#21


Mit geschlossenen Augen lauschte ich dem Klang des Meeres. Wie sich herausgestellt hatte, lag Zachaires Haus an der französischen Küste, in der Nähe von Bordeaux. Ich war sofort nach unserem Gespräch geflüchtet um nachzudenken und hatte den Sandstrand entdeckt, der nur etwa zweihundert Meter vom Haus entfernt war. Es war das einzige Haus um Umkreis von mindestens dreißig Kilometern, von daher hatte ich den Strand für mich allein. Langsam öffnete ich meine Augen. Schwaches Mondlicht tanzte auf den schwarzen Wellen, die Sonne würde höchstens in vier Stunden aufgehen. Abwesend betrachtete ich die Siegel auf meinen Armen. Ich hatte einen Engel besiegt. Einen Engel, der immer noch irgendwo da draußen war und im Auftrag der Servents Of Light die Mitglieder der Organisation tötete. Wütend ballte ich meine Fäuste. Vor meinem inneren Auge sah ich das ausdruckslose Gesicht Alessias, als sie sagte "Bringt es zu Ende.". Der Hass der ihr Gesicht verzerrt hatte, während sie versuchte mich zu töten. Meine Fingernägel bohrten sich in meine Hand und Blut tropfte auf den Sand. "Nath?", fragte jemand zögerlich. Ich sah nach rechts und entdeckte Leonie. Sie war frisch geduscht, ihre Haare waren noch feucht, zudem trug sie frische Kleidung. "Zachaire sagte, dass Du hier seist. Darf ich mich setzen?" Ich nickte knapp und Leonie ließ sich neben mir nieder. Schweigend saßen wir da und betrachteten das Meer. "Es ist nicht deine Schuld.", sagte Leonie leise. "Was meinst du?" "Eric hat mir erzählt, dass du es warst, der sich mit der Rückreise Zeit lassen wollte. Und ich kenne dich. Du denkst, dass du mehr Leute hättest retten können, wenn ihr nur früher angekommen wärt." "Na und?", sagte ich bitter. "Es stimmt doch. Ich bin der einzige, der sie hätte aufhalten können. Am Tod all dieser Menschen bin ich ebenso Schuld wie SOL." "Und jetzt? Willst Du dir für den Rest deines Lebens Vorwürfe machen?" "Nein.", sagte ich leise während ich aufstand. "Ich habe ihnen versprochen sie zu rächen. Ich werde Alessia finden, ihr ihre Flügel ausreißen und danach werde ich SOL stürzen. Und wenn ich Gott persönlich töten muss." Ich spürte kaum wie ich meine Hände wieder zu Fäusten ballten. Leonie stand ebenfalls auf, trat nah an mich ran und legte mir ihre Hand auf die Wange. Ich sah sie an und strich ich vorsichtig die Haare aus dem Gesicht. Ich verlor mich in ihren tiefgrünen Augen. Unendlich langsam beugte sie sich zu mir vor und unsere Lippen fanden sich. Ihre Lippen waren weich und schmeckten leicht nach Honig. Vorsichtig strich Leonie über die sternenförmige Narbe auf meiner Brust, während meine Hand in ihren Nacken wanderte. Schließlich lösten wir uns voneinander. "Danke.", sagte ich. Leonie lachte leise. "Ein hübsches Mädchen küsst dich und du bedankst dich?" "Nicht dafür. Dafür das du für mich da bist." Wir setzten uns wieder und Leonie lehnte sich an mich. "Nath, ich muss dir etwas sagen." Ich spürte wie ihr Puls sich beschleunigte und fragte:"Es geht um deinen Vorfahren, oder?" "Woher weißt Du das?", kam die überraschte Antwort. Ich hatte keine Ahnung. Es war einfach ein Gefühl gewesen. Als hatte ich einen weiteren Sinn entwickelt. "Geraten.", sagte ich. "Du hast recht. Es geht um meinen Vorfahren. Er ist der Grund warum ich zur Jägerin ausgebildet wurde. Es ist die Tradition der Familie das erstgeborene Kind jeder Generation auszubilden um das Erbe fortzuführen. Du kennst den Namen meines Vorfahren bestimmt. Man nannte ihn van Helsing." "DER van Helsing? Abraham van Helsing? Doktor, Professor, Anwalt, Vampir Jäger? Der Erzfeind von Dracula?" "Genau der. Er war ein Mitgleid von SOL und ein Gründungsmitglied von OWKOP. Als Kind war er von einem Engel gesegnet worden, was ihn schneller und stärker als normale Menschen machte. Sein Leben lang jagte und tötete er Monster und vor seinem Tod gab er sein Wissen an seinen Erstgeborenen weiter. Dieser gab das es an seinen Erstgeborenen weiter und dieser wiederum an seinen. Und so geht das bis heute." "Und der Segen?" "Verlosch mit Helsings Tod." "Und seit wann wurdest Du ausgebildet?" "Seit meinem siebten Lebensjahr. Ich wollte es dir ja erzählen, aber das ist streng verboten." Ich wollte nachhaken, als eine Stimme rief:"NATHANIEL! LEONIE! KOMMT SCHNELL!" Wir sprangen auf und rannten los. Leicht außer Atem stürmten wir ins Haus und rannten in die Küche. Die anderen saßen am Tisch. "Hier", sagte Eric und reichte mir ein Blatt Papier. Teures Briefpapier, recht schwer. "Zachaire ist weg. Er hat uns Geld dagelassen und diesen Zettel." Ich nahm den Brief entgegen und las. >>Ich musste überraschend weg. Aber ich kann mir vorstellen, dass ihr Rache wollt. Sollte dem nicht so sein, wartet im Strandhaus, in zwei Wochen bin ich wieder da. Ich werde euch falsche Pässe besorgen und ihr könnt ein neues Leben beginnen. Falls ihr eure toten Freunde rächen wollt, solltet ihr euch mit einer Freundin von mir treffen. Momentan nennt sie sich Lilith. Auf der Rückseite steht eine Adresse. Dort findet ihr sie.<< Ich drehte den Brief um. Der Straßenname sagte mir nichts. Aber die Stadt war weltbekannt. Ich lies den Brief sinken und fragte:"Also, wer von euch kommt mit nach Amsterdam?"

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