2 - Der langersehnte Brief
Ron war noch nie so froh gewesen, eine Eule zu sehen. Froh... und auch erleichtert. Schon seit er im März elf geworden war, machte er sich Sorgen, denn noch bevor der Sommer um war würde sich zeigen, ob er das Zeug dazu hatte, ein Zauberer zu sein. Naja, zumindest ob er die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei besuchen durfte.
Klar, er hatte schon manchmal Magie gezeigt, zum Beispiel als er das Quidditchmagazin, das er zum neunten Geburtstag bekommen hatte, nicht sofort mit seinen Brüdern teilen wollte und es plötzlich unsichtbar geworden war. Oder als er wirklich, wirklich, wirklich Lust auf Schokolade gehabt hatte und das Gemüse auf seinem Teller sich plötzlich verwandelt hatte.
Aber bis zu dem Moment, in dem die kleine Eule mit einem Brief im Schnabel an sein Fenster geklopft hatte, hatte er daran gezweifelt, ob er genommen werden würde. Bill hatte Hogwarts bereits mit Bestleistungen abgeschlossen. Charlie ebenso. Percy war der größte Streber überhaupt und jetzt war er sogar Vertrauensschüler. Fred und George waren zwar Unruhestifter, was er nicht zuletzt von den zahlreichen Beschwerdebriefen wusste, die Hogwarts regelmäßig vorbeischickte, aber immerhin hatten sie großes magisches Talent. Und Ron? Ron war nur der sechste Sohn. Er war nicht besonders schlau oder besonders gutaussehend oder besonders witzig. Niemand besonders.
Den Brief hatte er trotzdem erhalten. Also musste an ihm auch etwas besonders sein, oder? Und wenn in dem Brief nun stand, dass er eben NICHT aufgenommen war? Was dann?! Aber nein, es wäre doch dumm so einen Brief zu schicken... Hektisch beschloss Ron, dass es nur einen Weg gab, das herauszufinden. Er atmete einmal tief durch, öffnete den Brief und begann ihn zu lesen:
HOGWARTS-SCHULE FÜR HEXEREI UND ZAUBEREI
SCHULLEITER: ALBUS DUMBLEDORE
(MERLINORDEN ERSTER KLASSE, GROSSZ., HEXENMST.
GANZ HOHES TIER, INTERNATIONALE VEREINIG. D. ZAUBERER)
Sehr geehrter Mr Ron Weasley,
wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aufgenommen sind.
Erleichterung durchflutete Ron. Jedes Mal, wenn einer seiner Brüder nach Hause gekommen war und erzählt hatte, was er denn nun schon alles gelernt hatte, hatte er sich ein kleines bisschen mehr gesorgt. Aber jetzt war alles gut.
Beigelegt finden Sie eine Liste aller benötigten Bücher und Ausrüstungsgegenstände.
Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule spätestens am 31. Juli.
Mit freundlichen Grüßen
Minverva McGonagall
Stellvertretende Schulleiterin
Als er jedoch die Liste sah, was er alles brauchen würde, musste Ron erneut schlucken. Mum hatte doch schon im letzten Jahr gesagt, dass das Geld knapp war... Nun ja, natürlich nicht zu ihm. Aber ganz blöd war er ja auch nicht, ihm entging nicht, dass in seiner Familie seit Jahren so viel wie möglich weiterverwendet und weitergegeben wurde. Was wohl unvermeidbar war, wenn man sieben Kinder und nicht gerade den bestbezahltesten Job hatte. Egal, darüber würde er sich ein anderes Mal Sorgen machen.
"MUM!", rief er durchs ganze Haus.
"SCHREI HIER DOCH NICHT SO RUM!", brüllte Ginny von der Küche aus zurück.
"ICH SCHREI DOCH GAR NICHT!", schrie Ron.
"TUST DU WOHL!", beklagte sich Ginny.
"WAS IST DENN, RON?", rief nun auch Mrs. Weasley.
"MEIN HOGWARTS BRIEF IST DA!", brüllte Ron
Er lief aufgeregt die Treppe hinunter, den Brief in der Hand. Unten erwarteten ihn seine strahlende Mutter und Ginny, die etwas weniger erfreut aussah, fast schon geknickt. Stirnrunzelnd musterte Ron Ginny. Dann ging ihm ein Licht auf.
"Du kommst doch nächstes Jahr nach Hogwarts. Du wirst kaum merken, dass ich weg bin", versuchte er sie über die Tatsache hinwegzutrösten, dass sie schon bald das einzige Weasleykind zu Hause sein würde.
Ginny schnaubte nur und schnappte sich das letzte Stück Toast.
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