#59

Überrascht sah ich von Emilia zu Marcus und Jack. "Auf der selben Seite? Dafür haben beide ziemlich angestrengt versucht mich umzubringen." Marcus lachte verlegen. "Naja, du hast Jack ein Horn abgebrochen, also brauchst Du dich nicht zu wundern. Und bei mir... Emilia sagte mir, dass du verdammt schwer zu töten bist und ich wollte das überprüfen. Es gibt noch andere Gründe, aber das ist eine komplizierte Geschichte." Ich schnaubte. "So viel Zeit haben wir." Jack räusperte sich. "Haben wir nicht. Die Armee ist im Anmarsch. Ihr wart ja nicht sonderlich unauffällig." Marcus sah mich an. "Wenn du reden willst musst Du mitkommen." Ich nickte entschlossen. "Wir haben mehr als genug Feinde. Ich würde gerne mehr über einen unserer wenigen Verbündeten erfahren." Der Magier kam auf mich zu, legte seine Hand auf meine Schulter und gab Jack ein Zeichen. Dieser trat zu uns, legte seine Hände auf Emilias und meine Schulter und fragte: "Wohin sollen wir?" "In die Bar.", erwiderte Marcus. Der Dämon grinste und roter Nebel wirbelte um uns herum. Im nächsten Moment standen wir in einem angenehm beleuchteten Raum mit einem großen Barpult und einem halben Dutzend kleiner Tische, auf denen sich Kleidung und Waffen stapelten. Die ohnehin schon kleinen Fenster waren mit Bretter zu genagelt, ebenso die Tür. "Wo zur Hölle sind wir?", fragte ich. Marcus breitete grinsend die Arme aus. "Willkommen in meinem bescheidenen Heim. Seit etwa einem Monat lebe ich hier." "Und wo sind wir?" "In San Francisco. Diese Bar gehörte einem meiner Kameraden, ich fand es nur passend sie als Basis für meinen Rachefeldzug zu benutzen. Und da Jack mich teleportieren kann, spielt die Entfernung keine Rolle." Kamerad. Also war er Soldat gewesen. Seinem Kampfstil nach zu urteilen vielleicht bei einer Spezialeinheit. Emilia legte ihre Sachen auf dem Tresen ab und fragte: "Ein Rachefeldzug? Gegen wen?" Der Typhokinetiker ging an den Tresen und goss eine klare Flüssigkeit in drei kleine Gläser. Er reichte jeweils eins Emilia und mir, dann drückte er das letzte dem in der Ecke sitzenden Jack in die Hand. Die Flasche behielt er für sich. Er nahm einen großen Schluck, sah uns ernst an und antwortete: "Gegen die Kartelle und die, die sie finanzieren." Er schien zu wissen was ich fragen wollte und hob die Hand. "Emilia hat mir grob erzählt wen und was ihr jagt, also ist es nur fair, wenn ihr auch meine Geschichte erfahrt. Sie beginnt mit einem Einsatz vor knapp einem Jahr. Damals war ich noch Soldat beim SAS. Die britische Regierung war auf die verstärkte Aktivität der Kartelle aufmerksam geworden und beschloss etwas zu unternehmen. Schließlich beschloss man meine Einheit nach Mexiko zu schicken. Wir töteten einige der Anführer und schwächten die Kartelle. Bis wir in einen Hinterhalt gerieten bei dem die Hälfte meiner Einheit getötet wurde, wir restlichen wurden verschleppt. Ein halbes Jahr lang führte man Experimente an uns durch, um unsere körperliche Leistung zu steigern. Nach einiger Zeit schafften es mein bester Freund und ich einige Informationen zu beschaffen. Die Männer die an uns diverse Medikamente und Drogen testeten arbeiteten für ein Tocherunternehmen einer geheimen Organisation, finanziert vom Vatikan und den Kartellen." Ich warf Emilia einen Blick zu. "SOL.", sagte ich düster. "Genau. Mehr als den Namen konnte ich nicht erfahren, auch Emilia wollte mir nichts sagen, außer, dass ihr sie jagt. Jedenfalls dienten die Experimente dazu, uns zu perfekten Soldaten zu machen, zu Killermaschinen. Irgendwann pflanzten sie uns fremdes Genmaterial ein, dadurch entwicklten wir Kräfte. Ich konnte mich in Rauch auflösen und Waffen daraus erschaffen. Einer meiner Kameraden war in der Lage seine Gestalt zu verändern. Doch nicht alle konnten ihre Kräfte beherrschen, manche wurden wahnsinnig und starben. Lediglich mein Freund Jerome, der telekinetische Kräfte entwickelt hatte, und ich überstanden die Prozedur, auch wenn ich einen leichten Schaden zurück behielt. Meine Kampflust war ins unermessliche gestiegen, deswegen habe ich den Kampf gegen dich nicht unterbrochen, als hätte ich zwei Persönlichkeiten. Es ist wie bei Dr. Jackyl und Mister Hyde." Ich räusperte mich. "Also um genau zu sein geht es bei der Geschichte Dr. Jackyl um den animalische Aspekt des Menschen, nicht um die böse Seite." "Klugscheißer.", sagte Marcus mit einem leichten Grinsen. "Zurück zur Geschichte. Wir beschlossen zu fliehen, überwältigten die Wachen mithilfe unserer Fähigkeiten. Fast hatten wir die Freiheit erreicht, als wir von einem maskierten Mann aufgehalten wurden, der ein glühendes Schwert trug." Ich schwieg, zündete mir eine Zigarette an und trank mein Glas aus. Vodka. "Jerome schrie mir zu ich solle fliehen. Er verschaffte mir die Zeit die ich brauchte. Der Mann tötete Jerome und verfolgte mich, bis er mich schließlich eingeholt hatte. Mit einem höhnischen Lachen stieß er mir die Klinge in die Brust und ließ mich sterbend zurück. Als ich im Sterben lag tauchte Jack auf und bot mir einen Deal an. Meine Seele gegen die Chance auf Rache. Ohne zu überlegen schlug ich ein. Seitdem jage ich die Kartelle in der Hoffnung eines Tages auf meinen Mörder zu treffen." "Du hattest Recht.", meinte ich zu Emilia. "Sie sind Verbündete." Dann wandte ich mich an Marcus. "Das ganze ist komplex, aber SOL wird vermutlich bald auf Kuba auftauchen." "Dann komme ich mit." Ich nahm noch einen Zug von meiner Zigarette und betrachtete die glühende Spitze. Sanft schwebten die blassen Rauchschwaden in Richtung Decke. "Das wäre unklug. Wenn ich recht habe, wird in Kuba bald ziemlich viel los sein. Sie werden sich auf die Insel konzentrieren und ihre Einrichtungen auf dem Festland vernachlässigen. Das ist deine Chance auf Rache." Der Magier ließ sich auf einen Stuhl sinken und seufzte. "Du hast vermutlich recht. Das hier ist schon meine zweite Chance. Außerdem könnte ich euch unterstützen, indem ich ihnen die Geldquellen nehme." Mit einem leisen Lachen ließ ich den Zigarettenstummel in das leere Glas fallen. "Das ist doch ein Plan. Wir würden gerne bleiben, aber wir müssen nach Kuba." Marcus stand auf und klopfte mir aus die Schulter. "Ausgeschlossen. Im Hinterzimmer steht ein Feldbett. Ruht euch ein paar Stunden aus, im Morgengrauen bringt Jack euch zurück nach Veracruz zu eurem Wagen."

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