Crossover: #5

NATH

"Peters!", rief ich und lenkte den Stich der Walküre ab, während die anderen beiden versuchten mich in die Zange zu nehmen. "Wir müssen sie hier weglocken! Glaub mir, Kämpfe in denen ich beteiligt bin, richten immer Chaos an." Der junge Mann nickte, trat ein paar Schritte zurück und zog eine Pistole aus seiner Jackentasche. "Treib uns einen fahrbaren Untersatz auf!", erwiderte er und eröffnete das Feuer, während er seinen Speer hob. "Hey, ihr komischen Flügel-Frauen! Hier bin ich, holt mich doch!" Alle drei Walküren drehten sich für einen Augenblick zu Steve um, offenkundig empört und schienen mich zu vergessen. Mit einem kurzen Windstoß katapultierte ich mich nach hinten, landete halbwegs elegant und sah mich um. "Jo, Steve. Kannst du Motorrad fahren?" "Was? Denke schon. Und jetzt beeil dich, wird langsam etwas eng!" Ein Blick aus dem Augenwinkel bestätigte es. Keine Ahnung wie, aber Steve gelang es wieder und wieder den Walküren auszuweichen oder ihre Hiebe umzulenken, aber ich hatte keine Ahnung, wie lange er das noch durchhalten würde. Ich sprintete zu einer Vespa, legte meine Hand aufs Zündschloss und startete den Roller mit einem kleinen Blitz. "Runter!", rief ich Peters zu, der sich sofort fallen ließ und dadurch der Luftwelle entging, welche die Walküren von den Füßen fegte. Steve sprang sofort wieder auf, ließ den Speer fallen und rannte los. Schneller als erwartet kam er bei mir an und schwang sich auf die Vespa. "Hast du nichts Besseres auftreiben können?", murrte er. "Da drüben steht ein Mustang." "Nicht wendig genug. Wir sollten sie Richtung Central Park locken, dort haben wir genug Platz." Steve nickte und feuerte einen weiteren Schuss auf die Walküren ab. "Nath, komm schon! Schnapp dir auch ein Motorrad, wir sollten hier weg." Mit einem breiten Grinsen breitete ich meine Flügel aus. "Keine Sorge, ich werde dich schon einholen." Nero sprang auf die Vespa, krallte sich fest und sagte: "Jetzt mach schon. Der Kleine wird sie hinter uns her locken und wir halten den Weg frei. Du weißt schon, dämliche Zivilisten und so." Peters nickte erneut, schien aber nicht ganz einverstanden zu sein. "Na gut. Aber wenn ich drauf gehe, gebe ich dir persönlich die Schuld. Außerdem wird Hel verdammt angepisst sein. Und ich übrigens auch!" Ohne ein weiteres Wort gab Steve Vollgas und verschwand hinter der nächsten Straßenecke, angeleitet von Nero. Ich drehte mich wieder um, schwang mich in die Lüfte und richtete mein Schwert auf die Walküren, die sich wieder erhoben hatten. "Du kämpfst unehrenhaft!", zischte die vorderste, Brynhildr und hob Gungnir, den Speer Odins. Sie schleuderte den Speer mit aller Macht, doch es fiel mir nicht sonderlich schwer der Waffe auszuweichen. "Das sind also die Kriegerinnen des Allvaters?", spottete ich. "Kein Wunder, dass euer Herr verrückt geworden ist." Brynhildr hatte die Hand noch immer erhoben und funkelte mich an. Plötzlich verspürte ich einen stechenden Schmerz, Gungnir durchbohrte mit einer unglaublichen Geschwindigkeit meinen Flügel und kehrte zurück in Brynhildrs Hand. Da der Speer einige wichtige Sehnen durchtrennt hatte, trudelte ich nun unkontrolliert zu Boden und krachte auf das Dach eines teuer aussehenden Cadillacs. Na hoffentlich war der Besitzer gut versichert. Stöhnend rollte ich mich vom Wagen, setzte den Fuß gegen das Heck und trat ihn mit aller Kraft in Richtung der Walküren. Sie stoben auseinander und ich nutzte die Gelegenheit, wandte mich um und sprintete los, nutzte Windstöße um über Hindernisse hinwegzusetzen und schleuderte immer wieder Feuerbälle in Richtung der Walküren. Die Schildjungfern schlugen wütend mit den Flügeln und nahmen die Verfolgung auf. Ich nahm eine ziemlich direkte Route, sprang über Zäune und Mauern, sodass ich Steve bald eingeholt hatte, dicht gefolgt von den Walküren. Und auch hier waren keine Menschen zu sehen, lediglich einige Autos standen mitten auf der Straße, bei einigen standen die Türen offen, als wären die Insassen panisch geflohen. "Du elender Feigling!", kreischte eine der Walküren und instinktiv warf ich mich nach links. Ich spürte wie Gungnir an meinem Ohr vorbei schoss, wie der Speer nur knapp die Vespa verfehlte und einen Kleinwagen durchbohrte, als bestünde dieser aus Butter. Ein weiterer kräftiger Windstoß zwang die Kriegerinnen für einen Moment zur Landung und während Gungnir in Brynhildrs Hand zurück kehrte, holte ich Steve ein und bedeutete ihm erneut abzubiegen. Mit vollem Tempo steuerten wir auf den  Zaun zu, der den Central Park umgab, Steve sprang von der Vespa und gemeinsam kletterten wir rüber, dicht gefolgt von Nero. Beim landen legte ich eine Hand auf den Boden und tastete nach den Lebewesen im Park. "Die Stadt die niemals schläft und der Central Park ist wie ausgestorben.", murmelte ich. "Das ist definitiv irgendeine übernatürliche Scheiße. Nero, hast du eine Ahnung, was das sein könnte?" Der Kater schüttelte kurz den Kopf, dann setzte er sich hin und kniff die Augen zusammen. Das sanfte Rot seiner Augen wurde deutlich intensiver und schien geradezu zu glühen, dann zuckte Nero überrascht zurück. "Fuck!", flüsterte er. "Leute, wir haben ein Problem. Hier ist eine verdammt gute Illusion am Werk." Nun wo ich wusste, worauf ich mich konzentrieren musste, entdeckte ich das fein gewebte, magische Netz sofort. Ich stieß einen beeindruckten Pfiff aus, eine derart mächtige Illusion war mir erst einmal untergekommen und zwar bei einer Demonstration Luzifers. Jetzt war klar, warum niemand auf den Straßen gewesen war. Für die Sterblichen sah es aus, als befände sich dieser Teil der Stadt in einem Bandenkrieg, verließen sie den Bereich, verloren sie die Erinnerungen an das Ganze. Raffiniert und überaus komplex. Hier war kein Dämon oder Engel am Werk und kein Magier wäre imstande einen Zauber dieses Ausmaßes zu wirken. Also blieb nur eine weitere Option. "Steve?", setzte ich an, während sich die Walküren hoch über uns zum Angriff formierten. "Hel ist irgendwo unter der Erde und Nero und mich wirst du vermutlich nie wieder sehen. Also wäre es an der Zeit zu zeigen, was in dir steckt, denn hier ist gleich die Kacke am dampfen." "Was in mir steckt?", fragte Steve in gespielter Verwirrung. "Ich bin ein Kiffer mit nützlichen Freunden, nicht mehr und nicht weniger." Die Kriegerinnen begannen uns zu umkreisen, wobei sie immer weiter gen Boden flogen und den Kreis enger zogen. "Kniet nieder!", schrie eine der Walküren. "Beugt das Knie und wir gewähren euch einen schnellen Tod!" Ich sah wie Brynhildr Gungnir hob, Blitze zuckten um die Spitze des Speeres und ein Donnergrollen erklang. "Ich bin wirklich beeindruckt, Peters.", sagte ich und spreizte die Flügel. "Ein solches Geheimnis vor seinen Freunden zu verbergen ist eine Last, einer Freundin von mir erging es sehr ähnlich. Doch irgenwann hatte sie keine andere Wahl mehr und musste dazu stehen, was sie ist. Ja, Steve wir sind gefährlich und mächtig. Wir verfügen über Kräfte, die uns selbst oft Angst einflößen, doch du kannst lernen, es zu kontrollieren. Steven Peters, du bist ein Wirt, also stell dich deiner Verantwortung, oder dir wird es ergehen wie mir." Steve starrte mich fassungslos an. "Woher….?" "Darüber reden wir später. Erledigen wir erstmal die Walküren, hier treibt sich noch ein weiterer Wirt rum, als wäre hier eine Art Convention oder so." Mit kräftigen Flügelschlägen schoss ich auf Brynhildr zu, gleichzeitig richtete sie ihren Speer auf mich und ein gewaltiger Blitz zuckte vom Himmel, fuhr in die göttliche Waffe und schoss direkt auf mich zu. Abwehrend kreuzte ich die Arme und schloss geblendet die Augen. Eine gewaltige Menge magischer Energie strömte durch meinen Körper, als meine Siegel den Blitz absorbierten und ein breites Grinsen zog sich über mein Gesicht. Langsam landete ich neben Steve und verlängerte meinen Speer. Der Wirt war immer noch schockiert, doch er schien zu erkennen, das wir uns erst um die Walküren kümmern mussten, die vor uns gelandet waren und ihre Schilde erhoben. "Wie kannst du es wagen der Waffe des Allvaters zu widerstehen?", zischte die eine. Ich ignorierte sie und sah Steve an. "Also Peters, bist du bereit? Oder kneifst du lieber?"
Der Wirt schenkte mir ein kaltes Lächeln und hob den rechten Arm. "Fick dich, Nath.", grinste er und drehte sich zu den Walküren um. Plötzlich spürte ich es. Eine alte, dunkle Macht, im selben Moment glühte ein Mal auf Steves rechtem Schulterblatt auf, eine schwarze Schlange, die mit ihrem Körper mehrfach das Symbol der Unendlichkeit formte. Dunkle, schlangenartige Schatten drangen aus dem Mal, wanden sich über seinen Arm bis zu seiner Hand und formten einen langen, schlanken Gegenstand. Die Schatten zogen sich zurück und gaben den Blick frei auf ein bronzenes Kopesh, ein ägyptisches Sichelschwert. Seine Seelenwaffe. Und nun wurde mir klar, wessen Wirt Steve war. Steven Peters, der schräge Kiffer, war der Wirt von Apophis, dem ägyptischen Gott der Auflösung, der Finsternis und des Chaos. Na das konnte ja lustig werden.

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