Guten morgen

Ob er sich schlecht fühlen sollte? Vielleicht sogar musste? War es normal seinen Freund zu beobachten wie dieser schlief? War es normal dies schon eine geraume Zeit zu machen? Und war es normal sich selbst immer wieder leicht zu Zwicken, um sicher zu stellen, dass es kein Traum war?

Am liebsten hätte Lando frustriert geschnaubt, hatte aber Angst Carlos zu Wecken. Normalerweise war er nicht direkt ein Frühaufsteher, aber auch kein Morgenmuffel. Irgendwas dazwischen traf wohl am Ehesten auf ihn zu. Aber nun war er sicherlich schon eine Stunde wach, in der er kaum gewagt hat sich zu Bewegen oder zu schnell zu atmen aus Sorge der Spanier könnte dadurch um seinen Schlaf und er um seine Erinnerungen gebracht werden.

Erinnerungen an diesen Moment, als er das erste Mal in den Armen seines Freundes aufwachte, in den Armen jenes Mannes, den er sich nach einer ausgiebiger Selbstkontrolle nicht einbildete.

Das Gefühl in den Armen des Menschen aufzuwachen für den man tiefe, romantische Gefühle empfand war so krass anders als bei einem Menschen, den man einfach nur mochte. Auch wenn er Körperkontakt nicht sonderlich zelebrierte, hatte Lando bei Alex und George im Bett geschlafen. Als sie noch Kinder waren, hatten sie sich darüber keine großen Gedanken gemacht, genauso wenig wie er mit seinen Geschwistern des Öfteren auch das Bett geteilt hatte. Dies war aber mit nichts zu Vergleichen, wenn man die Augen aufschlug und direkt auf das Gesicht des Mannes blickte, der das eigene Herz höherschlagen ließ.

Nicht nur Carlos Armen umfingen ihm, auch die Wärme und der mittlerweile so vertraute Geruch des anderen umgaben ihm direkt nach dem Aufwachen wie eine weiche, warme Decke unter die Lando sich gerne noch länger gekuschelt hätte, aber nachdem erst einmal wach war und seine Gedanken sortiert und organisiert hatte war an Schlaf nicht mehr zu denken gewesen.

Sein Kopf hatte einiges mit den ganzen Informationen zu tun, welche er vor wenigen Stunden noch von Carlos zu Erfahren bekommen hatte.

Da war erst einmal die Tatsache das Carlos über die Weihnachtstage in England bei ihm bleiben würde. Und so sehr sein schlechtes Gewissen und alle negativen Argumente es auch versucht hatten ihn diesbezüglich erbärmlich und minderwertig fühlen zu lassen, hatte Lando diesen keine Macht gegeben. Das erste Mal hatte er sich bewusst und mutig gegen sich selbst gestellt, gegen den Drang sich nichts erlauben oder gönnen zu dürfen. Und wahrscheinlich hatte dies auch nichts mit gönnen und erlauben zu tun, aber Lando erlaubte sich den Gedanken wie sehr er sich darüber freute das Carlos blieb und er gönnte sich selbst diese Glücksgefühle, weil er sich genau dieses nach all den Jahren verdient hatte.

Die nächste Tatsache die seinen Kopf, aber auch Körper arg beschäftigte war zu wissen das Carlos und er nach nicht einmal paar Stunden Beziehung zusammen ihre erste Nacht als Paar verbracht hatten. Da in seinem Kopf sowieso nicht Ruhe herrschte und sich alles wild drehte und wirbelte, hatte er die Worte des Älteren noch sehr genau im Kopf. Diese waren es auch die seinen Körper kribbeln ließen und sein Herzschlag nur noch kräftiger für Carlos schlug.

Es gab keine feste Richtline in Bezug auf Beziehungen, er musste keine Haken hinter abgeschlossenen Punkten setzten oder einen festgelegten Zeitraum einhalten, wann Carlos und er was machen und taten. Sie beide allein bestimmte, was wann in ihrer Beziehung geschah und mit welchem Tempo.

Natürlich wäre Lando nicht Lando, wenn er sich darüber nicht doch den Kopf zerbrochen hätte. Carlos war einige Jahre älter, hatte schon einiges an Erfahrungen und Beziehungen sammeln können. Würde dieser bereit sein und sich seinem Tempo anzupassen? Wie lange würde Carlos warten bis zu ihrem ersten Kuss, oder ihren ersten Zärtlichkeiten? Konnte dieser länger darauf verzichten? Gab es da nicht irgendwas wie sexuelle Frustration?

Was wenn er sich nicht traute in der Öffentlichkeit Sichtbar zu zeigen das Carlos und er ein Paar waren? Carlos ging offen und direkt mit seiner Sexualität um und zeigte sich bestimmt auch mit Männern Hand in Hand.

Was würden Menschen denken und sagen die ihn kannten?

Was wenn sie Schuldkameraden trafen, und diese sahen das er Hand in Hand mit einem Mann spazierte? Würde es die ganze Schule erfahren? Und wenn, ja? Was dann? Würde man ihn dann auch noch als Schwuchtel bezeichnen? Ihn den Homophoben Hass spüren lassen? In all den Jahren wo Lando damit beschäftig war nicht aufzufallen und sich unsichtbar zu verhalten, hatte er sich nie darüber informiert, wie seine Schule zum Thema Homosexualität stand.

„Hmm. Mi Amor. Wie kannst du so früh schon so laut Denken?"

Alles andere als männlich quiekte Lando erschrocken auf, als eine warme Hand sein Gesicht streichelte.

Der Herzattacke nahe rutschte er reflexartig etwas nach hinten, was zum Glück von Carlos Arm weitesgehend verhindert wurde, da er wahrscheinlich sonst Bekanntschaft mit seinem Laminatboden gemacht hätte.

„Entschuldige. Ich wollte dich nicht Erschrecken."

Sanft wurde sein Gesicht aber auch der Rücken gestreichelte, bis Lando spürte, wie sein aufgeregtes Herz sich langsam beruhigte und Carlos ihn dabei vorsichtig wieder näher zu sich zog, bis ihre Nasenspitzen sich berührten.

„Buenos días sol."

„Guten Morgen?"

Seine Stimme war leise, verdammt unsicher und verlegen. Seine Spanischkenntnisse reichten gen Null, aber da sie gerade aufgewacht waren, ging Lando stark davon aus das Carlos ihm einen guten Morgen gewünscht hatte.

„Si."

Sofort schoben sich seine Mundwinkel nach oben und instinktiv kuschelte Lando sich noch etwas näher an seinen Freund, obwohl dies kaum noch möglich war. Er spürte den warmen Atem des Älteren auf seinem Gesicht, was zu einer Ganzkörper Gänsehaut sorgte.

„Hast du gut Schlafen können?"

„Ja, sehr gut sogar."

„Das ist schön. Freut mich sehr."

Ein zarter Kuss traf seine Stirn, was der Gänsehaut, eine weitere Gänsehaut bescherte und Lando leise kichern ließ.

„Hast du den auch gut Schlafen können?"

„Wie hätte ich nicht, wenn ich so einen wunderbaren Menschen bei mir hatte."

„Carlos nicht."

Beschämt versteckte Lando sein Gesicht hinter den Händen, während er den Kopf zwischen Schulter und Brust des Spaniers versteckte. Komplimente waren nichts mit denen Lando umgehen konnte.

„Es entspricht nur der Wahrheit cariño."

„Hm."

Die nächsten Minuten schwiegen sie beide. Es war keine unangenehme Stille, die zwischen ihnen herrschte, brauchten sie nur beide etwas Zeit um alles zu Realisieren.

„Alles gut Lando? Wenn es dich stört, wenn ich sowas sage, dann unterlasse ich das. Aber eigentlich möchte ich das gar nicht, weil es wirklich der Wahrheit entspricht. Ich konnte kein Auge zu machen, nachdem ich im Bett lag, weil ich ständig an dich denken musste und dann das, was beim Abendessen geschehen ist. Mir war bewusst das dich das Beschäftigen würde, deswegen hatte ich dir auch geschrieben."

„Ich kann nicht so gut mit Komplimenten umgehen."

„Weil du sie nicht verdienst?"

„Ja."

„Das bekommen wir schon hin mi Amor."

„Als ich wach geworden bin, habe ich dich etwas beobachtet. Ich musste mich mehrmals selbst Überzeugen das ich nicht träume. Und als ich dann geschnallt habe das wir zusammen sind, gemeinsam die Nacht miteinander verbracht haben kamen mir deine Worte wieder in den Kopf."

„Lando ich bleibe wirklich..."

„Ich weiß Carlos. Ich habe das erste Mal den negativen Gedanken, der Selbstzweifel und der Minderwertigkeit keine Macht gegeben. ICH habe mich gefreut das du bleibst. ICH habe nicht zugelassen das ich dir und deiner Familie gegenüber einem schlechten Gewissen bekomme, weil du mir ehrlich erklärt hast das ich es nicht brauche und das deine Familie fein damit ist."

Weiche Lippen trafen immer wieder seine Haare, als Carlos ihn irgendwas auf spanisch zuflüsterte.

„Weißt du wie glücklich du mich mit dieser Aussage machst?"

„Sehr?"

„Und wie Lando. DU hast dich deinen Ängsten und Depressionen gestellt, hast ihnen den Kampf angesagt und bist dabei deutliche Linien zu ziehen, das sind so wichtige Schritte auf den Weg der Besserung. Ja, es sind kleine Schritte und die Chance ist hoch, dass es Rückschläge geben wird, aber von denen werden wir uns nicht runterziehen lassen. Ich habe es dir schon mehrmals gesagt und ich werde auch nicht müde es zu wiederholen. Ich bin bei dir, werde dich Unterstützen mit allen, was ich kann. Und ich werde dir sagen das ein Kampf sich lohnt, wenn du nicht mehr Kämpfen willst. Ich werde dir meine Kraft geben, wenn du keine mehr hast, weil ich dich wirklich liebe Lando. Du hast dich so heftig in meinem Herzen ausgebreitet in so kurzer Zeit, dass ich gar nicht den Gedanken zulassen werde, dich verlieren zu können."

Zittrig holte Lando Luft, fand aber keine passenden Worte. Dafür fanden Tränen ihren Weg über sein Gesicht. Aber es waren keine Tränen der Trauer, Angst oder des Schams. Es waren Tränen, die aus Dankbarkeit und Liebe vergossen wurden.

„Woher...weißt du jetzt schon das du mich liebst? Wir...wir lernen uns doch gerade erst kennen. Gibt es da nicht einen Zeitraum, den man einhalten muss, bis man richtig von Liebe reden kann? Liebst du mich auch in zwei Wochen noch? In zwei Monaten?"

Tief atmete Carlos durch. Solch tiefgründige Gespräche waren nichts für den frühen morgen, direkt nach dem Aufwachen. Aber hier zeigte sich einfach wieder die heftigen Unsicherheiten, welche in Lando herrschten und dass dessen Gedanken im Grunde nie zu Ruhe kamen.

„Wie erkläre ich dir das am besten?"

Um Lando seine Worte nicht nur durch seine Stimme zu vermitteln, brachte er seinen Freund dazu seine Verstecke zu verlassen. Aber in die Augen des Jüngeren konnte er nicht direkt gucken, da Lando den Kopf gesenkt hielt. Aber auch hier bewies Carlos Geduld und Einfühlsamkeit, gab Lando alle Zeit der Welt, bis er in die Augen gucken durfte, in die er sich verliebt hatte.

„Wahrscheinlich hört es sich für dich jetzt seltsam an und du wirst mir vielleicht nicht glauben. Aber ich weiß einfach das ich dich Liebe. Sicherlich, es gibt das Verlieben, das Kennenlernen und später redet man dann auch von Liebe. Was ich aber auch weiß, dass du dich deswegen nicht unter Druck setzten sollst. Du musst es nicht erwidern und es gibt für Ich liebe dich auch keine Zeit Limit welches du Einhalten musst. Dein Herz wird dir sagen, wann der richtige Zeitpunkt sein wird."

„Wirklich? Und wenn nicht? Dann tue ich dir doch weh?"

„Lando du machst dir viel zu viele Gedanken. Meine Gefühle und ich sind zweitrangig. Es geht um dich und deinen Weg zur Heilung. Ich hätte mit der Offenbarung meiner Gefühle warten können, bis du Mental bereit dazu gewesen wärst. Erstmal gucken wir das es dir besser geht. Die letzten Jahre waren sehr hart und schlimm für dich, dass alles zu Verarbeiten und aufzuarbeiten wird Zeit in Anspruch nehmen. Auch wenn du mich vielleicht nie so Lieben wirst wie ich dich, werde ich bleiben."

„Aber...ich habe Gefühle für dich. Diese Gefühle, wenn man verliebt ist. Du weißt doch ich war noch nie verliebt, kenne also nur die Begriffe und Symptome. Und die treffen alle auf dich zu, wenn du bei mir bist, wenn ich an dich denke. Ich weiß nur nicht, ob ich dir das geben kann, was du verdienst."

Liebevoll legte Carlos die Hände an die Wangen des Jüngeren und hauchte einen zarten Kuss auf dessen Stirn.

„Du gibst mir schon so viel Lando."

„Aber..."

„Nein mi Amor. Kein aber. Wir haben beide Gefühle füreinander die unsere Herzen heftig Pochen lassen. Wir haben beide das Kribbeln im Bauch und fühlen uns in der Gegenwart des anderen wohl. Ich weiß das du mir vertraust und auch Körperkontakt von mir zulassen kannst und dir diesen auch suchst. Mehr brauchen wir beide im jetzigen Moment nicht. Ich bin so glücklich, dass ich diese kostbaren Momente mit dir Teilen darf. Alles andere entwickelt sich mit der Zeit. Das, was jetzt zählt bist du Lando. Deine Gesundheit. Darauf musst du dich jetzt Konzentrieren."

Zaghaft nickte Lando, während er sich in die Handfläche schmiegte, welche sein Gesicht liebkosten. Solange er seine mentalen und körperlichen Probleme hatte, würde er sich niemals zu 100% auf die Beziehung zu Carlos einlassen können, vielleicht sogar niemals herausfinden, ob es auch von seiner Seite aus wahrer Liebe werden konnte. Das seine Gefühle für den Spanier stark und heftig waren, spürte er. Aber durch seine Unerfahrenheit wusste Lando einfach nicht abzuschätzen, wann Verliebtsein zu Liebe wurde. Aber die Tage die Carlos jetzt bei ihm in England waren, kamen ihm einfach zu kurz vor als schon von Liebe reden zu können. Wenn er sich aber selbst einschätzen sollte, würde er wirklich behaupten er sei ganz heftig in Carlos verliebt.

„Was hältst du davon, wenn wir jetzt noch etwas liegen bleiben und kuscheln? Das war doch ein sehr intensiver Start in den Tag."

Und prompt breitete sich eine feine Röte auf seinem Gesicht aus, da es ja seine Schuld war das sie direkt so eine Unterhaltung geführt hatten. Wahrscheinlich nicht das Wahre, um in den Tag zu starten.

„Ich mag Kuscheln mit dir. Du machst dann meine lauten Gedanken leise."

Lächelnd deckte Carlos sie beide wieder zu, nachdem Lando sich an seine Brust geschmiegt hatte. Wahllos zeichnete er Muster auf den Rücken des Jüngeren, während er es einfach genoss Lando halten zu dürfen. Das sie noch einen sehr langen, schwierigen und steinigen Weg vor sich hatten, dem war Carlos sich bewusst, da machte er sich keine falschen Hoffnungen.

+

„Du wirkst nervös Lando."

„Bin ich auch."

„Warum? Hast du Angst das deine Mom Carlos ausfragen wird?"

„Ein wenig."

Lachend wuschelte Adam seinen Zweitältesten durch die Haare. Cisca und Carlos waren vor gut einer halben Stunde aufgebrochen, um noch einige Zutaten für den spanischen Teil ihres Weihnachtsessen zu besorgen. Aber auch Cisca brauchte selbst noch einige Zutaten.

„Carlos ist ein wunderbarer junger Mann. Das wissen deine Mom und ich. Sie wird nichts machen, was dich in Verlegenheit bringen wird. Dafür ist sie zu dankbar, dass du überhaupt wieder richtig mit ihr redest. Das du das machst, haben wir auch Carlos zu verdanken, oder?"

„Ein bisschen. Er hat viel mit mir geredet und versucht zu erklären wieso ihr das mit meinem Tagebuch und Handy gemacht habt. Ich verstehe das auch, finde es deswegen immer noch nicht großartig. Aber ich komme mittlerweile besser damit klar. Es war eben nur scheiße das Mom so viel herumerzählt hat. Das war schlimmer als das ihr in meinem Tagebuch gelesen habt."

Nachdem Carlos und seine Mom losgefahren waren, hatten Lando und sein Dad sich um das Aufräumen der Küche gekümmert. Seine Schwestern würden im Laufe des Tages wieder Auftauchen und Olli würde wohl erst am morgigen Tag zurückkommen.

Nun saß Lando mit seinem Dad im Wohnzimmer und half diesem Weihnachtsschmuck zu sortieren. Da sie so viel hatten, um locker 3 Bäume schmücken zu können, hatten sein Dad und er sich zusammengetan, um den passenden Baumschmuck für dieses Jahr herauszusuchen.

„Es tut uns wirklich leid Lando."

„Ich weiß Dad. Ist jetzt auch egal. Es bringt uns nicht weiter, wenn wir immer wieder darüber reden. Passiert ist passiert. Ich habe jetzt andere Dinge, auf die ich mich Konzentrieren muss und die meine ganze Kraft fordern werden. Außerdem hatten Mom und ich immer einen guten Draht, ich will das nicht verlieren, nur weil ich bockig und uneinsichtig bin."

Sie hatten Carlos so viel zu verdanken. In all den Jahren hatte Lando nie so offen mit ihm geredet, war immer zurückhaltend. Aber seit sie den Spanier bei sich hatten, konnten Cisca und er jeden Tag kleine Veränderungen wahrnehmen.

„Dad?"

„Ja?"

„Ist es wirklich ok, dass ich auf Jungs stehe?"

„Natürlich Junge. Deiner Mom und mir ist wichtig, dass du glücklich bist. Und das Carlos dir guttut, können wir sehen."

Schon die Erwähnung seines Freundes ließ Lando glücklich lächeln. Ja. Carlos tat ihm gut.

„Und es geht euch nicht alles zu schnell? Zu plötzlich?"

„Nein, weil wir sehen das Carlos es ernst meint. Dieser junge Mann würde dir die Sterne vom Himmel holen, wenn er könnte. In der Zeit, welche Carlos jetzt hier ist hat er so viel mehr erreicht als deine Mom und ich. Als Vater tut es mir weh mein eigenes Kind leiden zu sehen und nichts machen zu können. Natürlich hinterfrage ich mich selbst, will mich aber davon nicht beirren lassen. Wir werden alles dran setzten dir die Hilfe zu holen die du brauchst und die sinnvoll ist."

Gedankenverloren ließ Lando die Christbaumkugel durch seine Finger gleiten. Carlos hatte sehr viel erreicht in kurzer Zeit. Irgendwie wusste der Spanier immer, was er sagen musste. Selbst der Zeitpunkt war immer richtig gewählt, so wie heute morgen als er selbst direkt nach dem Aufwachen seines Freundes mit so einer blöden Unterhaltung angefangen hatte. Dabei hätte alles ganz anders laufen sollen. Ihre erste gemeinsame Nacht als Paar, das erste Mal Aufwachen in den Armen seines Freundes und er zerstörte diesen Moment in wenigen Sekunden.

Und wieder war es sein Freund, der genau wusste, was er sagen und tun musste. Das gemeinsame Kuscheln nach ihrer Unterhaltung hatte ihn wieder runtergeholt, hatte die wirren Gedanken wieder in eine weiche Decke eingehüllt, während er es wirklich genießen konnte, wie Carlos seinen Rücken streichelte. Das er diese Nähe so gut zulassen konnte, war für Lando selbst auch eine Überraschung. Nach den über griffigen Verhalten der Jungs hatte er noch weniger Körperkontakt zugelassen und diesen auch gemieden, wo es nur ging. Gedanklich hatte er schon damit abgeschlossen nie Erfahren zu können, wie es sich anfühlt liebevoll in Armen gehalten zu werden, ohne in Angststarre zu verfallen.

„Danke das ihr Carlos gefragt habt, ob er über Weihnachten bleibt."

„Zurzeit ist Carlos das Beste, was uns passieren konnte. Dir, weil du langsam aufblühst und Gefühle für Carlos entwickelt hast. Und weil wir einfach spüren und sehen, wie gut er dir tut. Carlos selbst konnte man aber auch Ansehen, das es sich unwohl mit den Gedanken gefühlt hat, bald Abreisen zu müssen. Von sich aus hätte er sicher nicht gefragt, ob er länger bleiben könnte."

„Dad? Carlos ist was Besonderes, nicht wahr?"

„Ja, das ist er. Er ist ein besonderer Mensch. Der Mann, der es geschafft hat, unseren Sohn zu erreichen. Ich möchte so gerne mehr für dich tun und bin jetzt gerade wirklich glücklich das du so offen redest. Vor Carlos war das unmöglich. Ich muss den Tatsachen ins Auge sehen das Carlos dir eine viel bessere Hilfe sein kann als deine Mom und ich. Und deswegen vertraue ich dich auch Carlos an, weil ich ein sehr gutes Gefühl bei ihm habe."

Es geschah etwas, womit Adam noch weniger gerechnet hatte als mit diesen doch sehr offenen Gespräch. Lando erhob sich von seinem Platz und kam direkt auf ihn zu. Für einen kurzen Moment Blinzelte Adam verwirrt, riss im nächsten Moment fast schon erschrocken die Augen auf, als Lando sich hinunter beugte und die Arme um ihn schloss.

„Danke Dad. Danke das ihr Carlos in mein Leben geholt habt. Danke das Mom und du immer da wart, auch wenn ich es euch nicht leicht gemacht habe. Es war nie meine Absicht euch zu verletzten oder aus meinem Leben auszuschließen. Ich hätte euch so gerne von dem Mobben und den anderen Sachen erzählt, aber ich habe mich einfach nicht getraut und mich geschämt."

Vorsichtig stand Adam auf, schloss seinerseits die Arme um seinen Sohn und drückte Lando fest an sich. Es war die reine Selbstkontrolle das ihm nicht vereinzelt Tränen über das Gesicht liefen. Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet?

„Wir schaffen das Lando. Wir alle gemeinsam werden dir helfen. Wir bekommen deine Gedanken wieder in den Griff und dann wirst du sehen was für ein großartiges Leben da draußen für dich bereitsteht. Du hast Mom, deine Geschwister und mich. Und du hast Carlos, deine erste Liebe. Die erste Liebe vergisst man nicht, sie ist was ganz Wertvolles und einzigartiges."

Lando war selbst überrascht, dass keine Tränen bei ihm liefen. Zwar hatte ihn diese Umarmung schon Mut gekostet, weil er solchen Körperkontakt ja sonst mied, aber zu spüren und zu hören wie viel Freude er seinem Dad damit machte, ließ ihn selbst noch stolzer fühlen.

„Dad? Können wir vielleicht auch in die Stadt, wenn wir fertig sortiert haben?"

„Du willst, was für Carlos kaufen."

„Ja. Und ich weiß nicht was. Aber er soll als einziger nichts bekommen. Das will ich nicht. Außerdem ist er mein Freund. Auch wenn das noch keine 24 Stunden so ist."

„Dann lass und rasch schauen das wir den Schmuck für den diesjährigen Baum zu Ende Sortieren und dann fahren wir los. Wir finden sicher was."

„Hmm. Vielleicht irgendwas in Bezug auf seine vielen Hobbys? Er mag doch gerne diesen spanischen Fußballverein. Mit Rennrädern kenne ich mich nicht aus und seine Schuhgröße für neue Laufschuhe weiß ich auch nicht. Er mag gerne Chilis, das habe ich rausgehört, als er über seine Kochkünste geredet hat."

„Hey."

Achtsam schob Adam seinen Sohn etwas von sich, blickte diesen warmherzig an.

„Wir finden was. Versprochen."

TBC...

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