über was dummes nachgedacht, das ist alles." Das klang mir jetzt aber schon etwas zu sehr nach einer spontanen Ausrede.
„Über was?", blieb ich hartnäckig und nun fluchte er schon leise auf spanisch. Irritiert schob ich ihn etwas von mir, sodass ich mich aufsetzen konnte. „Habe ich irgendwas falsch gemacht?"
„Nein, nein, nein!", entwarnte der Spanier mich eilig und setzte sich seinerseits auf. „Du hast nichts falsch gemacht, im Gegenteil. Es ist nur...ich...ich liebe dich", gestand er mir endlich und augenblicklich klappte meine Kinnlade herunter.
Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte, aber das war es auf jeden Fall nicht, und nichts auf dieser Welt hätte mich darauf vorbereiten könnte, was diese Worte mit mir machten, als er sie das erste Mal aussprach. Ein ganz neues Gefühl breitete sich in meinem Körper aus, mir wurde warm und kalt zugleich, und mein Herz konnte man bestimmt bis zurück nach London klopfen hören. Gleichzeitig fühlte ich mich so sehr zu dem Mann vor mir hingezogen wie noch nie zuvor.
„Ich habe doch gesagt, es war dumm", nuschelte er nun, da ich immer noch nichts erwidert hatte, und drehte sich etwas von mir weg. Sofort kam wieder Leben in meinem Körper.
Ich krabbelte zu meinem Freund, presste mich fest an seinen Rücken und tastete nach seinen Fingern, um sie mit meinen verschränkten zu können. Immer wieder hauchte ich liebevolle Küsse auf seinen Nacken, wodurch er sich merklich entspannte.
„Das war nicht dumm", wisperte ich in sein Ohr und beobachtete zufrieden die Gänsehaut, die sich auf seinem Nacken ausbreitete. „Ich war einfach nicht darauf vorbereitet."
Ihm entwich ein leichtes Seufzen, ehe er den Kopf zur Seite - und somit zu mir - drehte. Behutsam löste ich wieder eine Hand aus seiner und platzierte sie stattdessen an seiner Wange, damit er mich auch weiterhin anblickte. Tief schaute ich ihm in die Augen, bevor ich hauchte: „Ich liebe dich auch, Carlos."
Nun konnte man beobachten, wie seine trüben Augen wieder klar wurden und diesen liebevollen Funken in sich trugen, der auch sonst immer vorhanden war. Gleichzeitig hellte sich auch seine Miene auf. Die aufeinander gepressten Lippen verzogen sich zu einem glücklichen Lächeln. Er richtete sich fast schon ruckartig komplett zu mir, legte eine Hand an meinen Nacken und verwickelte mich in einen fordernden Kuss, der mir den Atem raubte.
Noch nie hatte Carlos mich so gefühlvoll, so leidenschaftlich und gleichzeitig so zärtlich geküsst. Er dominierte den Kuss merklich, aber mir machte das gar nichts aus. Im Gegenteil: Ich fand es sogar mehr als nur schön. Gerne gab ich mich ihm hin und ließ mich auf sein Tempo ein. Bei ihm konnte ich mich voll und ganz fallen lassen, wusste, dass er mich immer festhalten und niemals irgendwas machen würde, was mir auch nur ein klein wenig schaden könnte. Ich vertraute ihm einfach.
Auch jetzt, als er mit der zweiten Hand meine Hüfte umfasste und mich langsam auf den Rücken dirigierte, ließ ich ihn einfach machen, hatte schon vergessen, wo wir uns eigentlich gerade befanden. Viel zu berauscht war ich von dieser intensiven Nähe, die wir gerade teilten.
Dann brach Carlos den Kuss. Schweratmend lehnte er seine Stirn an meine und schloss die Augen. „Te quiero, cariño", wiederholte er sein Liebesgeständnis jetzt auf spanisch, was mein Herz noch höher schlagen ließ, was ich eigentlich für gar nicht mehr möglich gehalten hatte. Irgendwie machte es mich immer ganz wuschig, wenn er mit mir in seiner Muttersprache redete. Normalerweise kannte ich die Sprache nur von Spitznamen, aber dass er sie nun auch benutzte, um seine Gefühle mir gegenüber auszudrücken, war mehr als nur perfekt.
„Was heißt ,ich liebe dich auch' auf spanisch?", fragte ich und bekam auch prompt die Antwort: „Yo también te quiero."
Etwas hilflos blickte ich ihn an, bevor ich wirklich mein bestes gab, die Worte zu wiederholen. Dass ich dabei kläglich scheiterte, war wohl selbsterklärend, immerhin konnte ich die Sprache nicht, aber zumindest ließ es meinen Freund lachen.
„Du bist so süß, Lando", raunte er an meine Lippen, die er dann auch schon erneut kurz in Besitz nahm, bevor er seine Position veränderte. Nun legte er seinen Kopf wieder auf meiner Brust ab und ich schlang meine Arme locker um seinen Oberkörper. Wie sehr ich es doch liebte, wenn er auch mal seine anhängliche Seite zeigte...
Den ganzen Nachmittag verbrachten wir noch am Strand, genossen einfach unseren Urlaub, bevor wir am frühen Abend zurück in unser kleines Ferienhaus gingen, was glücklichweise sehr nah am Strand lag. Nach einer gemeinsamen Dusche, die definitiv länger dauerte als ursprünglich geplant, kochten wir zusammen. Seit wir zusammen wohnten, konnte ich definitiv sagen, dass ich durch Carlos' Hilfe besser in der Küche zurechtkam. Aber solange er da war, übernahm er trotzdem lieber alles, was mit dem Herd zu tun hatte, während ich eher für das Kleinschneiden von Sachen zuständig war. Mit dieser Arbeitsteilung war ich aber mehr als zufrieden.
Während er nämlich darauf wartete, dass ich fertig war, suchte er stets den Körperkontakt, stellte sich hinter meinen Stuhl, küsste meinen Nacken, fuhr mir durch die Haare. Das alles machte mich so unfassbar glücklich, dass ich möglicherweise immer alles langsamer schnitt als eigentlich notwendig. Sicherlich hatte Carlos meine Taktik auch schon durchschaut, jedoch schien es ihn nicht wirklich zu stören, wenn ich mich in Zeitlupe bewegte.
Als das Essen dann endlich fertig war, aßen wir zusammen auf der Terrasse. Von dort aus konnte man das Meer sehen und insgesamt gab es mit der untergehenden Sonne ein unfassbar romantisches Bild ab. In Momenten wie solchen, fiel mir auf, wie unfassbar verliebt wir herüberkommen mussten. Früher hatte ich es nie verstanden, wenn Pärchen in meiner Schule nicht die Finger voneinander lassen konnten und stattdessen immer überall rummachen mussten, aber jetzt mit Carlos war es plötzlich mehr als plausibel. Wir aßen sogar einhändig, damit wir weiterhin Händchen halten konnten.
Als ich aufgegessen hatte, lehnte ich mich etwas zurück und blickte meinen Gegenüber an, woraufhin sich automatisch ein Lächeln auf meine Lippen schlich. Gott, ich war ihm echt hoffnungslos verfallen. Bei dieser Realisierung konnte ich mir ein leises Auflachen nicht verkneifen, was Carlos natürlich sofort wahrnahm.
„Was ist?", erkundigte er sich irritiert.
„Nichts", entwarnte ich ihn sogleich und drückte seine Hand leicht. „Ich bin gerade nur glücklicher als je zuvor. Ich weiß noch genau, wie ich im Januar davon ausgegangen bin, dass wir einfach aneinander vorbeileben werden. Ich meine, ich wusste nicht einmal, dass ich auf Männer stehe. Aber dann habe ich dich besser kennengelernt und obwohl ich versucht habe, mir meine Gefühle für dich auszureden, hat es nicht funktioniert. Und darüber bin ich verdammt froh, denn du bist das beste, was mir in den letzten Jahren passiert ist. Wirklich, Carlos. Ich...ich liebe dich so sehr."
Überwältigt schimmerten seine Augen mich an und er trug einen Ausdruck, den ich so noch nie gesehen hatte. Dann rollte ihm plötzlich eine Träne über die Wange und sofort verstand ich, warum es neu war. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen. Warum weinte er denn jetzt? War das meine Schuld?
„Carlos..." Besorgt richtete ich mich auf und umrundete den Tisch, um mich auf seinem Schoß niederzulassen. Vorsichtig strich ich ihm die Tränen aus dem Gesicht. „Tut mir Leid, i-ich wollte dich nicht zum Weinen bringen." Fast schon verzweifelt suchte ich seinen Blick, damit ich erkennen konnte, ob er irgendwie sauer auf mich war, allerdings wirkte es nicht so. Er strahlte regelrecht, auch wenn er immer noch weinte.
„Lando, du...", fing er an, aber schien nicht die richtigen Worte zu finden, weswegen er sich selbst unterbrach. „Du bist unfassbar. Das war ungelogen das schönste, was jemals jemand zu mir gesagt hat und dafür musst du dich wirklich nicht entschuldigen. Ich liebe dich auch, mehr als alles andere auf dieser Welt."
Diese Aussage beruhigte mich ungemein, immerhin war ich davon ausgegangen, dass ich etwas falsch gemacht hatte. Überglücklich legte ich meine Lippen auf seine und spürte, wie er mich an der Hüfte festhielt.
Endlich hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein. Hier gehörte ich hin, an Carlos' Seite konnte ich glücklich sein. Und hoffentlich auch für immer.
Happy Birthday babe💘💘 ich hoffe, dir gefällt das Kapitel und ich konnte es irgendwie geheimhalten worum es geht, damit ich die Überraschung vom ersten ‚ich liebe dich' schaffen kann🤭
I love you, forever ever💘
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