3 • 26th March, 2020
Murrend drehte ich mich auf die Seite und seufzte schwer, als die Lichtstrahlen nun auf mein Gesicht fielen. Obwohl meine Augen geschlossen waren, kniff ich sie fester zusammen.
Sommerzeit - wer brauchte sowas? Am Wochenende wurde es viel zu früh hell, weswegen ich nicht ausschlafen konnte. Selbst meine Vorhänge halfen nicht wirklich dagegen. Na gut, möglicherweise lag es daran, dass ich unbedingt weiße Vorhänge haben wollte, wovor mich alle gewarnt hatten.
Als ich etwas wacher war, vernahm ich leise spanische Musik, die defintiv aus der Küche kam, und öffnete meine Augen langsam, wobei ich mehrfach blinzelte. Wie konnte Carlos eigentlich immer schon so früh auf den Beinen sein? Horror! Wenn wir beide in einer Beziehung wären, würde das definitiv zum Streitpunkt werden. Gott, wie ich es hassen würde, wenn ich morgens alleine aufwachen würde, anstatt noch an ihn gekuschelt zu liegen.
Zugegeben, seit ich mir eingestanden hatte, dass ich nicht ganz abgeneigt von meinem Mitbewohner war, hatte sich einiges in mir geändert. Ich versuchte gar nicht mehr zu ignorieren, wie gerne ich ihm näher kommen, ihn küssen und womöglich sogar einiges mehr mit ihm machen würde. Ich konnte es auch gar nicht mehr ignorieren. Jedes Mal, wenn er mich auch nur anlächelte, wurden meine Beine zu Wackelpudding und mein Herz fing an zu rasen. Wie das eben so war, wenn man verliebt war.
Nach dem Horrorfilm mit Alex und George, bei welchem wir gekuschelt hatten, waren wir noch vertrauter geworden. Immer öfter kam es vor, dass wir zu zweit kuschelnd Filme schauten oder Essen gingen - ich wusste nicht so ganz, ob man das schon als Dates bezeichnen konnte. Für mich war es das auf jeden Fall, aber keine Ahnung, ob er das auch so wahrnahm.
Ein leises Klopfen an meiner Tür riss mich schließlich aus meinen Gedanken. Müde drehte ich mich zu ihr, während sie langsam geöffnet wurde und Carlos den Kopf durch den Spalt steckte. Als er sah, dass ich wach war, fing er an zu lächeln und öffnete die Tür komplett, wodurch ich seinen trainierten Oberkörper angaffen konnte. Oh man, hoffentlich würde er niemals auch nur auf die Idee kommen, sich morgens ein Oberteil anzuziehen.
„Guten Morgen. Ich habe Pancakes gemacht", teilte er mir fröhlich mit. Grummelnd fuhr ich durch mein Gesicht und murmelte: „Wie lange bist du bitte schon wach?"
„Knapp zwei Stunden. Nicht jeder ist so eine Schlafmütze wie du", lachte er. „Aber ein einfaches ,danke' hätte es auch getan."
„Jaja, danke", murrte ich verschlafen und setzte mich langsam auf, um mich zu strecken. „Gibt es irgendwas zu feiern, oder warum hast du Pancakes gemacht?"
„Es gibt nichts zu feiern, außer dass wir beide später ins Kino gehen und du mir danach einen Burger ausgibst bei diesem Restaurant, von dem du immer so schwärmst", grinste er breit und nun war ich hellwach.
„Entschuldigung? Ich gebe dir Essen aus? Habe ich da Mitspracherecht?", beschwerte ich mich, auch wenn ich sagen musste, dass mir seine Planung durchaus gefiel. Einen kompletten Tag mit Carlos verbringen? Gab es überhaupt etwas besseres?
„Nein, hast du nicht. Ich habe das letzte Mal bezahlt, als wir essen gegangen sind", erklärte er. „Also, kommst du frühstücken, bevor die Pancakes kalt werden? Achso, die bekommst du übrigens nur, wenn du zustimmst."
„Das ist Erpressung", stellte ich trotzig fest und er erwiderte: „Richtig, aber du kannst mir doch sowieso nicht widerstehen."
Wie richtig er damit lag, wusste er natürlich nicht, aber es trieb mir trotzdem Hitze ins Gesicht, weswegen ich meinen Kopf zur Seite drehte.
„Kein Grund, verlegen zu werden. Bist nicht der erste, dem es so geht", neckte Carlos mich weiter und nun griff ich nach einem Kissen, welches ich in seine Richtung warf. Lachend fing er es auf und warf es zu mir zurück, ehe er sich umdrehte und verschwand.
Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen. Okay, der Tag hatte doch perfekt begonnen.
—
„Das ist doch ein schlechter Scherz." Fassungslos hob ich die Augenbrauen und blickte Carlos an, welcher gerade ersthaft zwei Tickets für „Die Farbe aus dem All" gekauft hatte. Für einen verdammten Horrorfilm.
„Keine Sorge, ich habe extra nach einem Doppelsitz gefragt, damit du dich an mich kuscheln kannst", zwinkerte er mir zu, aber das half nicht viel dabei, mich zu beruhigen.
„Ich gehe da nicht rein." Bockig verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Du kannst alleine gehen."
„Ich will ihn aber nur mit dir schauen, also komm schon." Er streckte seine Hand auffordernd nach mir aus, allerdings regte ich mich nicht, sondern schaute ihn nur so düster an wie möglich. Das hatte leider nicht die gewünschte Reaktion zur Folge, denn er fing zu schmunzeln an. „Man könnte fast meinen, dass du der Hauptdarsteller bist im Horrorfilm. Echt gruselig."
„Arsch", zischte ich ihm zu, aber gab mich dann doch geschlagen. Was würde es schon bringen? Carlos würde nicht locker lassen, bis ich mit ihm den Film schaute, das wusste ich ganz genau.
Somit ergriff ich seine Hand und ließ mich von ihm in den Kinosaal ziehen, wo bereits die Werbung lief. Eigentlich hatte ich gedacht, dass er das mit dem Kuschelsitz nur zum Spaß gesagt hatte, aber wie sich herausstellte, hatten wir wirklich so einen Doppelsitz für Pärchen.
„Findest du das lustig?", murrte ich in seine Richtung und er nickte bloß amüsiert. Warum genau hatte ich mich nochmal in ihn verliebt?
Zehn Minuten später wusste ich die Antwort darauf wieder. Der Film hatte gerade erst angefangen, aber ich hatte mich zur Vorsicht jetzt schon an den Älteren gekuschelt, welcher mich nah bei sich hielt und mir beruhigend über den Rücken fuhr. Ich entspannte mich unter seinen Berührungen, legte den Kopf auf seiner Brust ab und nutzte die Gelegenheit, meine Hand auf seinem Bauch zu platzieren. So konnte ich seine Muskeln genau spüren. Eher unterbewusst streichelte ich immer wieder darüber, war ganz abgelenkt davon, wie gut sich das anfühlte, und merkte somit fast nicht, wie Carlos mir einen Kuss auf die Haare drückte.
Aber die Betonung lag auf ,fast', denn ich nahm es wahr. Es war eine kurze, leichte Berührung, aber ich spürte sie trotzdem, stockte kurz in meiner Bewegung mit dem Daumen und fuhr dann doch weiter damit fort, während mein Herz Purzelbäume schlug. Konnte es sein, dass Carlos diesen Film tatsächlich absichtlich ausgewählt hatte, damit wir uns so nah waren oder machte ich mir gerade nur falsche Hoffnungen?
Egal, was sein Grund dafür war, ich genoss es in vollen Zügen und schaute sogar ab und zu auf die Leinwand, nur um im nächsten Moment von Carlos gedrückt zu werden, wenn ich mich bei einer Szene erschrak. Oh ja, das gefiel mir.
Den ganzen Film über ging das so weiter und am Ende hatte ich vor lauter Aufregung ziemlichen Hunger. Ob die Aufregung an ihm oder dem Film lag, konnte ich nicht eindeutig sagen, aber es war auch nicht relevant.
Glücklicherweise war der Burger Laden, den ich so sehr liebte, nicht weit weg. Wir aßen in Ruhe, sprachen über den Film und ich war überglücklich. Es hatte sich auf jeden Fall jetzt schon gelohnt, diese Zeit mit Carlos zu verbringen, auch wenn wir uns einen Horrofilm angeschaut hatten.
Nachdem ich die Rechnung im Restaurant bezahlt hatte, gingen wir noch ein Stück an der Themse spazieren. Es dauerte nicht lange, bis Carlos nach meiner Hand griff und wir stumm am Fluss entlangschlenderten.
„Der Tag war echt schön, sollten wir öfter machen", durchbrach mein heimlicher Schwarm nach einiger Zeit die Stille und blickte mich von der Seite an. Schüchtern erwiderte ich seinen Blickkontakt, ehe ich lächelte: „Habe ich nichts gegen einzuwenden."
„Dann wäre das wohl geklärt." Er löste seine Hand aus meiner und fast hätte ich reflexartig wieder nach ihr gegriffen, aber da schlang er den Arm schon um meine Schulter und zog mich näher an sich heran. Der Moment konnte eigentlich kaum noch schöner werden, aber dann drückte er mir einen zärtlichen Kuss auf die Schläfe, was meinen Körper zum Durchdrehen brachte.
Ich drehte meinen Kopf zu ihm, nahm zunächst gar nicht wahr, wie wir stehen blieben, und blickte ihm einfach tief in die Augen. Unsere Gesichter waren sich so nah, dass ich seinen Atem leicht auf meinen Lippen spüren konnte, sein Arm hielt mich auch weiterhin nah bei sich.
Nervös legte ich den Kopf schief, als ich merkte, wie er mir noch näher kam, ohne den intensiven Blickkontakt zu lösen. Erst, als uns nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten, schloss ich meine Augen. Keine Sekunde später trafen seine Lippen auf meine. Nicht fordernd oder verlangend, aber auch nicht gerade schüchtern. Es war perfekt.
Gefühlvoll bewegte er seine Lippen an meine, bat mit seiner Zunge um Einlass, den ich ihm sofort gewährte. Meine Arme schlangen sich um seine Hüfte, während seine freie Hand den Weg zu meiner Wange fand. Der andere Arm lag immer noch um meine Schulter, drückte mich näher an sich heran und ich krallte mich in seinen Windbreaker.
Als wir uns lösten, fehlte uns beiden zunächst der Atem. Unsere Körper entfernten sich keinen Zentimeter voneinander, nur unsere Köpfe waren zurückgewichen.
„Wow", entfuhr es ihm schließlich, nachdem wir beide erstmal tief durchgeatmet hatten. „Du hast keine Ahnung, wie lange ich das schon machen wollte."
„Sicherlich nicht so lang wie ich", gab ich verlegen zu und lächelte schüchtern. Ich wusste, dass ich gerade rot war, aber mich störte es nicht im Geringsten.
„Da bin ich mir nicht so sicher", hauchte er zurück und verband unsere Lippen erneut kurz miteinander.
Kaum hatten wir uns wieder gelöst, lockerte er seinen Griff etwas. „Wollen wir zurück nach Hause?", fragte er und lächelte leicht. „Du hast Gänsehaut."
Das liegt aber nicht daran, dass mir kalt ist, dachte ich mir nur, nickte jedoch trotzdem, sodass wir zusammen zurück nach Hause liefen, wo wir uns bettfertig machten.
Nachdem wir gemeinsam nach dem Zähneputzen das Bad verließen, wurde ich unsicher. Wäre es zu überstürzt, wenn ich ihn fragen würde, ob ich bei ihm schlafen könnte?
Mir wurde die Entscheidung abgenommen, als Carlos mich schmunzelnd betrachtete. Er hielt mir einladend seine Schlafzimmertür auf und meinte: „Du kannst gerne bei mir schlafen, bevor du die Nacht grübelnd auf dem Flur verbringst."
„Witzig", kommentierte ich seine Worte, schlüpfte aber schnell an ihm vorbei in sein Zimmer. Zusammen kuschelten wir uns in sein Bett und ich genoss es, in seinen Armen zu liegen. Sein nackter Oberkörper schmiegte sich perfekt an meinen und es war genau so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Obwohl, nein; es war noch viel besser.
Ich hauchte ihm einen kurzen Kuss auf die Brust, bevor ich tiefenentspannt meine Augen schloss. Es dauerte auch nicht lange, bis ich abgedriftet war.
Natürlich mussten die beide auch genau an dreaming_t 's Geburtstag zusammenkommen, welch ein Zufall👀🤭
Ich hoffe, euch gefällt das Kapitel🖤
Kommentar von dreaming_t :
[I FREAKIN LOVE IT!🥺🥺🥺 Es ist wirklich zu süß, wie die beiden sich necken und miteinander umgehen, vor allem, dass Carlos nochmal einen Horrofilm ausgesucht, nur um mit Lando zu kuscheln... smart und cuteee. Der Kuss ist genauso schön geworden.💘 Wirklich, wirklich, wirklich toller Teil!]
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