𝘻𝘦𝘩𝘯 [IN ÜBERARBEITUNG]

»Und Ihr Name ist?«, fragt der Rezeptionist mich schon zum gefühlt zwanzigsten Mal. Ich balle meine Hände ausser Sichtweite zu Fäusten, einfach weil der Kerl mir gar nicht richtig zuhört. Er ist etwa dreissig Jahre alt, hat einen Kopfhörer im Ohr stecken, was übrigens total unhöflich ist, und chillt an seinem dummen Handy. Ich brauche nur schon viel zu viel Selbstbeherrschung, um ihm das Teil nicht einfach aus der Hand zu reissen und an die Gegenüberliegende Wand zu schmeissen. Er sieht noch nicht einmal so gut aus, dass sein Gesicht die Entschädigung für seine Verpeiltheit sein könnte.

Er hat eine grosse Nase, graue Augen, und dunkelblonde Haare. Normalerweise sieht das ja gut aus, aber mir dem Milimeterhaarschnitt und den riesigen Ohrringen, die in seinem Ohr stecken, kombiniert mit dem Stichmännchen-Tattoo auf seinem Hals und dem Piercing in seiner Augenbraue ist die Kombination einfach nicht ineinandergreifend. Übersetzt; man kann damit nichts anfangen.

»Page Campbell«, wiederhole ich, diesmal allerdings viel ungeduldiger. Ich trommle mit meinen Fingernägeln auf dem kalten Stein der Rezeption herum, was einen beruhigenden Klang entstehen lässt.

»Zweiter Name?«

Als ob es noch eine weitere Page Campbell hier drin hat und es tatsächlich auf den zweiten Vornamen ankommen würde.

»Eveleen.«

Ich habe echt keine Lust, mich noch weiter mit diesem Typen zu streiten, also kann ich genauso gut auch einfach machen, was er will. Oh, und ich kann ihn ja auch noch nach Leslie fragen, wenn ich schon hier bin. Denn mit ihr habe ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen.

»Mhm...okay. Ja«, murmelt er eher zu sich selbst, bevor er mich wieder ansieht. Sein scannender Blick ist mir dabei zwar ein wenig unangenehm, aber so schnell wie er angefangen hat, hört er auch damit auf.

»Also«, fängt er schliesslich an und nimmt sich endlich den dummen Kopfhörer aus seinem Ohr. »Ihr seid im Zimmer 416. Eigentlich wärst du dort mit...äh, eine Sekunde« - er lugt kurz auf den nigelnagel neuen Bildschirm des Computers vor ihm - »Leslie Austin. Aber diese ist jetzt nicht mehr anwesend. Mr. Dillon hat sie persönlich abgemeldet, mit der Entschuldigung eines Termines...morgen oder so.«

Der Kerl schiebt mir einen Haufen Papiere über den Tresen, zusammen mit einer Hotelkarte und einem kleinen Säckchen, dass wahrscheinlich mit Spielmünzen gefüllt ist.

»Da« - er deutet auf die Papiere - »können Sie nachlesen, was man alles in diesem Hotel und auf dem Anwesen machen kann. In dem Säckchen ist ein Haufen Quick Coins. Das ist die Zahlungsmethode in diesem Hotel. Mit Quick Coins kann man sich hier die exklusiven Dinge wie zum Beispiel einen Besuch im Cocktail-Pool auf dem Dach mit kostenlosem Alkohol oder eine Massage leisten. Diese hat Ihnen Ms. Austin überlassen. Zusammen mit« - er holt eine Sporttasche - meine Sporttasche - heraus und legt sie vor mich auf den Marmor - »diesem Gepäck hier. Darin sind wahrscheinlich Hygieneartikel und Kleidung, zumindest ist mir diese Information so weitergegeben worden.«

Ich schnaube entnervt. Leslie ist verschwunden. Ohne mich. Wahrscheinlich mit der Entschuldigung, zu Meggie zu gehen, aber ich glaube ihr kein Wort. Wenn sie dort hingeht, wird sie Meggie irgendetwas von mir erzählen und mich schlecht dastehen lassen. Sie wird sie nervös machen und Meggie wird entweder einen Nervenzusammenbruch haben oder sonst irgendetwas und das macht mir verdammt noch einmal Angst. Vor allem aber nervt es mich, was Leslie mit mir macht.

Ich bin für sie hierhingekommen. Ich habe für sie meinen Abend mit Meggie geopfert, der wahrscheinlich um einiges spannender oder zumindest witziger als das hier geworden wäre. Ich habe mich für sie auf so eine verdammte Party gewagt, wo Brexon ist.

Der Typ, auf den ich einen Mini-Shitstrom gezogen habe. Nicht einmal richtig absichtlich...okay, doch, vielleicht ein kleines bisschen absichtlich, aber trotzdem. Offensichtlich hat er es verdient und...argh. Ich könnte jetzt etwas anzünden. Ehrlich.

Auf etwas einzuschlagen würde sich mit meinen momentigen Nägeln nicht gut machen, aber ich bin einfach so verdammt wütend. Auf alles Mögliche, um ehrlich zu sein. Aber vor allem darauf, dass ich mich im Stich gelassen fühle. Und das von Leslie. Meiner besten Freundin. Ich hoffe, dass sie eine gute Erklärung dafür hat.

»Vielen Dank«, presse ich schliesslich hervor und schiebe den Stapel Papiere zusammen, bevor ich die Tasche schultere. Es ist nicht seine Schuld, dass deine Freundin sich total daneben benimmt, Page.

Ich schenke ihm ein kurzes Lächeln, und kurz bevor ich mich zum Drehen umwenden will, bleibe ich schlagartig stehen.

»Darf ich kurz das Telefon benutzen? Bitte? Ich ...Leslie hat mir nichts gesagt. Ich hätte einfach gerne eine Erklärung.«

Der Kerl sieht mich total mitleidig an und mir wird schlagartig bewusst, wie verzweifelt ich wirken muss. Im Normalfall hätte ich jetzt abgewunken und so getan, wie wenn ich gar nicht gefragt hätte. Vielleicht hätte ich auch wenig mit ihm geflirtet. Aber der Typ ist viel zu alt für mich und wenn ich jetzt keine Erklärung kriege, dann werde ich vermutlich die ganze Nacht nicht schlafen. Und beim besten Willen, nein danke.

»Nur wenn du auf Lautsprecher bleibst und keinen Ärger machst.«

Doch bevor ich etwas darauf sagen oder ihm versichern kann, dass ich nichts Dummes machen werde, hat er mir sein Handy schon überreicht. Wow. Ich sehe wahrscheinlich noch verzweifelter aus, als ich mir im Moment vorstellen könnte.

Dankbar greife ich danach und für einen Moment starre ich das kühle Metall in meiner Hand nur ein wenig verzweifelt an. Wie soll ich Leslie denn fragen, wieso sie mich im Stich gelassen hat? Ich meine, mein Leben hängt ja nicht von dieser Party ab und genau genommen haben wir uns ja nur für diesen Freitagabend verabredet. Und ja, ich weiss selbst, dass es schon nach zwölf Uhr und somit Samstag ist. Aber gleichzeitig hat sie mich nicht gewarnt. Ich habe sie kein einziges Mal gesehen und sie hätte wenigstens etwas sagen können, bevor sie verschwunden ist. Denn beste Freundinnen lassen sich nicht einfach stehen.

Also öffne ich schnell die Telefon-App und gebe Leslies Handynummer ein. Wenigstens kenne ich die noch. Ich habe schon viel zu oft einfach jemanden anrufen müssen, nachdem ich mein Handy vergessen habe und da habe ich mir ihre einfach gemerkt.

Wie das wohl laufen wird 🤔?

Was haltet ihr bisher von Leslie? Ist sie eine gute Freundin oder eher doch nicht?
Lasst eure Meinungen doch in den Kommentaren da!

Ich wünsche euch noch einen schönen Abend und bis zum nächsten Kapitel 💖.

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