Kann es wirklich wahr sein?

Hey...

ein neues Kapitel.

Gestern erst fertig geworden. Hat mich mehr Nerven und Energie gekostet als mir lieb war >.< Ich werde es heute zu meiner Beta schicken. Hier bekommt ihr noch das ungefilterte. 

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„Lando? Geht es dir gut? Dieser Kerl hat dich nicht bedrängt, bedroht oder sonstiges gemacht?"

„Nein."

Tief durchatmend hatte Lando seinen Kopf an die kühle Scheibe gelegt, vermied sowohl den Blick zu Carlos als auch zu seinem Dad, der immer wieder durch den Rückspiegel nach ihm schaute.

„Sollen wir zur Polizei? Er darf sich dir nicht nähern. Der Prozess steht noch aus."

„Ich will in mein Zimmer."

Gequält schloss er die Augen, rieb sich unbewusst über die Arme. Selbst mit der dicken Jacke und Heizung an, fror Lando. Ihm war der besorgte Blick von Carlos bewusst, was eine Gänsehaut auf seinem ganzen Körper auslegte.

Wie hatte er sich nur so schamlos gehen lassen können?

Wie hatte er sich nur so verzweifelt und bitterlich heulend an den Spanier klammern können?

Der Schmerz das Carlos vielleicht böse auf ihn sein konnte hatte sich in seinem ganzen Körper ausgebreitet und die Angst das der Ältere die Worte ernst nahm fraß sich durch seine Eingeweide, was ihn fast ein weiteres Mal Erbrechen lassen, hatte.

Aber Carlos war wie immer, wie seit dem Moment wo dieser sein Krankenzimmer betreten hatte.

„Denk nicht so viel darüber nach Lando."

Schön wäre es.

Seine Mundwinkel zogen sich traurig nach oben und trotzdem zuckte er zusammen, als Carlos seine Hand auf seinen Oberschenkel legte und diesen vorsichtig drückte. Mehrmals hatte der Spanier ihm versichert das alles in Ordnung sei, dass er nicht böse war. So richtig ankommen wollte diese Information aber nicht in seinem Kopf. Zu sehr wiederholten sich die Wörter, welche er Carlos wütend geschrieben hatte in seinen Gedanken und mit jeder Wiederholung wurde es schlimmer.

Am liebsten hätte er Lando nicht mehr losgelassen, nachdem dieser völlig aufgelöst in seinen Armen hing und sich so fest an seine Winterjacke krallte, als würde sein Leben davon abhängen. Die Nachrichten des jungen Briten hatten ihn geschockt, niemals hätte er erwartet das es Lando so sehr treffen würde, wenn er den Körperkontakt minimieren würde. Die direkten Anschuldigungen taten weh, aber er konnte Verstehen warum Lando darauf gekommen war und er musste diesen unbedingt davon überzeugen, dass er nicht nur ein Zeitvertreib war, dass er sich nicht lustig über ihn machte.

Aber würde Lando verstehen was er zu erzählen hatte?

Würde der 17-Jährige damit zurechtkommen oder würde es Lando nur noch mehr verunsichern und in sein Schneckenhaus drängen?

+

Seit fast 10 Minuten kauerte Lando auf seinem Bett, hatte sich die Decke über den Kopf gezogen und versuchte mit aller Macht die Außenwelt von sich auszuschließen. Wenn er nichts sah und hörte, würde man ihn hoffentlich einfach in Ruhe lassen.

„Mi corazón."

Wer außer Carlos hätte es auch sein sollen? Sein Dad hatte ihn aus dem Auto helfen wollen, was er selbst strikt verweigert hatte. Aber auch von Carlos hatte er sich nicht helfen lassen, war stur ins Haus und direkt nach oben in sein Zimmer, wo man ihn auch tatsächlich erstmal seine Ruhe gelassen hatte.

„Lando, bitte verkriech dich nicht. Nicht vor mir."

Fest umklammerte er den Stoff der Decke, als er spürte, wie Carlos an dieser zog. Er konnte den anderen nicht anschauen, zu peinlich war ihm sein Verhalten.

„Lando, du bist kein dummer, naiver kleiner Junge für mich. Genauso wenig warst du jemals ein Zeitvertreibt. Und am wenigstens bist du ein Niemand. Du bist ein wunderbarer, toller junger Mann."

Sicherlich. Als ob er Carlos das glauben würde. Seine kleine Welt war schon immer sehr fragil gewesen, aber Carlos hatte es geschafft diese etwas zu stärken, hatte ihm vermittelt wirklich wichtig zu sein. Wertvoll und geschätzt. Nicht einmal hatte sich Carlos dazu verleiten lassen ihn zu was zu drängen, hatte immer ihn selbst bestimmen lassen, wie viel er an Essen zu sich nahm oder wieviel er von sich und seinen Ängsten preisgab. Aber nun hatte es auch der Spanier geschafft, seine kleine zerbrechliche Welt zu erschüttern, hatte dieser feine, kleine Risse beschert, indem er sein Verhalten von heute auf morgen rapide geändert hatte.

„Lando bitte guck mich an. Ich würde dir gerne versuchen zu erklären was geschehen ist."

Heftig schüttelte er den Kopf, was bei Carlos sicher seltsam aussehen würde, da er diesen unter der Decke versteckt hatte.

So eng es möglich war, versuchte Lando die Decke fester um seinen Körper zu schlingen, der noch immer merklich ausgekühlt war. Aber für eine Dusche oder gar ein Bad, hatte er einfach keine Kraft gehabt, hoffte einfach darauf das Heizung und Decke reichen würden, um wieder Wärme in seinen Körper zu bringen.

„Als ich dich hier habe, stehen sehen, nur mit Handtuch um die Hüfte gewickelt, hat in meinem Kopf was ausgesetzt oder auch Klick gemacht. Schon im Krankenhaus warst du Oberkörperfrei, da habe ich aber nicht so genau hingeschaut, da meine Sorge um dich präsenter war. Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen, weil ich genau weiß, was in deinem Köpfchen vorgeht, wenn du hörst, was ich sage. Aber du hast mich in diesem Moment vor wenigen Tagen einfach umgehauen. Das Wasser perlte noch leicht von deiner Brust über den Bauch und sickerte in das Handtuch. Als ich realisiert habe, wie ich dich anstarre und was das in meinem Kopf und Körper auslöste, musste ich mich wirklich zusammenreißen, um nicht auch das Handtuch von deinem Körper zu ziehen und danach unanständige Dinge mit dir zu machen."

Sein Herz raste, sein Kopf glühte.

Leise murmelte Lando vor sich her, während er den Kopf unermüdlich schüttelte. Das konnte nicht stimmen. Niemals konnten diese Worte der Wahrheit entsprechen.

Lando bemerkt gar nicht wie Tränen seine Wangen hinunter liefen, oder wie Carlos es schaffte, seine Hand unter seinen Deckenberg zu schieben. Leise schrie er auf, als warme Finger seinen Unterarm berührten und keinen Moment später die Decke von seinem Kopf gezogen wurde. Reflexartig wollte er die Hände über den Kopf zusammenschlagen, sich Verstecken. Aber Carlos ließ ihm keine Chance, schob stattdessen seine Finger zwischen die seinen und legte zeitgleich die freie Hand an sein Gesicht und strich ihm die heißen Tränen weg.

„Shhh. Es tut mir leid, wenn ich so direkt war. Aber anders hätte ich keine Reaktion von dir bekommen."

Schniefend zog er die Nase hoch, kniff die Augen fest zusammen. Sein Herz raste noch immer und neben dem langsam bekannten Kribbeln im Bauch, kam auch wieder Wut an die Oberfläche. Wut darüber, dass Carlos sich offensichtlich sehr witzig fand, indem er ihm den größten Scheiß erzählte. Als ob jemand wie Carlos seinen Körper begehrlich finden würde. Als ob überhaupt jemand seinen widerlichen, mageren Körper freiwillig anfassen wollen würde.

„Du...du Arsch...du...bist genauso...widerlich wie die anderen..."

Das Schluchzen nahm eine Menge Schärfe aus dem, was er sagte. Aber er konnte die Tränen nicht stoppen, egal wie wütend und enttäuscht er war. Aber wahrscheinlich weinte er aus mehr als einen Grund, aber das war jetzt auch egal. Er hatte sich schon mehrmals vor Carlos blamiert und von diesen bereden lassen. So sehr er den Spanier von sich schubsen wollte, so sehr er diesen hassen und verfluchen wollte, schaffte er es einfach nicht irgendwas auch nur annähernd umzusetzen.

Schon in dem Moment, wo Carlos bewusstwurde, dass sich grundlegend was geändert hatte, wusste er das der Brite ihm die Wahrheit nicht glauben würde. Aber er brauchte selbst auch Zeit für sich, um zu realisieren was geschehen war, nachdem er Lando halbnackt gesehen hatte.

Wie sollte er einen unsicheren und psychisch kranken Teenager erklären das er sich zu diesen hingezogen fühlte? Dass er nicht nur den dünnen Körper sah, sondern vieles mehr von dem Lando nicht wusste das er es besaß?

„Du lügst."

„Nein Lando. Ich habe dir immer die Wahrheit gesagt."

„Nein. Nein. Nein, das ist nicht wahr. Das kannst du nicht ernst meinen."

Für den Bruchteil von Sekunden öffnete Lando seinen Augen, nur um diese sofort wieder zusammen zu kneifen, als er in besorgte, warme und liebevolle braune Augen blickte.

Langsam und sehr behutsam arbeitete Carlos sich vor. Noch immer hielt er ihre Hände miteinander verschlungen, schob seinen freien Arm sehr ruhig auf den Rücken von Lando zog diesen Zentimeter um Zentimeter zu sich in die Arme. Das Lando dies geschehen ließ, zeigte ihm deutlich wie verwirrt der junge Brite sein musste.

Minutenlang hielt er den Jüngeren an sich gedrückt, spürte die heißen Tränen an seinem Hals, während der zierliche Körper heftig zitterte. Ob das Zittern nur noch durch die Kälte im Körper kam, oder durch das, was er gesagt hatte, mochte Carlos nicht einschätzen, glaubte aber, dass beides wohl dazu beitrug, das Lando sich zittrig festklammerte.

„Als ich dir im Freizeitpark zur Seite gestanden habe, wollte ich wirklich helfen. Ich konnte nicht mit ansehen das du das gleiche durchmachen musst, was ich durchgemacht habe. Du warst so ängstlich und unsicher, hast alle Gefahren ausgeblendet nur um Anschluss bei den Arschlöchern zu bekommen. Das niemand anders das bemerkt hat, kotzt mich heute noch an. Mir war sehr schnell klar, dass du dich nicht melden würdest, nachdem ich dir meine Handynummer gegeben hatte. Bisschen gehofft hatte ich, aber schon damals war mir bewusst das du niemals von dir aus eine fremde Person anschreiben würdest. Und niemals würdest du von dir aus nach meiner Hilfe fragen. Ja, es gab immer wieder Momente da habe ich an dich denken müssen."

Die Vorstellung das Carlos an IHN hatte denken müssen, ließ seinen Bauch aufgeregt kribbeln, aber er verbot es sich selbst zu viel in diese Aussage hinein zu Interpretieren. Carlos hat nur an ihn gedacht, weil er Mitleid gehabt hatte.

„Du...kannst mich nicht mögen."

„Stimmt. Das tue ich auch nicht. Ich empfinde vielmehr für dich."

Carlos war sich bewusst, was seine Worte bewirken konnten. Und er spürte auch sofort wieder eine Veränderung, nur das Lando diesmal nicht direkt wieder aus seinen Armen Fliehen wollte, sondern sich noch fester an seinen Pullover klammerte.

„Damit hast du nicht gerechnet, nicht wahr?"

„Nein."

„Weil du der Meinung bist, dass niemand tiefere, romantische Gefühle für dich empfinden könnte und diese ernst meint."

„Ja."

„Ich weiß das ich dich mit meinen Aussagen verunsichere, aber ich kann sie auch nicht mehr verstecken, weil ich möchte das du weißt, wie wichtig du für mich bist. Mir ist bewusst, dass die Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit beruhen, was auch vollkommen in Ordnung ist. Du hast so viel Scheiß durchleben müssen, das muss erstmal alles verarbeitet und aufgearbeitet werden. Aber während dieser Zeit wäre ich weiterhin gerne ein Freund an deiner Seite. Ich möchte dich weiterhin Unterstützen und dir jeden Tag erzählen was für ein wunderbarer Mensch du bist. Du wirst geliebt und geschätzt Lando. Von deiner Familie, von deinen besten Freunden und von mir. Du bist so wertvoll."

Fast schon schmerzhaft biss Lando seine Unterlippe. Sein Bauch kribbelte immer stärker und die vielen Schmetterlinge sausten wild umher. Aber konnte und durfte er den Worten glauben? Sagte Carlos dies vielleicht nur um ihn zu beruhigen? Oder vielleicht auch, weil dieser sich wirklich einen miesen Streich erlaubte? Carlos hatte doch Augen im Kopf. Was an seinem Körper war, den bitte schön anziehend, damit man sich in ihn verlieben konnte? Und wenn es nicht das Aussehen war, was sollte an seinem Charakter anziehend genug sein, damit der Ältere Gefühle für ihn entwickelte?

Er war ein dummer Teenager, mit unzähligen Problemen und Ängste, mit vielen Unsicherheiten und keinerlei Erfahrungen im Bereich Liebe und Körper.

„Du...du hast Gefühle für mich?"

„Si."

„Richtige Gefühle? Keine freundschaftlichen oder geschwisterlichen?"

„No. "

„Du...du...du bist verliebt ? In mich? »

„Si."

Unzählige Fragen wirbelten durch seinen Kopf, aber keinen konnte er festhalten. Noch nie hatte irgendjemand zu ihm gesagt, dass er in ihn verliebt wäre. Weder Mädchen noch Junge. Die meisten schenkten ihn keine Beachtung oder schikanierten ihn wie Lewis und seine Jungs. Das er geliebt wurde, war Lando durchaus bewusst. Seine Familie redete nicht direkt 24 Stunden darüber, aber man sagte es sich schon öfter und trotzdem fiel es ihm selbst seinen Eltern gegenüber sehr schwer Hab euch lieb zu sagen. Auch seinen Geschwistern hatte er dies schon sehr lange nicht mehr gesagt und jetzt von Carlos zu hören das dieser wirklich in ihn verliebt war, war im Grunde zu viel von allen.

Zu viel Emotionen.

Zu viele Eindrücke.

„Te entendí."* 

Sein Herz wog schwer, als er es mühsam schaffte, Lando und sich in eine liegende Position zu bringen. Die schwere Decke legte er als zusätzlichen Schutz über den fragilen Körper des Jüngeren, während er Lando mit den Armen einfach fest und schützend an sich zog. Natürlich war das Kuscheln nicht förderlich für sein verliebtes Herz, aber niemals wieder würde er daran schuld sein, das Lando an seiner Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zweifeln würde. Es gab nicht einmal eine Handvoll Menschen, denen sein kleiner Brite vertraute, aber das er zu jenen gehörte den Lando traute, hatte er in den letzten Tagen und Wochen gespürt und gesehen und er ärgerte sich noch immer über sein blödes Verhalten gegenüber Landos, weswegen er diesen einfach die Wahrheit sagen musste, so schwer es für sie beide auch werden würde.

Lando wurde über Jahre gemobbt, verprügelt und schikaniert. Man hatte ihm erfolgreich eingeredet, wie hässlich und fett er sei, dass es nie jemand geben würde, der sowas wie ihn lieben könnte. Ja, man hatte ihm sogar eingetrichtert, das eine Welt ohne Lando viel besser wäre. 

Es machte Carlos so unfassbar wütend, was Menschen anderen Menschen antun konnten, nur weil diese vielleicht Schwächer wirkten. Wäre Lando mit ihm zusammen zur Schule gegangen, hätte er niemals zugelassen das man diesem so Quälen und Misshandeln konnte. Aber sie trennten nicht nur ein Altersunterschied, sondern auch Länder. Wäre er damals nicht bei Fernando gewesen und sie beide zum Freizeitpark gefahren, wäre er Lando niemals begegnet.

Das Wissen das Lando vielleicht irgendwann keinen Ausweg mehr gesehen hätte, schnürte Carlos die Kehle zu. Oft fragte er sich, ob sein Auftritt alles nur noch schlimmer gemacht hatte, aber jedes Mal, wenn er mit Lando darüber sprechen wollte, blockte dieser ab.

Ohne dich gäbe es mich nicht mehr.

Schon als Lando ihm das vor wenigen Tagen offenbart hatte, überzog eine kalte Gänsehaut seinen kompletten Körper. Instinktiv drückte er Lando fester an sich und platzierte kleine Küsse auf dessen Haar.

„Carlos?"

Ganz vertieft in seinen dunklen Gedanken, hätte er die leise Stimme fast überhört.

„Du verarscht mich nicht?"

„Nein."

„Aber, wie kann das sein?"

„Was?"

„Das du in mich verliebt bist?"

Es Auszusprechen setzte eine unfassbar intensive Welle in seinem Körper frei, so das Lando richtig die Hitze spüren konnte, auch weil ihm bewusst wurde wie Carlos und er zusammen in seinem Bett lagen. Er lag auf dem Älteren, hatte den Kopf auf dessen warme, breite Brust und konnte gar nicht anders, als wohlig seufzen. Es tat so unsagbar gut, so gehalten zu werden und die feinen Küsse auf seinem Kopf zu spüren.

„Mein Kleiner, egal was ich dir jetzt sagen werde, du wirst alles Hinterfragen oder Gegenargumente finden. Wenn ich dir sage, dass ich mich in dein Wesen verliebt habe, was sind deine ersten Gedanken?"

„Mein Wesen? Ein verkorkster, schmächtiger, kleiner und ängstlicher Junge zieht dich an? Was habe ich den besonders? Mein schiefes Lächeln? Meine komischen Augen? Was ist Wesen?"

„Siehst du Kleiner? Du wirst alles in Frage stellen, weil du unsicher meiner Gefühle gegenüber bist. Deswegen wollte ich dir auch nichts sagen, weil ich dich nicht zusätzlich unter Druck setzen wollte, aber ich wollte nicht das du wegen mir in eine weitere Depression abrutscht. Ich weiß, was man dir gesagt hat, Lando. Aber nichts davon stimmt und nichts davon sehe ich. Du bist weder hässlich noch fett. Aber es sind auch nicht nur die körperlichen Aspekte, die mich haben in dich verlieben lassen. Dein Wesen ist dein Charakter. Deine inneren Werte."

„Aber ich habe einen blöden Charakter. Ich bin unsicher, ängstlich, habe depressive Phasen, werde manchmal schnell bockig und hinterfrage alles. Ich will krampfhaft dazu gehören und ignoriere mich selbst und meine Bedürfnisse. Das sind doch keine Charakterzüge, in die man sich verliebt. Ich stoße Menschen von mir, die es offensichtlich gut meinen, ich es ihnen aber nicht glauben kann, weil ich einfach nicht Vertrauen kann. Bei jedem Menschen in meinem Leben denke ich, das sie mir in den Rücken fallen und sich über mich lustig machen. Ich will so sehr gemocht werden, dass ich Sachen zustimme, die ich im Grunde nicht will. Als Pierre mit mir reden wollte, habe ich nur zugehört, weil es im Café war und ich keine Szene machen wollte. Was hätte man gedacht, wenn ich aufgesprungen wäre und verschwunden? Dann hätte man geredet. Über mich. Man hätte mit den Fingern auf mich gezeigt."

Das es ein schweres Unterfangen werden würde Lando von seinen aufrichtigen Absichten zu überzeugen, war Carlos von Anfang an klar gewesen. Und er hatte Lando ja auch schon etwas näher kennenlernen dürfen und wusste um das massive Vertrauensproblem des Teenagers.

Traurig lächelnd -was Lando nicht sehen konnte- spielte er mit den Locken des Jüngeren. Es würde ein sehr harter Kampf werden um Lando Selbstbewusstsein, Vertrauen, Eigenliebe und Selbstakzeptanz näher zu bringen. Und ohne richtige Hilfe, da war Carlos sicher würde dies niemals funktionieren.

„Carlos? Bist du jetzt enttäuscht? Weil ich wieder scheiße rede? Weil ich nicht akzeptieren kann, was du sagst, ohne es in Frage zu stellen?"

„Nein, mi Amor. Ich bin nicht enttäuscht. Ich wusste das du meinen Worten nicht glauben würdest. Was nicht weniger wehtut, da ich jedes Wort wirklich ernst gemeint habe. Du kannst nichts dafür Lando. Es sind die psychologischen Krankheiten, die dich ausbremsen und das verlorene Vertrauen in die Menschen, welches man dir brutal genommen hat. Ich war nicht sicher, ob ich dir überhaupt von meinen Gefühlen erzählen sollte, entschied mich nach deinen Textnachrichten aber dafür, auch weil du es verdient hast zu wissen das es jemanden gibt der dich so liebt wie du bist. Mit allen Ecken, Kanten und Facetten. Manche würden sicher den Kopf schütteln, wie man sich so eine Last aufhalsen kann. Aber ich empfinde weder deine Krankheiten noch dich als Last. Ich kann vielleicht nicht alles Nachvollziehen, aber vieles und deswegen kann ich auch mit dir umgehen und weiß in den meisten Fällen, was ich sagen soll. Ja, auch ich stoße an meine Grenzen, aber ich will nicht aufgeben. Ich weiß das man dir Helfen kann und das unter all den Krankheiten, ein toller, lustiger, wunderschöner junger Mann schlummert der sein Potenzial selbst noch gar nicht entdeckt hat. Aber es wird Zeit brauchen und richtige Hilfe."

Das musste Lando dann doch erstmal alles Verarbeiten. Es war schon fast zu viel gewesen zu Erfahren das Carlos in ihn verliebt sei, nun aber zu hören das dieser sogar von Liebe sprach, machte alles nur noch chaotischer in seinem Kopf. Schon immer waren seine Gedanken sein größtes Problem, so auch jetzt. Leise wimmernd kniff er die Augen zusammen und kugelte sich etwas kleiner auf Carlos zusammen.

„Ich kann dich nicht aufgeben Lando, dafür bist du mir zu wichtig. Auch wenn du nur einen Freund in mir siehst, werde ich an deiner Seite bleiben so gut es mir möglich ist. Ich habe noch keinen genauen Plan, aber ich lasse mir was einfallen."

„Das stimmt nicht."

Erneut war es Carlos fast nicht möglich zu hören was Lando sagte, weswegen er den Jüngeren etwas zu sich nach oben zog, bis er das Kinn auf Lando's Kopf abstützen konnte.

„Was stimmt nicht?"

„Das...du allein mit deinen Gefühlen bist..."

Lando musste es spüren. Sein Herzschlag schien für einen kurzen Moment auszusetzen, bevor er fast schon stolpernd weiter schlug. Auch wenn er sonst immer wusste, was er sagen sollte, blieb Carlos jetzt gerade wirklich die Sprache weg.

„Ich...möchte versuchen zu erklären, was in meinem Kopf los ist...bitte unterbrich mich nicht, auch wenn ich schlecht über mich reden werde. Ich weiß nicht, ob ich den Mut dafür nochmal zusammen bekommen werde."

Ein kaum merkliches Nicken gab Lando das Zeichen, das Carlos ihn verstanden hatte.

„Ich weiß nicht, ob ich in dich verliebt bin, oder ob es nur Schwärmen und Dankbarkeit ist. Du bist der erste Mensch, außerhalb meiner Familie der sich für mich eingesetzt hat. Bei dir fühle ich mich wohl. Deine Nähe macht die lauten Gedanken leiser und ich habe das Gefühl, das ich mich entspannen kann, dass ich doch nicht so verkorkst und abstoßend bin, wie man lange versucht hat mir einzureden. Als du gerade gesagt hast, du wärst in mich verliebt sind unfassbar viele Sachen gleichzeitig passiert. Ich habe mich gefreut, richtig gefreut. Ein so toller, heißer Mann wie du empfindet was für mich. Du könntest jeden haben, jeden der annährend klar im Kopf ist und keinen seelischen Ballast mit sich herumträgt. Ich habe gespürt, wie mein Herz überquoll und wie meine Brust anschwellen wollte, weil du dich für mich entschieden hast. Für mich! Einen unscheinbaren, kranken, essgestörten Teenager. Aber so schnell dieses Glücksgefühl da war, so schnell wurde es von schwarzen Gedanken verdrängt. Verliebt in mich? Ich habe dir nichts zu Bieten. Ich hatte noch nie einen Freund, geschweige eine Freundin. Ich habe selbst erst vor kurzen rausgefunden das ich schwul bin. Ich bin um einige Jahre jünger als du, habe Depressionen, Angstzustände, Phobien, keine Selbstwertgefühle, Hinterfrage alles, kann so gut wie niemanden Vertrauen. Was will jemand wie du mit jemanden wie mir? Du siehst unfassbar gut aus, bist heiß, richtig sexy und schon volljährig. Du studierst und lebst in Spanien. Wir leben in unterschiedlichen Welten. Eine Beziehung würde niemals funktionieren, weil ich selbst ständig ein schlechtes Gewissen haben würde, wenn du in einem anderen Land bist. Was machst du? Wärst du mir treu oder erzählst du lachend deinen Freunden von mir dummen Jungen? Ich kann dir das nicht zumuten. Du verdienst jemanden der dir blind Vertrauen kann, der dich aufrichtig liebt und niemanden wie mich, der noch nie verliebt war und keine Ahnung hat, ob das Bauchkribbeln jetzt Dankbarkeit und Schwärmen ist oder verliebt sein. Ich weiß nicht was der Traum von uns beiden zu bedeuten hatte, habe mich aber auch nicht getraut mit jemanden zu reden."

Es fiel Carlos nicht einfach, nicht einzugreifen. Aber er hatte es Lando versprochen, wollte den Jungen für seinen Mut nicht Bestrafen, indem er diesen Unterbrach, obwohl einiges wirklich schwer zu ertragen gewesen war.

„Lando, darf ich dir eine Frage stellen?"

„Ja?"

„Wenn du alles, was du mir gerade erzählt hast, außen vorlässt. Was möchtest du? Was möchtest du von ganzen Herzen?"

„Ein Beziehung mit dir und Gesundheit."

Dieser Junge überraschte ihn doch immer wieder. Auch wenn die nächste Aktion bei Lando sicher etwas Unbehagen auslösen würde, konnte Carlos nicht anders. Diesmal brachte er den Teenager direkt auf Augenhöhe und blickte diesen liebevoll lächelnd an. Sanft legte er seine rechte Hand auf die Wange und liebkoste diese.

„Wir werden einen Weg finden mi Amor."

„Was heißt das? Mi Amor?"

Diesmal war es an Carlos etwas zu erröten. Irgendwann musste Lando danach fragen.

„Meine Liebe."

„Oh."

Wie konnte man so süß sein, wenn ein feiner roter Schimmer sich auf dem Gesicht ausbreitete? Alles, was er an Selbstbeherrschung aufbringen konnte, musste Carlos auch Nutzen um Lando nicht einfach zu Küssen. Sie hatten sich gerade erst gestanden ineinander verliebt zu sein, da wäre ein übereifriger Kuss wirklich zu viel für Lando.

„Bist du jetzt mein Freund?"

Zärtlich schob Carlos seine Hand in den Nacken von Lando, brachte ihre Köpfe so etwas näher, bis ihre Stirn sich berührten.

„Ja. Ich bin dein Freund. Und du bist meiner."

TBC...

+#+#+#+#+#+#+#

*Ich habe dich

+#+#+#+#+#

Kleiner Nachtrag.

Aktuell hätte ich aus gesundheitlichen Gründen tatsächlich Zeit zum Schreiben. Seit Montag bin ich erstmal außer Gefecht.

Ich weiß nicht was es genau ist. Aber ich habe zurzeit überhaupt keine Lust zu Schreiben. Selbst die Rennen sind nur nebenbei an mir vorbei gezogen und haben mich im Grunde null interessiert >.< 

Ideen sind schon vorhanden, wenigstens vage. Und es gibt ja auch noch genug Projekte die abgearbeitet werden müssen. Aber da mache ich mir keinen Stress. Die Zeiten sind vorbei.

Vielleicht nehme ich auch eine kleine Auszeit vom Schreiben. Je nachdem wie es sich weiter entwickelt. 

Eure Wünsche sind nicht vergessen, werden sich nur verzögern. Ich werde alle Wunsch Listen noch abarbeiten, brauche dafür nur wieder mehr Motivation und Lust am Schreiben <3 Auch habe ich ja noch zwei neue Wunsch Listen auf dem Laptop, die ich irgendwann gerne Online stellen möchte ^^

Auch wenn es gerade echt schwer ist und mich dieses Kapitel einiges gekostet hat, habe ich gestern mit einem Wunsch Angefangen. So paar Zeilen habe ich geschafft. ;)

Ich weiß das ihr dafür Verständnis haben werdet.

Aber es macht mich nicht glücklich und es wird euch nicht glücklich machen, wenn ich Werke Online bringe, mit denen ich mich nicht wohl fühle <3

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