#16 - 1876 (EmmaBFox)

0. Allgemein

1876 ist ein Historischer Roman mit zehn Teilen plus Prolog, der noch mitten in den Kinderschuhen steckt. (Stand 01. 03. 2017)

Die Autorin hat sich dem Thema der Zeitreise angenommen und versucht, ein modernes Mädchen in eine Zeit des 19. Jahrhunderts einzubinden. Alice Collins ist besagtes Mädchen, welches durch die Zeit gesprungen ist. Am Tag ihres 18. Geburtstages landet sie plötzlich im Jahr 1876, ohne Erklärung und ohne eine Ahnung, wie dies überhaupt passiert war. Doch der Zufall ist ihr Hold und so trifft sie nicht nur ihre Vorfahren, allen voran Freddie Collins, sondern auch ein ganz besonders Mädchen, welches auf den Namen Rose Harper hört.


1. Klappentext

Für Wattpadverhältnisse ist der Klappentext wirklich gut. Er erzählt kurz und knapp, was uns in diesem Buch erwartet, wer die Hauptpersonen sind und was sie erleben könnten. Aufgebaut ist er ein bisschen wie ein Brief und wenn man so betrachtet, dass das ganze Buch eigentlich nur ein einziger, sehr langer Brief ist, dann passt das sogar.

Was ich eigentlich sagen möchte: An sich gefällt mir der Klappentext gut, er verrät nicht zu viel, ist nicht zu lang und hat die wichtigsten Punkte angeschnitten.

5 von 5 Punkten.


2. Cover

Das Cover ist sehr schlicht, sehr einfach und sehr hübsch. Ein einfacher weißer Hintergrund, ein dünner schwarzer Rahmen und dazu das (Aquarell-)Bild eines Blumengestecks, dazu den kurzen Titel und den Namen der Autorin sehr gut eingebaut. Weder der Titel ist zu aufmerksamkeitsheischend, noch der Hintergrund. Sprich: Hier betrachtet man das Ganze an sich und sieht nicht nur einen einzelnen Punkt.

5 von 5 Punkten.


3. Story

Es ist bei weitem nicht die erste Zeitreisestory (und auch nicht die erste, die ich hier rezensiere), deswegen kann ich auch nicht sagen, dass hier die Kreativität explodiert ist. Allerdings ist diese Geschichte hier bei weitem hochwertiger als so manch andere, auch wenn ich auch so einige Mängel habe, zu denen ich später noch komme.

Wenn man zwischen den Zeilen liest, dann kann man erkennen, dass es sich höchstwahrscheinlich (und das kann ich nicht bestätigen, denn noch ist dieser Konflikt nicht aufgetaucht) um eine Liebesgeschichte zwischen Alice und Rose drehen wird. Denn bereits aus dem Prolog lässt sich herauslesen, dass die gute Alice die liebe Rose etwas zu sehr mag, um nur ihre Freundin aus einer anderen Zeit zu sein.

Das hingegen ist etwas anderes. Bei anderen Zeitreisegeschichten geht es meist um den rein historischen Aspekt, oder um die Liebesbeziehung zwischen einem Mann und einer Frau. Und eigentlich ist es eine Schande, dass es so erwähnenswert ist, dass es hier (vielleicht) die Liebe zweier Frauen ist, denn es ist etwas so normales, dass man das normalerweise nicht erwähnen müsste.

In den zehn Kapiteln, die bisher veröffentlicht wurden kann ich nicht sehr viel über die eigentliche Geschichte sagen, außer: Alice ist im Jahr 1876 gelandet und muss mindestens bis zu ihrem neunzehnten Geburtstag dort verweilen. Wieso das so ist, das wurde noch nicht geklärt.

Wie ich am Anfang bereits sagte, ist die Idee nicht unbedingt neu. Doch es muss nicht immer eine neue Idee sein, denn alleine dadurch, dass die Autorin die ganze Geschichte als eine Art Brief erzählt, wird dieses Buch etwas, dass heraussticht.

Ich selber bin nicht unbedingt Freund von Zeitreisegeschichten (denn jede Aktion in der Vergangenheit hat immer eine Reaktion in der Gegenwart zu erwarten und schnell kann daraus ein Paradoxon werden, aber ich schweife ab), trotzdem konnte ich diese Geschichte schnell und gut lesen. An sich gefällt sie mir also sogar, doch nichts, was ich privat ebenfalls lesen würde. Ist einfach nicht mein Geschmack.

12 von 15 Punkten.


4. Charaktere

Alice ist die Hauptperson dieses Buches. Sie sagt selbst von sich, dass sie ein Morgenmuffel ist. Sie weiß viel über Kleidung, ein bisschen Wissen aus der Zeit, in der sie gelandet ist, ist auch hängengeblieben und sie ist etwas frech.

Das ist leider aber bisher auch schon alles, was Alice charakterisiert. Ehrlich gesagt, muss ich sogar sagen, dass sie mich als Prota etwas genervt hat. Wenn sie nicht gerade darüber redet, wie schwer es doch ist, in einer anderen Zeit zu sein (was ich natürlich nachvollziehen kann, aber man muss es nicht in jedem Kapitel erfahren), dann verbringt sie ihre Zeit damit, darüber zu sinnieren, was sie eigentlich machen will.

Des Weiteren ist sie in ihrer Familie nicht sehr beliebt, denkt einmal an ihre beste Freundin, die sie sehr vermisst und macht sonst auch nicht viel. Irgendwie muss ich sagen, dass ich sie nicht mag, dabei macht sie nichts, was dazu führen würde. Aber sie hat leider auch keinen wirklichen Einfluss. Es scheint, als würde die Geschichte sich einfach ohne sie abspielen.

Auch wie Alice in die Geschichte 'eingeführt' wird, ist mir ein ziemlicher Dorn im Auge. Nicht nur, dass sie via Weckerszene anfängt im ersten Kapitel zu erzählen, nein, sie hat auch noch an diesem Tag Geburtstag, den sie aber vollkommen vergessen hat (weil die Volljährigkeit natürlich sehr unwichtig ist (sogar Harry Potter erinnert sich an seinen Geburtstag, und der lebte in einem Haus, in dem er von seinen Verwandten regelrecht misshandelt wurde)), aber zum Glück ist die beste Freundin ja da, die Prota daran erinnern kann. Generell wird etwas viel Zeit dafür verwendet die beste Freunde zu 'charakterisieren', wenn sie doch sowieso nur für diesen kurzen Abschnitt vorkommt. Wir müssen nämlich nicht in Kapitel eins erfahren, dass sie immer nett und höflich ist, wenn sie doch die nächsten dreißig Kapitel nicht mehr vorkommt.

Von der besagten Rose Harper haben wir bisher nur im Prolog und im zweiten Kapitel etwas erfahren und das reicht nicht aus, um sie zu charakterisieren. Sie scheint aber ein nettes Mädchen zu sein, welches wohl hilfsbereit ist und gut zeichnen kann.

Andere Charaktere wären Freddie, Lillian und Mrs. Collins. Von allen bekommt Lillian noch die meiste Aufmerksamkeit, die die kleine Schwester von Freddie ist. Dieses Mädchen mag Musik und ist unsagbar neugierig, ansonsten ist aber auch nicht viel bekannt. Allgemein wird nicht viel Zeit auf die Charakterisierung der Charaktere verschwendet, sondern sie agieren eher dann, um der Prota etwas zu erzählen oder - wie in Mrs. Collins Fall - harsch zu ihr zu sein.

An der Charakterisierung würde ich wirklich noch arbeiten. Es sind zehn Kapitel vergangen, und kaum einer dieser Charaktere wird mir wahrscheinlich bis zum Wochenende im Gedächtnis bleiben, was doch sehr schade ist, denn du hast dir sicher einiges an Mühe mit ihnen gegeben.

5 von 10 Punkten.


5. Schreibstil

Die Autorin hat einen guten, flüssigen Schreibstil, der sich angenehm lesen lässt. Also, hier habe ich eigentlich nicht wirklich viel auszusetzen, einzig vielleicht, das ab und an ein paar mehr Wörter auftauchen können, anstatt immer nur dieses eine. Sprich, mehr Synonyme wären schon toll.

Störend für mich sind die vielen fehlenden Beschreibungen der Umgebung und der Menschen. Alice ist in einer anderen Zeit, in einem anderen Jahrhundert. Allerdings scheint sie nicht gerade wahrzunehmen, dass Häuser und Kleider anders aussehen, denn das einzige, worüber sie sich dahingehend Gedanken macht, sind die Korsetts, die sie tragen muss. Ich würde mir also noch ein paar mehr Umgebungsbeschreibungen wünschen.

Ansonsten finde ich ihn gut, er ist auch ganz passend zu dieser Geschichte.

8 von 10 Punkten.


6. Ausdruck

Hier kann ich lediglich noch einmal anbringen, dass mir ein paar mehr Synonyme fehlen, ab und an könnte der Stil auch mal etwas schneller sein, denn stellenweise wird sehr viel Zeit darauf verwendet, um etwas zu erklären.

8 von 10 Punkten.


7. Rechtschreibung

An der Rechtschreibung habe ich rein gar nichts auszusetzen. Die Autorin hat meines Wissens nach sogar fehlerfrei gearbeitet.

5 von 5 Punkten.


8. Kapitellänge

Ich schätze mal, die Kapitel gehen etwas an die 1000 Wörter-Grenze, vielleicht mal mehr, mal weniger. An sich okay, auch wenn es länger sein könnte.

4 von 5 Punkten.


9. Erzählperspektive/Grammatik

Die Autorin bedient sich hier des Ich-Erzählers, den sie bisher auch okay umsetzt. Wie bereits gesagt, fehlen mir die Umgebungsbeschreibungen und auch die Menschen, ansonsten ist es aber in Ordnung. Vielleicht sind sogar ein paar zu viele von Alice' Gedanken vorhanden.

In der Grammatik hab ich nichts auszusetzen. Den einzigen Fehler, den ich gefunden habe, war im Prolog, wenn ich mich nicht irre, und dort fehlte lediglich ein Kommata.

11 von 15 Punkten.


10. Logik

An der Logik habe ich lediglich eine einzige Sache auszusetzen und das sind die fehlenden Emotionen, die Alice durchleben sollte, als sie auf einmal in einer fremden Zeit feststeckt. Natürlich verfällt sie am Anfang ein bisschen in Panik, doch kaum zwei Tage später spielt sie lieber ein bisschen Klavier, ehe ihr dann einfällt, dass sie ja mit Mrs. Collins auch mal darüber reden könnte. Das ist nicht gerade das Denken, was ich von einer Person erwarte, die in einer anderen Zeit landet.

(Über die Logik von Zeitreisen an sich möchte ich gar nicht reden.)

Daher vergebe ich hier

9 von 10 Punkten.

Am Ende sind das 72 von 85 Punkten.

"1876" hat noch viel mehr Potenzial, als die Autorin bisher ausgeschöpft hat und ich denke, mit etwas mehr Arbeit - vor allem der Charakterisierung anbetreffend - kann daraus ein sehr gutes Buch werden.

Es rezensierte für Sie,

Roiben.

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