36 [IN ÜBERARBEITUNG]
Audrey hat sich ebenfalls umgezogen, allerdings hat sie eine meiner zerrissenen Jeans, schwarze Boots und einen Rollkragenpullover derselben Farbe gewählt. Schlicht, aber schön. An ihren Lippen zupft ein Lächeln, sobald sie mich erblickt, allerdings spart sie sich ihren Kommentar, weil ihr Blick sowieso Bände spricht. Sie vermutet, dass ich mich wegen Brexon so aufgepeppt habe.
Ich rolle innerlich mit meinen Augen, doch ein Teil von mir gibt ihr schon ein wenig Recht. Seine Reaktion interessiert mich eben schon.
»Wollen wir?«, frage ich Brexons Schwester, die sofort nickt und die Fernbedienug auf den kleinen Nachttisch neben dem Bett legt, ehe sie sich zu mir an die Tür gesellt.
»Na klar. Ich kann mir die Reaktion meines Bruders ja auf keinen Fall entgehen lassen.«
Audrey zwinkert mir zu, ich schnaube, doch dann lassen wir das Thema fallen und reden über Gott und die Welt, bis wir unten ankommen. Ich gebe mir Mühe, mich nicht zu verspannen, denn trotz allem hat die Aktion gestern mir ein klein wenig Angst bereitet. Jemandem die Schulter aufzuschlitzen ist nicht unbedingt genau das, was in einem Hotel mit so vielen Leuten möglich sein sollte.
Aber der Duft von Essen, der in dem Moment zu uns rüberschwappt, beruhigt mich weitgehend, genau wie auch der Fakt, dass es nicht so viele Leute hier hat. So kann ich den Überblick schön behalten. Genau wie ich auch Bethany und Brexon ausmachen kann. Und wie sie gemeinsam an einem Tisch sitzen. Will und Trisha sind noch nicht da, also haben wir keine Wahl. Ich nehme nämlich an, dass Audrey gerne mit ihrem Bruder sitzen würde.
»Ich mag dieses Mädchen einfach nicht. Sie ist merkwürdig. Und sie schmeisst sich total an meinen Bruder ran, obwohl sie offensichtlich nur eine lästige Fliege ist.«
Audrey bläht ihre Nasenflügel und ich muss grinsen, weil ich es so amüsant finde, dass sie sich aufregt. Wenigstens scheinen wir ähnlicher Meinung zu sein.
»Holen wir uns erst mal was zu Essen? Ich habe schon seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen.«
Und noch dazu hat mir die ganze Sache gestern meine letzte Energie geraubt, also muss ich meinen Magen dringend wieder füllen.
»Jap. Ohne Essen überleben wir Beth vermutlich nicht«, scherzt Aud, was mich zum Lachen bringt. Wenn sie gerade keine Angst hat, ist sie so ein offener und fröhlicher Mensch.
Bei der Essensausgabe werde ich mir zum ersten Mal wieder meiner Schmerzen bewusst. Ich hantiere praktisch nur mit einer Hand, da die Bewegung in meinem Arm ein Ziehen in die Schulter schickt, worauf ich jedes Mal mein Gesicht verziehen muss. Damit Audrey nichts ahnt, lasse ich das also lieber bleiben.
»Nimmst du mir einen Schoko-Milchshake?«, frage ich Aud also und klimpre dabei unschuldig mit den Wimpern, worauf sie mit den Augen rollt.
»Nö.«
»Bitte, bitte, bitte, Audrey. Du gehst jetzt sowieso an den Tisch und allen Anscheines willst du nichts Trinken. Ich weiss nicht, ob ich noch einen Teller nehme.«
Audrey zieht ihre Augenbrauen in die Höhe. »Das ist dein Frühstück, Page. Wie viel Essen möchtest du denn in dich hereinschaufeln?«
Ich zucke mit den Schultern - zumindest mit einer, weil die andere ja wehtut. Grundsätzlich brauche ich einfach etwas für den Magen. Dass es hier so eine tolle Auswahl hat, ist nur ein Bonuspunkt. Ausserdem eilt die Zeit nicht - zumindest für mich nicht - und ich kann ruhig eine Stunde hier sein und mein Leben geniessen. Mein Leben ist normalerweise nicht so ausgelassen und entspannt, und jetzt, wo es einmal so ist, geniesse ich es auch. Oder so sieht der Plan aus.
Schliesslich seufzt Audrey und nimmt mir einen Shake. »Dieses eine Mal.« Ich schenke ihr mein bestes Lächeln, welches vermutlich wirklich nur Dankbarkeit ausstrahlt und wende mich wieder dem Essen zu. Doch ich kann mich nicht einmal zwischen den Donuts oder Muffins entscheiden, als ich wieder Gesellschaft kriege. Es ist der Rockstar höchstpersönlich.
Für eine Weile steht er einfach neben mir und sieht mir dabei zu, wie ich meinen Blick über die Delizien schweifen lasse. Dann seufzt er allerdings, während er seinen Blick offensichtlich über mich scheifen lässt und an der Schulter hängen bleibt.
»Wie geht es deiner Schulter?«, will er wissen und nimmt mir sanft den Teller ab, ehe er mir einen Donut, der in Zimtzucker gehüllt ist, darauflegt.
»Gut. Aber ich teile den Teller nicht mit dir«, bemühe ich mich möglichst höflich zu sagen, denn ich will nicht streiten, aber wenn es ums Essen geht, kenne ich keinen Spass.
Brexon grinst leicht und schüttelt den Kopf, ehe er ein Eclair mit Schokoguss auf den Teller legt. Ich lege den Kopf schief, weil ich die Teile eigentlich liebe, aber ich möchte trotzdem nicht, dass Brexon mein Essen klaut.
»Schau nicht so böse, Peanut. Die Sachen sind für dich. Ich bin nicht hier, um mit dir zu streiten oder dich zu ärgern. Wir sollten unseren Keil mittlerweile begraben haben, oder nicht?«
Ich zucke mit den Schultern, ehe mir bewusst wird, was Brexon gerade zu mir gesagt hat. Er ist nett gewesen uns das schätze ich extremst. Vor allem, seit wir praktisch dieselben Gedanken gehabt haben. Scheint so, als wäre unsere kleine Auseinandersetzung damit vergessen.
»Wie sieht es mit Bethanys Projekt aus?«, wechsle ich also das Thema und lasse meinen Blick über die Früchte schweifen. Von Ananasstückchen, über Apfelschnitze und Kirschen ist alles dabei. Die Köche hier sind wirklich Meister der Anrichtung.
»So weit so gut. Sie hat endlich eine Spur und sie wird diese verfolgen. Wie hast du es geschafft, dass meine Schwester da ist?«
Ich zucke mit den Schultern. »Ich schätze, ich habe dir die Wahrheit überlassen. Ausserdem kann ich nicht auf Audrey aufpassen, wenn sie sich in unserem Zimmer verkriecht.«
Brexon runzelt verwirrt die Stirn, ehe sich ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitet. Ganz vergessen von dem Funkeln in seinen Augen, welches mein Herz sofort schneller schlagen lässt.
»Du gibst der ganzen Sache also doch eine Chance?«
»Keine Ahnung. Mal sehen, wie sich die Situation entwickelt. Ich vertraue Bethany nicht, du aber schon. Du wirst deine Gründe haben und vorerst vertraue ich dir.«
Dass er das eigentlich gar nicht verdient hat, und ich es eher aus Instinkt mache, lasse ich dabei weg. Ich kann meine Entscheidung später ja auch noch bereuen.
Ich melde mich heute mal wieder mit Kapiteln...☺️ und zwar mit 3en, weil ich heute die 300 Follower geknackt habe 🤩, also VIELEN DANK DAFÜR und viel Spass beim Lesen ❤️
[TRIPLE-UPDATE 1/3]
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