#80
JANUA SUM PACIS- 'Ich bin das Tor des Friedens'. So lautet die Aufschrift auf dem Eingangstor zum Cementário Cristóbal Colón. Ein wenig ironisch, da vom Friedhofsgelände leise Kampfgeräusche an mein Ohr drangen. Leonie hatte also nicht gelogen. Ich durchschritt das Tor, dann schlich ich mich zwischen die weißen Gräber. Der Friedhof war fast 56 Hektar groß, mehr als eine Million Menschen lagen hier unter der Erde. In der Mitte befand sich eine kleine Kapelle, noch etwa 150 Meter entfernt, von dort waren Schüsse und Rufe zu hören. Vorsichtig ging ich näher, als eine Kugel an mir vorbeischoss und den Arm eines marmornen Engels sprengte. Vermutlich nur ein Querschläger, dennoch ging ich in Deckung und lugte über den Grabstein. Fünf Männer in weißen Kampfanzügen standen vor der Kapelle, bewaffnet mit Maschinenpistolen. Drei Gestalten mit Schwertern in den Händen stürmten auf sie zu. Die Sparten. Sie waren tatsächlich hier. Die Schüsse schienen sie kaum zu stören. Dann ließ einer der Jäger seine Waffe fallen und zog ein Breitschwert aus der Scheide auf seinem Rücken. Die Klinge kam mir bekannt vor und auch dem Mann der sie führte war ich schon begegnet. Maxwell Anderson. Ich sprintete geduckt los und erklomm ein Mausoleum, nur etwa zehn Meter vom Geschehen entfernt. Das Ganze versprach lustig zu werden. Mit widerwilligem Respekt sah ich zu, wie Anderson alle drei Sparten abwehrte, während seine Kameraden anfingen mit Kreide Runen auf die Türen der Kapelle zu zeichnen. Der Jäger mochte alt sein, aber er war ein begnadeter Kämpfer. Mal sehen, wie lange er das durchhalten konnte. Anderson blockte einen Hieb, dann stieß er einen kurzen Schrei aus und die Klinge seiner Waffe begann silbrig zu glühen. Der Jäger sprang vor und schwang sein Schwert. Mühelos trennte er einem der Sparten den Kopf ab und rammte die Schwertspitze in die Brust eines weiteren. Dann riss er die Klinge aus dem Körper des Kriegers und wich zurück. Grinsend beobachtete ich den abgetrennten Kopf und sah zu, wie er sich in Staub auflöste. Dann stutzte ich. Statt zurück zum Körper zu fließen, schien der Staub im Boden zu versickern. Und auch der andere Sparte fiel regungslos zu Boden, die Hand immer noch auf das Loch in seiner Brust gepresst. Der dritte Krieger brüllte wütend auf, machte aber einige Schritte zurück. Plötzlich erklang ein lautes Klatschen und eine Gestalt, gekleidet in eine weinrote Robe, trat aus den Schatten. Den Dämon mit dem Falkenkopf würde ich überall wiedererkennen. Horus. Wütend ballte ich die Fäuste. "Nicht schlecht, Jäger.", sagte Horus mit seiner unangenehmen Stimme. "Ich war mir nicht sicher, ob dein heiliges Schwert mächtig genug ist, um die Söhne der Schlange zu vernichten. Aber das war doch recht unterhaltsam." Er schnippste mit den Fingern und die Leichen der Sparten verschwanden in einer Rauchwolke. "So viel Spaß mir diese Unterhaltung auch bereitet, ich habe leider keine Zeit." Der ehemalige Gott schnippste erneut mit den Fingern und ein widerliches Knacken erklang, als die Genicke der anderen Jäger brachen. Anderson stiess einen wütenden Schrei aus und rannte auf Horus zu. Dieser hob die Hand, machte eine kurze Handbewegung und der Jäger blieb wie angewurzelt stehen, als würde er von unsichtbaren Ketten zurück gehalten. "Gib auf Dämon.", knurrte er. "Die Klinge enthält zwar nur einige Fragmente der heiligen Klinge Durendal, aber für dich reicht es allemal. Gottes Segen schützt mich vor deinem tödlichen Fluch!" Grinsend beobachtete ich das Schauspiel. Zwei meiner Feinde würden gleich kämpfen und Anderson hatte zwei der Sparten erledigt. Mit ein wenig Glück würden sie sich gegenseitig töten, oder wenigstens so sehr schwächen, dass ich sie ohne Probleme würde erledigen können. Dann erklang ein unterdrücktes Schluchzen. Horus wandte den Kopf, blickte in den Schatten zwischen zwei Gräbern, dann sagte er zu dem Sparten: "Sieh nach, wer da ist." Der Krieger stapfte los und kam kurz darauf zurück, wobei er eine junge Frau an ihren dunklen Haaren hinter sich her zerrte. Tränen rannen über ihre Wangen und beim Anblick von Horus zitterte sie am ganzen Körper. Scheiße, das änderte alles. Es war fast schon Nacht, ich hatte nicht mit einer Zivilistin gerechnet. Aber ich musste etwas tun. Der Dämon ging auf die junge Frau zu, wobei er sich über den Schnabel strich. "Ach, du armes Ding.", murmelte er. "Du warst einfach zur falschen Zeit am falschen Ort." Anderson stemmte sich gegen den Zauber, aber vergeblich. Blitzschnell zückte Horus einen schwarzen Dolch. In der selben Sekunde zog ich meine Pistole und feuerte drei Kugeln ab. Die erste zerfetzte Horus' Hand, während die anderen beiden Hand und Brust des Sparten trafen, welcher die Frau los ließ und und zurück taumelte. Horus' Verletzung schien seine Konzentration zerstört zu haben, den Anderson sprang vor, schwang sein Schwert und schlitzte dem Sparten die Brust auf. Horus blickte nach oben, entdeckte mich, dann kniete er rasch nieder, während der Jäger den Sparten enthauptete. Mit seinem eigenen Blut malte der Ex-Gott eine Hieroglyphe auf den Boden und murmelte ein paar Worte in einer Sprache die sich anhörte wie ägyptisch. Ich rammte die Pistole zurück ins Holster und sprang vom Dach. Bei der Landung rollte ich mich ab und beschwor sofort meinen Speer. Aber zu spät. Der Dämon verschwand in eine roten Rauchwolke und um uns herum erklang das Geräusch von brechendem Stein. Schlagartig realisierte ich was Horus getan hatte. Blitzschnell sprintete ich zu der Frau, packte sie am Handgelenk und bugsierte sie in die Kapelle. "Du!", zischte Anderson. "Ich werde dich töten!" "Jetzt nicht, alter Mann.", erwiderte ich und stellte mich vor die Tür. "Wenn du nicht willst, dass diese Frau stirbt, müssen wir zusammen arbeiten." Ich spürte die Frage des Jägers, bevor er sie überhaupt stellte. "Horus hat die Toten beschworen." Toll. Nicht nur, dass ich mir Dämonen und Engel zum Feind gemacht hatte und früher oder später gegen meine ehemals beste Freundin kämpfen musste, jetzt bekam ich es auch noch mit Zombies zu tun.
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