Lass uns Reden

„Wieso halten wir an?"

„So redet es sich besser."

„Reden?"

Lächeln nickte Carlos, hatte sich zu Pepe gedreht, nachdem er den Wagen auf einen kleinen Waldparkplatz gelenkt hatte. Um diese Uhrzeit sicherlich nicht sonderlich einladend, aber immerhin war der Parkplatz gut beleuchtet.

„Wie geht es dir Pepe?"

„Gut?"

„Nein. Wie geht es dir mit Luke? Wie fühlst du dich?"

Irgendwie hatte Pepe schon geahnt auf was Carlos hinaus wollte und insgeheim war er dem älteren Spanier dankbar das dieser den ersten Schritt gemacht hatte, da er selbst einfach nicht den Mut hatte aufbringen können.

„Ehrlich? Ich weiß es nicht."

Tatsächlich fiel es ihm schwer seine Gedanken und Gefühle einzuordnen. Manchmal hinterfragte er sich selbst und hatte im Grunde niemanden mit dem er darüber hätte reden können. Sicherlich, seine Eltern wussten von Luke und auch einen Teil von dessen Problemen. Aber es war eben wie bei jedem Teenager. Über gewisse Dinge sprach man nicht mit den Eltern.

„Hey."

Beruhigend legte Carlos dem Schwarzhaarigen die Hand auf die Schulter und nickte verständnisvoll.

„Momente wie heute, geben mir Zuversicht. Es war fast wie ein normaler Nachmittag und Abend mit Freunden. Wir hatten lecker Torte, waren am Tischkicker, beim Dart und sogar Fußball haben wir bisschen gespielt. Es war ein toller, lustiger Tag."

„Ja, das war er wirklich und solche Momente zeigen einen oft das, was man sich sehnlichst wünscht. Die leise Stimme im Hinterkopf ist immer da. Sie warnt dich, dass es nicht die Realität ist, sondern oftmals nur eine Momentaufnahme. Und sobald dieser Moment vorbei ist, kann einen die Realität brutal zurückholen."

Vorsichtig nickte Pepe, lehnte seinen Kopf etwas gegen die Beifahrerscheibe, während er mit dem Armband nestelte, welches er von Luke zum Geburtstag bekommen hatte.

„War es bei Lando und dir auch so?"

„Ja. Lando ging es damals schlechter als wir alle vermutet hatten. Ich weiß noch in welch einem schlechten Zustand ich ihn vorgefunden hatte, nachdem ich ihn zum zweiten Mal besuchen gewesen bin. Ich hatte schon geahnt, dass er mit der räumlichen Trennung nicht zurechtkommen würde. Aber wenn es nur das gewesen wäre. Uns trennten zwei Länder und einige Flugstunden."

„Wie ist hast du das ausgehalten Carlos? Wie hast du es geschafft nicht durchzudrehen? Du hast doch sicher auch ständig Angst um Lando gehabt, oder?"

„Natürlich hatte ich Angst, aber ich habe mich nicht von ihrem Einnehmen lassen. Lando hatte mental vielmehr Baustellen als ich. Mir ging es durch das Mobben nicht gut und ich habe mich verschlossen. Lando hatte Angststörungen, Essstörungen, eine Sozialphobie und Depressionen. Viele, große Baustellen. Aber mir war schon sehr schnell klar, dass ich Kämpfen würde. Ich würde Lando nicht an die Krankheiten verlieren, würde sie nicht gewinnen lassen."

„Wieso warst du dir da so sicher?"

„Weil ich Lando geliebt habe. Ich wusste es schon als ich ihm im Krankenhaus das erste Mal nach der Sache im Freizeitpark wiedergesehen hatte."

Einiges wussten Pepe aus Erzählungen von Luke, aber auch direkt von Lando. Dieser hatte öfters erwähnt, dass Carlos damals im Krankenhaus sowas wie ein Engel gewesen sei, der gekommen war, um ihn zu retten.

„Wenn ich Luke ansehe, dann möchte ich ihn vor allen Mist beschützen. Meiner Cousine hat man ihre Depressionen auch nicht angesehen. Ja, sie wirkte manchmal etwas abwesend, teilnahmslos. Und dann gab es Zeiten da hat sie jeden Scheiß mitgemacht, hat gefeiert, gelacht und die Menschen in ihrem Umfeld mit ihren munteren Wesen für sich eingenommen. Sie war für jeden da, hatte für jeden eine Schulter zum Anlehnen, ein Ohr zum zuhören. Aber sie selbst hat sich niemanden anvertraut. Als sie sich umgebracht hatte, blieb völlige Fassungslosigkeit. Meine Eltern, meine Tante und Onkel, ihre Geschwister. Es war, als hätte man uns mit einer Dampfwalze überfahren. Erst nach dieser Sache habe ich mich stark mit psychischen Erkrankungen befasst."

„Wie alt warst du da?"

„13."

„Das ist ziemlich jung, um sich mit solchen Krankheiten auseinander zu setzen."

„Ich weiß. Aber ich wollte wissen was Depressionen sind, wollte eine Erklärung für psychische Erkrankungen haben. Bis zu diesem Moment dachte ich immer, dass man erkennt, wenn jemand krank ist. Aber nein. Psychische Erkrankungen sieht man nicht so einfach, im Gegensatz zu anderer gesundheitlicher Beeinträchtigung. Man kann psychische Erkrankungen medizinisch nicht mal messen, weil sie oft unsichtbar sind. Das wurde mir erst nach und nach bewusst. Danach habe ich alles drangesetzt um anderen Helfen zu können. Mit der Erlaubnis meiner Tante und Onkel habe ich in meiner Klasse darüber geredet, habe mich Online verschiedenen Foren angeschlossen, um auf psychische Erkrankungen aufmerksam zu machen. Und dass es viele Auslöser dafür gibt. In der heutigen Zeit -also Luke und meiner- sind es viel die sozialen Medien die Auslöser sein können, aber genauso kann es wie in deinem und Landos Fall auch Mobben sein."

Wenn er mit 17 Jahren nur halbwegs so selbstbewusst und vorausschauend gewesen wäre, hätte er sich viel Kummer und Leid ersparen können. Aber dann wäre er heute vielleicht auch nicht der Mann, der er geworden war. Nichtsdestotrotz empfand es Carlos, als beachtenswert und anerkennend, was Pepe in den letzten vier Jahren alles erreicht hatte.

„Du hast Angst nicht sehen oder merken zu können, wenn Luke sich wirklich was antun möchte, oder?"

„Ja, das auch. Aber ich habe auch Angst das ich nicht genug Kraft habe um Luke Helfen zu können."

„Du hilfst Luke. Jeden Tag. Du hast es seit dem Moment getan, als du in seine Klasse gekommen bist und dich für ihn eingesetzt hast. Du hast es getan, als keiner seiner Schulkameraden nach seinem Suizidversuch vorbeigeschaut hat. Du fährst einmal die Woche eine Vierstündige Busfahrt, um Luke sehen zu können. Du warst neben Lukes Familie einer der aktivsten Befürworter und Unterstützer bezüglich dieser Therapie. Pepe du tust vielmehr, als du glaubst. Aber ich kann deine Angst zu 100% Nachvollziehen. Ich war damals schon älter als Lando, hatte einen ganz anderen Freundeskreis und Umfeld. Es gab nicht wenige von meinen Freunden, aber auch aus der Familie die mir nahegelegt hatten das mit Lando zu beenden, weil es keine Zukunft haben würde und ich mich selbst nur kaputt machte. Aber es gab genau 3 Dinge, die mich nicht haben aufgeben lassen, die mir vor Augen geführt haben das ich das Richtige tue, egal wie schwer und schmerzhaft es auch manchmal gewesen war."

„Welche Dinge haben dich nie Aufgeben lassen?"

„Meine Liebe zu Lando. Meine Familie. Und Lando selbst."

„Du hast wirklich daran geglaubt das Lando es schaffen würde? Das ihr es schaffen werdet? Wegen diesen 3 Sachen? Hast du den nie gezweifelt? Hast du dich nie gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn du Lando nie begegnet wärst? Du hättest doch sicher ein viel sorgenfreieres und entspannteres Leben führen können, als ständig die Angst im Nacken zu spüren, weil du nicht weiß was mit deinem Freund als nächstes passiert."

Für einen kurzen Moment schloss Carlos die Augen, holte sich vergangene Erinnerungen hervor, die er gerne im Verborgenen hielt, von denen er ungern sprach, die es trotzdem gab.

„Ein Leben ohne Lando gibt es nicht. Was nicht ausschließt, dass ich mir diese Frage nie gestellt habe. Als es Lando sehr schlecht ging, hat es mich selbst auch runtergezogen. Ich hatte mich in meiner Wohnung verschanzt und tagelang niemanden zu mir gelassen oder mich bei jemanden gemeldet. Ich habe mich dermaßen unter Druck gesetzt gefühlt, dass ich einfach keine Kraft mehr hatte. Wenn ich mit Lando sprach, spürte ich versteckte Vorwürfe, die Lando selbst nicht wahrgenommen hatte und auch nie ernst meinte, aber ich habe sie wahrgenommen. Wenn ich bei Lando war, ging es ihm halbwegs gut. Er war entspannter, fröhlicher, war selbstbewusster und hatte ein Ziel vor Augen. Wir hatten Spaß, haben gelacht, haben mit Alex und George sogar Pärchen Abende verbracht. Wir haben Zärtlichkeiten und Liebkosungen ausgetauscht. Wenn ich weg war, schlug das komplette Gegenteil zu. Es hat sehr lange gedauert bis Lando wirklich damit klar kam, dass wir uns nicht täglich sehen konnten, ich ihn deswegen aber nicht weniger Lieben würde oder gar jemanden anderen suchen würde. Seine Therapie, aber auch einige der anderen Patienten haben Lando sehr gutgetan, haben ihn langsam sicherer gemacht."

„Lando hat erzählt, dass er Max und Charles während der Therapie kennengelernt hat."

„Unter anderen. Aber auch Martin und Keegan. Sie sind alle Freunde geworden und stehen heute noch im ständigen Kontakt."

„Bereust du es Carlos? Das du Lando angesprochen hast? Das du vielleicht doch nicht das entspannte, ruhige Studenten Leben hattest?"

„Nein. Nein, ich bereue keine Sekunde. Ja, es waren schwere Zeiten. Es gab sehr schwarze Momente in denen ich vielleicht für ein paar Sekunden daran gedacht hatte, doch die Reißleine zu ziehen und die Beziehung mit Lando zu beenden, weil es mich selbst zerstörte und Kraft kostete. Aber dann an Lando zu denken, an dessen scheue Lächeln, die funkelnden Augen und das Strahlen, wenn er selbst spürte, wie gut es tat sich gutes zu tun und es auch zulassen, haben mir geholfen, haben mir Kraft gegeben jeden Tag an der Seite dieses wunderbaren Jungen zu verbringen."

Nachdenklich wanderte sein Blick auf das Armband. Es sah fast genauso aus, wie jenes welches er Luke geschenkt hatte, war nur in der Farbe etwas abweichend. Den ganzen Nachmittag hatten sie zusammen verbracht, hatten gegenseitig die Nähe zueinander gesucht und hätte sie beide am Ende nicht doch der Mut verlassen, war Pepe sicher hätten sie über das Gesprochen, was seit Wochen zwischen ihnen war. Aber irgendwie hatte er es einfach nicht fertig gebracht sich Luke anzuvertrauen und diesen zu Beichten in ihn verliebt zu sein. Körperlich und gefühlsmäßig war er dermaßen bereit sich dem Briten anzuvertrauen, wollte seine Gefühle nicht mehr verstecken und glaubte auch sicher, dass es Luke ähnlich ging. Aber sein Kopf und gewisse Aussagen von Menschen aus seinem Umfeld hatten ihn verunsichert.

„Pepe?"

„Si?"

„Du bist in Luke verliebt, nicht wahr?"

„Si."

„Luke scheint offensichtlich auch was für dich zu Empfinden."

„Das wäre schön."

„Du weißt nicht, ob eine Beziehung eine Chance hätte? Ob ihr es schaffen, würdet mit dem Hintergrund von Lukes Gesundheit und dem Wissen, das er schon einen Suizidversuch hinter sich hat?"

Es sollte ihn keineswegs überraschen, dass Carlos genau wusste, was er dachte. Und trotzdem fühlte Pepe sich unwohl, schämte sich fast dafür das er Angst hatte sich auf eine Beziehung einzulassen und Luke seinen psychischen Zustand leider auch als Ausrede nutzte.

„Ich habe Angst Luke zu verlieren."

„Pepe diese Angst ist sicherlich realistisch, aber du könntest Luke auch verlieren, wenn er über die Straße geht und Überfahren wird. Oder er bricht sich das Genick, weil er eine Treppe herunterfällt. Mir ist bewusst, dass du seine Depressionen nicht absichtlich als Ausrede nimmst, sie dir und deinem Verstand aber gelegen kommen. Wenn du daran zweifelst eine funktionierende Beziehung mit Luke aufzubauen und ständig an das schlimmste denkst und immer wieder die mentalen Probleme als Vorwand dafür nimmst, solltet ihr euch vielleicht nicht mehr sehen. Luke hängt jetzt schon viel zu sehr an dir und macht sich Hoffnung auf mehr als nur eine Schulfreundschaft."

Fast fühlte es sich an, als würde Carlos das Messer direkt in sein Herz stoßen. Er sollte Luke nicht mehr Besuchen? Keine Zeit mehr mit diesem verbringen dürfen? Seit Wochen fuhr er einmal die Woche zu seinem Schulkamerad, der so schnell mehr wurde als das. Sie hatten eine unbeschwerliche Zeit, wenn sie was unternahmen oder einfach zusammen auf Lukes Bett lagen und Fernsehen guckten. Das sollte er alles aufgeben, weil er sich selbst die größte Hürde in den Weg stellte?

„Hey."

Erschrocken schlug Pepe fast um sich, als Carlos nach seiner Hand griff und diese warm drückte.

„Ich meine es nicht böse. Persönlich finde ich, dass ihr ein wirklich süßes Pärchen wärt. Aber es geht hier ja auch um deine Gesundheit. Und niemand würde dir Vorwürfe machen Pepe. Du bist erst 17 Jahre geworden, bist noch ein Teenager und wirst sicher noch viele interessante Menschen kennenlernen. Vielleicht sogar einen großartigen Jungen, ganz ohne psychische Erkrankungen, der einfach normal wäre, mit dem du die tollsten Abenteuer erleben könntest, ohne dich ständig fragen zu müssen, was die Depressionen als nächstes triggern könnten oder ob er nicht lieber alles beenden will."

„Aber dieser Junge wäre nicht Luke."

„Nein, das wäre er nicht. Aber er wäre gesund, müsste sicher keine Medikamente nehmen, nicht zu einer Therapie, würde sicherlich keine düsteren Gedanken haben. Ihr könntet euch ein großartiges Leben aufbauen und eure Träume verfolgen und verwirklichen."

„Das wäre mit Luke auch machbar."

„Natürlich wäre das auch mit Luke machbar. Nur weil er an psychischen Erkrankungen leidet, kann er sich ja trotzdem ein schönes Leben aufbauen. Man kann Depressionen heilen. Aber natürlich könnte auch immer ein kleines Restrisiko bleiben und Luke in eine depressive Phase zurückgeschleudert werden. Das ist nicht ausgeschlossen. Aber im Großen und Ganzen gibt es sehr gute Heilungschancen bei psychischen Erkrankungen."

Carlos wusste in was für einer Situation Pepe sich befand, erkannte er doch vieles davon, aus seiner Zeit vor vier Jahren, als das mit Lando und ihn seinen Anfang nahm. Und es war auch sein Freund gewesen, der ihn gebeten hatte mit Pepe zu reden, da Lando die Vermutung hatte, dass sich der junge Spanier niemanden anvertraut hatte.

„In der Schule reden viele schlecht über Luke. Einige meinen, dass Luke selbst für ein Selbstmord zu dämlich gewesen sei und dass er besser nie wieder aus der Anstalt entlassen werden sollte. Ich habe mir schon Einträge ins Klassenbuch eingefangen und Gespräche beim Direktor, weil ich mich für Luke und alle Menschen mit psychischen Erkrankungen stark gemacht habe. Vor zwei Wochen habe ich mich mit einem der Arschlöcher auf dem Schulhof geprügelt. Er hat ständig widerliche Witze über Luke gemacht, wollte ihm noch Ratschläge geben wie man ein Messer richtig bei den Pulsadern ansetzten würde. Da bin ich durchgedreht und habe auf ihn eingeschlagen. Es gibt so viele Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden und die dafür ausgelacht und gemobbt werden. Oft wissen andere gar nicht was sie mit ihren Worten anrichten können, wenn jemand wirklich schlimm an Depressionen leidet. Ich versuche ständig aufzuklären, habe aber das Gefühl nichts zu erreichen. Nebenbei versuche ich damit klarzukommen das ich in Luke verliebt bin, aber nicht weiß, was ich machen soll, weil neben meinen Eltern auch Freunde ständig auf mich einreden. Ein Teil befürwortet eine Beziehung zu Luke, der andere Teil hält es für nicht richtig, nicht machbar."

Sich Pepe in die Arme zu ziehen war im Auto etwas umständlich, doch irgendwie schaffte Carlos es, den Teenager über die Mittelkonsole zu sich zu Ziehen und fest die Arme, um dessen Rücken zu legen. Es war ein Wunder das Pepe selbst noch nicht durchgedreht war oder selbst an Depressionen erkrankte. Für einen 17-jährigen Teenager waren es verdammt viele Aufgaben, die dieser sich zumutete. Dabei sollte Pepe gerade jetzt mehr den je nur Teenager sein und seine Jugend leben dürfen.

Das leichte Beben des zierlichen Körpers entging Carlos genauso wenig, wie das leise Schluchzen an seiner Brust. Wie lange haderte Pepe schon allein mit seinen Gedanken? Wahrscheinlich viel zu lange.

„Ich weiß das hört sich jetzt leicht gesagt an, weil Lando und ich seit vier Jahren zusammen sind. Aber ich glaube daran, dass Luke und du es schaffen könnt."

„Wirklich?"

„Die meisten werden dir doch gesagt haben das du zu jung bist, dass du doch noch gar nicht sicher sein kannst, dass Luke deine große Liebe ist. Das Luke dich durch seine psychischen Erkrankungen nur einbremst und kaputt machen würde? Es wäre besser, wenn du dich von Luke fernhalten würdest, weil du ja nur in Angst leben würdest, weil man ja auch nie wissen kann, ob es einen weiteren Suizidversuch geben wird. Richtig?"

„Hm."

„Vielleicht wird Luke nicht deine große Liebe sein. Vielleicht werdet ihr nach ein paar Wochen feststellen, dass eine Beziehung zwischen euch doch nicht funktioniert. Das kann man nie wissen, weil keiner in die Zukunft blicken kann. Dir aber direkt Angst zu machen, indem man behauptet das Luke dein Leben schlechter machen würde ist sehr geschmacklos und niederträchtig. Mein Freud war selbst an psychischen Erkrankungen erkrankt, genauso wie ich. Und auch ich habe diese großartigen Ratschläge bekommen. Von Menschen, die keine Ahnung hatten, die immer nur das negative in psychischen Erkrankungen gesehen haben. Ich sag nicht, dass es einen Partner nicht wirklich kaputt machen kann. Wenn man als Partner alles gibt, alles unternimmt, um der Liebe zu helfen, aber selbst merkt das man nicht an diese Person herankommt, kann das einen selbst zerstören. Das streite ich nicht ab. Aber der Mensch kann sehr viel aushalten und nimmt sehr viel in Kauf, wenn es um die Personen geht, die man liebt."

+

„Hola querido. Llegas tarde. ¿La conversación logró algo?" *

Sanft umfingen seine Hände das Gesicht von Carlos, zogen diesen zu sich, um ihre Münder zu verbinden. Auch wenn Lando selbst seinen Freund darum gebeten hatte mit Pepe zu reden, wurde er nervöser je länger Carlos wegblieb. Es war weit nach Mitternacht als sein Freund endlich den Schlüssel im Schloss umdrehte und ihre Wohnung betrat.

„Sí, creo que ayudó a Pepe." **

Zärtlich genossen sie ihre Liebkosungen. Seine Hände wanderten vom Gesicht abwärts über Carlos Arme, bis zu dessen Händen. Lächelnd verschränkte Lando ihre Finger miteinander und zog den Älteren über den Flur in direkt ins Wohnzimmer, wo sie es sich auf ihrer gemütlichen Couch bequem machten.

„Wir hatten Recht?"

„Ja. Pepe ist genauso verliebt wie Luke. Aber er hat auch viel Angst. Von allen Seiten hat man versucht auf ihn einzureden, jeder hat seine eigene Meinung zum Thema Beziehung mit einer psychisch kranken Person. Dann das Schicksal, was seine Familie ereilte, nachdem diese den Selbstmord der Cousine verarbeiten mussten. Und der Junge ist seit gestern erst 17."

Sowas ähnliches hatte Lando sich schon gedacht. Das Luke und Pepe heftig ineinander verschossen waren, konnte man kaum Übersehen, aber genauso war anzumerken das Pepe sich zurückhielt, obwohl es Situationen gab, wo dieser schüchtern den Körperkontakt zu Luke suchte.

„Pepe hat Angst der Beziehung nicht gerecht zu werden, weil Luke krank ist?"

„Vielmehr hat er Angst nicht stark genug zu sein, um Luke helfen zu können. Wir müssen auch davon ausgehen, dass es auch nach einer erfolgreichen Therapie durchaus zu Rückschlägen kommen könnte. Und die negativen Kommentare aus seinem Umfeld sind auch nicht hilfreich."

„Kenne ich. Ich habe damals auch gezweifelt. Ich wollte dir nie eine Last sein oder dich dazu nötigen nur bei mir zu bleiben, damit du kein schlechtes Gewissen hast, sollte ich mir was antun. Solche Menschen haben das zu Pepe gesagt, nicht wahr?"

Während Carlos durch seine Haare strich und seine Locken mit dem Finger kräuselte, hatte Lando es sich auf dem Oberkörper seines Freundes gemütlich gemacht.

„Die meisten können wohl nicht nachvollziehen wie Pepe sich so eine kranke Beziehung antun sollte. Wieso sucht Pepe sich nicht einen normalen, gesunden Jungen, der keine schrägen, dummen Gedanken hat? Außerdem wüsste man in dem jungen Alter noch gar nicht ob es die wahre Liebe ist und ob die Beziehung überhaupt Bestand hätte, selbst wenn Luke eine erfolgreiche Therapie macht. Für einen 17-jährigen Teenager mitten in der Pubertät sind das ziemlich viele schwere Entscheidungen die Pepe treffen muss."

„Du hast mir damals gesagt, das Liebe so viel stärker ist als wir ahnen. Liebe ist eins der stärksten und intensivsten Gefühle, zu denen ein Mensch fähig ist. Liebe kann viel gutes Bewirken. Ich bin das beste Beispiel. Durch dich und deine Liebe habe ich den Kampf gegen meine inneren Dämonen gewonnen. Aber ich kann es durchaus Verstehen, wenn man Angst davor hat eine Beziehung mit einem Menschen einzugehen der krank ist, gerade wenn man so jung wie Pepe und Luke ist."

„Ich denke das Pepe nicht ahnt, wie stark er wirklich ist. Aber ich kann auch Verstehen, wenn ihm vertraute Menschen abraten das er die Beziehung mit Luke eingehen sollte. Der Partner leidet mit, während er versucht stark zu sein. Es kann einen zerfressen, zerstören und selbst in schwere psychische Phasen bringen. Wenn du selbst in dir nicht gefestigt genug bist, wird es schwer sein für deinen Partner da zu sein."

„Du wusstest damals schon das wir eine Zukunft hatten, während ich die ersten Wochen immer wieder von Gewissensbissen geplagt wurde. Die Gespräche mit meiner Therapeutin, aber auch mit anderen Patienten haben mir sehr geholfen. Und weil ich auch außerhalb der Therapie einen sehr starken Rückhalt hatte. Luke hat seine Familie und ein paar Freunde. Pepe hat auch seine Familie. Seinen Freundeskreis kenne ich nicht. Ich würde es beiden wirklich Wünschen, dass sie ihrer jungen Liebe eine Chance geben. Aber niemals würde ich Pepe drängen wollen sich darauf einzulassen, wenn er selbst nicht sicher ist. Luke wird es das Herz brechen, weil er Pepe schon sehr liebt, aber auch er würde Pepe niemals Zwingen irgendwas zu machen, was dieser nicht auch freiwillig möchte."

„Ich denke die beiden werden eine Zukunft haben. Genauso wie wir beide sie bekommen haben. Ja, wir hatten viele Steine. Große und Kleine die man uns in den Weg gelegt hat. Die werden Luke und Pepe wahrscheinlich auch haben, aber ich glaube daran das beide stark genug sind, um jeden Stein aus dem Weg räumen zu können. Seit du in Lukes Leben getreten bist, geht es dem Jungen viel besser. Deine Erfahrungen helfen ihn, genauso wie Pepe von meinen Erfahrungen profitieren kann."

Hoffentlich würde Carlos Recht behalten. Er wünschte sich für Luke und Pepe die Chance, die er damals auch bekommen hatte. Die Chance durch die Liebe einer bestimmten Person das Leben komplett ändern zu können.

TBC...

*Hallo mein Schatz. Du kommst spät. Hat das Gespräch, was gebracht?
**Ja, ich glaube es hat Pepe helfen können.

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