#25

Seelenruhig kauerte ich auf dem Dach einer Lagerhalle. Seit meinem Gespräch mit Lilith waren knapp zwei Stunden vergangen, dementsprechend dunkel war es. Dank meiner Nachtsicht natürlich kein Problem. "Das muss es sein.", flüsterte Damon. Er hatte unbedingt mitkommen wollen und ein wenig Unterstützung konnte nicht schaden. Das er bei unserer ersten Begegnung versucht hatte mich zu töten, war jetzt nebensächlich. Er brannte ebenfalls auf Rache. Die anderen hatte ich unter Emilias Kommando bei Lilith gelassen. Dämonen waren bis zu einem gewissen Grad feuerfest, daher wären Erics Kräfte nahezu nutzlos gewesen. Und die Mädchen waren immer noch mitgenommen vom Massaker, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließen. Deshalb war nur Damon bei mir. Er wollte nur mit Magie kämpfen, ich hatte mich aber noch vorbereiten müssen. Als erstes hatte ich eine Kirche aufgesucht. Weihwasser zählte immer noch zu den effektivsten Waffen gegen Dämonen. Da die meisten Angehörige der Kirche Bescheid wussten über die Existenz von Engeln und Dämonen und auch wussten, dass es Menschen gab die Dämonen jagten, war es nicht schwer gewesen den alten Priester zu überzeugen uns ein Fläschchen Weihwasser zu überlassen. Damit hatte ich die Klinge meines Messers eingerieben und einige Spulen Siberdraht übergossen. Danach hatten wir eins ein langes Seil organisiert. Zusätzlich hatte Damon mich mit Magie aufgeladen. Dennoch fühlte ich mich nicht wirklich vorbereitet. Ich trug nichts kugelsicheres und auch keine Schusswaffen. Zu gerne hätte ich mir wenigstens eine Pistole besorgt, aber dafür war keine Zeit gewesen und mir eine auf dem Schwarzmarkt zu organisieren war mir zu riskant. Egal. Jetzt musste ich ohne auskommen. "Legen wir los.", flüsterte ich. "Folg mir." Lautlos rannte ich auf die Dachkante zu, drückte mich ab und flog mit rudernden Armen auf das Nachbardach zu. Ebenso lautlos landete ich und rollte mich elegant ab. Damon folgte mir ebenso leise. Für seine Größe war er überraschend behände. Geduckt eilten wir zu einer Luke im Dach. Der Zettel von Lilith hatte sich als nutzlos erwiesen, das angegebene Lagerhaus war leer gewesen. Trotzdem spürte ich, dass wir im Hafen richtig waren. Die letzte Stunde hatten wir damit verbracht die Lagerhäuser auszukundschaften. Damon hatte zwar vorgeschlagen einfach in jedes reinzustürmen, aber ich hatte ihn überzeugen können subtiler vorzugehen. Schließlich hatten wir beobachtet wir einige Männer eine gefesselte Frau in ebendieses Lagerhaus geschleppt hatten. Vorsichtig öffnete ich die Luke und spähte hinunter. Die Halle war 10 Meter hoch und in 9 Metern Höhe befanden sich waagerechte Stahlträger, die das Dach stabilisierten. Im Lagerhaus war es dunkel, lediglich an einem Ende konnte ich den Schein einer Lampe erkennen. Das würde es uns einfacher machen. Ich ließ mich auf den Stahlträger fallen und federte den Sturz mit den Fußballen ab. Damon folgte mir, die Luke ließ er offen. Vorsichtig balancierten wir in Richtung der brennenden Lampe. Darunter stand ein Stuhl, auf dem eine junge Frau gefesselt war. Um sie herum standen fünf grobschlächtige Männer. Ich gab Damon ein Zeichen. Er wickelte das lange Seil von seiner Brust, schlang es um den Stahlträger und ließ es vorsichtig runter. Ich schlüpfte in schwarze dünne Kletterhandschuhe, die ich einem Touristen abgekauft hatte und ließ mich langsam runtergleiten. Damon folgte mir einige Sekunden später. Die Polizisten bemerkten uns nicht einmal, zu sehr waren sie damit beschäftigt die Prostituierte zu quälen und zu verhöhnen. "Na Kleine", sagte einer von ihnen mit einem widerlichen Grinsen. Zum Glück sprach ich recht gut holländisch. "Glaubst du deine Freunde zählen rechtzeitig? Oder müssen wir ihnen zur Warnung einen Finger schicken?" Grob griff er ihr an die Brüste und zog ein langes Fleischermesser aus seinem Gürtel. "Oder vielleicht schneide ich dir auch deine T*ttchen ab." Ein anderer fuhr ihn an:"Halt dich zurück Barrie. Du weist, dass wir auf John warten sollen." Ein holländischer Bulle namens John? Da stimmte doch etwas nicht. Plötzlich ging irgendwo hinter uns eine Tür auf. Ich tippte Damon auf die Schulter und wir gingen hinter einem Stapel Kisten in Deckung. Von dort aus beobachteten wir den Mann der eingetreten war. Er war fast zwei Meter groß, ziemlich muskulös, und hatte eine Glatze. Er trug Springerstiefel, eine Jeans und ein Hardrock Café T-Shirt. Als er an uns vorbei ging, sah ich seine Augen. Sie waren dunkelrot und schienen zu glühen. Er war ein Dämon. Auch andere Wesen hatten rot glühende Augen, aber ich spürte es einfach. Der Dämon ging auf die fünf Männer zu und rief:"Ist alles bereit?" Die Polizisten drehten sich überrascht um. "John. Endlich.", sagte der namens Barrie. Nun sah ich ihre Gesichter. Sie hatten hell rot glühende Augen. Interessant. Ich hatte in der Akademie diverse Bücher über Dämonen gelesen. Eines davon hatte von Besessenheit gehandelt. Obwohl es in Latein verfasst war, hatte ich zumindest verstanden, dass stärkere Dämonen kleinere Menschengruppen kontrollieren konnten. Dieser Bann war nur durch den Tod des Dämonen lösbar. Langsam zog ich mein Messer. Ich würde schnell zuschlagen und mich dann wieder zurück ziehen. Mit einem Handzeichen bedeutete ich Damon mir Rückendeckung zu geben, dann machte ich mich bereit zum Sprint. Gerade als ich losrennen wollte drehte John sich um und sagte:"Sieh an. Wir haben Besuch. Erledigt sie." Die Männer zogen Messer und Schlagstöcke, einer von ihnen zog sogar einen Revolver. Dann kamen sie auf unser Versteck zu.

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