Mein Blut pumpt mir vor Wut so heftig durch die Adern, dass ich das Gefühl habe, dass es gleich aus meinen Nasenlöchern zu Dampfen beginnt. Ich kann nicht glauben, dass die beiden - also Beth und Brex - tatsächlich so unausgesprochen dumm waren und sich auf das Gelände schmuggeln wollten. Ich habe Brexon ja sogar noch extra einen Pass für das Städtchen gekauft, damit er jederzeit herkommen kann, aber er hat es nie gekriegt, weil ich nie die Zeit gehabt habe, um es ihm zu geben.

Und nun darf ich eine Kaution zahlen, wenn ich nicht möchte, dass sie für zwei Tage hier eine Strafe absitzen müssen. Es ist keine neue Situation, schliesslich musste ich für Blake schon unendliche Male zahlen, da mein Cousin teilweise so betrunken ist, dass er sich nicht einmal daran erinnert, eine Einlasskarte zu haben.

Ich stapfe der Sicherheitspolizistin nach, während ich in Gedanken ganz woanders bin. Ich bereue es ehrlich gesagt schon jetzt, hergekommen zu sein. Audrey und Blake könnten mich brauchen und ich verschwende hier meine Zeit. Ich kann einfach nicht fassen, dass ich das tatsächlich tue. Wenigstens nehme ich mir fest vor, nicht all zu lange zu bleiben. Je schneller es geht, desto schmerzloser wird es wohl verlaufen.

Die Polizistin räuspert sich und deutet mit einem Nicken auf die beiden, während ich vor dem Gitter stehen bleibe. Brexon sieht gereizt aus und presst dabei den Kiefer so heftig zusammen, dass ich ehrliche Angst um seine Zähne habe. Bethany hingegen grinst mich nur an und legt den Kopf schief.

»Ich hätte nicht gedacht, dass du dir die Zeit nimmst, herzukommen.«

Ich ignoriere sie. Ich kann meine Zeit auch anders verwenden. Also starre ich Brexon an, so lange, bis er mir endlich in die Augen sieht und ich den tosenden Sturm in ihnen erkennen kann. Ich weiss nicht, ob er das Spiegelbild meiner Gefühle darstellt.

Die blauen Sprenkel glänzen wie Splitter in seinen Augen und ich balle meine Hände zu Fäusten, um mich zu sammeln und nicht einfach alles loszuwerden, was mir auf der Seele liegt. Nicht, solange wir Zuschauer haben.

»Ich dachte, dass du - und ich zitiere - wieder an die Arbeit gehst? Und was ist mit deinem Album? Schreibt sich das von selbst, sodass du nicht mehr beim Prozess dabei sein musst?«

Die Fragen kommen mir so einfach von den Lippen und doch bereiten mir die Härte und Kälte, welche in meiner Stimme mitschwingen, Kopfschmerzen. Ich hasse es, mich so zu verhalten. Aber die Situation momentan ist echt katastrophal und ich kann nicht glauben, dass Brexon seine Zeit tatsächlich darauf verschwendet, mit Bethany durch die Gegend zu schleichen und in ein gesichertes Quartier einbrechen zu wollen.

Brexon sieht mich an, doch ich habe das Gefühl, als würde er eher durch mich hindurch sehen. Gott, er sieht so verloren aus, dass mir das förmlich Angst einjagt. Ich weiss nicht, ob ich ihn jemals schon so gesehen habe.

»Sei nicht albern, Campbell. Wir haben einen Hinweis gekriegt. Dein Freund - oder wohl eher Ex, wenn ich den Ausdruck in deinen Augen richtig lese - wollte seiner Schwester helfen.«

Beth rollt mit den Augen und die Glut in mir scheint nur noch heller aufzulodern. Das können sie doch nicht ernst meinen.

»Du hast nicht ernsthaft das Gefühl, irgendjemandem zu helfen, wenn du nur Schwierigkeiten an den Tag legst, oder?«

Meine Stimme klingt leise und ruhig - genau wie auch wie die Ruhe vor dem Sturm. Ich drehe ihnen den Hals um. Allen beiden. Brexon hat gesagt, dass er ihr nicht traut und doch macht er solch dämliche Experimente mit ihr und lügt mich an, statt mich darüber in Kenntnis zu setzen, was wirklich vorgeht. Vielleicht hätte mir das ein paar Nerven erspart. Aber die beiden hatten offensichtlich irgendeinen Hinweis. Fragt sich nur, ob wir dasselbe herausgefunden haben.

»Was für einen Hinweis?«, dringe ich also dazu durch zu fragen. Ich kann nicht glauben, dass ich noch niemandem den Hals umgedreht habe, aber Audrey ist mir tausendfach wichtiger als irgendein dämlicher Streit.

»Einfach ein paar Sachen. Du weisst schon, Herzchen. Die gewöhnlichen Dinge eben.«

Beth sieht mir dabei nicht in die Augen und zum ersten Mal muss ich stutzen. Das ist absolut merkwürdig. Sie verheimlicht mir irgendetwas Wichtiges und dazu bin ich nun echt nicht in Stimmung. Auch Brexon scheint es zu merken, denn er hört für einen Moment auf wie der Tod höchstpersönlich auszusehen und kneift seine Augen zusammen, während er seine Komplizin mustert. Das wird immer besser. Wenn er nicht einmal weiss, was sie hier getan haben, dann ist er noch leichtsinniger als ich vermutet habe.

»Was für Dinge?«, bohre ich nach, während ich die Arme vor der Brust verschränke. Dieses Verhalten von Beth kann nichts Gutes verheissen und ich habe keine Ahnung, was bei mir Zuhause los ist, während sie uns wahrscheinlich an der Nase herumführt und irgendwelchen Müll bewerkstelligt.

»Du wirst es schon früh genug herausfinden, Campbell. Du bist ja angeblich so klug. Immer die Klassenbeste gewesen und jetzt solvierst du mit den besten Noten ab. Oder vielleicht ist das auch einfach das Geld deiner Eltern. Nun ja, vielleicht ist Geld ja das einzige Wissen, welches man in deiner Position besitzen muss.«

»Erzähl keine Scheisse. Page braucht kein Geld, um hervorragend zu sein«, mischt sich Brexon ein und wenn sein Ton nicht danach geklungen hätte, als würde er am liebsten jemandem an die Gurgel gehen, hätte ich es vielleicht sogar gewagt zu lächeln.

»Nun, was auch immer. Wirst du uns jetzt befreien? Oder sollen wir uns noch ein wenig länger unterhalten? Das ist ausnahmsweise nicht einmal so ätzend, wenn nicht du das Ass im Ärmel hast.«

Meine Augenbraue schiesst in die Höhe. »Was meinst du damit?«, will ich wissen. Bethany ist eine Hexe, das war mir schon immer klar, aber ich verstehe einfach nicht richtig, was jetzt gerade vor sich geht. Doch noch bevor ich eine Antwort erhalte, gibt mein Handy ein Piepsen von sich. Wie automatisiert greife ich danach, allerdings nicht, ohne Beth im Prozess nieder zu starren.

Und das eine Wort, welches Audrey mir geschickt hat, bringt mein Herz für einige Sekunden zum Stehen.

Hilfe.

Uiuiui die Situation spitzt sich aber sowas von zu...😬😳

Seid ihr enttäusch von Beth und Brex?

Und was glaubt ihr, ist bei Audrey und Blake gerade los?

Aber weil ich nett bin, lasse ich euch mal weiterlesen 😌💗

[DOPPEL-UPDATE 1/2]

PS: Soll ich euch mal was verraten? Das ist schon das 62. Kapitel und die Geschichte geht nur bis zum Kapitel 70, also ist sie bald zu ende...😭🥺 Was glaubt ihr wird alles noch geschehen bis wir beim Ende angekommen sind?