#51

Ungläubig ließ ich mein Schwert sinken. "Du weißt was ich bin?", fragte ich. "So schwer seid ihr Nephilim nicht zu erkennen, eure Aura ist einzigartig. Außerdem hat deine Art die Neigung alles um sich herum ins Chaos zu stürzen. Warum hat der Schöpfer wohl eure Existenz verboten? Ihr zieht Kämpfe magisch an." "Wenn du so viel über Nephilim weißt, kannst du mir vielleicht sagen, ob es noch mehr gibt?" Der Vampir ließ sich in einen großen Ledersessel sinken und machte eine kleine Handbewegung. Ein bronzener Kelch schwebte in seine Hand, dem Geruch nach war darin Rotwein, gemischt mit Blut. Er nahm einen kleinen Schluck und sagte:"Setz dich. Lass uns das hier kurz halten. Ich habe alle Zeit der Welt, aber deine Freundin vor der Tür tötet gerade den vorletzten meiner Diener und wird sich Sorgen machen." "Du weist wer ich bin.", sagte ich, steckte das Messer weg und setzte mich. Ich musste selbstbewusst wirken. "Dann weißt du auch warum ich hier bin." "Natürlich. Du planst die Vernichtung von SOL. Genau wie wir." Die Vampire wollten SOL vernichten? "Was ist mit eurem Bündnis?", fragte ich, während meine Gedanken rasten. Mikael lächelte. "Das Bündnis war von Anfang an eine Farce. Die Servents of Light mögen uns nicht vertrauen, aber sie glauben uns im Griff zu haben. Das wird ihr Untergang sein." Die Vampire waren auf 500 Mitglieder pro Clan begrenzt. Zu wenige für einen Krieg. Es sei denn..... Ich brauchte etwas Zeit. Während ein Teil von mir die Möglichkeiten abwog, tastete ich nach magischen Auren. Ein Grinsen stahl sich in mein Gesicht. "Willst Du deine drei Freunde nicht zu uns bitten?", fragte ich. Mikael neigte den Kopf und lachte leise. "Kommt raus. Der Junge ist beeindruckend." Ein leises Rascheln war zu hören und zwei identisch aussehende Vampire in Rüstungen aus Leder traten aus versteckten Nischen in der Wand. Beide hatten kurzes schwarzes Haar und an ihren Hüften hingen schlanke Schwerter. Natürlich, auf kurze Distanzen war das praktischer. Und auch über mir war Bewegung. Von der Decke schwebte eine Vampirin, augenscheinlich etwa fünfundzwanzig Jahre alt. Aber sie musste mindestens so alt sein wie Mikael, um so lange schweben zu können. Sie hatte schulterlanges blondes Haar, eine süße Stubsnase und trug einen schwarzen, hautengen Latex-Anzug, der keinen Platz für Fantasie ließ und verdammt unbequem sein musste. Mit einem geheimnisvollen Lächeln landete sie. "Sei gegrüßt, Nathaniel. Meine Name ist Lucrezia. Und die beiden in Rüstung sind Jofré und Cesare.", sagte sie mit einer verführerischen Stimme. Lucrezia sah verdammt gut aus, ohne Frage, dennoch musste ich ein leichtes Würgen unterdrücken. Eine bildhübsche junge Frau in hautenger Kleidung, die nach faulem Fleisch roch. Würden alle Menschen Vampire so wahrnehmen, würden sich wohl weniger verwandeln lassen. Lucrezia machte eine kleine Bewegung mit einem ihrer Finger, und ein Stuhl schwebte vor sie, auf dem die Vampirin sich niederließ. "Nathaniel.", sagte Mikael. "Wusstest Du, dass Lucrezia über die Jahrhunderte hinweg als Assassine gearbeitet hat? Unter anderem, weil sie sich vor praktisch jeder Magie verbergen kann. Und Du hast sie wahrgenommen ohne gezielt zu suchen. Das ist erstaunlich." "Und die meisten übernatürlichen Wesen die wissen was ich bin versuchen mich zu töten. Kommen wir zu den interessanten Fragen: Was meintest Du mit 'Gottes Aufträgsmörder'?" Lucrezia begann schallend zu lachen. "Wie kannst du das nicht wissen? Niemand hasst deine Art so sehr wie Raguel. Er mag zwar der Inbegriff der Gerechtigkeit sein, aber der Hass hat seinen Verstand vernebelt. Er ist ein mächtiger Gegner, selbst im Vergleich zu den anderen...." "...Erzengeln.", unterbrach ich sie. Raguel. Einer der Sieben, der in Gottes Namen über die Menschen richtete und anscheinend alles jagte, was dem Schöpfer nicht in den Kram passte. Raguel zählte zu den mächtigsten Erzengeln überhaupt und ebenjener Engel hegte einen tiefsitzenden Groll gegen alle Nephilim. Warum musste so ein Scheiß eigentlich ausgerechnet mir passieren? "Nächste Frage.", sagte ich. Um Raguel würde ich mich später kümmern, jetzt musste ich mich um die Halsnuckler hier kümmern. "Was wollt ihr von mir. Ich will eine kurze, klare Antwort." Mikael stand auf. "Wir haben die selben Ziele. Die Vernichtung von SOL. Wir können dir helfen. Wir haben die Ressourcen. Wir haben die Leute. Eine Armee. Und mit dir an unserer Seite kann uns niemand aufhalten." Nun war ich dran mit Lachen. "Alessia, ein einzelner Engel hat die gesamte Akademie kampfunfähig gemacht. Eine Armee von Vampiren hat genauso wenig Chancen." "Wir haben Verbündete. Einer von ihnen hat sich um ein aufständisches Kartell im Süden gekümmert. Du dürftest ihn kennen. Der Sohn Luzifers, Balthasar." Luzifers Sohn? Fuck, nicht nur, dass ein Erzengel mich höchstwahrscheinlich jagen würde, nein, selbst Sohn des Teufels persönlich hatte ich zu meinem Feind erklärt. Ich stand auf und zog mein Messer. Wieder formten die Schatten eine kurze Klinge. "Ich soll mich mit den Vampir-Clans und dem Sohn Luzifers verbünden? Hast Du an 'nem Hippie genuckelt?" Lucrezia stand ebenfalls auf, den Blick auf mein Schwert zu gerichtet. "Wir haben dich falsch eingeschätzt. Du bist so anders als er. Wir dachten, wenn der erstgeborene Sohn des Gefallenen uns unterstützt, würde sich uns auch sein jüngerer Halbbruder anschließen." Mein Schwert rutschte mir aus der Hand, die Klinge bohrte sich in den Boden. "Heil dir,", sagte Mikael grinsend. "Nathaniel Morgenstern."

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