𝘷𝘪𝘦𝘳𝘻𝘦𝘩𝘯 [IN ÜBERARBEITUNG]

Da das Glück einfach nicht auf meiner Seite zu sein scheint, finde ich kein leeres Zimmer vor, sondern werde direkt von dem hellen Licht darin geblendet. Ich schliesse die Tür hinter mir und starre das Mädchen vor mir so überrascht an, dass dieses Gefühl die heisse Wut in mir sozusagen mit kaltem Wasser überschüttet.

Sie hat rote Kringelhaare und grüne Augen, die mich nervös mustern. Sie ist vielleicht ein Jahr jünger als ich und total dünn. Sie ist auch ein wenig grösser, aber trotzdem ungefähr halb so dünn. Sie sollte dringend mal etwas Anständiges essen.

Aber einmal ganz davon abgesehen; Wie ist sie in mein Zimmer gekommen und wieso starrt sie mich an, als wäre ich ihre letzte Hoffnung? Denn ich könnte mit meiner Mordslaune gerade einen Wald anzünden. Oder gleich mehrere. Aber das geht ja nicht, weil wir die grünen Dinger ja zum Atmen brauchen.

»Wer bist du und was machst du hier?«, frage ich schliesslich. Sie sieht mich misstrauisch an, fast so als wäre das hier ihr Zimmer und nicht meins. Jetzt darf ich mich auch noch mit ihr herumschlagen. Toll.

»I-ich heisse...ähm...ich heisse Audrey«, stottert sie etwas unbeholfen und meidet dabei meinen Blick. Das ist merkwürdig. Ich verschränke die Arme vor der Brust. Ich brauche da schon ein bisschen mehr Informationen.

»Und ich verstecke mich hier«, fügt sie schliesslich hinzu. Innerlich stöhne ich auf. Bitte nicht. Sie sieht zwar nicht wie eine Drogendealerin aus, aber ich möchte trotzdem keine sonstige kriminelle Menschen in meinem Raum haben.

»Ich...mein Ex-Freund stalkt mich und ich kann sonst nirgends vor ihm weglaufen.«

Wie bitte? Das ist defintiv unerwartet gekommen.

»Wieso gehst du dann nicht? Ich bin mir sicher, dass du in diesem Fall die Party verlassen dürftest.«

Da hätte Brexon sogar mich gehen lassen. Auch wenn er mein Leben offensichtlich zur Hölle machen möchte. Sonst hätte er mich auch so gehen lassen.

»Wenn ich ... ich habe nicht wirklich ein sicheres Zuhause. Ich würde ins offene Messer laufen. Das...würde nicht gehen. Darf ich bleiben? Bitte? Ich mache auch ganz sicher keinen Ärger. Versprochen.«

Im Normalfall hätte ich jetzt nein gesagt oder zu lachen begonnen. Aber mit dem Alkohol, der durch meine Adern pulsiert und dem verzweifelten Ausdruck auf Audreys Gesicht kann ich nur seufzen. Ich bin müde und ich will duschen, denn das ist ein richtig beschissener Tag für mich gewesen.

»Von mir aus. Ich schlafe auf der Fensterseite des Bettes. Wenn du auf meine Bettseite kommst, haben wir ein Problem. Oder ich schmeisse dich raus, je nach dem, was für ein Motiv du gehabt hast. Kapiert?«

Audrey sieht mich für einen Moment lang ungläubig an, bis sie aufquietscht und ihre dürren Arme um mich schlingt.

»Danke, danke, danke!«, ruft sie, wie wenn ich ihr gerade die Lösungen zur Abschlussprüfung überreicht hätte und das ihre einzige Möglichkeit zum Bestehen gewesen wäre.

Ich unterdrücke ein Seufzen und tätschle ihr den Rücken, damit sie sich von mir löst. Sonst komme ich vor vier Uhr morgens nicht ins Bett. Und dann kann ich Brexon nicht mehr nerven. Und ja, das ist mein neuer Plan. Ich lasse ihn seine Entscheidung bereuen. Wenn er mich schon nicht gehen lässt.

Nachdem Audrey dann schlafen gegangen ist, komme ich endlich ins Bad. Mit der Tasche, die Leslie für mich vorbereitet hat. Mein Kiefer zuckt und ich ziehe es ernsthaft in Betracht, einfach in meinem Kleid schlafen zu gehen. Dann fällt mir aber wieder ein, was für eine unverschämte Summe ich dafür gezahlt habe und ich verziehe einfach mein Gesicht. Wir werden ja sehen, was sie eingepackt hat.

Ich öffne den Reissverschluss und in meinem ganzen Leben bin ich noch nie so komisch drauf gewesen, weil Leslie mich kennt. Sie hat mir Sportsachen und mein Lieblingspijama eingepackt. Dazu noch Ersatzkleidung und einen Bademantel. Sie hat sogar meine Lieblingszahnpasta eingepackt. Ich schätze, es tut einfach so weh, weil ich ihre Motive überhaupt nicht gekannt habe.

Ich meine, sie ist keine Mörderin und grundsätzlich hat sie mir direkt auch nichts getan. Sie möchte Meggie einfach nicht. Und das nur, weil Meggie ein Mädchen ist, welches teilweise meine Ruhequelle ist und ich mich bei ihr so richtig ausheulen kann, ob es nun um männliche Probleme oder Sonstiges geht.

Und ja, mit meinen einundzwanzig Jahren habe ich schon den einem oder anderen Freund gehabt, wobei jede Beziehung eine Enttäuschung gewesen ist oder nur materiell bedingt. Das ist eben so, wenn man so reich ist wie ich es bin. Wie meine Eltern es sind. Aufmerksamkeit kommt teilweise mit den negativsten Hintergrundgedanken.

Wenigstens habe ich nie einen von diesen Idioten richtig geliebt. Ich habe zwar mit praktisch jedem ein wenig herumgefummelt oder geknutscht, ein paar Geheimnisse geteilt und traurigerweise habe ich immer gedacht, dass ich sie liebe.

Doch der Herzschmerz danach hat einfach nicht dem Verlust eines Geliebten geglichen. Es ist schade gewesen, dass es vorbei gewesen ist, aber ich habe es überlebt, ohne eine Kiste Eis auszuschaufeln. Für das muss man sich gar nicht trennen. Das mache ich nur, wenn ich Angst habe. So richtig panische Angst, etwas versaut zu haben. Ein wenig merkwürdig, aber total wahr.

Ich schnappe mir einfach schnell mein Pijama und Duschgel, bevor ich das Wasser voll heiss aufdrehe. Kaltes Duschen ist was für Versager. Tut mir leid, aber ich kann nicht nachvollziehen, wie man freiwillig abfriert und dann so tut, als wäre die Welt in Ordnung. Das ist ... noch merkwürdiger, als heiss zu duschen, wenn es draussen total heiss ist und man schwitzt. Aber jedem das seine. Ich muss mich da nicht einmischen, was natürlich nicht bedeutet, dass ich keine Meinung habe.

Tatsächlich ist Duschen fast so befriedigend wie Aviation Cocktails in sich zu kippen. Fast. Aber das reicht mir auch schon. Wenigsten habe ich das Chlorwasser nun von mir abgewaschen und ich kann auch ohne schlechtes Gewissen in die frisch gewechselten Betten gehen.

Als ich dann endlich ungeschminkt, geduscht und bettfertig bin, tapse ich im Zimmer zum Bett, weil ich Audrey nicht wecken möchte. Sie sieht so aus, als würde sie bereits schlafen und auch wenn ich sie nicht kenne und man mit unbekannten Menschen eigentlich kein Zimmer teilen sollte, bin ich froh, dass ich nicht alleine bin.

Ob Audrey wohl böse ist 🤔? Hat jemand eine Theorie über sie und ihre ›Vorgeschichte‹?

Ich würde mich sehr über Meinungen und Kommentare freuen und dann lesen wir uns spätestens nächste Woche wieder ☺️💫

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