#114

Bei Andersons Worten zuckte ein  Grinsen über meine Lippen. In diesem Moment schoss ein greller Blitz an mir vorbei, abgefeuert von Damon. Anderson lächelte nur müde, hob Durendal und blockte den Angriff. Damon schleuderte Blitz um Blitz, aber der Jäger wehrte sie alle mühelos ab. "Johann, Daniel, ihr kennt den Plan.", knurrte er, woraufhin die beiden Priester vortraten und die Hände hoben. Gleißendes Licht schoss aus den Kreuzen in ihren Händen und gerade noch rechtzeitig schaffte ich es, mich vor Marcus und Damon zu stellen. Instinktiv beschwor ich den Speer, schlang die Schatten um seine Klinge und rammte die Waffe in den Boden. Plötzlich umgab uns ein Wirbel aus schwarzen Flammen, ähnlich dem Angriff, mit dem ich Marcus damals bezwungen hatte. Das heilige Licht prallte auf die Flammen und  prallte ab. Für einen Augenblick blendete es uns, Zeit genug für Anderson vorzustürmen und die Flammen mit Durendal zu zerteilen. Ich riss meine Waffe aus dem Boden, machte den Schaft kürzer und im nächsten Moment prallten unsere Klingen aufeinander. "Damon, lenk die Magier ab!", rief ich, während ich hochkonzentriert die wuchtigen Angriffe Andersons abwehrte und eine Möglichkeit zum kontern suchte. "Marcus, du musst sie erledigen. Versuch das gleiche wie bei mir in Veracruz." Ich ließ Anderson ins Leere laufen und stach nach seinem Bein. In letzter Sekunde lenkte er den Stich ab und wich einige Schritte zurück. "Du kämpfst gut, Nephilim.", sagte Anderson, mit widerwilligem Respekt in der Stimme. "Leg deine Waffen nieder, dann verspreche ich dir ein schnelles Ende." Ich antwortete, indem ich meine Pistole zog und zwei Kugeln abfeuerte. Doch etwa einen Meter vor ihm tauchte eine Art Schild aus reinem Licht auf, an dem die Kugeln einfach abperlten, dann weitete sich der Schild aus und umhüllte Anderson komplett. Ich schoss noch ein paar mal, aber ohne Erfolg und auch ein Feuerstoß zeigte keinerlei Wirkung. Wütend rammte ich die Pistole ins Holster und wollte versuchen den Schild mit Schattenmagie zu brechen, als der Jäger sich hinkniete, Durendals Spitze in den Boden steckte und in einen leisen, monotonen Gesang verfiel. Damon und Marcus kämpften immer noch gegen die Priester, sodass ich Andersons Worte kaum verstand, aber es schien sich um Latein zu handeln. Ein Gebet. Halb rechnete ich damit, dass Raguel oder zumindest Alessia auftauchen würde. Stattdessen ertönte ein leises Knirschen, gefolgt von einem Krachen und dem Geräusch von brechendem Stein. Doch bevor ich mich umdrehen konnte, erwischte mich ein riesiger Stab aus grün angelaufenem Bronze mit der Wucht eines Lastwagens. Ich flog meterweit durch die Luft und schaffte es gerade noch meine Flügel auszubreiten um den Flug abzubremsen. Mit großen Schritten stampfte die Statue des Erzengels Gabriel auf mich zu, die ungarische Krone lag zu ihren Füßen und in Händen hielt sie ein apostolisches Doppelkreuz, dessen Spitze gefährlich scharf aussah. Das regungslose Gesicht sollte wohl Güte ausstrahlen, aber durch die Verwitterung der letzten Jahrzehnte sah es mehr so aus, wie ich mich morgens fühlte. Ich schwang mich weiter hoch, umkreiste die Statue und suchte nach einer Schwachstelle. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie die beiden Priester vor Marcus knieten, während schwarzer Rauch in ihre Kehlen drang und Damon auf Anderson zurannte, beide Hände ausgestreckt. Die Magie die ihn durchströmte schien zu pulsieren, als er seine Kräfte zu einem einzigen gewaltigen Blitz bündelte. Der abendliche Himmel wurde in ein blendend blaues Licht gehüllt, als Damon die konzentrierte Energie abfeuerte. Anderson blieb ruhig stehen, erst im letzten Moment trat er durch sein Kraftfeld und schwang Durendal in einem weiten Bogen. Die heilige Klinge schien den Blitz zu spalten, sodass er wirkungslos in die Statuen hinter Anderson einschlug. Der Jäger ließ sein Schwert kreisen und rannte auf Damon zu, der zurück stolperte und kleinere Blitzes nach Anderson schleuderte, die dieser einfach abwehrte. Sofort legte ich meine Flügel an und schoss aus den Boden zu. Doch kurz bevor ich Damon erreicht hatte um ihn in Sicherheit zu bringen, packte mich die bronzene Hand der Statue am linken Flügel, schmetterte mich gegen die Säule und drückte mich an der Kehle dagegen. Verzweifelt versuchte ich den Griff zu lösen, aber die Statue war einfach stärker als ich. Immer wieder drosch ich mit meiner Waffe auf das Handgelenk der Statue ein, doch die Klinge glitt einfach daran ab. Wehrlos musste ich beobachten, wie Damon ein Messer zückte, sich ein letztes Mal aufbäumte und sich auf Anderson stürzte. Gleichzeitig löste sich Marcus in Rauch auf und flog auf die beiden zu, aber zu spät. Die gesamte Szene lief wie in Zeitlupe. Damon hob den Arm um zuzustechen, doch noch bevor der Magier die Bewegung zu Ende geführt hatte, war Anderson bei ihm. Damons Augen weiteten sich, sein ganzes Gesicht nahm einen überraschten Ausdruck an, als der graue Stahl sich in seinen Bauch bohrte. Die Klinge trat an seinem Rücken wieder aus und für einen kurzen Moment schien es, als würden sich Magier und Jäger umarmen. Dann trat Anderson zurück und riss Durendal brutal aus Damons Körper. Ein leiser Seufzer war noch zu hören, dann brach der  junge Magier zusammen. Ein wutentbrannter Schrei drang aus meiner Kehle, als ich meine Waffe mit aller Kraft schwang. Schwarze Flammen züngelten über die goldene Klinge, die durch die Bronze schnitt wie durch warme Butter. Der Griff der Statue löste sich und gemeinsam mit ihrem abgetrennten Arm fiel ich zu Boden. Beim Aufprall knickte ich ein, nur am Rande bemerkte ich, wie ich mir die Knie aufschürfte. Schatten wirbelten um meinen Körper als ich mich erhob. Ein kurzes Fingerschnippen, und schwarze Ketten schossen zwischen dem Kopfsteinpflaster hervor und zwangen den metallenen Engel zu Boden. Anderson erbleichte, als ich meine Flügel ausbreitete und das Kurzschwert richtete, gleichzeitig zückte ich eins der Kunai. Der Jäger machte einen Schritt zurück und beschwor seinen Schild wieder herauf. "Dein Tod heißt Nathaniel.", knurrte ich. "Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir den Tod wünschen."

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