#6 - Shadow Puppet oder auch - Wat? (PrinzessinDerStille)
0. Allgemein
Als nächstes ist dann (endlich) die Kurzgeschichte „Shadow Puppet" von PrinzessinDerStille dran. Wie ich bereits erwähnt hatte, konnte ich aufgrund eines Bugs das zweite Kapitel nicht lesen, aber das hat sich jetzt behoben. Ich durfte es lesen und kann es jetzt auch bewerten.
1. Klappentext
Der Klappentext ist – leider – sehr schlicht und langweilig. „Lucy Morgan – ein gewöhnliches Mädchen. (...)" Allein dieser Teil ist so unglaublich ausgelutscht, dass ich nie im Leben freiwillig weiter als hier lesen würde. Es ist einfach so weit verbreitet, dass „ein gewöhnliches Mädchen" mittlerweile bei mir unter die Schiene „blond, blauäugig und 1D-FanGirl". Das ist Lucy immerhin nicht, trotzdem kann ich nicht sagen, was denn nun an ihr so gewöhnlich sein soll. Denn ist nicht jeder Mensch irgendwo besonders?
Der weitere Teil ist ebenfalls etwas langweilig und sagt auch nicht viel darüber aus, was denn nun in „Shadow Puppet" passiert.
Wenn du wirklich mit dieser Geschichte etwas erreichen willst, dann rate ich dir, schon mal als erstes diesen langweiligen Klappentext zu überarbeiten. Denn niemand würde hierbei reinklicken, weil man sich einfach nicht vorstellen kann, was denn an dieser Geschichte spannend oder gut sein sollte.
Mach es länger und etwas aussagekräftiger, dann wäre man vielleicht eher animiert, bei deiner Geschichte reinzuklicken.
2 von 5 Punkten.
2. Cover
Das Cover ist ganz nett, muss ich sagen. Sieht aus, wie eine Marionette im Schatten (Shadow Puppet, eh, eh?) und auch der Autorenname sowie der Titel ist vorhanden. Es ist schlicht und einfach, doch gerade das finde ich ganz nett. Es ist nichts, was mich jetzt super umhauen würde oder auch animieren würde, zu lesen, aber man kann es haben.
4 von 5 Punkten.
3. Story
Lucy Morgan, das „gewöhnliche" Mädchen, erlebt in dieser Kurzgeschichte das so ziemlichste WTF was man sich wohl denken kann. Als erstes telefoniert sie mit ihrer besten Freundin Viktoria und isst dabei Pizza, die beiden machen aus, dass sie sich am verlassenen, alten Krankenhaus treffen – welchen Grund das auch immer haben sollte – und verabschieden sich dann, nachdem Lucy ihrer Freundin aufgedrängt hat, vorher zu Günther zu gehen, weil der ihr noch Geld schuldet.
Dann bekommt sie eine SMS von einem Valor, der ein Buch hat, was sie will, dann geht's zu Günther, er stürzt die Treppe runter, die Mädchen entführen ihn mit ins Krankenhaus und dann taucht Aileen auf, eine Klassenkameradin. Sie lockt Lucy – denn die anderen sind vor Schreck alle weggerannt – zu einem Trümmerfeld, weil sie angeblich eine Kette verloren hat. Dann schlägt Aileen Lucy nieder.
Diese wacht schließlich im Keller auf und bemerkt erst beim in den Spiegel gucken, dass ihr ein Augapfel fehlt. Aileen kommt mit einem Messer bewaffnet zurück – sie ist irgendwie eifersüchtig und bisschen cray-cray – und will Lucy killen. In gefühlt drei Sätzen wehrt diese sich aber und kann Aileen in den Bauch stechen, woraufhin diese Lucy gegen den Spiegel schleudert und sie wieder ohnmächtig wird.
Im Krankenhaus wird sie von Valor geweckt, sie muss Fragen beantworten, darf nach Hause und geht baden. Das Wasser verfärbt sich rot und sie springt überrascht aus der Wanne. Aus dem Badezimmerspiegel kommt eine weitere Lucy getreten und die vereinen sich dann irgendwie und wollen alle abschlachten.
Damit endet diese Kurzgeschichte und ich war verwirrter als zuvor. Denn irgendwie wirken all diese Handlungen so merkwürdig und unverknüpft. Warum muss sie zu Günther und das Geld holen, wenn der eh nicht wichtig ist – geschweige denn das Geld? Wer sind diese ganzen random Leute? Wat bitte soll das mit Shadow-Lucy?
Ihr seht selber, ich bin verwirrt von dieser Geschichte. Weiterhin – da bin ich ehrlich – kenne ich mich nicht wirklich mit Kurzgeschichten aus, deshalb kann ich nicht sagen, ob das denn gut erfüllt wurde und so was. Ich kann nur sagen, dass ich persönlich diese 'Story' sehr merkwürdig finde. Wäre es alleine diese Eifersucht von Aileen gewesen, dann hätte es besser werden können. Aber diese ganzen anderen, unwichtigen Dinge haben das überspielt und zum Schluss ehrlich gesagt nur noch lächerlich gemacht. Ich konnte diese Geschichte einfach nicht ernst nehmen.
Deswegen kann ich nur 5 von 15 Punkten vergeben.
4. Charaktere
Leider kann ich nicht sagen, ob Lucy irgendeinen Charakter hat, denn in der Zeit, in der sie vorkam, erfuhren wir einfach nichts über sie. Sie ist tollpatschig – was so eine Klischee 'schlechte' Fähigkeit ist – und mag Bücher. Das ist im Grunde alles, was wir über sie wissen. Tollpatschig kann man schon kaum noch als Fähigkeit ansehen, denn jeder ist tollpatschig – manche eben mehr, manche eben weniger, aber jeder lässt mal etwas fallen, oder stößt was um.
Deswegen konnte ich auch keine wirkliche Bindung zu ihr aufbauen. Sie war einfach da. Sie wirkte wie ein Pappaufsteller, genau wie irgendwie jede andere Figur.
Aileen ist von dir so unglaublich in die eifersüchtige Bitch-Rolle gedrängt worden, dass sie auch keinen anderen Charakter hat. Sie hat keine Tiefe, man kann ihre Aktionen nicht nachvollziehen – really, nur weil sie eifersüchtig ist, will sie Lucy gleich umbringen – und sie ist wie Lucy nur da.
Günther, Viktoria, Valor, Destiny und wie sie alle hießen genau dasselbe. Man kann mit wenigen Worten Bindungen zu Charakteren aufbauen, doch meiner Meinung nach hast du das nicht geschafft. Du hast einfach nur Klischees genommen - beste Freundin, Bitch, gewöhnliche Protagonistin, gutaussehender Typ – und ihnen Namen verpasst. Ihnen fehlt es an Tiefe, an Charakter und an Geschichte.
Desweiteren sind diese ganzen Namen einfach nur – wow, keine Ahnung. Du hast angedeutet, dass das Ganze in Deutschland spielt – dem Euro zumindest nachzuvollziehen – aber wirfst dann mit so vielen Namen um dich. Wer in Deutschland heißt bitte Valor oder Destiny? Fiel dir einfach nichts besseres ein oder warum?
Lucy Morgan ist ebenfalls kein deutscher Name. Lucy kann man durchgehen lassen, aber Morgan nicht. Es ist ein englischer Nachname und wenn du nicht sagst, deine Charakter sind vielleicht eingewandert oder haben diese Wurzeln, dann bleibt es irgendwie unpassend.
Wenn du aber wolltest, dass die Geschichte in einem englischsprachigen Land spielt, dann warum Günther? Einzig – pure persönliche Meinung – der Name ist schon scheußlich genug.
Da ich bei deinen Charakteren nichts finden konnte, was mich eine Bindung aufbauen ließ, bekommst du hierbei noch gütige 3 von 10 Punkten.
5. Schreibstil
Man merkt, dass diese Geschichte alt ist, wie du es auch gesagt hast. Der Schreibstil ist freundlich ausgedrückt sehr dürftig. Viele Hauptsätze, kaum Metaphern und wenige bis keine Beschreibungen machen das Ganze zu einem ziemlich zähen Text. Er ließ sich zwar schnell lesen – dass kann aber auch daran liegen, weil gefühlt nichts passiert, was von irgendeiner Wichtigkeit wäre. Du könntest die ersten beiden Kapitel löschen, denn sie haben mit der Geschichte rein gar nichts zu tun.
Das aber in einem anderen Punkt.
Weil du hierbei wahrscheinlich schon etwas besser geworden bist und der Text alt ist, bin ich gnädig und gebe noch 4 von 10 Punkten.
6. Ausdruck
Hier ist eigentlich genau dasselbe wie bei Punkt fünf. Du schreibst für dich und nicht für die Leser, denn sie wissen nicht, worum es geht, wo sie sind, sie können sich nicht einmal den Charakter vorstellen, den sie begleiten.
Ebenfalls 4 von 10 Punkten.
7. Rechtschreibung
Hierbei hast du kaum was zu befürchten. Ich habe beim Lesen keine gravierenden Fehler gefunden – vielleicht mal ein falsches Komma oder ein falsches das/dass – aber ansonsten war es gut.
4 von 5 Punkten.
8. Kapitellänge
Da es sich hierbei um eine Kurzgeschichte handelt, werde ich die Länge der Geschichte an sich bewerten. Das erste ist das kürzeste, wenn ich mich nicht täusche und das dritte Kapitel das längste, zusammen ergibt es aber eine angenehme, nicht zu lange, Wortanzahl.
Lass mich lügen und schätzen – ich bin sehr schlecht im Schätzen nebenbei – aber ich meine es sind 2500+ Wörter, oder? Für eine Kurzgeschichte meiner Meinung nach genug, vielleicht weiß einer der Experten in den Kommentaren ja, wie viel angemessen ist.
Ich kann dir hierbei aber guten Gewissens die volle Punktzahl geben.
5 von 5 Punkten.
9. Erzählperspektive/Grammatik
Du benutzt ebenfalls die personale Erzählperspektive und setzt sie einigermaßen gut um. Es ist in Ordnung, aber sehr, sehr viel Luft nach oben. Ich vermisse für eine Kurzgeschichte ein paar mehr Gedanken und Beschreibungen der Orte. Denn wenn du Personen beschreibst, gehst du meistens nur darauf ein, welche Haar- und Augenfarbe diese Person hat. Daran kann man sich ein sehr grobes Bild machen, trotzdem sind die Charaktere flach und ohne jegliche Tiefe.
Außer ein, zwei fehlenden oder falschen Kommas und falschen das/dass, war es gut. Ausreichend würde ich sagen.
10 von 15 Punkten
10. Logik
Hier werde ich nun wieder auf die Dinge eingehen, die mich verwirrten oder stutzig gemacht haben.
- Deutscher Euro, aber Namen wie Desiree, Aileen, Lucy, Destiny kommen vor. Deine Stadt Haven ist, korrigier mich, wenn ich falsch liege, ausgedacht. Allerdings hast du nicht wirklich gesagt, wo genau sie denn nun liegt. Deutschland, England, wir wissen es nicht. Von den Namen können wir uns kein Bild machen, denn hier ist alles bunt durcheinander gewürfelt. Gefällt mir nicht wirklich.
- Die ganze Sache mit der Katharina, die Lucy wohl umbringen will. Warum hast du das eingebaut, wenn es eh unnötig ist? Zum Strecken des Kapitels oder zum Versuchen eines Charakters geben? Es will mir nicht wirklich in den Sinn kommen.
- Lucy will nicht mit zum Krankenhaus kommen, aber kaum sagt Viktoria etwas, hat sie sich umentschieden? Schwaches Durchhaltevermögen hat sie, dass muss man sagen. Schreib das bisschen mehr aus, das bietet sich nämlich gut an, um Lucy Charakter zu geben
- Günther war für mich einfach komplett unnötig. Er ist da, fällt die Treppe runter – wo ich mir auch nur gedacht habe: Wat? – und gibt ihr das Geld. Mehr ist nicht mit ihm, also warum ihn überhaupt einbauen, wenn er nicht mal wirklich eine Sprechrolle ist? Er ist wenn dann ein Statist.
- Allgemein Kapitel eins und zwei kann man weglassen und hätte von der „Story" nichts verpasst. Und das sollte denke ich nicht sein. Einfach alles, was in diesen Kapiteln passiert ist so unglaublich irrelevant, dass man darauf verzichten kann.
- Die komplette Sache mit Aileen hätte mit etwas mehr Ausbau wirklich eine nette Geschichte werden können, wenn du nicht versucht hättest, sie in diese Negativrolle zu drücken. Sie ist eine bösartige Bitch, aber warum genau sie das ist, wissen wir nicht. Ich war auch schon eifersüchtig aber gleich jemanden deswegen umbringen wollen? Ne, lass ma.
- Der fehlende Augapfel hat mich wohl noch am meisten gestört. Sie spürt es nicht, es fließt kein Blut, kein Schmerz? Entschuldigung, aber von der menschlichen Anatomie hast du wohl noch nie was gehört, oder? Wenn ein Augapfel entfernt wurde, dann kann die Person – ich bin kein Mediziner sondern gehe von Allgemeinwissen aus, korrigiert mich, wenn ich falsch liege – das Auge an sich nur noch schwer öffnen, oder? Außerdem merkt man das doch. Wenn man ein Auge schließt, dann verändert sich doch das komplette Sichtfeld. Und das kein Blut fließ kauf ich dir echt nicht ab. Was soll Aileen da bitte getan haben? Ihr einen Chemiecocktail ins Gesicht gekippt haben? Außerdem tut das weh. Da wurden Nerven durchtrennt, mit denen der Sehnerv mit dem Hirn verbunden war. Es war also...naja, komplett dumm und unrealistisch in meinen Augen. Wenn du das aber beibehalten willst, dann solltest du den darauffolgenden Kampf auch dementsprechend anpassen. Lucy kann nicht mehr das komplette Sichtfeld haben und ist dadurch nicht in der Lage, so gut und präzise zu arbeiten. Das hängt einfach mit dem Gleichgewichtssinn zusammen.
- Die Spiegelszene im Bad fand ich irgendwie merkwürdig. Ich verstehe den Gedanken dahinter- zumindest glaube ich dass – das so ein Erlebnis, eine Person verändern kann, aber es ist metaphorisch einfach nur merkwürdig gewählt. Vor allem der letzte Abschnitt, in der sich die beiden Lucys vereinen und dann das Blutbad beginnen soll, der ist so merkwürdig. Ich verstehe einfach nicht, was genau deine Intention dahinter war.
Das waren so ziemlich alle Dinge, die ich dazu hatte. Andere Leute würden sicherlich noch mehr finden.
Weil du die Geschichte eh überarbeiten willst und sie echt alt ist – sechs Jahre ist 'ne ganze Menge – bin ich nicht ganz so hart mit der Bepunktung.
4 von 10 Punkten.
Damit kommst du insgesamt auf 45 von 90 Punkten.
Es ist viel Luft nach oben, das ist dir sicherlich selber bewusst. Wenn du aus dieser Geschichte aber etwas machen willst, dann solltest du den ganzen Plot am besten noch etwas umdenken und auch eine andere „Pointe" wählen. Denn wirklich mit einer Shadow Puppet hatte das nicht zu tun, dass da eben so eine dunkle Lucy kommt und sich mit der anderen vereint.
Aber ich denke, du weißt selber, woran du arbeiten musst, ich habe ja genug aufgezählt.
Es rezensierte für Sie,
Roiben.
Es fügte lustige Gifs für Sie ein,
Illara
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