5 • 16th May, 2020
Grummelnd drehte ich mich auf die Seite und wollte mich automatisch näher an Carlos kuscheln, allerdings lag er nicht neben mir, weswegen ich meine Augen etwas öffnete. Ein kurzer Blick durch das Zimmer zeigte mir, dass er tatsächlich nicht mehr hier war.
Genervt verdrehte ich die Augen, ehe ich sie wieder schloss. Eigentlich war ich es am Wochenende gewohnt, neben ihm aufzuwachen und noch kuscheln zu können, bevor wir uns zum Joggen aufraffen konnten. Er war tatsächlich so gütig, im Bett zu bleiben, bis ich aufwachte, damit ich glücklich war.
Dass er nicht neben mir lag, war neu - und gefiel mir natürlich nicht. Vor allem, wenn man die Geschehnisse von letzter Nacht bedachte. Ich wusste nicht so ganz, wie es dazu gekommen war, aber irgendwie hatten wir unser erstes Mal gehabt, nachdem wir eigentlich nur hatten zocken wollen.
Es war unfassbar gewesen. Mit Carlos diese Nähe zu teilen war besser, als ich es mir jemals hätte vorstellen können und am liebsten würde ich es direkt wiederholen, allerdings spürte ich das Ziehen in meinem Hintern schon beim Liegen, also musste das wohl noch warten.
Obwohl ich Carlos neben mir vermisste, konnte ich mich noch nicht dazu überreden, aufzustehen und nach ihm zu suchen. Vielleicht würde er ja gleich kommen...
Als hätte man mich erhört, öffnete sich genau in diesem Moment die Zimmertür. Leise wurde sie wieder geschlossen und Schritte näherten sich dem Bett. Wenige Sekunden später wurde ich schon wieder an Carlos' durchtrainierte Brust gezogen.
Zufrieden schmiegte ich mich näher an ihn und murmelte: „Wo warst du?"
Carlos zuckte bei meiner Stimme überrascht zusammen. „Dios, Lando", lachte er dann. „Ich dachte, du würdest noch schlafen."
„Ich würde noch schlafen, wenn du dich nicht wegschleichen würdest", beschwerte ich mich, drückte ihm jedoch einen kurzen Kuss auf die Brust, um ihm zu zeigen, dass ich nicht wirklich sauer auf ihn war.
„Das nächste Mal wecke ich dich, wenn ich aufs Klo muss", schmunzelte er und fuhr kurz durch meine Haare. „Wie fühlst du dich, cariño?"
„Mental ging es mir noch nie besser", gab ich zu und öffnete meine Augen, damit ich ihn anschauen konnte. Der Größere lächelte breit, ehe er mir einige sanfte Küsse auf die Stirn hauchte. Überglücklich legte ich eine Hand an seine Hüfte, fing unbewusst damit an, mit meinen Fingerspitzen über seine Seite zu streicheln, woraufhin sich eine Gänsehaut darauf ausbreitete.
„Und körperlich?", hakte er weiter nach und hielt kurz in seiner Bewegung inne, um mich eindringlich mustern zu können.
„Mein Hintern tut ein bisschen weh, aber nicht dolle", beruhigte ich ihn. Ich drückte mein Kopf etwas tiefer ins Kissen und lächelte liebevoll.
„Okay, das ist gut", antwortete Carlos und stützte sich mit den Ellenbogen neben meinem Kopf ab. „Die Schmerzen werden weniger, je öfter man Sex hat."
„Bin bereit für die nächste Runde", scherzte ich und zog ihn an der Hüfte komplett auf mich drauf. Mir war bewusst, dass ich sicherlich unfassbar breit strahlte, als Carlos mir eine Hand an die Wange legte und zärtlich mit den Daumen darüber fuhr, aber wie könnte ich auch nicht? Er machte mich glücklicher als ich es je gewesen war.
„Wir sollten deinem Po wenigstens für heute eine Pause gönnen", zwinkerte er mir dann zu, was mich gespielt beleidigt schnauben ließ: „Gibt ja zum Glück noch andere Dinge, die wir tun können."
„Ach?", grinste er und zog eine Augenbraue hoch. „Jetzt wirst du also schon notgeil."
„Wie könnte ich nicht, wenn ich dich als Freund habe?", hauchte ich unschuldig zurück und brachte ihn damit dazu, seine Lippen auf meine zu senken. Augenblicklich lächelte ich in den Kuss und schlang meine Beine um seine Hüfte, während meine Hände zu seinen Wangen wanderten.
Leider kamen wir nicht dazu, den Kuss zu vertiefen, da es in diesem Moment an der Tür klingelte. Carlos wollte sich schon lösen, aber ich reagierte schnell genug, um ihn bei mir zu halten.
„Ist bestimmt nur die Post, ignorieren wir", nuschelte ich in den Kuss und spürte, wie er leicht schmunzelte. Glücklicherweise ließ er sich darauf ein und brach den Kuss tatsächlich nicht. Zumindest so lange, bis es ein zweites Mal klingelte.
Er wich zurück und rollte sich von mir. „Du gehst", bestimmte er.
„Ich? Warum ich?" Fassungslos drehte ich meinen Kopf zu ihm und konnte mir nur mit viel Mühe ein Schnauben verkneifen.
„Weil du heute sonst gar nicht mehr aufstehst. Also öffnest du die Tür, damit du richtig wach wirst", erklärte Carlos mir, aber ich verstand es trotzdem nicht.
Nun klingelte es jedoch im Sekundentakt und er machte tatsächlich keine Anstalten aufzustehen, weswegen ich mich mit einem genervten Stöhnen aufrichtete. Das Ziehen in meinem Hintern wurde etwas schlimmer, als ich mich bloß in Boxershorts auf dem Weg zu Tür machte.
Schlecht gelaunt drückte ich auf den Knopf, der die Tür öffnete, hörte von unten das berühmte Summen und das Knacken der Haustür.
„Mein Gott, das hat gedauert", ertönte dann dann eine Stimme, die ich sofort erkannte. Flo?! Was zur Hölle machte meine Schwester hier?
Panisch warf ich einen Blick in unseren Wohnungsflur, wo noch einige Klamotten von Carlos und mir lagen, die wir gestern auf dem Weg vom Sofa zu seinem Schlafzimmer verloren hatten. Wie sollte ich das bitte erklären?
Als ich wieder ins Treppenhaus schaute, sah ich meine ganze Familie, die gerade die letzte Treppe hochkam. Meine Mutter lächelte bei meinem Anblick, allerdings konnte ich das nur halbherzig erwidern.
„Hey, was macht ihr denn hier?", fragte ich nervös, nachdem ich alle zur Begrüßung umarmt hatte.
„Dich überraschen. Wir waren immerhin erst einmal hier und da war noch nicht ansatzweise alles fertig", erklärte mein Vater ihr Auftreten.
„Stören wir?", fragte dann meine Mutter und ich schüttelte schnell den Kopf.
„Ach Quatsch, ich habe gerde nur..." Ich unterbrach mich selbst, als mir keine plausible Ausrede einfiel. Nach einer kurzen Pause setzte ich nach: „Ich bin gerade erst aufgewacht."
„Aha", machte meine Mutter und scannte meinen Körper argwöhnisch.
„Was?", wollte ich verunsichert wissen, allerdings blieb sie stumm. Ihr Blick stoppte bei meinem Hals und sie runzelte die Stirn.
„Du hast da was", half mir dann meine Schwester Cisca auf die Sprünge und tippte auf eine Stelle auf ihrem Hals. Ertappt schloss ich meine Augen. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, was sie meinte, auch wenn ich es bis jetzt noch nicht bemerkt hatte.
Carlos hatte sich gestern das ein oder andere Mal an meinem Hals festgesaugt, vorsichtig reingebissen oder ihn einfach nur verwöhnt. Dass dabei Knutschflecken entstanden waren, war wohl kaum verwunderlich.
„Ihr könnt euch in die Küche setzen, das Wohnzimmer ist echt unordentlich, das wollt ihr gar nicht sehen. Ich ziehe mir kurz was anderes an und komme dann dazu", wechselte ich das Thema, ohne weitere Erklärung, und lief vor in die Wohnung. Die Küche war ziemlich direkt am Anfang des Flures, weswegen ich den Rest der Wohnung gut mit meinem Körper verdecken konnte, bis sie in der Küche waren.
Dann sammelte ich schnell die Klamotten ein, die überall verteilt waren, und nahm sie mit in mein Zimmer, wo ich sie in meinen Wäschekorb schmiss. Erleichtert atmete ich durch, als ich die Tür hinter mir schloss. Der erste Schritt war getan. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, wie ich meine Knutschflecken erklärte und was mit Carlos war.
Der Spanier hatte uns bestimmt reden hören und würde hoffentlich selbstständig auf die Idee kommen, sich etwas anzuziehen, bevor er aus dem Zimmer kam. Ich wusste nämlich mit Sicherheit, dass ich nicht der einzige war, der Knutschflecken hatte, und meine Familie war nicht dumm. Sie könnte sicherlich problemlos eins und eins zusammenzählen.
Ich schlüpfte schnell in eine Jogginghose und einen Pulli, ehe ich mich zu meiner Familie begab. „Wollt ihr was trinken?"
„Ein Wasser wäre nicht schlecht", meinte Oli, weswegen ich einen Krug mit Wasser füllte und ihn zusammen mit fünf Gläsern auf den Tisch stellte.
„Wir könnten jetzt auch ins Wohnzimmer umziehen. Ich habe eben wenigstens ein bisschen für Ordnung gesorgt", lachte ich unruhig und erhielt dafür einen weiteren misstrauischen Blick von meiner Mutter.
„Du verhältst dich merkwürdig", bemerkte sie. Ich senkte unter ihrem Blick den Kopf und schluckte schwer. Gott, sie würde doch jetzt niemals aufhören, Fragen zu stellen.
„Guten Morgen allerseits", rettete mich dann aber eine neue Person, die in die Küche trat. Entlastet richtete ich mich zu Carlos, der tatsächlich eine Jeans und ein Poloshirt trug, das seinen Hals verdeckte.
„Carlos! Wie geht es dir?", richtete sich Adam sofort an meinen Mitbewohner und ich atmete befreit durch. Okay, das war gerade noch gut gegangen.
„Gut, und selber?", antwortete er und mein Vater lächelte: „Auch gut. Wie ist Lando so als Mitbewohner? Macht er viel Chaos?"
„Man gewöhnt sich dran", lachte mein Freund und zwinkerte mir zu. „Es ist gut mit ihm, er schmeißt keine Partys, ist nicht so laut, also alles perfekt."
„Hat er eine Freundin?", fragte Flo interessiert nach. Entgeistert blickte ich sie an und sie meinte bei meinem Blick nur schulterzuckend: „Was denn? Ich möchte wissen, woher deine Knutschflecken kommen und du wirst es uns sicherlich nicht sagen."
„Das geht dich aber gar nichts an!", zischte ich. „Ist ja wohl meine Sache, wo die herkommen."
„Ich habe ja nur gefragt." Abwehrend hob sie die Hände und meine Mutter seufzte schwer.
„Du würdest es uns doch erzählen, wenn du in einer Beziehung bist, oder?", hakte sie dann durchaus sanfter nach.
Für einen Moment war ich still und ließ den Kopf fallen. Was sollte ich darauf denn antworten? Die Wahrheit wäre ,nein', denn so war es ja zurzeit, aber das würden sie sicherlich nicht begrüßen.
„Lando?", sagte sie meinen Namen einfühlsam. „Du weißt, dass du uns vertrauen kannst, oder?"
Unsicher hob ich meinen Kopf leicht an, blickte jedoch zu Carlos und nicht zu meiner Familie. Der Spanier wirkte deutlich gefasster als ich und nickte dann auffordernd als Antwort auf meine ungestellte Frage.
„Ich habe keine Freundin", meinte ich dann ehrlich und spielte nervös mit meinen Fingern.
„Ich hätte dich nicht für jemanden gehalten, der One-Night-Stands hat, aber okay." Mein Bruder schüttelte leicht lachend den Kopf und sofort hatte ich das Bedürfnis, mich verteidigen zu müssen.
„Nein! I-Ich..." Mein Stimme überschlug sich und ich gab bloß einen verzweifelten Laut von mir.
„Dios, Lando. Du machst es dir aber auch selber kompliziert", murmelte Carlos und dann spürte ich seine Hand auf meinem Rücken, als er näher zu mir trat. „Wir sind zusammen."
Schlagartig kehrte Stille im Raum ein. Ich traute mich nicht, in ihre Gesichter zu schauen, und lehnte mich stattdessen leicht an seine Hand, die mir gerade den Halt gab, den ich brauchte.
„Das ist doch schön. Freut mich für euch." Meine Mutter war die erste, die ihre Sprache wiedergefunden hatte. Nun blickte ich doch auf und musterte sie hoffnungsvoll.
„Echt?", hakte ich nach und sie lächelte sofort warm: „Natürlich, mein Schatz. Wir wollen doch nur, dass du glücklich bist. Und wenn Carlos dich glücklich macht, dann ist das schön."
Die anderen nickten zustimmend und nun konnte ich es nicht mehr verhindern, dass ich den Abstand zwischen mir und meiner Mutter überbrückte, um sie fest zu umarmen.
„Oh, endlich mal wieder ein Gruppenkuscheln!", jaulte Flo begeistert und schon warf sie sich gegen mich, was mich aufkeuchen ließ. Natürlich kamen dann die anderen auch noch dazu und ich konnte nicht anders, als den Moment mit meiner Familie zu genießen.
Als wir die Umarmung langsam lösen, drehte ich mich strahlend zu Carlos, der uns lächelnd beobachtet hatte.
„Wie wäre es, wenn ich beim Bäcker Kuchen hole?", schlug er dann vor. „Ich denke, sonst haben wir nicht viel zu essen."
„Ich komme mit", meinte mein Vater sofort und ich seufzte leise, da ich natürlich wusste, was seine Absicht dahinter war.
„Dad...", warnte ich ihn daher leise und warf ihm einen flehenden Blick zu.
„Keine Sorge, ich werde nicht zu hart zu ihm sein", versicherte er mich, aber beruhigte mich damit nicht wirklich. Ich suchte stattdessen Carlos' Blick und brachte meinen Vater damit zum Lachen.
„Ich werde ihn wirklich heil zurückbringen", versprach er mir erneut und nun schmunzelte mein Freund auch.
„Ich denke, du kannst ihm vertrauen", stellte er sich auf seine Seite. Theatralisch seufzte ich und nickte dann einverstanden.
„Okay, aber ich warne dich wirklich, Dad. Mach' ihm keine Angst und peinliche Geschichten sind Tabu", murrte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Oh, jetzt wird er erst Recht alles aus deiner Kindheit erfahren", ärgerte er mich, während er zu Carlos trat und ihm auf die Schulter klopfte. „Gehen wir?"
„Ja, sofort. Ich muss mich nur noch kurz von Lando verabschieden, falls ich ihn niemals wiedersehen sollte."
Entrüstet beobachtete ich meinen Freund dabei, wie er auf mich zukam, und erwiderte seinen kurzen Kuss trotzdem.
„Lebe Wohl", hauchte er neckend an meine Lippen. Beleidigt legte ich meine Hände an seine Brust und schubste ihn von mir, was alle zum Lachen brachte.
Zusammen mit meinem Vater verschwand er dann aus der Wohnung und ich richtete mich zu den verbleibenden Vier.
„Und gestern habt ihr es richtig knallen lassen, oder was?", zog mich Oli auf, was mich bloß die Augen verdrehen ließ.
„Ach, halt doch deine Klappe", murrte ich nur und spürte, wie ich rot wurde.
Ich wusste schon immer, was ich für ein Glück mit meiner Familie hatte, aber ihre Reaktion hatte mir nur gezeigt, dass es tatsächlich die beste Familie der Welt war. Für nichts auf dieser Welt würde ich sie eintauschen.
Das ist schon das vorletzte Kapitel🤭 ich hoffe, es gefällt euch & macht euch ein schönes Wochenende (mit Drive To Survive)🖤
Kommentar von dreaming_t :
[Es ist süß und amüsant, wie Landos Familie reagiert. Wirklich schön geschrieben und umgesetzt.<3 Hoffen wir mal, dass Carlos auch wirklich heile zurückkommt, denn ich warte immer noch auf das ,,Ich liebe dich" von den beiden, hehe]
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