𝘧𝘶̈𝘯𝘧 [IN ÜBERARBEITUNG]

Die nächste halbe Stunde verbinge ich tatsächlich dabei, Essen in mich hereinzuschaufeln. Von gesalzenen, knursprigen Garnelen bis zu Nutellacrèpes mit Sahne, Vanilleeis und flüssiger Zartbitterschokolade ist da alles dabei. Ich habe mich alleine an einen Tisch gesetzt und sehe dabei Pärchen zu, die zusammen auf der Tanzfläche tanzen und ihre Zeit geniessen. Die einen trinken dabei Shots, was sie lauter lächen, heller straheln oder sie leidenschaftlicher küssen lässt. Aber allem voran finde ich es beeindruckend, wie friedlich es ist. Es gibt niemanden, der zu betrunken ist, keinen Zickennrieg und keine Sicherheitsprobleme. Es ist einfach schön.

»Du bist alleine«, stellt Trisha fest, als sie sich mir gegenüber auf einen der Stühle fallen lässt und mich neugierig anstarrt. Ihr feindseliger Ausdruck von vorher ist dabei nicht mehr zu erkennen. Stattdessen lässt sie ihren Blick über all die leeren Teller schweifen und zieht überrascht ihre Augenbrauen zusammen, während ich mich zufrieden in meinem Stuhl zurück lehne. Das hat gepasst.

»Ja. Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir jemanden zu suchen, dem ich den ganzen Abend lang auf die Nerven gehen kann.«

Und ich habe auch nicht gesucht...

Dabei verschränke ich meine Arme und lasse mich tiefer in den Stuhl sinken. Das hier ist definitiv der Himmel. Anders kann ich mir es nicht erklären und ich bin mir auch sicher, dass ich das gar nicht möchte. Trisha lacht leise und wirft dabei ihre blonden Haare zurück, als hätte ich tatsächlich etwas Witziges gesagt. Habe ich das? Ich weiss es gar nicht mehr? Vielleicht kreiert ein voller Magen vergessliche Menschen. Wer weiss das schon?

»Ich bin mir jedenfalls sicher, dass du da jemanden gefunden hast«, spricht sie in Rätseln, worauf ich meine Stirn runzle. Sie sieht mich dabei so erwartungsvoll an, dass ich mein Runzeln nur vertiefen kann. Ich habe keine Ahnung, von wem sie da spricht. Ehrlich. Also zucke ich nur mit den Schultern und nehme einen Schluck Wasser für meinen Magen. Alkohol trinken kann ich ja noch später. Denn so weit ich weiss ist jetzt ungefähr elf Uhr abends. Die Nacht ist noch jung.

»Komm schon, Page. Als ob dir das nicht aufgefallen ist. Es ist so offensichtlich, dass dir Brexon schon fast die ganze Zeit beim Essen zusieht.«

Dabei deutet Trisha mit ihrem Kinn auf einen Punkt hinter mir und ich bin mir fast ganz sicher, dass dort der besagte Brexon sitzt. Na toll. Es hat gerade noch gefehlt, dass mir ein Kerl wie er beim Essen zusieht, während ich wie ein Schwein beinahe schon wahllos Essen in mich hereinschaufle.

Trotzdem drehe ich mich nicht zu ihm um, was Trisha zu überraschen scheint. Aber er muss ja nicht wissen, dass wir über ihn gesprochen haben.

Die Frage ist nur, wieso Brexon Dillon in so einem riesigen Klub ausgerechnet mich ansehen sollte. Das macht absolut keinen Sinn, ausser natürlich, dass er vom Artikel herausgefunden hat und mich nun rauswerfen möchte.

»Ich bin beeindruckt«, fährt Trisha fort. »Du drehst dich nicht einmal um. Das schaffen nicht viele Mädchen.«

Ich zucke mit den Schultern. Ich habe heute schon mit Brexon gesprochen. Er ist ein Rockstar und ich bin - in meinen zukünftigen Plänen zumindest - eine Journalistin. Ich habe absolut kein Interesse an einem Flirt mit einem Typen wie Brexon. Das ist nicht gesund und ausserdem möchte ich so einer bekannten Person nicht nachtrauern, einfach weil ich meinen gesunden Menschenverstand ausgeschaltet habe.

»Ich kenne ihn nicht einmal. Es gibt nicht wirklich viel zu sehen, ausserdem gibt es genügend andere Leute auf dieser Party. Er wartet wahrscheinlich einfach darauf, dass ich die nächste Dummheit anstelle.«

Trisha schnaubt und zwirbelt sich dabei eine Haarsträhne um ihren Finger. Sie hat übrigens hübsche Nägel. Das ist mir bisher nicht aufgefallen. Hellblauer Lack glänzt auf mandelförmigen Fingernägeln und passt perfekt zu ihren Augen. Dabei glitzern sie noch ein wenig, je nachdem wie man sie im Licht hält. Ich dagegen habe auf meine schwarzen Nagellack aufgetragen, der im Licht einfach glänzt.

»Sein Blick sagt etwas ganz anderes. Ausserdem ist doch nichts dabei. Ein Flirt. Ein bisschen Tanzen. Ich meine, das ist immerhin Brexon Dillon. Weisst du wie viele Mädchen für solche Aufmerksamkeit töten würden? Ich glaube, er wäre froh, wenn du ihn auch nur eine Sekunde lang so ansehen würdest wie das Essen, dass du verschlungen hast.«

Ich seufze, allerdings bin ich trotzdem überrascht. Trisha ist so nett zu mir. Ich meine, ich habe es einfach nicht verdient, auch wenn ich mich entschuldigt und ihr die Situation erklärt habe. Ich bin dafür verantwortlich, dass die Hände ihres Freundes in Scherben gebadet haben und jetzt sitzt sie da und unterhält sich mit mir, als wären wir Freundinnen.

Ich bin einfach überrascht und das im positiven Sinne. Normalerweise stempeln mich die meisten als eine verwöhnte Göre ab und das einfach, weil sie mich gesehen haben. Die Art, wie ich mich kleide. Ich meine, es tut mir leid und ich verbrauche normalerweise auch nicht viel Geld, aber meine Kleidung muss gut aussehen.

»Ich habe eben Hunger gehabt!«, verteidige ich mich halbherzig. Vielleicht möchte ich aber auch nur von Brexon ablenken. Trisha lacht ungläubig auf, doch bevor sie noch etwas sagen kann, taucht Will auf und drückt ihr einen flüchtigen Kuss auf die Lippen, bevor er sich neben sie setzt.

»Wieso starrt Dillon in unsere Richtung?«, fragt er und verhindert sobei die Ablenkung. Trishas Augen beginnen vor Schalk zu leuchten, wahrscheinlich um mir zu zeigen, dass sie nicht die Einzige ist, die etwas bemerkt hat. Ich rolle mit den Augen.

»Er möchte wahrscheinlich mit der Schönheit vor dir tanzen«, erklärt sie Will. Dieser runzelt nur verwirrt die Stirn.

»Wieso sollte er mit dir tanzen wollen? Er weiss nämlich, dass wir zusammen sind.«

Trisha sieht ihren Freund genervt an und verpasst ihm spielerisch einen Klaps.

»Er möchte mit Page tanzen.«

»Möchte er nicht«, halte ich dagegen und trinke einen weiteren Schluck von meinem Wasser. Vielleicht muss ich dann aufs Klo und kann dieser Konversation entkommen.

»Oh. Oh. Das macht viel mehr Sinn. Das passt von seinem Frauengeschmack wahrscheinlich auch besser«, sagt er, was ihm einen weiteren bösen Blick einbringt.

»Komm schon, Babe. Sei nicht beleidigt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er auf Mädchen steht, die single sind und sich so« - Will wedelt mit einer Hand vor meinem Gesicht herum - »anziehen.«

Trisha sieht mich mit einem Blick an, der so viel wie mein-Freund-hat-nicht-mehr-alle-Tassen-im-Schrank bedeuten sollte. Ich kann mir ein Grinsen irgendwie nicht verkneifen. Die beiden sind süss. Vielleicht sogar zu süss. Und es ist witzig, dass wir uns jetzt irgendwie zu verstehen scheinen.

Ein neues Lied beginnt zu spielen und ich hätte es wahrscheinlich gar nicht gemerkt, wenn Trisha und Will nicht gleichzeitig ›das ist unser Song!‹ gerufen und somit die Flucht auf die Tanzfläche ergriffen hätten.

Aber damit lassen sie mich alleine und zum ersten Mal nachdem ich heute etwas gegessen habe, wage ich es, mich umzusehen und tatsächlich Brexon zu entdecken. Und Trisha hat recht gehabt: sein Blick liegt tatsächlich auf mir. Gezielt.

Das ist das letzte Kapitel für heute Abend ☺️
Ich hoffe es hat euch gefallen, denn mit Page und Brexon wartet noch eine Menge auf uns.

Gute Nacht euch allen

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