Special Part I

Rechts, links, parieren, zustoßen. Immer wieder sagte sich Luke die verschiedenen Kampftechniken im Kopf vor, bevor er sie ausführte. Das hatte er sich über die vielen Jahre, in denen er nun schon mit dem Schwert kämpfen konnte, angewöhnt.
Es half ihm sich zu konzentrieren und den Zug, den er vorhatte, zu machen, richtig auszuführen.
Auch nun half es ihm, obwohl er nicht wie sonst mit dem Schwert kämpfte, sondern sich mit dem kleinen Messer verteidigen musste, das sonst immer in seinen Stiefel versteckt war.

Er hatte keine Ahnung, wie zum Hades er plötzlich im Tartarus gelandet war. War das die Bestrafung, die die Götter für ihn ausersehen hatten?
Verdient hatte er es ja schon, gestand er sich ein. Luke hatte nicht erwartet, unbestraft davonzukommen, nein, doch trotzdem war immer der kleine Funke von Hoffnung da gewesen, nicht allzu sehr bestraft zu werden.
Wichtiger war ihm jedoch schon immer, seine Freunde könnten ihm vielleicht irgendwan verzeihen. Ja, bei den Sachen, die er getan hatte, war es ihm klar, dass man diese nicht einfach in Momenten vergessen konnte, doch vielleicht würden sie ihm irgendwann mal eine Chance geben.
Aber solange er hier, in der Hölle, dem Geburtsort aller Monster, dem Tartarus, war, würde er sie alle niemals wieder sehen können.

Mit einem letzten, wütenden Brüllen löste sich das Monster auf. Der goldene Staub schwebte langsam zu Boden. Schnell verteilte Luke ihn, damit das Ungeheuer eine Weile brauchen würde, sich wieder zu bilden.
Sich achtsam umschauend, steckte er das Messer an seinen Gürtel und machte sich auf den Weg. Wohin? Das wusste er nicht. Er wollte einfach nur weg von dem Brüllen, das er in der Ferne hörte.
Er wünschte sich zutiefst, dass nicht inzwischen noch ein weiteres Monster seinen wohl sehr anziehenden Halbgottgeruch wahrgenommen hatte, denn für einen weiteren Kampf war er im Moment einfach nicht in der Lage.

In seinen Gedanken spielten sich erneut die Bilder der Schlacht ab. Die vereinzelten, blutverschmierten Waffen, die kreuz und quer am Boden lagen. Dann die vielen silbernen Pfeile, die verstreut am Boden lagen... warte... war Thalia überhaupt noch am Leben?
Luke wusste, dass es Annabeth soweit gut ging, als er.. als er... starb. Diesen Gedanken zu fassen, trieb ihm Angst und Schmerz gleich einem Stich ins Herz. Er wollte es irgendwie nicht wahrhaben, tot zu sein.
,,Immerhin hat sie Percy", tröstete er sich. Er vertraute dem Sohn des Poseidon, auf sie aufzupassen.
Luke hatte Percy das Versprechen abgenommen, Annabeth zu beschützen und er würde es auch einhalten, da war sich Luke sicher.
Was Thalia anging... Luke hoffte einfach nur seiner ältesten Freundin ginge es gut.

Erneut ertönte das laute Brüllen von vorhin, doch viel näher als Luke dachte. Er zuckte zusammen. Verfolgten sie ihn?
Er beschleunigte seine Schritte soweit, bis er fast rannte.
So war ein paar hunderte Meter unterwegs, bis er plötzlich schlitternd anhalten musste.
In letzter Sekunde fand er sein Gleichgewicht wieder.
Sein Atem ging schwer, obwohl Luke eigentlich in guter, körperlicher Verdassung war, doch die Stichwunde an seinem Arm und die schwüle, beißende Luft machten ihm das Atem schwer. Bestürzt starrte er die Klippe hinunter, auf der er stand und die er fast hinuntergestürzt wäre.

,,Verdammt...", wisperte Luke.
Es gab nur zwei Möglichkeiten: entweder er versuchte den steilen Felshang hinunterzuklettern mit all den scharfen, losen und rutschigen Steinen oder er blieb und versuchte, sich so gut es ging, zu verteidigen.
Er kniff den Mund zusammen und drehte sich um.
Jeder einzelne Muskel war angespannt, das kleine Messer lag fest  in seiner Hand, seine Stirn vor Konzentration gerunzelt, als er darauf wartete dem Monster gegenüber zu stehen. 

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Mit festlicher Orchestermusik wurden die eintretenden Hogwartsschüler begrüßt.
Staunend betrachteten die jungen Hexen und Zauberer die schöne Dekoration.
Der atemraubende Sternenhimmel an der Decke der großen Halle funkelte und man konnte sich schon fast einbilden, er würde noch stärker glänzen als sonst.

,,Wow", hauchte Ginny überrascht und Harry nickte zustimmend. Das Dekorations- und Organisationsteam hatte wirklich ganze Arbeit geleistet.
Die Tische waren festlich gedeckt, alles war glänzend poliert worden. An jedem Tisch standen Tischkarten, die festlegten, wie viele Halbgötter, Beauxbatons, Durmstrangs, Slytherins, Hufflepuffs und so weiter dort sitzen durften.
,,Lass uns an unseren Tisch gehen", schlug der Zauberer vor und seine rothaarige Freundin willigte ein, weshalb sie sich auf den Weg zu dem ausgesuchten Platz machten.
Dort saßen schon Ron Weasley, Astoria Greengrass und Luna Lovegood.
Auch Neville Longbottom und Hannah Abott peilten diesen Sitzplatz Hand in Hand an.
,,He ihr zwei", grüßte Ron das Paar fröhlich, Astoria lächelte nur schüchtern.

,,Wo sind denn die Austauschschüler?", erkundigte Ginny sich neugierig, nachdem sie sich auf dem von Harry höflich zurechtgerückten Stuhl niedergelassen hatte.
,,Die Schulen treffen nacheinander ein um ein großes Chaos zu vermeiden" ,meldete sich eine andere bekannte, weibliche Stimme hinter der jüngsten Weasley zu Wort, was diese dazu veranließ, sich erschrocken umzudrehen.
,,Hi Hermine! Da bist du ja endlich."

Ihr Blick fiel auf den Begleiter der Brünetten.
Verwundert runzelte sie die Stirn. ,,Malfoy?"
,,Ganz genau, Weasley", gab der früher so verhasste Slytherin zurück.
Seine Mundwinkel zuckten amüsiert.
,,Nun, ahm, setzt euch doch", stotterte Ginny und warf Hermine derweil einen Blick zu, der ganz klar ,Du-hast-mir-später-viel-zu-erklären' bedeutete.
,,Astoria" ,grüßte der Malfoy knapp und mit einem Nicken, nachdem er sich neben Hermine setzte.
,,Draco", antwortete die jüngste Greengrass genauso stumpf und distanziert.
,,Du und Weasley also?", fragte er nach und Astoria bejahte stumm.
,,Was dagegen?", setzte sie noch herausfordernd hinzu, doch er lachte nur auf und hob kapitulierend die Hände.
,,Nicht doch."
Die anderen verfolgten das Szenario wortlos.

,,Also, die große Halle sieht heute irgendwie größer aus als sonst, meint ihr nicht auch?", wagte Harry den kläglichen Versuch die Situation aufzulockern, was ihm deutlich misslang.
Ginny sah ihm nur mit ihrem Ist-das-dein-Ernst?-Blick an und der Held der Zauberwelt zuckte nur hilflos und entschudigend mit den Schultern.
,,Sie wurde mit einem unaufspürbaren Ausdehnungszauber belegt.", erklärte Hermine amüsiert und gleichzeitig dankbar für Harrys Versuch den Moment zu verbessern.
Danach herrschte wieder Stille.

,,Stellt euch mal vor, wir wären nicht real", durchbrach Luna plötzlich die Ruhe und liess manch in Gedanken versunkene Personen zusammenzucken.
,,Was meinst du?", fragte Neville verwirrt nach.
,,Na, stellt euch doch mal vor, wir wären nur erfunden. Es gäbe uns nicht in Wirklichkeit. Wir wären Erfindungen und Vorstellungen eines Menschen in einer Welt in der alle wie Muggel sind. Stellt euch vor, wir würden nur in Büchern und Filmen existieren...", spannte die Ravenclaw ihre Idee weiter aus.

,,Wir hätten vielleicht sogar eine riesige Schar an treuen Fans verschiedesten Alters, die Fanartikel kaufen und sich wünschen, in unserer Welt zu leben, eigene Filme über uns drehen oder Fanfictions schreiben" ,schwärmte sie träumerisch.
Ron erschauderte.
,,Das klingt... merkwürdig. Und gruselig."
Draco nickte zustimmend.
,,Stell dir mal vor, sie würden uns mit den merkwürdigsten Personen shippen, wie mich mit Potter oder was weiß ich."
Harry verzog das Gesicht bei der Vorstellung.

Luna zuckte nur gleichgültig mit den Schultern.
,,Ich fände es interessant. Die Vorstellung berühmt zu sein, hat schon etwas. Vielleicht würden unsere Geschichten und Abenteuer Kindern Mut geben oder so etwas ähnliches. Oder wir gäben ihnen den Anreiz, ihre Fantasie zu benutzen, um eigene Geschichten zu schreiben. Ich glaube, wenn das hier gerade in einer Fanfiction geschehen würde, würde der Autor sicher viele Absätze setzen um den Lesern möglichst viel Anreiz und Platz für Kommentare zu lassen.", überlegte sie.
,,Vielleicht wäre dieser ganze Moment hier, also der Ball und so, alles in einem Special-Kapitel, für das sich der Autor sehr viel Mühe gab und viele schlaflose Nächte hatte? Er würde sich sicher ganz doll über Kommentare freuen oder auch über den ein oder anderen Like", faszinierte sie weiter.

Die anderen am Tisch blickten sich gegenseitig hilflos an, doch Lunas Vorstellung war schon irgendwie witzig und lenkte von der angespannten Stimmung, die kurz zuvor herrschte, ab.
,,Ach egal", meinte die Ravenclaw schließlich. ,,Ich sollte nicht so oft vierte Wände durchbrechen", murmelte sie zu sich selbst, nicht hörbar für die anderen.

,,Schüler und Schülerinnen von Hogwarts", unterbrach McGonagalls Stimme alle Gespräche.
Nach und nach verstummten alle und blickten neugierig und erwartungsvoll zur Schulleitung hoch.
,,Es freut mich sehr, dass der Ball scheinbar so gut ankommt. Es freut mich ebenfalls, dass sich alle an unsere Bitte gehalten haben, sich unter andere Häuser zu mischen.", fuhr sie leicht lächelnd fort.
,,Deshalb möchte ich Sie auch gar nicht durch eine ewig lange Rede langweilen und auf den ersten Tanz warten lassen. Begrüßen Sie mit mir die Schüler aus Beauxbaton!"

Begleitet von tosendem Applaus schwangen die imposanten Flügeltüren der Großen Halle auf und enthüllten die schick gekleideten Hexen und Zauberer aus Frankreich.
In ordentlichen Reihen liefen sie im Gleichschritt in die Halle.
Die Augen von den meisten Jungs und Mädchen klebten an den hübschen Damen.
Doch natürlich wurden auch die französischen Männer neugierig und interessiert beäugt.

Die Schüler teilten sich auf, blieben an diesem und jenem Tisch stehen und fragten höflich, ob sie sich dazu setzen könnten.
Genauso handelten die Durmstrangs, die als nächstes eintrafen, nur mit ein kleines bisschen weniger Höflichkeit, Charme und Eleganz, sondern vielmehr mit der Absicht, einen beeindruckenden, einschüchternden Auftritt zu hinterlegen.
Die Schulleiter setzten sich an den Lehrertisch, während die Schüler schon begannen, sich zu unterhalten und neue Freundschaften zu schließen.

,,Hi! Ahm, könnten wir uns vielleicht zu euch setzen?", fragte eine unbekannte Stimme hinter Hermine freundlich. Sie wandte sich um und erblickte zwei, ihr unbekannte, Schülerinnen. ,,Natürlich", freute sie sich. ,,Setzt euch ruhig. Ich bin Hermine", stellte sich die Gryffindor vor. Nach und nach nannte auch der Rest seine Namen.
,,Ich bin Jessebell Johnson", lächelte die Dunkelblonde und strich sich eine Strähne ihrer leicht gewellten Haare hinters Ohr.

,,Jessebell? Warst du nicht in Slytherin?", fragte Ron stirnrunzelnd. Die Schülerin nickte. ,,Ja, aber vor zwei Jahren habe ich nach Beauxbaton gewechselt." 
,,Ja, leider", fügte Astoria hinzu. ,,Danach konnten wir uns nämlich nur noch in den Ferien sehen"
,,Stimmt, ich erinnere mich an sie.", meinte nun auch Draco.
,,Und ich bin Adrienne", stellte sich auch die andere, hübsche Beauxbaton mit den langen, hellblonden Haaren vor.
Freundlich wurde auch sie begrüßt und in die Gespräche miteingebunden.

,,Willkommen, Beauxbaton und Durmstrang! Es freut uns sehr, euch hier zu haben", fing Minerva wieder an. ,,Doch es sind noch nicht alle Besucher da."
Die neu hinzugekommenen Schulen und Minister runzelten verwirrt die Stirn. Sie wurden nicht über weitere Besucher informiert, andererseits erklärte es die vielen freien Plätze.
Aber wer könnte es sein?
Ilvermorny, die amerikanische Zauberschule?
Oder doch Koldovstorez aus Russland? Die brasilianische Schule Castelobruxo könnte es aber auch sein...

,,Wie wir vor kurzem erfahren haben, sind wir nicht nur Muggel und Zauberer auf dieser Welt", begann die Schulleitung Hogwarts' geheimnisvoll.
,,Ne, jetzt existieren auch noch Aliens", schnaubte Hannah Abott leise und der Tisch kicherte leise.
,,Vor kurzem lernten wir eine weitere, bisher unbekannte Welt kennen. Sie ist verantwortlich für das Colosseum und das Camp auf den Ländereien von Hogwarts, das Sie vielleicht schon entdeckt haben.
Sie sind ganz normale Menschen, wie wir alle mit speziellen Fähigkeiten. Sie bezeichnen sich selbst als Halbblute und stammen von Gottheiten ab."

Die große Halle brach in wildes Getuschel und Gemurmel aus. Minerva hob die Hand und wartete geduldig bis es wieder einigermaßen ruhig war.
,,So unglaubwürdig es auch klingt, es ist wahr. Begrüßen Sie bitte mit mir Camp Half-Blood und Camp Jupiter!"
Diesmal startete der Applaus zögernd und fiel sehr vereinzelt aus, nur Hogwarts applaudierte wie wild.

Die Türen schwangen abermals auf und die Halbgötter strömten in die Halle, allen voran Reyna, Frank, Percy und Annabeth.
Alle zwar schön herausgeputzt, doch meist hingen Waffen sehr offensichtlich an Hüfte, Rücken oder Unterarm.
Auch blitzte hier und da ein Dolch aus einem Schuh auf.
Die Waffen glänzten und glitzerten im Licht der vielen fliegenden Kerzen.

Auch die Halbgötter ließen sich an den Tischen nieder und mischten sich schön unter die Zauberer und Hexen.
Durmstrang und Beauxbaton wussten offensichtlich nicht, wie sie reagieren sollten und musterten nur angespannt und geschockt die große Vielfalt an Messern, Dolchen, Pfeil und Bogen, Schwertern und vieles mehr.
,,Nun, da wir alle vollzählig sind, würde ich gerne sagen: Der Ball ist nun eröffnet", schloss Minerva und setzte sich wieder.

Die ersten Speisen erschienen nun auf den Tischen.
Zuerst tauchten natürlich die Vorspeisen auf, eine reichliche Auswahl, dank Percy, Ron und Dakota.
Es waren hauptsächlich Salate, vom einfachen Blattsalat angefangen über Kartoffelsalate, Karottensalate, Tortellinisalat und haufenweise andere.
Doch auch die verschiedensten Suppen wurden serviert.

Percy schaufelt sich sogleich eine große Portion von allem auf den Teller.
,,Isst der immer so viel?", fragte eine 15-jährige Gryffindor skeptisch, die am gleichen Tisch saß.
,,Generell eigentlich schon.", grinste Annabeth.
Jason lachte. ,,Wenn es mal nicht so wäre, müsste man sich eigentlich Sorgen machen."

Die Gruppe kicherte und Percy streckte seinem Kumpel beleidigt die Zunge raus, was die Tochter der Athene dazu veranlasste, irgendeinen gemurmelten Kommentar darüber abzugeben, wie kindisch ihr Freund doch manchmal war.
Piper und Annabeth kamen schnell mit dem blonden Mädchen ins Gespräch, das sich als Serena vorstellte und den anderen am Tisch.

Als nächstes wurde der Hauptgang serviert.
Von französischen Speisen wie Rindfleischragout, Ratatouille oder einem klassischen Cassoulet über schwedische Gerichte wie Köttbular oder Falukorv oder einem leckeren, skandinavischen Schinkenbraten bis zu typisch amerikanischen und britischen Hauptgängen.
Auch hiervon wurde reichlich genommen.

Madame Maxime erklärte stolz, wie wohlschmeckend die französischen Speisen seien, aber die Küche in Beauxbaton immer noch besser wäre.
Der neue Schulleiter der Durmstrangs schüttelte nur den Kopf und meinte, dass im Allgemeinen seine Schule schon seit jeher die besseren Köche hatte. Beide beluden ihr Teller schweigend randvoll. Insgeheim waren sich jedoch beide einig, dass Hogwarts wahrscheinlich die besten Speisen hatte, was keiner natürlich laut ausprach.

,,Ich liebe es", schwärmte auch Hazel, während sie sich den feinen Geschmack ihres Steaks auf der Zunge zergehen ließ.
Frank nickte zustimmend.
,,Das konkurriert schon fast mit unserem Essen in Camp Jupiter", fügte er hinzu und schöpfte sich einen weiteren großen Löffel Kartoffelbrei auf den Teller.
,,Und mit dem in Camp Half-Blood", mischte sich Amanda von der anderen Seite des Tisches ein und strich sich eine ihrer gewellten, hellblonden Haarsträhnen mit den lila Spitzen hinters Ohr, damit diese ihr nicht ins Essen hingen.
,,Tochter des Apollo, nicht wahr?", erkundigte sich Hazel interessiert und die andere Halbgöttin nickte.

,,Seid ihr zwei irgendwie verwandt?", fragte Frank verwirrt, dem die Ähnlichkeit zwischen Amanda und dem Mädchen neben ihr auffiel.
Diese nickte lächelnd. ,,Ja. Wir sind Schwestern. Ich bin übrigens Melodie", stellte sie sich vor.
,,Ward ihr nie eifersüchtig aufeinander?", fragte eine andere Zauberin und runzelte die Stirn.
Die Geschwister schüttelten synchron die Köpfe.
,,Nein. Amanda darf nach Camp Half-Blood, ist sehr musikalisch begabt, lernte mit dem Schwert zu kämpfen und Pfeil und Bogen zu benutzen, aber sie wird auch von Monstern attakiert.", erklärte Melodie.
,,Und Melodie darf zwar nach Hogwarts und wurde nach Hufflepuff eingeteilt, darf aber nie in der Öffentlichkeit ihre Magie zeigen und muss ihre Emotionen unter Kontrolle haben, da sie sonst ihre Metamorphmagus-Fähigkeiten zeigt, die sie nicht immer unterdrücken kann.", fuhr ihre Schwester fort.
Das klang einleuchtend für die Halbgötter.

Stille legte sich wieder über die Gruppe, aber sie war nicht erdrückend oder störend, sondern eigentlich ganz angenehm.
Die gesamte große Halle war von leisem Murmeln erfüllt, alle waren beschäftigt mit essen.
Im Hintergrund spielte das Orchester, die fliegenden Kerzen warfen ein schönes Licht.
Hagrid erzählte Madame Maxime aufgeregt von dem niedlichen Abraxaner-Nachwuchs und die Franzosin versprach lächelnd, später mal vorbeizuschauen.
Keiner der beiden bemerkte, wie Professor Sprout und Professor Flitwick heimlich Wetten abschlossen, wie lange es noch dauern würde bis zum ersten Kuss der zwei.

Kopfschüttelnd, aber lächelnd, betrachtete Minerva ihre Kollegen bei deren lebhaften Diskussionen, ob es während diesem Ball noch passieren würde.
Sie war froh, wie angenehm der Abend bisher verlaufen war.
Es hatte noch keine einzige Komplikation gegeben.
Statt Namensschildern, wo wer sitzen sollte, hatten Miss Granger und Miss Chase lieber Sitzpläne gemacht auf denen festgelegt wurde, wie viele Halbgötter, wie viele Beauxbatons, wie viele Durmstrangs, wie viele Slytherins und so weiter an diesem und jenem Tisch sitzen sollten.
Das hatte ebenfalls erstaunlich gut funktioniert.
Auch bei der Sitzordnung der Minister gab es bisher keine Probleme.
Ja, Minerva war sehr zufrieden und stolz.

Bei jedem, der aufgegessen hatte, löste sich der Teller in Luft auf und wurde von einem kleineren, sauberen ersetzt.
Ungeduldig wartete man auf die Nachspeise. Gut, der Großteil wartete. Der Rest war schon so pappsatt. Endlich ploppten die ersten Eisbecher auf. Die verschiedensten Kuchen, Törtchen und Muffins folgten. Auch an Pudding, Bonbons und Schokolade wurde nicht gespart. Die Schüler genossen sichtlich die süßen Speißen.

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In einem ganz anderem Teil auf der Erde sah es definitiv weniger rosig aus als bei den glücklich feiernden Schülern auf dem britischem Zaubererinternat.
Nein, es bestand so ziemlich gar keine Gemeinsamkeit zu dem beliebten, sehr bekannten Hogwarts, mit der freundlichen, einladenen Atmosphäre in dem geräumigen Schloss.

,,Lina, sag der einen Fünfertruppe, die am Hang stationiert ist, sie soll sich zurück zurückziehen und zur rechten Flanke vorrücken um Team Beta zur Hilfe zu kommen!", befahl Thalia Grace energisch, während sie schon den nächsten Pfeil an die Sehne ihres geliebten Bogens legte.
Aus dem Augenwinkel sah sie nur, wie die 19-jährige Tochter des Hermes nickte und dann aus Thalias Blickfeld nach hinten rannte. Stirnrunzelnd blickte sie auf die Masse an Monstern, vor ihnen. Sie war froh, dass sie ihr Lager hier auf einem Berg aufgeschlagen hatten, sonst wären sie nämlich sicher schon längst überrannt worden.
Aber wer war nur die Stimme gewesen? Welches Monster führte die Truppe?

Erneut schoss die Tochter des Zeus einen Pfeil ab und erledigte somit ein weiteres Monster.
Sie erblickte Meggie auf sich zurennen und wandte sich schnell zu ihr.
,,Hast du Chiron erreicht?"
Die andere Halbgöttin schüttelte betrübt den Kopf. ,,Nein."
,,Was ist mit Nico, Percy, Jason und den anderen?", fragte Thalia beunruhigt.

Meggie zog einen Pfeil aus ihrem Köcher und gab schnell hintereinander zwei Schüsse ab.
,,Auch nicht. Es ist - " Sie zögerte kurz. ,,-beinahe so, als würde irgendwas den Empfang stören. Egal was ich mache, ich kann keinen erreichen. Der Nebel bildet sich schon und meine Drachmen schuckt es auch, aber niemand erscheint"
Sie schnaubte empört.
,,Unser halber Drachmenvorrat ist gefühlt weg. Die will ich von Iris wiederhaben",beschwerte sie sich.
Thalia grinste. ,,Irgendeine Idee was dahintersteckt?"
Meggie verneinte. ,,Und ich dachte Kinder der Athene wissen immer alles", neckte sie Thalia.
Die andere Halbgöttin verdrehte die Augen. ,,Alles wissen wir nun auch nicht... wir wissen einfach nur sehr viel."

Thalia lachte auf. ,,Konzentriere dich auf die Schlacht.
Im Moment bringt es, glaube ich, nichts mehr, auf Verstärkung zu hoffen. Aber erzähle das nicht den anderen, die Hoffnung stirbt schließlich zuletzt."
Meggie nickte mit düsterer Miene.

,,Verstärkter Angriff an linker Flanke", vernahm Thalia nun die panische Stimme Silvias, ein Mädchen, das erst vor kurzem zu den Jägerinnen der Artemis gestoßen war.
,,Nimm Elea und Emmy von Team Delta und bleib hier.", wies Thalia die verschreckte Tochter der Hekate an.
,,Nutz deine Kräfte, Elea soll es mit Charmesprech zusätzlich versuchen. Ich gehe zur linken Flanke und helfe den Mädels da. Gebt auf keinen Fall nach.", rief sie noch und beeilte sich dann zum besagten Team an der linken Flanke zu gelangen.

Ihre Schritte machten fast kein Geräusch auf dem weichen Waldboden, doch einmal wäre sie fast auf dem nassen Gras ausgerutscht.
Leise fluchend kam sie bei den anderen an.
,,Thalia! Wir haben ein gewaltiges Problem!", wurde sie auch schon hektisch von Marie, einer 14-jährigen Tochter der Demeter, empfangen.

,,Lagebericht?", fragte sie mit vor Konzentration zusammengekniffenen Augen und bemerkte zu ihrem Entsetzen, wie wenig Pfeile noch in den Köchern ihrer Gefährten waren und wie viele Monster auf sie zustürmten, die die Jägerinnen nur mit Mühe in Schach halten konnten.

,,Wir haben die Front soweit abgesichert, dass wir ein paar Leute dort abziehen konnten. Die Flanken sind immernoch unsicher und gefährlich. Sarah wurde von einem Streifschuss erwischt. Wir haben sie vorerst aus der Gefahrenzone gebracht, ihr Zustand ist stabil. Phoebe ist im Moment bei ihr.", informierte Marie ihre Leutnantin.

,,Ein Streifschuss?" Thalia runzelte die Stirn.
,,Ich habe noch kein Monster mit Pfeil und Bogen gesehen..."
Sie verstummte.
Marie sah verwirrt drein.
,,Das würde ja bedeuten..."
,,Ja", meinte Thalia düster. ,,Entweder haben wir es erneut mit uns feindlich gesinnten Halbgöttern zu tun oder er kam aus unseren eigenen Reihen."


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Währenddessen wurde die Bar an der Seite der großen Halle eröffnet.
Zwar war noch relativ wenig los, doch das würde sich sicher noch im Laufe des Abends verändern, da waren sich alle sicher. Auch der erste Tanz wurde nun begonnen.
Immer mehr Paare strömten auf die erhöhte Plattform und wirbelten auf der Tanzfläche herum. Überall sah man lachende Gesichter und glücklich glitzernde Augen.

Auffordernd hielt Percy Annabeth die Hand hin. ,,Tanzen?", fragte er grinsend. Die Tochter der Athene lachte. ,,Aber wehe es endet so, wie bei unserem ersten Tanz!"
Lächelnd liess sie sich von ihm auf die Tanzfläche ziehen. Sanft legte der hochgewachsene Sohn des Poseidon seine Hand auf ihre Taille und führte sie geschickt in den derzeitigen Tanz ein.
Es war ein langsamer Rythmus und Annabeth lehnte sich zufrieden und vollkommen glückseelig an die Brust ihres Freundes.
Der Moment war einfach perfekt, fand sie. Keine Probleme, keine Prophezeiungen, kein Krieg. Sie hatte Percy, ihre Freunde und damit war sie vollkommen glücklich.
Während das Paar so eng aneinander geschmiegt tanzte, schien die Zeit anzuhalten. Von der Umgebung bekamen sie nicht mehr wirklich etwas mit, sie waren nur aufeinander fokussiert.
Das Duo bemerkte sowohl nicht Hagrids und Madam Maximes erstem Kuss oder Georges Tanz mit einer sehr erfreuten Angelina, sondern bekam auch von Travis' Heiratsantrag an eine in Tränen aufgelöste Katie nichts mit.

Die Tochter der Demeter hätte sicher nicht an diesem Abend damit gerechnet.
Klar, sie beide waren bald erwachsen und das Leben als Halbgötter war gefährlich und kurz, aber dennoch hätte sie es definitiv nicht geahnt.
Als Travis dann plötzlich vor ihr, mitten auf der Tanzfläche, auf die Knie ging, war sie erstmal vollkommen verwundert, doch diese Verwirrung war nur von kurzer Dauer, denn schon bald begann sie zu begreifen, was geschah.
Das war dann auch der Auslöser für die vielen Freudentränen, die ihre Wangen nun hinunterrannen.
Sie schaffte es gar nicht irgendetwas zu sagen, weshalb sie einfach nur sprachlos nickte und ihrem bis über beide Ohren strahlendem Freund um den Hals fiel.
Das warme Licht der Kerzen, das eine romantische und ruhige Stimmung verbreitete, spiegelte sich in dem schlichten, silbernen Ring mit dem kleinen Glitzerstein in der Mitte, den der Sohn des Hermes ihr nun vorsichtig an den Ringfinger steckte.
So in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen, nahmen sie gar nicht Notiz von den Menschen im Umkreis, die erfreut anfingen zu applaudieren.

Hagrid war sehr nervös, als er die hübsche Franzosin zu einem Tanz bat, doch zu seiner Freude sagte sie Ja. Schüchtern lächelte er und führte sie auf die Tanzfläche.
Eine Weile tanzten sie schweigend und genossen die Gesellschaft des anderen. Als sie mitbekamen, wie Travis vor Katie auf die Knie sank, klatschten die zwei laut mit.
Während der Jubel langsam verstummte, begann ein neues Lied zu spielen. ,,Mein Lieblingslied...", meinte Madame Maxime erstaunt. ,,Dann... wollen wir tanzen?", fragte Hagrid hoffnungsvoll und sie willigte freundlich ein.
Zusammen bewegten sie sich im Rythmus der Musik. Hagrid war ihr sehr dankbar, dass sie keinen Kommentar dazu abgab, wie oft er ihr versehentlich auf die Füße stieg.
Sein Herz schlug wie wild und in seinem Magen schien eine Horde Hyppogreife Fangen zu spielen, als sich die Dame plötzlich zu ihm hinunterbeugte und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drückte.
Ja, Hagrid schwebte definitiv im siebten Himmel.

George war seit langem mal wieder glücklich.
Klar, mit seinen neuen Verwandten, der Hermeshütte, war das Leben schon lustig und sie lenkten ihn auch gerne von Fred ab, doch diese ruhige Atmosphäre tat ihm deutlich gut.
Vielleicht lag es aber auch an der hübschen, jungen Frau in seinen Armen. Angelina selbst fand, in diesem Moment war sie sicherlich die glücklichste Frau auf der Welt... oder zumindest in Hogwarts. In ihrem Herzen blühte die Hoffnung auf, George könne irgendwann mal fast so wie früher sein und das war ihr grösster Wunsch.
Ihr zweiter großer Wunsch war, sie könnten vielleicht einmal so ein süßes Paar wie Percy und Annabeth, Hazel und Frank oder Jason und Piper sein, die in der Nähe tanzten.
Dieses Funkeln, das in Jasons Augen lag, wenn er Piper ansah, das wollte sie auch in Georges wunderschönen Augen sehen, wenn er sie anblicke.
Diese Art, wie Frank lachte, sobald Hazel in den Raum trat, wollte sie auch mit George erleben.
Diese Umgangsweise von Pery und Annabeth miteinander, als könnte sie nichts auseinanderbringen und trennen, als wäre alles gut, solange sie zusammen wären, als könnten sie jede Herausforderung meistern, hätten sie nur einander, diese Gefühle wollte Angelina auch mit George haben.
Und wenn sie den hübschen, jungen Mann, der mit ihr tanzte, nun betrachtete, diese pure Freude in seinem Blick sah, keimte in ihr der Gedanke auf, dass alles vielleicht doch kein Wunsch bleiben würde, sondern vielleicht sogar wahr werden könnte.

Piper sah mit einem riesigen Lächeln zu Jason hoch.
Der Abend war wunderschön bisher, fand sie.
Die Dekoration war wunderschön und passend, es gab keine größeren Schwierigkeiten oder Streitigkeiten außer der kleinen Schlägerei zwischen ein paar Areskindern und das Wetter war perfekt. Letzteres erfreute die Tochter der Aphrodite sehr, schließlich war sie es, die mit Lacy, Ginny und ein paar anderen die äußeren Aktionen geplant hatte.
Gemeinsam hatten sie den Steg am schwarzen See ausgebaut und mit Girlanden und Sitzmöglichkeite verziert. Schon jetzt waren einige Schüler draußen und genossen das warme, spätsommerliche Wetter.
,,Du siehst wunderschön heute aus.", flüsterte Jason leise. ,,Und sonst tue ich das nicht?", fragte sie scherzhaft nach. Er lachte. ,,Doch, natürlich. Aber heute ganz besonders."
Mit diesen Worten lächelte er sie liebevoll an und strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Schleimer", kicherte sie und gab ihm einen langen Kuss.
,,Hast du eigentlich nochmal was von Thalia gehört?",fragte sie dann besorgt nach. Betrübt schüttelte der Sohn des Zeus den Kopf. ,,Nein. Der Kontakt zu den Jägern ist abgebrochen. Auch Nico findet sie nirgens. Die Spur verschwindet irgendwo im nirgendwo. Wir ahnen, dass sie in der Nähe der Ägypter und der nordischen Einherje waren." Piper runzelte die Stirn. ,,Und was ist mit denen? Sie sollten doch irgendwann heute Abend eintreffen, oder irre ich mich? Es wundert mich eh schon, dass sie nicht schon längst hier sind..."
Sie verstummte und sah mit großen Augen zu Jason hoch. ,,Sie sind in Schwierigkeiten, nicht wahr?"
Er seufzte. ,,Ich vermute es. Es könnte so sein. Aber solange wir keine genaueren Informationen haben, können wir nichts machen ohne uns selbst in Gefahr zu bringen. Chiron hat schon ein paar Halbgötter zum ausspionieren geschickt und die Ägypter haben ihre Hilfe ja auch zugesichert. Vielleicht ist alles in Ordnung und wir machen uns nur unnötig Sorgen.", meinte er unsicher.
,,Hoffentlich", murmelte Piper. Ihre Stimme klang gedämpft durch den Stoff von Jasons Hemd. ,,Komm, lass uns den Abend geniessen und uns nur für heute einfach eine Auszeit nehmen und diese ganzen Probleme vergessen."

Während andere Paare friedlich miteinander tanzten oder sich an den vielen Tischen mit anderen unterhielten, war Chris damit beschäftigt, Clarisse von den anderen eher fernzuhalten.
,,Aber er hat über uns abgelästert", beschwerte sich die Tochter des Ares wütend, als ihr Freund sie behutsam am Handgelenk packte und sie von der Gruppe wegzog, mit der sie sich bis gerade eben noch heftig gestritten hatte.
,,Ich weiß", seufzte Chris. ,,Und das macht dir nichts aus?", fragte sie entgeistert nach. Er schüttelte den Kopf.
Inzwischen waren sie am See angelangt und starrten auf das dunkle Gewässer, dass hier und da von Laternen erleuchtet wurde und leise gegen das Ufer schwappte.
,,Es macht mir nichts aus.", fuhr er fort. ,,Weil ich genau weiss, dass sie einfach nur eifersüchtig darauf sind, dass ich so eine tolle Freundin habe." Sanft lächelnd sah er weiter auf den See hinaus. Clarisse starrte ihn nur wortlos an. Ihr Herz wurde warm.
Eine Weile herrschte Ruhe. ,,Sie meinten, du wärst nur mit mir aus Mitleid zusammen, da nie jemand ein Kind des Kriegsgottes lieben könnte.", durchbrach sie schließlich die Stille. Ein Außenstehender hätte wohl nie das leichte Zittern in ihrer Stimme bemerkt, doch keiner kannte sie auch so gut wie Chris Clarisse kannte.
,,Hey", meinte er zärtlich und drehte sich zu ihr.
,,Egal was dir jemals jemand sagen sollte, es ist gut so, wie du bist. Deine Sturköpfigkeit, dein Humor, dein Aussehen, dein Ehrgeiz und dein Stolz, dein gesamter Charakter ist so gut, wie es ist und deswegen liebe ich es. Ich liebe es, wie wir manchmal stundenlang diskutieren, weil du auf deine Meinung beharrst, wie du selbst über meine dümmsten Witze lachst, wie loyal du zu deinen Freunden stehst und einfach dich ganz. Du bist in meinen Augen einfach perfekt und wer was anderes sagt, hat Unrecht. Ich bin bin dir so dankbar dafür, dass du mich damals gerettet hast und mich nicht einfach so aufgegeben hast, denn sonst hätte ich dich nie kennengelernt und wir ständen nicht hier."
Sprachlos und vollkommen gerührt starrte Clarisse ihn an. ,,Und jetzt komm her", schloss Chris und zog sie dann in eine lange Umarmung.

,,Schon schön das alles, nicht wahr?", fragte Calypso fasziniert und nippte an ihrem alkoholfreien Cocktail. ,,Diese ganze Freude, die Musik, die tanzenden Menschen", schwärmte sie mit glänzenden Augen. ,,Auf Ogygia gab es so etwas nicht, wie du weißt.", fuhr sie erklärend fort. ,,Diese vielen Menschen, die zusammen einen schönen Abend verbringen, das ist eine tolle Erfahrung."
Leo schmunzelte über ihre Begeisterung. Doch dann bemerkte er wie ihre Freude zu einer leichten Traurigkeit wechselte. ,,Was ist los?", fragte er behutsam.
,,Mir ist nur aufgefallen, dass du ja wegen mir voll etwas verpasst...", meinte die Titanin bedrückt. Besorgt und gleichzeitig verwirrt, stellte Leo sein zierliches Glas auf dem Tisch ab. ,,Was meinst du damit?", fragte er nach und runzelte die Stirn.
,,Nun... ich kann nicht tanzen, ich kenne kein einziges der Lieder, kann oft nicht mitreden, ich wusste nicht einmal, was ein Cocktail ist, bei Hades", antwortete sie betrübt.
,,Ach komm schon", versuchte der Sohn des Hephaistos sie aufzumuntern. ,,Ich kenne auch die meisten Lieder nicht. Und auch ich kann mich manchmal bei Gesprächen nicht unterbringen. Aber dafür kann ich dich mit solchen Sachen wie Alkohol oder Technologie bekannt machen und dir das Tanzen beibringen.", schlug er vor.
Calypsos Augen leuchteten auf.
,,Wirklich?" Er nickte. ,,Komm!" Mit diesen Worten führte er sie grinsend auf die Tanzfläche.
Calypso war eine gute Schülerin und nach kurzer Zeit beherrschte sie schon die grundlegenden Tanzschritte.
,,Wo und wann hast du das gelernt?", fragte sie irgenwann, nachdem sie schon eine Weile getanzt hatten.
Leo bekam einen träumerischen Audruck in den Augen, als würde er sich an etwas erinnern, das schon sehr lange her war.
,,Meine Mamá hat es mir beigebracht. Manchmal im Sommer, als ich noch klein war und alles noch gut lief, haben wir abends getanzt. Es war noch hell draußen und wir haben unser altes Radio aus der Werkstatt nach draußen geschleppt. Wir hatten nie viel, aber mit dem was wir hatten, waren wir glücklich", schloss er in Gedanken versunken.
,,Das klingt toll", murmelte Calypso sanft und lehnte sich glücklich an ihn.

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Ähnlich düster wie bei den Jägerinnen sah es derweil an einem gar sehr unfreundlichen und unbeliebtem Ort aus. Im Tartarus. Luke hörte die näherkommenden Schritte, das Knurren, das einem durch Mark und Bein und hob vorsichtshalber das kleine Messer. ,,Es ist besser als nichts", machte er sich erneut Mut.
Umso überraschter war er, als nicht zuerst ein Monster sah, nein. Am Horizont bildete sich eine kleine Gestalt. Verwirrt hob Luke eine Augenbraue als sie näher kam.

Es war ein Mensch. Ein Halbgott? Vielleicht... wie auch sollten normale Sterbliche hiergelagen? Nun, die Götter könnten es schon irgenwie organisieren, doch das war jetzt nicht das wichtigste Problem.
Nein, das größte Problem war der riesige Schatten, der sich nun hinter der Person erhob. Diese hatte anscheinend einen kurzen Blick über die Schulter geworfen, denn sie zuckte zusammen und stolperte kurz.
Der Schatten, den Luke jetzt nun eindeutig als einen monströsen  Drakon erkennen konnte, holte auf. Die Person, die er verfolgte, humpelte leicht, wie Luke nun bemerkte.

Kurz haderte der Sohn des Hermes mit sich selbst, doch dann stürmte er los um dem Fremden zu helfen. Bei dem Unbekannten angelangt, stoppte Luke hastig.
Der ganz in schwarz gekleidete Mann richtete ein ziemlich scharf aussehendes Messer warnend auf den Teenager.
Er hätte definitiv furchteinflößend aussehend können, wären da nicht die vielen Blutergüsse und Kratzer und die zerfledderte Kleidung.
Die Panik in den Augen dieses Mannes wäre fast nicht zu erkennen gewesen, doch Luke bemerkte einen Hauch davon. Doch auch so war der Fremde noch ziemlich einschüchternd.

,,Ich will dir nur helfen", zischte der Sohn des Hermes hastig, es bestand keine Zeit für irgendwelche unnötigen Diskussionen, weshalb er sich einen Arm des Unbekannten um die Schultern legte und ihn dann mit sich zog.
Zuerst wollte der Mann sich wegreißen, doch als er bemerkte, wie nah der ausgewachsene Drakon inzwischen war, ließ er sich widerwillig stützen und humpelte so schnell es ging weiter.
Halb rennend, halb stolpernd versuchten sie zu fliehen, doch die bedrohlich glatte Klippe machte  ihnen dort einen Strich durch die Rechnung.

,,Bei Merlin...", fluchte der Fremde leise. Luke bemerkte die Angst in dessen Stimme und ihm selbst ging es nicht viel besser.
Der Kloß in seinem Hals ließ sich einfach nicht runterschlucken und in seinem Bauch bildete sich ein Kloß der Traurigkeit, er würde es nicht schaffen, sich bei allen zu entschuldigen.
Luke war schon in so vielen gefährlichen Situationen, doch keine schien so aussichtslos und lebensbedrohlich wie eben diese.
,,Es tut mir leid, Annabeth, Thals und all ihr anderen", hauchte er leise. Der Fremde musterte ihn aus dem Augenwinkwel, sagte jedoch nichts.

,,Was ist das überhaupt für ein Viech?", keuchte er, während der Drakon nun langsam auf sie zustapfte. Die Augen des Tieres funkelten bösartig, es wusste genau, dass  seine Beute nun in der Falle saß.
,,Ein Drakon", raunte Luke düster zurück.
Immer weiter wich das Duo zurück, bis Lukes Fuß ins Leere trat. Ein paar Steine purzelten den Hang hinunter.
Gerade noch rechtzeitig packte der andere Mann seinen Arm und bewahrte den Halbgott somit vor dem Absturz. ,,Eigentlich ja unsinnig", dachte Luke düster. ,,Wir sterben sowieso."

Sobald er wieder mit beiden Beinen auf dem Boden stand, nickte er dem Unbekannten dankend zu. ,,Vielen Dank." Der andere nickte nur.
,,Luke.",meinte der Halbgott plötzlich. Das war zu zusammenhangslos für den anderen Mann. Verwirrt hob er eine Augenbraue. ,,Bitte?", fragte er nach.
Der Drakon schlich immernoch weiter auf die beiden zu. Kurz hielt er inne als hätte er etwas hinter sich gehört, doch dann ignorierte er es und betrachtete hämisch die beiden Personen vor sich.

,,Mein Name...", erklärte Luke. ,,Ich bin Luke." In den Augen des schwarz gekleideten Mannes leuchtete Verständnis auf.
Kurz zögerte er dann meinte er nur:,,Severus. Ich bin Severus" Grinsend nickte Luke.
Sie schmunzelten leicht einander an und drehten sich dann Schulter an Schulter wieder zu dem Drakon, die Messer in den Händen.
Wenn sie auch schon sterben würden, immerhin wären sie nicht allein.

Doch sie starben nicht. In dem Moment, als sich der Drakon mit weit aufgerissenem Maul auf sie stürzen wollte, explodierte er in einer Wolke aus goldenem Staub.
Als dieser langsam zu Boden geschwebt war, klärte sich ihre Sicht. Blinzelnd starrten beide auf den schlacksigen Teenager, der mit einem blut- und staubbedeckten Dolch regungslos dastand und sie ebenfalls leicht überfordert und nervös anblickte.

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Percy und Annabeth schwebten immer noch über die Tanzfläche. Die Tochter der Athene lag eng in seinen Armen und genoss seine Nähe. Sie hatte ihren Kopf an seine Brust gelehnt und hörte seinen Herschlag, der sie aus irgendeinem Grund sehr beruhigte. ,,Irgendwann demnächst müssen wir uns echt Urlaub nehmen",murmelte der Sohn des Poseidon. Annabeth nickte. ,,Ich fände London schön... nach Italien und Griechenland will ich nicht mehr so schnell", kicherte sie und Percy stimmte ein.

Ginny beobachtete das Paar.
Wie die zwei miteinander umgingen, war echt einzigartig. Es umgab sie fast schon etwas magisches. Sie warf einen Blick auf Harry, der sich lebhaft mit Draco unterhielt.
Der Slytherin hatte sich erstaunlich gut in wenigen Stunden in ihre Gruppe eingegliedert.
Tatsächlich hatten die wenigsten mitbekommen, dass sich Ron und Hermine getrennt hatten, selbst sie hatte es erst vor ein paar Tagen realisiert.
Wenn Ginny jetzt so darüber nachdachte, hatten die Beiden sich eigentlich schon seit Monaten auseinandergelebt.
Sie fühlte sich schon ein wenig schlecht, dass sie es erst so spät bemerkt hatte.

Sie beugte sich zu Hermine, die eben ihr saß.
,,Wie hat das jetzt eigentlich mit euch angefangen?",fragte sie neugierig.
Die Angesprochene bekam einen leichten Rotschimmer auf den Wangen. ,,Naja, vor ein paar Monaten haben ich und Ron eben realisiert, dass das mit uns nichts werden kann, also haben wir uns getrennt - "
,,Vor ein paar Monaten?", rief Ginny überrascht. ,,Jetzt fühle ich mich ja noch schlechter, weil ich nichts bemerkt habe!"
,,Schon gut",lächelte Hermine. ,,Ich wollte eh nicht, dass es gleich jeder weiß. Jedenfalls haben Draco und ich uns immer wieder in Hogsmead und in der Bibliothek getroffen und uns richtig gut unterhalten. Ich habe gemerkt, dass er sich geändert hatte und irgendwann haben wir uns dann verabredet. Und dann... hat er mich irgendwann geküsst", schwärmte sie.
,, Er hat sich sofort total erschrocken entschuldigt, aber-"
,,-aber du hast gemeint, dass alles in Ordnung wäre und mich stürmisch zurückgeküsst",unterbrach Draco seine Freundin, die rot anlief.

,,Wie süß",grinste Ginny glücklich, sie freute sich für Hermine. ,,Warum hast du uns davon nichts erzählt?", fragte Harry leicht verletzt. Die Brünette zuckte mit den Schultern.
,,Ihr habt Draco ja immer noch für den gleichen wie vor dem Krieg gehalten. Ihr wärd vermutlich ausgerastet, wenn ich es euch vor ein paar Wochen erzählt hätte", erklärte sie und Harry musste ihr traurig zustimmen.
,,Genug der Geschichten",beschloss Draco. ,,Hermine? Tanzen wir?" Bis über beide Ohren strahlend willigte die Hexe ein und ließ sich von ihrem Freund auf die Tanzfläche ziehen.

,,Süß sind sie ja schon zusammen",lächelte Neville und alle am Tisch nickten zustimmend.
,,Und inwiefern seid ihr jetzt einander bekannt?", fragte Hannah Abott Ron und Astoria interessiert.
,,Wir sind zusammen",erklärte Ron stolz, während Astoria nur verlegen auf ihren Teller starrte, jedoch breit grinsend.

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,,Einen Feind in den eigenen Reihen?", keuchte Marie überrascht. ,,Das kann ich nicht glauben!"
Thalia blickte sie düster an. ,,Ich auch nicht, aber wir müssen diese Möglichkeit in Betracht ziehen."
,,Aber wer würde denn überhaupt für so etwas in Frage kommen? Ich kann mir keinen vorstellen, der überhaupt einen minimalen Grund für so etwas haben könnte." Marie runzelte nachdenklich die Stirn. Thalia seufzte.
,,Ich doch auch nicht. Aber halt die Augen offen. Sobald du etwas verdächtiges bemerken solltest, sag es mir. Und kein Wort darf an die anderen gelangen. Wir wollen keine Panik auslösen oder den Feind warnen, dass wir von ihm wissen."
Folgsam nickte die andere Halbgöttin und Thalia eilte wieder davon um zu prüfen, wie es bei den anderen Jägerinnen aussah.

Doch auch an den anderen Orten war es nickt besser. Die Monster drohten das provisorische Lager der Jägerinnen der Artemis zu überrennen, die Pfeile gingen zur Neige.
Ja, normalerweise konnten den Mädchen die Pfeile nicht ausgehen, doch jetzt war Artemis verschwunden und die magischen Pfeilköcher hatten versagt.
Viele Jägerinnen mussten schon auf Speer, Schwert und Dolch zurückgreifen, doch natürlich waren sie darin meistens nicht so perfekt wie im Umgang mit dem Bogen.

,,Wir müssen uns darauf einstellen, notfalls zufliehen, wenn es wirklich nicht mehr anders geht.",schoss es Thalia durch den Kopf.
Dieser Gedanke missfiel ihr sehr, aber sie wollte das Leben ihrer Schwestern nicht unnötig gefährden und wenn eine Flucht tatsächlich Leben retten könnte, würde sie es tun.
Sobald ihr dieser Gedanke kam, änderte sie die Richtung und machte sich hastig auf den Weg zum Hauptzelt. Dieses war auch als einziges aufgebaut, die Schlafenszelte wurden zusammengepackt, sobald die ersten Monster erspäht wurden. Nicht lange danach war der Kampf auch schon im vollen Gange gewesen, so überrascht hatten die Ungeheuer die Jägerinnen.

Sie hob die Plane und betrat das Hauptzelt. Es war nicht viel aufgebaut worden, dazu hatten sie keine Zeit. Der Boden war ebenfalls mit einer Plane bedeckt.
Am Rande des Zeltes waren keine Abteilungen abgetrennt, in denen die Betten für Verletzte standen. In der Mitte stand ein Tisch, auf dem eine Karte abgelegt wurde, sowie ein paar Reservebögen und -pfeile.
,,Thalia? Ist etwas passiert?", begrüßte Phoebe sie sofort besorgt. Thalia schüttelte den Kopf. ,,Bis jetzt noch nichts Drastisches. Wie geht es Sarah?" ,,Ist nur ein Streifschuss. Wird bald verheilen", beruhigte sie die andere Jägerin. ,,Was mich wundert ist, dass sie angeblich keine Monster mit Pfeil und Bogen gesehen hat."

Thalia nahm diese Aussage düster nickend zur Kenntnis.
,,Mach dich bereit, so schnell es geht, alles zusammenzupacken.", warnte sie Phoebe.
Diese hob erstaunt die Augenbrauen. ,,So schlimm?" ,,Uns gehen langsam die Pfeile aus und die Monster scheinen einfach nicht weniger zu werden", erzählte die Tochter des Zeus mit gedämpfter Stimme.

,,Wir müssen herausfinden, wer ihr Anführer ist", überlegte Phoebe.
,,So viele Monster brauchen irgendeinen Befehlshaber, ansonsten wäre schon längst Chaos unter ihnen ausgebrochen" ,,Das Problem ist es eben, ihn herauszufinden. Das einzige, was wir von ihm kennen, ist seine Stimme... oder zumindest die eines seiner Handlanger.", seufzte Thalia.

,,Verdammt...", murmelte Phoebe.
,,Nein. Es heißt ver-Damm-t" ,witzelte die Leutnantin.
Phoebe blickte sie irritiert an. War jetzt die richtige Zeit für Scherze? Thalias Grinsen erlosch, der Witz erinnerte sie nur an Percy und die anderen.
,,Verzeih mir..." Phoebe winkte mit einem Lächeln ab. ,,Ein bisschen Spaß brauchen wir alle mal. Besonders jetzt, wo es doch so schlimm für uns aussieht"

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Severus konnte sich schon fast einbilden, in der letzten Zeit wäre es noch schlimmer geworden.
Der Boden war seiner Meinung nach noch viel unebener geworden, die Luft beißender und schwüler, doch er wusste, dass dies alles Einbildug war. Das hatten ihm seine neuen Gefährten versichert.

Schon komisch, was so ein paar Tage in der wortwörtlichen Hölle machen konnten, fand er. Früher hätte er nie einfach so jemandem sein Leben anvertraut.
Doch die Zeiten änderten sich.
Aber waren überhaupt erst wenige Tage vergangen? Es fühlte sich an wie Wochen, Monate oder gar Jahre. Doch hier unten, in dieser trostlosen, gefährlichen Gegend schien die Zeit anders zu verlaufen. Das behauptete auch Luke.

Nachdenklich betrachtete Severus den jungen Mann, der vor ihm lief. Er wusste nicht so richtig, was er von ihm halten sollte. Ehrlich gesagt, wusste er so ziemlich gar nichts über seine neuen Gefährten.

Da war zum einen Luke, der wie ein geborener Anführer schien, mit dem ewig traurigem Blick in den Augen und der langen Narbe im Gesicht.

Auch gab es da noch Ethan.
Der war für Severus ebenso ein Rätsel. Der magere Junge redete nicht viel, aber ihn umgab eine ähnliche Aura wie Luke, als würde er etwas extrem bereuen.
Ethan fehlte ein Auge, doch solange er nicht von sich selbst aus darüber sprach, würde Severus ihn auch nicht danach fragen.

,,Lasst uns eine Pause machen", riss ihn nun die angenehme Baritonstimme Lukes aus seinen Gedanken.
Zustimmend nickte Severus.
Es war besser sich kurz auszuruhen als wenn nachher alle zusammenbrechen.
Zwar konnte man hier nie wirklich entspannen und neue Energie schöpfen, doch alles war besser wie nichts.

Vorsichtig ließen sie sich auf den Boden sinken.
Sie achteten darauf, sich nicht an den vielen Glasscherben und Splittern zu schneiden, die hier überall lagen.
Erschöpft schloss Ethan für einen Moment die Augen.

Seit er auf die anderen beiden gestoßen war, hatte er sich an vieles wieder erinnert.
Ethan wusste nun wieder mehr über seine Kindheit, die Zeit, bevor er herausfand, dass er ein Halbgott war.
Als er Luke zum ersten Mal begegnet war, kamen viele Erinnerungen zurück, vorallem zum Krieg.

Ethan ahnte, was damals seine Beweggründe waren, sich Kronos' Armee anzuschließen und er bereute es. Doch er vermutete, dass es Luke nicht anders ging.
Aus seinen Flashbacks herraus wusste er, wie oft der andere Halbgott seine eigenen Handlungen bereut und bezweifelt hatte. Angesprochen hatte Ethan ihn dazu allerdings noch nicht.
Zu groß war die Angst verurteilt, verabscheut und gemieden zu werden.

Wie auch Severus die beiden nicht genau beurteilen konnte, ging es den Halbgöttern mit dem missmutigem Zauberer nicht besser. Sie wussten nicht, was sie von ihm halten sollten.
Selbst Luke, der früher eigentlich ein relativ gutes Einschätzungsvermögen besaß, konnte sich irgendwie keine Meinung zu Severus bilden.

Und wie  Severus die beiden Halbgötter für ganz normale Muggel hielt, hielten diese ihn für einen ganz normalen Sterblichen. Oke, vielleicht nicht ganz normal. Wer rennt den auch mit Umhang und Messer rum?
,,Aber welche Teenager hatten bitteschön so viele Narben?",dachte sich hingegen Severus. Nein, an diesen beiden war definitiv etwas nicht normal.

Stille breitete sich aus, während sie so dasaßen und sich versuchten, sich zu beruhigen.
Nur ihren schweren Atem hörte man und ab und zu ein furchteinflößendes Brüllen aus der Ferne.
Vor nicht allzu langer Zeit wäre Severus jetzt kaum merklich zusammengezuckt, doch inzwischen hatte er sich schon fast daran gewöhnt.
Außerdem, wie er nun wusste, waren seine Reisegefährten sehr talentiert im Umgang mit Messern, Dolchen und Schwertern, die die verschiedensten Monster auf merkwürdige Weise in feinen, goldenen Staub verwandelten, während Severus' Messer einfach durch sie hindurch ging, als gäbe es sie gar nicht.
Doch die Ungeheuer waren sehr wohl real, das bewiesen die unzähligen blauen Flecken und Kratzer, die ihre Körper ziehrten.

,,So geht das nicht weiter", warf plötzlich Luke in die angespannte Stille. Ethan und Severus sahen verdutzt auf und warfen dem hochgewachsenen , jungen Mann fragende Blicke zu.
,,Na, diese vielen offenen Fagen",versuchte Luke zu erklären. ,,Wenn wir hier wirklich irgendwann lebendig raus kommen wollen, müssen wir einander vertrauen können. Solange wir uns nicht wirklich darauf verlassen können, dass die jeweils anderen einem den Rücken decken können, sind wir kein Team und wir kommen hier jedoch nur als Team raus. Solange wir zusammenhalten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir alle überleben, am größten."

,,Er hat Recht.", seufzte Severus widerwillig.
Auch Ethan nickte.
,,Dann fange ich am besten mal mit der grundlegenden Erklärung an.", begann Luke und Snape musste wieder einmal zugeben, was für ein natürlicher Anführer der geheimnissvolle Junge doch war.

,,Ethan, ich glaube du weißt über das hier,", er wies auf die Gegend um sie herum. ,,Bescheid, nicht wahr?" Der Angesprochene bejahte auf Lukes Frage.
,,Nun, Severus,",wandte sich Luke an den Zaubertrankmeister. ,,Wir sind hier im Tartarus. Die wortwörtliche Hölle. Der Ursprung allen Bösens und die Heimat aller Monster. Wenn sie sterben, werden sie hier wiedergeboren, weshalb wir hier sozusagen an dem Ort spielen, an dem sie am stärksten und in der deutlichen Überzahl sind. Deshalb kamen bisher so wenige Menschen hier lebend raus."

,,Der Tartaus...",meinte Severus skeptisch.
,,Du behauptest also, die griechische Mythologie ist wahr?" Luke nickte. ,,Ja. Und wir sind mittendrin. Alles ist wahr. Von Chaos angefangen über die Götter bis hin zur Unterwelt."
,,Und wie seid ihr darin verwickelt?" Severus wurde langsam neugierig.
,,Wir sind Halbgötter.", erklärte nun Ethan. ,,Unser gesamtes Leben fliehen wir vor Monstern, die nach unserem Leben trachten. Als Demigottheiten haben wir einen besonders anziehenden Geruch für sie. Es gibt wenig sichere Orte für uns."

Luke blickte düster drein. ,,Soweit ich weiß, haben wir nur Camp Half-Blood..."
Als Severus fragend dreinblickte, erklärte er:,, Camp Half-Blood ist so ziemlich der einzige sichere Ort für... Menschen wie uns. Es ist ein Camp, in das alle Halbblute von Satyrn gebracht werden. Dort lernen sie, zu kämpfen, treffen ihre Halbgeschwister und finden generell eigentlich Freunde fürs Leben. Nun ja, Kämpfe auf Leben und Tod binden eben. Manche Demigottheiten bleiben nur über den Sommer, insbesondere Kinder kleinerer Götter, andere bleiben das ganze Jahr über. Entweder, weil es nicht sicher genug für sie ist, in die ,normale' Welt zu gehen oder weil sie Probleme mit ihren sterblichen Eltern haben. Oftmals kommen diese nicht klar, wenn ihnen eröffnet wird, dass sie mit einem uralten, griechischen Gott eine Nacht verbracht haben und das daraus entstandene Kind Jahrtausende alte Monster und Ungeheuer anlockt, allein durch seinen Geruch und manchmal sogar noch unerklärliche Fähigkeiten haben."

Severus schwieg kurz. ,,Euer Geheimnis ist bei mir sicher. Aber da ihr zu mir ehrlich ward, werde auch ich mit offenen Karten spielen",meinte er dann.
Neugierig und interessiert lehnten sich die Halbgötter leicht vor. Dass der mysteriöse Schwarzhaarige so gelassen damit umging, musste ja eigentlich nur bedeuten, dass er ein ebenso wichtiges Geheimnis hütete.

Zu ihrer Verwunderung griff sich Severus jedoch erst an seine Hüfte und zog ein schlicht gehaltenes Lederholster von seinem Gürtel und legte es in seinen Schoß.
,,Was ist das? ",fragte Ethan verwundert.
Leicht schmunzelte der Zauberer. ,,Ein Zauberstabholster.",erklärte er. Luke hob eine Augenbraue. ,,Also bist du ein... Zauberer?",fragte er verwirrt nach. Unglauben schwang in seiner Stimme mit.
Severus nickte. ,,Ja. Es gibt viele von uns. Wir haben eigene Banken, Dörfer, Schulen und auch ein eigenes Ministerium."

,,Ihr lebt also im Geheimen in eurer eigenen Welt, ganz unerkannt unter uns Nicht-Magier...",schlussfolgerte der Sohn des Hermes. Wieder nickte Severus.
,,Vor kurzem hat ein bösartiger Zauberer versucht, alle Macht an sich zu reißen und als ich..."
Der Zauberer stockte kurz, wie würden seine Gefährten reagieren, wenn sie wüssten, dass er tot war? ,,...als ich hierherkam, herrschte Krieg. Ich weiß nicht, ob er inzwischen beendet ist... oder wie er augegangen ist.", offenbarte er seine Sorgen.
Ethan nickte resigniert.
,,Ich kenne das Gefühl. Auch bei meiner... Abreise war noch Krieg."
,,Als ich gehen musste, wurde der Krieg gerade beendet... zumindest hoffentlich", erzählte Luke.

Langsam kehrte wieder Schweigen ein. Dann gab sich Ethan einen Ruck und stellte eine seiner vielen Fragen an den Zauberer neben ihm:
,, Und... wo ist dein Zauberstab, Severus? Kannst du uns mal einen Zauber zeigen?"
Der Angesprochene schüttelte den Kopf. ,,Als ich hier aufwachte, war er zerbrochen. Ich kann zwar ein paar Zauber ohne Zauberstab, doch es ist sehr fortgeschrittene Magie, was mich viel Kraft kosten würde und es würde hier eh nichts bringen.",antwortete er.

Luke seufzte. ,,Wir können eh nicht viel mehr tun, als zu versuchen zu überleben."
Er rappelte sich auf und sah mit besorgtem Blick in die Ferne. Mal wieder ertönte ein Brüllen.
,,Also... lasst uns weitergehen, bevor uns noch ein Monster findet. Im Moment sind wir nämlich definitiv nicht in der Lage zu kämpfen ohne größere, vielleicht sogar lebensgefährliche Verletzungen zu erhalten"

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~10.306 Wörter

Ich freue mich über Kommetare und mehr, denn es hat wirklich ver-Damm-t viel Arbeit gekostet. Der nächste Teil folgt vermutlich irgendwann im Januar oder Februar, da ich seit Monaten irgendwie jeden zweiten Tag irgendeinen Test habe und öfters abends dann einfach zu K.O. bin um zu schreiben. Ich hoffe wirklich, ihr versteht das^^

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